Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

9647

Livices, Tetes

TITI LIVI

AB URBE CONDITA

LIBRI

ERKLÆRT

VON

W. WEISSENBORN.

ERSTER BAND:

BUCH UND II.

FÜNFTE VERBESSERTE AUFLAGE,

BERLIN,

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.

1871.

Recax 1-7-55 MFP

VORWORT.

Seit dem Erscheinen der dritten Auflage der vorliegenden Bücher im J. 1861 ist weniger die Kritik des Livius gefördert als die Bedeutung und der Werth seines Werkes für die Geschichte, sein Verfahren bei der Bearbeitung desselben, seine Ansichten und sein Verhältniss zu anderen Historikern genauer untersucht und fester bestimmt worden. Daher konnten mehrere Punkte der Einleitung besonders nach den gründlichen und scharfsinnigen Untersuchungen von H. Nissen und C. Peter, den Arbeiten von Th. Pluess und O. Fabricius schärfer als es früher geschehen war, entwickelt werden. In der Gestaltung des Textes habe ich nur wenige Veränderungen vorgenommen, nicht als ob ich glaubte, dass alle Verderbnisse der beiden Bücher geheilt und alle Schwierigkeiten beseitigt seien, sondern weil mir von den Verbesserungsvorschlägen, die in der neuesten Zeit für einzelne, namentlich mehrere vielbesprochene Stellen gemacht, und zum Theil wenigstens mit nicht geringer Praetension, vor der selbst Madvig oft keine Gnade findet, angepriesen worden sind, nur wenige treffender und passender als die schon bekannten, manche ganz verfehlt erschienen. Für die Spracherklärung boten theils die Untersuchungen von Wölfflin und die zu meinem Bedauern mir erst nach dem Beginne des Druckes zugänglich gewordenen Abhandlungen von Hildebrand Beiträge zum Sprachgebrauche des Livius 1865 und Kleine de genitivi usu Liviano 1865 mehrere Verbesserungen, theils gaben die erneute Behandlung der Bücher in der Schule und die Rücksicht auf die Bedürfnisse der Lernenden manche Veränderungen an die Hand, theils forderte die vor Kurzem erschienene Ausgabe des ersten Buches von J. Frey zu sorgfältiger Prüfung auf. Die Sacherklärung ist durch die neuen Untersuchungen von Th. Mommsen in dem Corpus inscriptt. latinarum, den Forschungen und der römischen

Geschichte (4. Auflage), Lange römische Alterthümer (2. Auflage), Marquardt u. A. gefördert worden. Ausserdem haben mich durch werthvolle, schriftliche Mittheilungen über Kritik und Erklärung Herr Director Dr. Heerwagen in Nürnberg und Herr Professor Dr. Kraz in Stuttgart auf das Freundlichste unterstützt, wofür ich Beiden meinen aufrichtigen Dank ausspreche. Ich füge nur noch den Wunsch hinzu, dass auch durch die gegenwärtige Bearbeitung die Ausgabe brauchbarer und zweckmässiger und der freundlichen Aufnahme, welche sie bisher gefunden hat, würdiger möge geworden sein.

Eisenach im Februar 1866.

Weissenborn.

ZUR FÜNFTEN AUFLAGE.

Auch in den letztverflossenen Jahren hat die Kritik der beiden folgenden Bücher des Livius keine bedeutenden Fortschritte gemacht; ich habe daher im Texte nur wenige Veränderungen vorgenommen, jedoch die Bemerkungen Vielhabers, Weinkauffs u. A. zu einzelnen Stellen beachtet, für die Erklärung in sprachlicher oder sachlicher Beziehung die Untersuchungen von Kühnast, Anton, Frey, O. Schmidt, Mommsen, Nitzsch, Plüss, Rubino u. A. dankbar benutzt, und bedauere das Werk von H. Peter Historicorum Romanorum Relliquiae erst kennen gelernt zu haben, als die Einleitung bereits gedruckt war. Dagegen war mir das Heft des philologischen Anzeigers, in welchem der Herausgeber seine entschiedene Missbilligung der zu raschen Folge neuer Auflagen ausspricht, schon vor dem Beginn des Druckes bekannt, aber im Interesse der Schule habe ich mich nicht entschliessen können, dem dort gegebenen Rathe gemäss die Veränderungen und Erweiterungen der neuen Auflage auf einem oder einigen Bogen besonders drucken zu lassen; es hätte dann entweder die frühere Ausgabe unverändert wiederholt und im Texte auf die als Anhang hinzugefügten Abänderungen verwiesen oder die letzte Auflage unvollständig abgedruckt, die umgestalteten Stellen im Texte weggelassen und als Ergänzungen am Ende hinzugefügt werden müssen. Beides schien mir unpraktisch. Am Besten wäre es freilich, wenn überhaupt Veränderungen nicht nöthig wären; aber der Herausgeber des Philologischen Anzeigers ist selbst gerecht genug anzuerkennen, mit wie vielen Schwierigkeiten die

Erklärung des Livius verknüpft ist, wie viele Gebiete des Alterthums sie berührt; er wird es daher nicht unangemessen finden, dass die von Vielen immer von Neuem unternommenen Untersuchungen auf denselben, die immer neue Aussichten eröffnen und zu neuen Resultaten führen, da sie von dem Einzelnen entweder nicht oder nicht mit gleichem Erfolge angestellt werden können, von dem Erklärer des Livius, so weit sie diesen betreffen, benutzt werden, damit nicht die Erklärung hinter der Wissenschaft zurückbleibe.

Als bereits der Druck begonnen war, kam das 9. Heft des 2. Bandes des Philol. Anzeigers zu meiner Kenntniss, in welchem der Herausgeber die Art der Erklärung der alten Schriftsteller, wie sie jetzt gewöhnlich ist, einer scharfen Kritik unterzieht; die Anmerkungen als ein mixtum compositum, dem es an aller Einheit und Form fehle, verurtheilt. Da dieser allgemein ausgesprochene Tadel bei weitem die meisten Schulausgaben der neueren Zeit trifft, so kann mir allein es nicht obliegen gegen denselben einzutreten; nur in Rücksicht auf die Ausgaben der Weidmannschen Sammlung erlaube ich mir zu bemerken, dass das Programm derselben gerade den Grundsatz aufstellt, dass die Erklärung das geben soll,,,was jedesmal für den, welcher mit den nöthigen Vorkenntnissen versehen die verschiedenen Werke zu lesen unternimmt, in Sprache, Gedankenzusammenhang und Sachen für das Verständniss nothwendig zu sein scheint." Es lässt sich wohl mit Sicherheit annehmen, dass die Begründer der Sammlung erst nach Abwägung aller einschlagenden Momente diese Forderung aufgestellt haben, dass dieselbe von Allen, welche einzelne Ausgaben in der Sammlung bearbeiten, und von allen Schulmännern, welche diese empfehlen, als richtig und zweckmässig anerkannt wird, dass Alle, wohl wissend, dass die Anmerkungen nicht für Philologen, sondern zunächst für Schüler bestimmt sind, für diese das Verständniss der jedesmal vorliegenden Stelle an sich und in ihrem Zusammenhange als das Nothwendigste betrachten, in diesem den Zweck und die Einheit finden, in den Anmerkungen, so verschieden sie auch sein mögen, die Mittel, die diesem Zwecke dienen, die einzelnen Factoren, die auf den einen Mittelpunkt sich beziehen und in demselben ihre Einheit haben. Alle Bemerkungen sollen zunächst die mündliche Erklärung vorbereiten und unterstützen oder sie ersetzen; wenn nun die mündliche Erklärung, soll sie anders ihrem Zwecke entsprechen, nicht einzelne Notizen geben, einzelne Seiten des zu Erklärenden berücksichtigen

« ZurückWeiter »