bewegt hat, aus den unmittelbarsten Quellen authentische Kunde zu er-langen: es war eine unerwartet reiche Fundgrube, die sich mir in Simancas durch die Liberalität Se. Excellenz des Herrn Kultusministers von Mühler erschlossen hat. Aber noch ein Weiteres geschah. Nicht allein für mich, sondern für die deutsche Wissenschaft überhaupt bleibenderen Gewinn zu ermöglichen, war unsere Regierung bereit. Während der Arbeit hatte es sich mir doch mehr und mehr gezeigt, wie wünschenswerth es sein würde, wenn wenigstens für eine begrenztere Aufgabe die Akten selbst veröffentlicht werden könnten. Der Plan, den ich da dem Herrn Minister vorlegte, die Spanischen Staatspapiere zur Deutschen Ge= schichte seit dem Augsburger Religionsfrieden sammeln und nachher abdrucken zu lassen, wurde genehmigt; und auch zu diesem größeren Unternehmen wurden bereitwilligst mir weitere Mittel zugestanden. Ich denke, es ist in der That kaum erforderlich, noch besonders auszusprechen, wie warmen Dank ich dem Kgl. Staatsministerium, vor Allem aber Se. Excellenz Herrn von Mühler schulde: wenn ich aus diesen spanischen Quellen irgend etwas von Bedeutung zu unserer historischen Kenntniß habe beitragen können, so verdanke ich dies allein der hohen Liberalität, die mir die Wege und Mittel zu diesen Quellen beschafft hat: möge der Herr Minister den schlichten Ausdruck meines lebendigsten Dankgefühles auch von dieser Stelle freundlich entge= gen nehmen. Vom Juli 1862 bis September 1863 habe ich in Simancas gearbeitet; ein vorübergehender Aufenthalt in Madrid brachte mir Manches hinzu; und zuletzt konnte ich noch in Paris die in den Archives de l'empire zurückgehaltenen Theile des spanischen Staatsarchives zur Ausfüllung der Lücken benutzen. So hatte sich mir ein reiches Material angehäuft und damit auch der Plan meiner Arbeiten näher festgestellt: jener Aktensammlung zur Deutschen Geschichte wird eine ausführliche Geschichte Philipps II. von Spanien zur Seite gehen. Aber schon während der Arbeit in Simancas, sobald ich nur etwas tiefer in die Geschichte der spanischen Politik eindrang, trat mir die Nothwendigkeit vor Augen, auch den Ausgang der Regierung Karls V. noch einmal zu revidiren. Ich griff auch diese Partie im Archive an, und war so glücklich auch hier noch Unbekanntes zu Tage zu fördern.. Bei der Ausarbeitung der gewonnenen Schäße aber erschien diese Zweckmäßigkeit einer weiter begründeten, einleitenden Arbeit über das Ende Karls V. mir in stets hellerem Lichte. Ich konnte wohl einmal schwanken, ob ich meine Resultate in einer Einleitung zur Geschichte Philipps verwerthen oder selbständig vortragen sollte; zulezt aber glaubte ich doch, durch eine selbständige Monographie am einfachsten und sichersten mir meinen Weg zu dem größeren Werke zu bahnen. Der Arbeit selbst habe ich eine Anzahl aus dem Archiv von Simancas geschöpfter Documente angehängt; ich möchte zu ihnen das Eine hier noch bemerken, daß ich zur Zeit der Arbeit in Simancas die Absicht einer Veröffentlichung auch dieser Akten nicht hatte: daher erklärt es sich, wie so vielfach aus wichtigeren Stücken nur einzelne Stellen copirt sind, wie daher diese Mittheilung des Wortlautes nicht in gleichmäßiger Ausführlichkeit, nicht nach scharf bestimmtem Prinzipe hat erfolgen können. Dies Buch behandelt einen Gegenstand, der gerade in den Epoche machenden Arbeiten des verehrtesten Meisters deutscher Geschichtschreibung schon dargestellt worden ist. Wenn es da bei dem größeren Reichthum an Material, das ich neu besessen, nur natürlich ist, daß manche Einzelpartien hier in etwas anderer Weise erscheinen, so ist und bleibt doch die Ansicht der Periode im Großen und Ganzen auch hier noch dieselbe. Und gerade bei diesem Sachverhalt war es mir ein Bedürfniß, auch äußerlich es an den Tag zu legen, für welche Belehrungen ich mich dem großen Vorgänger verpflichtet fühle, mit welcher Hochachtung ich den Meister verehre. Es ist eine hohe Ehre für mich, dieser Schrift den Namen Leopold von Ranke's vorseßen zu dürfen. Meine Arbeit hat noch sonst manche dankenswerthe Förderung erfahren. Schon in Simancas habe ich gleichzeitig mit Herrn Bergen roth gearbeitet, der dort die englisch-spanischen Beziehungen im 16. Jahrhundert zum Gegenstand eingehender Studien gemacht hat. Nicht nur daß der persönliche Verkehr in der Dede des spanischen Dorfes lebendige Anregung bot; auch die Gebiete unserer Arbeiten berührten sich oft so nahe, daß eine gegenseitige Mittheilung nur vortheilhaft werden konnte. Gerade diejenigen Fascikel, welche die mir so wesentliche Correspondenz mit Rom (im Anhang V) enthielten, hatte Herr B. vor mir gesehen, auf Manches in denselben mich hingewiesen, aus seinen Copien Manches mich außerhalb der Archivstunden benutzen lassen. Aber es wäre nicht möglich, namentlich Alle diejenigen zu nennen, die diesen Arbeiten sich geneigt und hülfreich bewiesen haben. Allen Gönnern und Freunden sei hierdurch aufs Beste gedankt. Nur die wirksame Unterstüßung der Archivbeamten in London, Paris, Madrid und Simancas darf ich nicht übergehen; ganz besonders bekenne ich mich dem Direktor von Simancas, Don Manuel Garcia Gonzalez für unzählige Gefälligkeiten verpflichtet. Auch den Bibliotheksverwaltungen von München, Göttingen und Berlin, die mir bei den Lücken der hiesigen Universitätsbibliothek stets aushalfen, sowie dem Custos der hiesigen Bibliothek, Herrn Dr. Klette, spreche ich noch meinen ganz besonderen Dank aus. Bonn, im April 1865. W. M. Einleitung Inhalt. 1. Karl V. und die deutschen Protestanten bis 1529 1-5 Karls Kaiserwahl und Ausbruch der Reformation. 6. 7. - Der Wormser Reichs- tag. 8. 9. Ausbreitung der Reformation. 10. Papst Hadrian VI. 11. Papst Clemens VII. 11. 12. Reichstag von 1524. 12. — Forderung eines Conziles. 13. Verflechtung deutscher und italienischer Ereignisse. 13. 14. Karls Absichten nach dem Sieg von Pavia, 15, durch Papst Clemens gestört. - 1529 18. 2. Die erste Aktion Karls gegen die Protestanten. 1530 - -- 19-35 Conzil und Karls Politik nach dem Friedensschluß mit dem Papst und mit Frankreich. 20. — seine geistlichen Absichten. 21. 22. — Campeggio's Rathschläge. 23. — Augsburger Reichstag. 24. Vergebliche Verhandlung, Kriegsidee. 25. Krieg für 1531. 25. 26. Die Allianz mit Frankreich. 26. 27. friede von 1532. 28. Franz' und Clemens' Intriguen gegen Karl. 29. Verhandlungen 1534-1536. 30. Neuer Krieg mit Franz und neue Conzessionen an die Protestanten. 31. Verhältniß zu den Farneses. 32. Sendung Held's. 33. Spannung in Deutschland. 34. Stillstand von - 3. Die friedlichen Mittel einer Religionsvergleichung 1538 36-57 Der Stillstand von Nizza 1538. 37. — Allianz in Aiguesmortes. 39. Zutritt des Papstes zu dem Bunde. 40. Friedliche Politik in Deutschland. 41. Religiöse Bewegung in Italien. 42. 43. Frankfurter Anstand, 44, vom Bapst getadelt, von Karl angenommen. 45. Charakter der französischen Allianz. 1540. 46. Verhandlungen. 47. Religionsgespräche 1541. 48-50. Französische Feindschaft. 51. Vorläufiger Verhandlungen zwischen Kaiser und Französischer Krieg. 1543 und 1544. 56. Friede von - 4. Die Liga von Kaiser und Papst 1545 -- ---- - 58-68 Das Prinzip Karls in der reformatorischen Frage. 58. Die politischen Rück- sichten. 59. 60. Die äußersten Conzessionen an die Protestanten. 61. Annäherung der Farneses. 62. - Die Lage 1545. 63. — Reichstag von Worms 64. Farnese in Worms beräth und beschließt die Liga mit dem Kaiser. 64. 65. Die Bedingungen derselben. 66. Aufschuß des Krieges. 67. 69-81 Nothwendigkeit des Conziles für die katholische Kirche. 69. — Berufungen dessel- 73. Conzil und Reichstag. 73. Karls Absichten. Papstes. 75. Eröffnung im Dezember 1545. 76. Die Differenzen greifen sofort ein. 77. Die Spanier in Trident. 78. Karl will die Dogmen noch zurückhalten, 79, aber trotz seiner Einsprache geht die Erbsünde“ durch. 6. Der Schmalkaldener Bund - 82-95 Territorialität der Reformation in Deutschland. 82.83. - Die Idee eines protest. Bundes 1529. 83. Nach dem Reichstage wird der Bund zu Schmalkalden geschlossen. 84. Politische Lage desselben, 85, stufenweise Machterweiterung, 86, kräftige Bedeutung 1539. 87. 88. Europäischer Bund gegen Karl. 89. Verbindung der Protestanten mit Karl. 89. 90. Joh. Friedrich, Philipp, Moritz. 90. 91. Fehler der Protestanten, 92; ihre Verblendung 93, ihre -- - - 96-111 Letzte Verbandlungen zwischen Kaiser und Papst. 98. — Leztes Zögern Karls. 99. Berathungen des Staatsrathes. 100, Soto. 100. 101. Des Kaisers Verbündete in Deutschland: Bayern, 102, die Markgrafen Hans und Albrecht, 103, Herzog Moritz 104. 105. Der Reichstag in Regensburg. 106. Anfang des Krieges. 107: war es ein Religionsfrieg? 107. 108. 109. Der Feldzug im Herbst 1546. 110. 111. 8. Auflösung der Liga von Kaiser und Papst, November 1546. 112-126 Karls Bedürfniß nach dieser Liga. 112.- Des Papstes italienische Fürstenpolitik. 113. Mailändische_Frage. 114. Gonzaga. 115. 116. Differenzen. 117. Das Justificationsdogma. 118. Karls Klagen über Nichterfüllung des Vertrages 120. Die spanische Steuerfrage. 121. Karis Säcularisationsplan. 123. Trennung von Papst und Kaiser. 123. Regungen einer europäischen Opposition gegen Karl, 124. — Französische Be- - 9. Entscheidung in Krieg und Conzil. Frühjahr 1547 Conziliare 127-146 Unterwerfung von Süddeutschland. 127. 128. — Karls politische Haltung. 129. Neue Verhandlungen in Rom, 130, auch über die Säcularisation. 131. Die Spannung wächst. 132. Fiesto's Attentat. 133. Karls Drohungen gegen Franz. 134. — Einfluß dieser politischen Ereignisse auf das Conzil. 135. Der Gegensatz zwischen Papst und Kaiser in den Verhandlungen des Conziles. 136. Reformprojekte der Spanier. 137. - Translation des Conziles. 138. Karls Feldzug in Sachsen. Sieg bei Mühlberg. 141. Unterwerfung Conzilfrage. 152. 153. 154. Störung dieser neuen Eintracht. 155. Gon= zaga's Vorgehen gegen die Farneses. 156. 157. Verschwörung in Piacenza. Annexionsgelüfte Gonzaga's. 159. Ermordung des Herzogs von Piacenza. 160. Berhalten der Parteien nach diesem Akte. 161. Guise's Auftreten in Rom. 162. Päpstlich-französische Liga. 163. Gefahr eines 11. Charakter und Tendenzen Karls V. - 165-174 Karls Jugend. 166. Allmälige Entwicklung in Spanien. 167. Selbständigkeit als Herrscher. 168. Karls Minister. 168. Die lokalen Regierungen. 169. Militärische Leistungen. 170. Diplomatische Thätigkeit. 170. 171. Charakter- eigenthümlichkeiten, polit. Ideal 171. Religiösität. 172. Religiös politische Tendenzen seiner Regierung. 172. 173. Mittel und Zwed. 173. 174. 175-200 - |