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und der andere Kamerad erst den 30. Früh, durch die Gerichte, die nach den Leichen suchten, aufgefunden wurde. Der Verwundete war durch den Blutverlust ganz abgmattet, und wurde ins Spital getragen. Es wohnten in diesem Hause lauter arme Leute, die nicht viel hatten, doch kamen sie durch Plünderung fast um Alles, nur die wenigen Betten blieben ihnen durch Fürsprache der erwähnten Hausmeisterin. Nur ein Gassenzimmer wurde in der Nacht vom Militär angezündet, was völlig ausbrannte. Ein junger Webergeselle, der in dem Hause arbeitete, wurde gegen Abend auch unschuldig fortgeführt und auf dem Felde erschossen. - Der Hausmeister hatte sich, seinem Verstecke nicht trauend, aus dem Garten fortgemacht, und in das Haus Nr. 33. begeben, wo er sich unter einem Bette in einem Zimmer verkroch. —

Haus Nr. 33. Einer Witwe gehörig, welche in Sechshaus wohnt. In dieses drang das Militär nach 2 Uhr Nachmittag ein. Auch in diesem Hause wohnten lauter arme Leute, die aus Furcht sich zusammen in ein von den Schüssen freies Zimmer begeben hatten, denn von den Wällen und den Höfen aus flogen stets die Kugeln durch die Fenster in die Zimmer, die gegen den Wall lagen. In dem einen Zimmer war der Hausmeister dieses Hauses, ein betagter, sehr ruhiger Mann, und sein Vetter, ein Tischlergeselle aus Mazleinsdorf, dann ein alter, fast blinder Mann, Pfründner und Real-Invalide, ferner der Hausmeister des Hauses Nr. 31, welcher sich beim Eindringen des Militärs unter das Bett versteckt hatte. Die ersteren drei wurden vom Militär sogleich fortgeschafft, und über dem Walle im Felde erschossen. Es ist schrecklich, daß man sogar den blinden Invaliden, dem man es doch schon an den ehemals operirten Augen ansehen konnte, er sey blind, und mußte geführt werden, und troß seiner Versicherungen, er sey ein langgedienter Militär und Invalid, nicht schonte! Auch der Hausmeister Kraus, aus Nr. 31, wurde unter dem Bette hervorgezogen, und sollte mit fort, allein ein alter Soldat fragte ihn, wie alt er sey, und da dieser hörte, er wäre vier und sechzig Jahre alt, so ließ man ihn laufen, mit dem Bedeuten, er solle sich aus dem Staube machen, indem das Haus angezündet würde. Kr a us machte sich fort über die Straße durch das Haus gegenüber und in die Gärten. In den Zimmern des ersten Stockes wurde Alles untersucht, was da war mitgenommen, obschon werthlos, da es lauter armen Leuten gehörte, die sich meistens geflüchtet hatten. Nur in einem Zimmer befand sich ein ehemaliger Weber, jeßt Pfründner, Namens Buxbaum, ein alter blödsinniger Mann, der nicht fortzubringen war, weßhalb auch sein lediger Sohn, ein Weber, bei ihm geblieben war. Wahrscheinlich aus Wuth des Militärs, da sie in diesem Zimmer, so wie im ganzen Hause nichts Werthvolles fanden, wurde sowohl der alte Buxbaum, als auch dessen Sohn im Vorhause erschossen, und mit Bajonetten erstochen. In

der Nacht zündete man zwei Zimmer zu ebener Erde an, welche, ohne weiteren Schaden anzurichten, ganz ausbrannten.

Im Hause Nr. 22 war der Tischler Schich, zugleich Greißler. Ein ziemlich bemittelter und sehr braver, ruhiger Mann. Er hatte sein Weib und andere Frauenzimmer des Hauses fortgeschickt, und gemeint, er würde mit den Soldaten, wenn sie kämen, schon im gütlichen Wege allein fertig werden. Er gab Alles her, als die Soldaten Nachmittags eindrangen, was er hatte, Geld und Speisen, Kleider und Wäsche, allein man forderte immer noch mehr von ihm, vorzüglich Geld, und als er etwas ernstlich auftrat, und betheuerte, bereits zum armen Mann gemacht worden zu seyn, wurde er aus dem Gaffenladen heraus auf die Straße geschleppt, mit Gewehrkolben niedergeschlagen, und endlich auf der Erde liegend erschossen. Alle Zimmer des Hauses wurden geplündert, aber nichts angezündet. In der Stadt schalt man jene, die für die Kapitulation gesprochen, Berräther!

Im Hause Nr. 23, wo der Hauseigenthümer nicht wohnte, aber alle Parteien sehr arm sind, wurden die Zimmer ebenfalls geplündert, doch hatte der geringfügige Werth die Soldaten in solche Wuth gebracht, daß der Weber Fenet und der Weber Frederizi in ihren Zimmern erschossen wurden. Leßterer, ein Vater von fünf Kindern, hatte das kleinste kranke Kind auf seinem Arme, und es schrie erbärmlich; ein Soldat riß es vom Arme, schleuderte es in einen Winkel und erschoß dann den Vater.

Im Hause Nr. 42, welches einem höchst braven, aber sehr kranken Mann, Namens Joseph Gerle, Webermeister, gehört, wurde ihm und seinen Parteien, meistens armen Webern, alles geplündert und zerschlagen. Der Greißler dieses Hauses und der Weber Stefchen, verheirathet und Vater von fünf Kindern, übrigens sehr arm, wurden im Hause erschossen, weil sie Nichts herzugeben hatten. Im Hause Nr. 43. Der Eigenthümer wohnte nicht hier. Der Lederer Auchmann, ein sehr braver Mann, vereheligt und Vater mehrerer, mitunter krüppelhafter Kinder, wurde in seiner Wohnung zu ebener Erde deßhalb erschofsen, weil man durchaus Geld bei ihm suchte, was er aber, da er arm war, nicht hatte. Haus Nr. 153. Dem verstorbenen Färbermeister 3 amboni gehörig, und da die Verlassenschafts-Abhandlung noch nicht beendiget war, so stand das Haus unter Sequester. Die Witwe war schon mehrere Tage abwesend, und mag wohl ihre besten Sachen fortgebracht haben, obschon sie bei der Schaden-ErhebungsCommission einen sehr großen Verlust an Effekten, Prätiosen, Geld 2c. angegeben hat. Indessen ist doch das Zurückgebliebene geplündert worden, so wie den übrigen Parteien des Hauses, und das Haus selbst wurde in der Nacht vom Militär überall angezündet, so daß es, nebst den Hofgebäuden, bis auf den Grund ausbrannte. In diesem Hause war die Käserne der Finanzwache. Die Mannschaft war aber schon mehrere Tage abwesend und verrichtete anderwärts

Dienste. Was von ihren Habseligkeiten in der Kaserne zurückblieb, wurde geplündert, und das llebrige ist verbrannt.

Haus Nr. 28. Jakob Lang, Baumeister. Hier wurde Alles geplündert, und Alles im Hause zerschlagen. Ein Zimmer zu ebener Erde brannte ganz aus. Selbst die im Keller versteckten und vergrabenen Sachen wurden gefunden und mitgenommen. Haus Nr. 26. Joh. Rod1, einem Greißler gehörig. Ein großes, zwei Stockwerke hohes Haus, doch angefüllt mit vielen armen Leuten, meist Webern. Der Laden des Greißlers wurde sammt seiner Wohnung total geplündert, so daß derselbe sammt seinem Weibe und Sohne Nichts mehr hatte, als was fie auf dem Leibe trugen. Die Betten wurden aufgerissen und die Federn in die Luft gestreut. Solches geschah in mehreren Häusern. Gassenladen und Wohnung des Greißlers wurden angezündet. Derselbe hatte in seinem Hofe eine große Masse Brennholzes, welches aufgeschichtet, fast den ersten Stock erreichte. Dieser Holzstoß wurde von mehreren Soldaten in der Nacht des 28. um 10 Uhr angezündet, und dieses enorme Feuer ergriff die Fenster des ersten Stockes, wodurch mehrere Zimmer dieses und auch des zweiten Stockes völlig ausbrannten. Der Mann, der ohnehin viele Schulden auf seinem Hause hat, sie jedoch nach und nach bezahlt haben würde, ist ganz ruinirt. Auch die andern Parteien des Hauses wurden geplündert. Die Häuser Nr. 24 und 25 wurden gleichfalls geplündert, aber nicht angezündet. Mehrere Hauseigenthümer und Inwohner, meistens alte oder bejahrte Männer, wurden erstochen, erschlagen oder erschossen, oder man brachte ihnen gefährliche Wunden bei. Alte Männer, die sich aus Furcht in die Keller verkrochen hatten, wurden herausgeschleppt und getödtet. Ein Soldat schoß sogar nach einem kleinen Mädchen, ohne es jedoch zu treffen. Die Häuser am Ende der Gasse haben weniger gelitten, einige find sogar von der Plünderung ganz befreit geblieben. Diese Gräuelscenen geschahen alle in der Nacht vom 28. auf den 29. Erst gegen 4 Uhr Früh hörte das Plündern und Würgen auf, und die Soldaten wurden zusammengezogen.

Am 30. führte man 57 Leichen aus dieser einzigen Gasse und dem Linienwalle fort, Jene nicht mitgerechnet, die das Militär aus den Häusern geholt und über dem Walle auf den Feldern erschossen, und auch daselbst begraben hatte. Man hält sie alle für schuldlose Opfer, denn, waren auch einige darunter Nationalgardisten, so konnte ihnen das nicht sträflich seyn. Sie waren außer Dienst, trugen keine Waffen. So viel ist gewiß, daß von allen 57 Leichen nicht eine in der Gegenwehr gefallen ist, und eben so sicher ist es, daß keines der Häuser der Johannagasse durch das Bombardement angezündet wurde, sondern einzig und allein durch die Nache und den Muthwillen der Soldaten, mitunter auf das Geheiß der Offiziere. Man hat in der Nacht und im Wirrwar die Farben der Regimenter nicht erkennen können, doch erhellt aus mehreren Berich

ten und in Folge späterer Besprechung mit k. Offizieren und Gemeinen, daß sowohl in der Johannagasse, als in Mazleinsdorf, in der Nacht vom 28. auf den 29. Latour- und Paumgarten-Infanterie, dann Jäger, mitunter auch Parma, so toll gewirthschaftet hatten.

An der Maßleinsdorfer-Linie waren am Morgen des 28. etwa 50 Mann, welche das verbarrikadirte Linienthor bewachten. Die Schüsse, welche von denselben abgefeuert wurden, hatten fast gar keinen Zweck, da das Militär zu weit entfernt stand. Als aber die ersten Kanonenschüsse vom Lager des Grafen Colloredo aus gemacht wurden, und Kartätschen und Raketen zwischen die Häuser hereinflogen, da war im Augenblick Alles, was am Thore und auf dem Linienplage stand, zerstoben. Viele liefen auf der Straße fort, Viele aber zogen sich längs dem Linienwalle hinter den Häusern fort, zuweilen über den Linienwall hinwegschießend, bis in den Garten des Baron Dietrich, durch dessen Haus und nach der Kirche zu, wo sie hinter Barrikaden, die zu beiden Seiten der Kirche angebracht waren, Posto faßten, und erwarteten, was fommen werde. Es war gleich nach 12 Uhr Mittags, als das Militär, meistens Nassau Infanterie, an das Thor der Linie heranrückte, und da es dasselbe unvertheidigt fand, durch seine Zimmerleute mit Aexten das kleine Thürl einschlagen ließ und so ungehindert in ziemlicher Anzahl hereinrückte.

Ehe dieses geschah, vielleicht um beiläufig 10%, Uhr, hatten Raketen bereits den Gasthof des Furchheimer, Nr. 29, das Haus des Sattlers Heiser, Nr. 22, das Haus zu den sieben Churfürsten, Nr. 21, und die Hintergebäude des Hauses Nr. 20 in Brand gesteckt, nicht auf Einmal, sondern nach und nach. Man eilte mit der Gemeindesprize in Furchheimers Gasthof, um wo möglich zu löschen, allein die Militärgeschüße wurden auf die Sprige gerichtet, und viele Kugeln trafen dieselbe, so daß sie unbrauchbar wurde; auch wurde dadurch ein zur Sprige gehöriger Mann, der Taglöhner Anton Büringer, Vater von drei Kindern, getödtet. Das erste Geschäft des Militärs war, in die Liniengebäude einzudringen, die darin befindlichen Kassen zu zerschlagen um sich des ärarischen und städtischen Geldes zu bemächtigen, und die Zimmer der Beamten zu plündern. In den Kassen war nichts darin, weil das Geld bereits abgeführt und seit längerer Zeit nichts mehr eingegangen war. Die vier Beamten hatten sich in den Keller geflüchtet, doch faßten drei derselben den Muth, als sie die Wirthschaft des Militärs hörten, herauf zu gehen, und sich dem Militär entgegenzustellen, und Vorstellungen machten, warum sie städtische und ärarische Ge bäude und Kassen auf solche Weise behandelten. Allein diese drei Beamten wurden beschimpft, und ihnen bedeutet, daß sie sogleich mit in das Lager zu gehen hätten. Mittlerweile hatte sich auch der werte Beamte, der Amtsofficial Schmidt, aus dem Keller herauf begeben, und als er sah, daß seine drei

Collegen fortgeschafft werden sollten, bekam er Furcht, suchte zu entwischen, wurde aber vor der Thüre erschossen. Die gefangenen drei Beamten wurden vor das Linienthor geführt, wo sie ein Offizier mit den Worten: „Seyd ihr da, ihr Hunde!" empfing, und ihnen befahl, sogleich niederzuknien, indessen er sechs Mann beorderte, die Herren niederzuschießen. Durch dieses grausame, unerhörte Verfahren gerieth der Linien-Amts-Controllor Hammerl in Wuth, zog sein bei sich habendes Dekret aus der Tasche und hielt es dem Offizier vor, mit dem Bedeuten, daß er und seine beiden Collegen kaiserliche Beamte seyen. Allein sie würden dennoch erschossen worden seyn, weil der Offizier auch wüthend wurde, wären nicht einige Offiziere aus dem Lager dazu gekommen, die mehr Einsicht hatten, und befahlen, daß die drei Beamten ins Lager zum Grafen Colloredo gebracht werden sollten, was sogleich geschah. Von da wurden sie nach Inzersdorf, endlich nach Heßendorf und später nach Mauer eskortirt, wo sie bis zur llebergabe der innern Stadt bleiben mußten. In dem Liniengebäude sind zwei Zimmer während der Plünderung derselben ausgebrannt, man weiß aber nicht, auf welche Weise. Gleichzeitig war vieles Militär in das Gasthaus des Furchheimer, Nr. 29, eingedrungen. Es war in der Zeit, wo das Militär durch das Linienthor eindrang, von allen Bewohnern verlassen worden, welche sich durch einen tiefen Graben längs des Fahrweges nach Reinprechtsdorf geflüchtet hatten. Man hatte in dem Hause nichts beseitigt, im guten Vertrauen, vielmehr hatte der alte Furchheimer, der in der Nähe des Belveders, am Anfang der Fasangasse wohnt, wo sein Haus der Gefahr sehr ausgeseßt war, von dort alles Bessere in sein Haus nach Maßleinsdorf bringen lassen, wo er es ficherer glaubte. In diesem nun unbewohnten Hause konnte das Militär nach Wohlgefallen schalten. Nachdem die Keller von Bier und Wein, und die Küche und Gewölbe von allen Eßwaaren geleert worden waren, ging man an das Plündern aller Zimmer und endlich wurde, obschon das Dach des Hauses und die oberen Zimmer, so wie der große Stall und Magazine im Hofe vom Bombardement noch hellloh brannten, von Zimmer zu Zimmer gegangen, und jedes angezündet, so daß vom ganzen Hause nichts als die Mauern und zum Theil die Gaststube übrig blieb. Alle Möbeln und Geräthschaften und Alles, was nicht geplündert worden ist, ging in Flammen auf. Im Hofe befinden sich Magazine, deren Gewölbe von starken Steinsäulen gestüßt werden. In denselben hatte der Pechhändler Schmidt ein bedeutendes Lager von Pech. Auch diese Magazine wurden im Innern angezündet, was ein so furchtbares Feuer gab, daß sogar die Sandsteinsäulen zerbarsten, und das Feuer darin fast acht Tage lang wűthete, weil es nicht gelöscht werden konnte. Der Taglöhner dieses Hauses, Namens Johann Urzt, aus Mazleinsdorf, ein schon bejahrter Mann, wurde

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