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des römischen Stuhls, welche die Vorsicht dem Haupte der kas tholischen Religion zu freyer Ausübung derselben geschenkt hat, zu Grunde gerichtet und ihr entrissen werde. So kündete der heil. Vater Krieg an, so betrug er sich bisher gegen Se. Majestát, wenn gleich das Resultat davon nur traurig und unglücklich war. Doch wollen Se. Heiligkeit noch nicht alle Hoffnung aufgeben, daß Se. Majestät nicht endlich die Einflüsterungen der Feinde des heil. Stuhls, die alle Kräfte aufboten, um sein Herz umzustimmen, von der Hand weisen, daß sie nicht zu den ersten freundschaftlichen Verhältnissen wieder zn rücktreten, und sich begnügen dürften mit den Einwilligungen, wozu sich der heil. Vater in seiner Note vom 28. Jan. bereits verstanden hat..

Sollte aber dies aus unerforschlichen Absichten Gottes nicht geschehen, sollten Se. Majestät, ohne ihre eigene Ehre zu bes rathen, ohne der Gerechtigkeit Gehör zu geben, ihre Drohungen erfüllen, den Kirchenstaat als ein erobertes Land in Besit nehmen, und die Regierung, zufolge eines nothwendigen Res sultats dieser Beseßung, umstiæzen, so werden Se. Heiligkeit diese traurigen Ereignisse zwar nicht hindern können, doch ers klären sie feyerlich, daß, da Se. Heiligkeit mit der ganzen Welt in Frieden leben, das Erste nicht eine Eroberung, sondern die gewaltigste Usurpation, die jemals geschehen, und das Zweyte nicht ein Resultat der Eroberung, sondern ein Resultat der nämlichen Usurpation seyn werde. Ferner erklären Sie: daß der erfolgte Umsturz der Regierung nicht ein Werk des Ges nies, der Politik und der Weisheit, sondern ein Werk Gottes selbst seyn werde, von dem sich alle Souverainetåt, und vorzugs lich diejenige herschreibt, die dem Haupt der Religion zum gros ßen Nußen derselben verliehen worden ist. Se. Heiligkeit beten in diesem Falle die Rathschlüsse Gottes in tiefer Demuth an, und trösten sich mit dem Gedanken, daß Gott der unumschränkte Herr ali ler Monarchen ist, und daß, wenn einst die von ihm bestimmte Fülle der Zeiten kommt, Alles endlich seinem göttlichen Willen weichen muß.

Das ist die entschiedne Antwort, welche der heil. Vater dem Unterzeichneten auf die Note des Hrn. Champagny zu ges ben, und Euer Erzellenz mitzutheilen den Auftrag gab, und, während er sich dieses höchsten Befehls entledigt, versichert er Sie neuerdings seiner aufrichtigen Hochachtung.

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V. Aus dem Quirinal den 19. May 1808.

An Herrn Ritter Alberti, Geschäftstråger des Königreichs Italien.

Nachdem der heil. Vater die schmerzhafte Nachricht erhals

ten, daß einige seiner Provinzen

Urbino

Macerata

Ancona und Cameriso dem Königreich Italien nun wirklich einverleibt worden, so gab er bey der Bitterkeit des Schmerz zens, womit ein so trauriges Verhängniß seine Seele erfüllte, dem Staats-Sekretár Kardinal Gabrielli den Auftrag, seine Gesinnungen hierüber Euer Erzellenz in nachstehenden freymůs thigen Erklärungen zu eröffnen:

Zu seinem unermesslichen Herzensleide sahe der heil. Vater, daß alle die augenscheinlichen Gründe, die er in der Note vom Isten April an den Herrn Geschäftsträger le Febure nieders legte, Se. Majestät den Kaiser nicht zurückhalten konnten, die gemachten Drohungen ins Werk zu sehen. Er sah ferner, daß dieser mächtige Monarch, in dessen Rechte er den Szepter und den Stab der Gerechtigkeit am Fuße des Altars niederlegte, sich nun zu einem neuen Raube gegen ihn verleiten ließ, und ihm den schönsten Antheil seiner noch übrigen Staaten gegen alles Recht wegnahm. Aber wie erstaunten Se. Heiligkeit nicht, als Sie im Dekret sehen mussten (welches schon einen Tag älter als die Note des Herrn Champagny war, und worin das Schicksal der vier widerrechtlich entrissenen Provinzen bereits entschieden war, bevor man noch die Anträge des ges meldeten Ministers zurüɗwies, und während man die Antwort auf dieselben erwartete) daß man die standhafte Weigerung: den Engländern den Krieg anzukündigen und mit den Königen von Italien und Neapel Bündnisse zu schließen, als gerechten Grund dieser gewaltthätigen Wegs nahme angab.

Seine Heiligkeit machten alsogleich die Vorstellung, daß Sie zufolge Ihres Charakters als Diener des Friedens (wie denn auch jener ein Gott des Friedens wäre, dessen Stelle sie vers tráten), daß Sie zufolge Ihrer Würde, als das Haupt der Relis gion, als allgemeiner Hirt, als gemeinschaftlicher Vater aller Gläubigen; daß Sie zufolge der heiligen Gefeße der Gerechtig teit, die Sie als Stellvertreter jenes Gottes, der die Quelle

aller Gerechtigkeit ist, schüßen und vertheidigen müssten, Sich unmöglich erlauben könnten, ein stets bestehendes Kriegs-System anzunehmen, und viel weniger der englischen Nation den Krieg ohne alle Ursache zu erklären. Der heil. Vater beschwor Se. Maz jestät zu bedenken, daß er, als Statthalter Jesu Christi, der in die Welt kam, nicht um Feindseligkeiten zu nähren, sondern zu tilgen, keine Feinde habe, keine haben dürfe, und daß er also die Wünsche des Kaisers nicht erfüllen könne, auch sich und seine Nach, folger nicht zu verpflichten im Stande feye, aus Ursachen, die ihn nicht angingen, Krieg zu führen.

Se. Heiligkeit haben die nicht zu berechnenden Nachtheile dars gestellt, welche für die Religion erwüchsen, wenn sie dem System eines ewigen Bündnisses beytreten würden. Sie haben vorges stellt, daß Sie, ohne Ihre Ehre zu beflecken, ohne Sich den alls gemeinen Haß zuzuziehen, ohne an Ihren Pflichten und Ihrem Ges wissen zum Verräther zu werden, dem vorgeschlagenen Bunde nicht beytreten, nicht Feind eines jeden auch katholischen Fürsten wers den, und ihn zu bekriegen sich verpflichten können. Allein alle diese Vorstellungen, alle Gegengründe, so oft sie auch Se. Heis ligkeit mit väterlicher Sanftmuth Sr. Majestät vorlegte, wurz den niemals gehört. Man suchte überdies noch diesen Raub dadurch zu beschönigen, daß man als den zweyten Grund angab, das Interesse der beyden Reiche und der Armeen von Italien und Neapel fordere, daß ihre Gemeinschaft durch keine feindliche Zwis schenmacht unterbrochen werde. Wird durch die feindliche Macht England verstanden, so straft selbst die Geschichte von beynahe zwey Jahrhunderten diesen Beweggrund Lügen. Die katholischen Monarchen von Spanien und dem Hause Desterreich hatten von Karl V. bis auf Karl II. das Königreich Neapel und das Hers zogthum Mayland, das heute den größten Theil des italienischen. Reichs ausmacht, in Besiß, und doch sahen sie ihr Interesse nies, mals gefährdet, und dachten niemals an das vorgeschüßte Hins derniß, das dabey der Gemeinschaft ihrer Armeen im Wege stes hen sollte; sie hatten oft Kriege mit Großbritannien, oft auch mit Frankreich, aber nie fürchteten sie eine Landung im dazwis schen liegenden päpstlichen Gebiete, vielweniger suchten sie die Päpste dieser Zeiten zu zwingen, sich mit ihnen zu verbinden, und gemeine Sache zu machen, oder im widrigen Falle sie ihrer Staas ten zu berauben.

Doch abgesehen von der Geschichte, was für eine Gefahr

hat das Interesse der beyden getrennten Reiche zu fürchten? Um es zu sichern, wäre die Neutralität des Papstes, die alle übrigen Mächte anerkannten und respektirten, und die Maßregeln, die man ergriffen hatte, um sie unverlegt zu erhalten, mehr denn hinlänglich gewesen. Doch um es noch mehr zu sichern, und allen Vorwand zu entfernen, gingen Se. Heiligkeit in ihrer Nachgiebigkeit bis auf den äußersten Gränzpunkt, und erklärten Sich, daß Sie während des gegenwärtigen Krieges ihre Häfen den Engländern sperren und die Küsten des päpstlichen Gebie: tes durch Ihre eignen Truppen gegen jeden feindlichen Anfall schüHen würden. Aber welchen Angriff konnten auch die beyden, an den Kirchenstaat grenzenden Reiche befürchten, nachdem die frans zösische Armee schon lange Zeit zum größten Nachtheil der Priz vaten und des Staats die Neutralität des heil. Vaters verleßt, sich seiner Hafen bemächtigt, und seine Küsten beset hat?

Versteht man aber unter dieser feindlichen Macht die Person des heil. Vaters, so schüßt ihn selbst sein friedfertiger und sanfts müthiger Charakter gegen diese beleidigende Zumuthung; um aber den Ungrund noch auffallender zu zeigen, so beruft sich der heil. Vater auf das französische Kaiserthum, und auf das italie: nische Königreich, zu deren Gunsten er zwey Concordaten unter: zeichnet hat, deren Verleßung aber auch seither immer der Ge: genstand des Schmerzens für sein betrübtes Herz war, indem er immer, aber immer vergebens, auf die getreue Erfüllung derselben drang; Er beruft sich auf ganz Europa, daß ihn in seinem hohen Alter bey der strengsten Jahrszeit seine Residenz verlassen, die Alpen übersehen, und nach Paris reisen, fah, nicht ohne Eis fersucht und Mißfallen der übrigen großen Mächte, um dort Se. Majestät den Kaiser und König zu salben, und zu krönen; Er bez, ruft sich auf die ganze französische Armee, vom ersten Kommandanten bis zum leßten Soldaten, die sowol beym Durchzug, als beym Aufenthalt im påpstlichen Gebiete, von Seiten der påpsts lichen Regierung die liebevolle Aufnahme, und großmüthigste Gastfreundschaft fand, die dem Herzen Sr. Heiligkeit bittere Thränen kostete, indem Sie innerlichst darüber gerührt waren, daß Sie Ihren Unterthanen so drückende Lasten aufbürden mussten, um die französischen Armeen zu unterhalten und zu besolden; Er beruft fich endlich auf Se. Majestät selbst, der er nicht unterließ, bey jeder Gelegenheit seine besondere Hochachtung mit Vergnügen zu bezeigen. Sind aber diese ersten Gründe, die zur Rechtfertigung

dieser gewaltthätigen Wegnahme angeführt worden, für Se. Heiz ligkeit ein Gegenstand der Verwunderung, so ist das Staunen über die Ausdrücke des dritten Grundes für Sie ungussprechlich groß. Dieser beruht auf der Schenkung Karls des Großen, und dabey wird angemerkt: daß diese Schenkung ges macht worden sey, zum Besten des Christenthums, nicht zum Vortheile für die Feinde unserer heil. Religion.

Es ist eine bekannte Sache, daß dieser große, glorreiche Monarch, dessen Andenken in der Kirche ewig im Segen seyn wird, die jeßt widerrechtlich beseßten Provinzen dem heil. Stuhl nicht schenkte; eine bekannte Sache, daß sie seit einer viel frú: hern Epoche schon in den Händen der römischen Päpste waren, indem diese Völker von den orientalischen Kaisern verlassen, sich ihnen aus freyem Willen unterwarfen, daß Pipin der Er: lauchte, und gottselige Vater Karl des Großen das Erar chat von Ravenna und Pentapolis, das diese Proving in sich begriff, nachdem es die Longobarden mit bewaffneter Hand eingenommen hatten, denselben wieder entrissen, und dem Papst Stephanus mit einer Schenkung-Akte wieder zurückstellte; · daß dieser große Kaiser, die Ehre und Bewunderung des achten Jahrhunderts, weit entfernt, die fromme und großmüthige Schenkung Akte seines Vaters Pipin wieder zurückzunehmen, dieselbe unter Adrian neuerdings guthieß und bestätigs te; daß er, weit entfernt den römischen Stuhl seiner Bes fißungen zu berauben, nur darauf bedacht war, dieselben auch felbst wieder zu retten, und noch zu vergrößern; ja daß er es sogar in seinem Testament seinen drey Söhnen zum ausdrücks lichen Geseße gemacht, dieselben mit ihren Waffen zu vertheis digen; daß er seinen Nachfolgern kein Recht vorbehielt, wieder zurückzunehmen, was er und sein Vater Pipin zu Gunsten des heil. Stuhls und des heil. Petrus gethan hatten; daß sein einziger Wille war, die römischen Päpste gegen Feinde zu schüßen, nicht zu zwingen, sich Feinde zu machen; daß 10 Jahr hunderte, welche seit Karl dem Großen verflossen sind, daß 1000 Jahre eines ruhigen Besißstandes alle noch so tiefe Unterfuchungen und alle spåtere Erklärungen hierüber unnüß machen.

und hatte dieser religiöse Fürst, statt diese Provinzen unbedingt zurückzustellen, oder herzuschenken, sie nur zum Besten ( des Christenthums zurückgestellt oder hergeschenkt, so geschieht Europ. Annalen. 3tes Etück. 1814.

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