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ja sogar hart. Sein Lieblings-Commando lautet:,,'enken, der Mann.“ Seine vielen Wunden beweisen, daß er gewohnt ist, seine Truppen immer persönlich anzuführen, ungeachtet dessen (er brauchte täglich einige Stunden, um seine Wunden verbinden zu lassen) ist er zu Pferde eben so rührig, als zu Fuß hinfällig Daß Bem ein geborner Graf Potocki seyn soll, ist nicht erwiesen. In der Sißung des constituirenden Reichstages am 14. October theilte der Präsident Smolka der Versammlung mit, daß nach der Unterbrechung der gestrigen Abendsißung von mehreren Abgeordneten der Wunsch ausgesprochen worden, der Deputation an Se. Majestät den Abgeordneten Selinger beizugesellen, da derselbe mit dem Fürsten Lobkowiß in freundschaftlicher Verbindung stehe,indem er sein Erzieher war und daß diesem Wunsche, um auch durch Vermittlung den Erfolg der an Se. Majestät erlassenen Adresse zu unterstüßen, entsprochen wurde.

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Die Protokolle der gestrigen Morgen und Abendfißung wurden verlesen, anstandlos genehmigt und beschlossen, daß die in den Protokollen bezogenen Aftenstücke in denselben wörtlich aufzunehmen seyen.

Der Abgeordnete Peitler erstattete im Namen der ersten an Se. Majestät abgesendeten Reichstags-Deputation folgenden schriftlichen Bericht:

„Hoher Reichstag! Die gefertigte Deputation mit der Mission betraut, Sr. Majestät nachzueilen, und eine Adresse bezüglich Allerhöchstihrer tief beklagenswerthen Entfernung aus der Nähe Wiens, dann der diese Stadt bedrohenden Truppen, namentlich des Banus Jellačič, zu überreichen, reiste unverzüglich, nachdem sie diese Adresse erhalten, am 11. dieses, Nachts auf der Nord-Eisenbahn ab, und erreichte Brünn gestern Früh um 9 Uhr. Nachdem wir in Erfahrung gebracht, daß der Kaiser das leßte Nachtlager in der Probstei Pöltenberg nächst Znaim genommen habe, und gestern in Selowiß, einem dem Erzherzoge Albert gehörigen Schlosse und Markte, südlich drei Stunden von Brünn übernachten wolle, begaben wir uns dahin."

,,Erst spät am Abende trafen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin unter Militärbedeckung ein, zugleich die kaiserlichen Hoheiten Erzherzog Franz Karl und die Erzherzogin Sophie mit ihren vier Prinzen.“

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Wir wurden schon in das Audienzzimmer zu treten eingeladen, wo sich beide Majestäten, Se. kais. Hoheit der Erzherzog Franz Carl und Fürst von Lobkowiß befanden. Nachdem der Abgeordnete Schmidt auf den Wunsch der übrigen Gefertigten eine kurze Ansprache gehalten, überreichte er die Adresse in die Hände Sr. Majestät des Kaisers, Höchstwelcher fie nach einem flüchtigen Blicke in dieselbe dem dienstthuenden Fürsten von Lobkowiß über gab, und eine Antwort herablas, die uns wesentlich ein Theil jenes bekannten Manifestes zu seyn schien, welches der Herr Minister Krauß zu contrafigniren verweigert hatte.“

,,Nach Beendigung der Lesung zogen sich die Majestäten mit dem Herrn Erzherzoge sogleich, nach der gewöhnlichen Hof-Ettiquette, auf eine zwar freundliche, jedoch leider kurz abfertigende Weise zurück, und die Deputirten mußten mit dem innigen Bedauern scheiden, daß ihnen keine Gelegenheit gebothen war, die Petitionen des hohen Reichstages mündlich zu unterstüßen; nur erhielten selbe durch den Fürsten Lobkowiß die mündliche Zusicherung, daß die Truppen nicht angriffsweise verfahren würden, und Se. Majestät aus der Adresse mit besonderer Freude entnommen habe, daß der Reichstag Vertrauen auf Sein faiserliches Wort hege."

,,Die Deputirten gingen nun unter sich über das, was weiter zu thun sey,zu Rathe, und einigten sich in der Ansicht, daß, da die Antwort Sr. Majestät die speziellen Petitionspunkte nicht berührte, die Deputation im schriftlichen Wege Se. Majestät um eine spezieller eingehende Antwort und deren schriftliche Mittheilung zu bitten hätte. Eine in diesem Sinne von dem Deputirten Schmidt verfaßte Eingabe an Se. Majestät, wovon wir den Auffaß beilegen, wurde noch um Mitternacht in die Hände Sr. kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Franz Carl zur Uebergabe an Se Majestät überreicht.“

,,Heute Morgens entsendeten wir die Deputations-Mitglieder Madonizza und Feifalik, um die schriftliche Antwort Sr. Majestät einzuholen; allein wie die angeschlossene Relation beweist, scheiterte zu unserem tiefen Bedauern auch dieser Versuch. So mußten wir also, wenig zufrieden mit dem Erfolge unserer Bemühungen, unsere Rückreise nach Brünn antreten, während der Hof seine Reise von Selowiß, ohne Berührung dieser leßteren Stadt, über Raußnig nach Wislau fortseßte, und wie verlautet, morgen in Olmüß eintreffen will. Brünn den 13. October 1848.

J. B. Radmilli, m. p. Dollschein, m. p. Carl Clementi, m. p. Dr. Madonizza, m. p. Peitler, m. p. Alexand. Borkowski, m. p.“ ,,Den 13. October begab ich mich in Begleitung des Herrn Abgeordneten Madonizza Morgens vor 7 Uhr in das Schloß zu Selowig, um daselbst die etwa erfolgte schriftliche Antwort Sr. Majestät auf die reichstägige Adresse, um welche die Deputation in einer eigenen an Se. Majestät gerichteten Petition gebeten hatte, entgegen zu nehmen. Wir fanden daselbst Alles zur Abreise gerüstet. Ich ersuchte den Fürsten von Lobkowiß, welcher der Kammer Sr. Majestät vorsteht, um die Auskunft, ob die Deputation einer schriftlichen Antwort Sr. Majestät sich zu erfreuen habe. Der Fürst crwiederte, er werde sich sogleich erkundigen. Nach Berlauf einer guten halben Stunde kehrte Fürst Lobkowiß mit einem Zettel in der Hand zurück, wir traten mit ihm abseits, und er las uns aus dem Blatt Papier, welches mit etwa fünf Zeilen beschrieben, jedoch von Niemanden gefertigt war, als die Antwort Sr. Majestät eine in sehr all

gemeinen Ausdrücken und daher für das Gedächtniß unhaltbare Erwiederung vor, und als ich darauf bemerkte, daß mir hierin über den Hauptpunkt der Adresse, nähmlich über die Zurückziehung der Truppen des Banus Jellačič nichts enthalten zu seyn scheine, entgegnete er, der Sinn dieser Antwort gehe eigentlich dahin, es hätten die k. k. Truppen in Folge der Ereignisse in Ungarn die öfterreichische Gränze überschritten, und es könne gegenwärtig noch nicht beurtheilt werden, welche Stellung fie künftig einzunehmen hätten.“

,,Ich ersuchte sodann mir die schriftliche Antwort Sr. Majestät einzuhändigen; der Fürst erwiederte aber, dieses nicht thun zu können. Auf mein weiteres Ersuchen, mir den Zettel copiren zu lassen, schien er darauf einzugehen; allein plöglich entschuldigte er sich, nicht länger verweilen zu können, indem Se. Majestät eben auf dem Punkte stehe, abzureisen, und da er sich unmittelbar darauf entfernte, geschah eß, daß auch keine Copie genommen werden konnte.“

,,Unmittelbar darauf traten beide Majestäten mit dem Erzherzoge Franz Carl, kaiserl. Hoheit, dessen Frau Gemahlin und vier Herren Söhne heraus, und bestiegen die Reisewägen."

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Johann Feifalik, m. p. Dr. Madonizza, m. p.“

,,Euer Majestät! Die von dem durch Euere Majestät selbst berufenen Reichstage in dem wichtigsten Momente der jüngsten Zeitgeschichte abgesandte Deputation muß es tief bedauern, daß ihr bei der durch die Reise Euerer Majestät herbeigeführten Eile nicht die Gelegenheit gegönt wurde, jene Mittheilungen zu machen, welche durch die Darstellung der wahren Lage und der Größe der Gefahr geeignet gewesen wären, eine dem Gegenstande entsprechende reifliche Erwägung und Allerhöchste Schlußfassung zu bewirken.“

,,Die unberechenbare Verantwortlichkeit, welche die in Ehrfurcht gefertigte Deputation bei dieser Mission übernommen hat, macht es derselben zur heiligsten Pflicht, die Antwort Euerer Majestät sich schriftlich zu erbitten."

,,Bevor jedoch das entscheidende Wort Euerer Majestät in der für uns und das Vaterland nothwendigen Form zum verheerenden Blizstrahle werde, sey es uns gegönnt, Folgendes in der durch die Zeit gebothenen Kürze beizufügen."

,,Die in Ehrfurcht gefertigte Deputation hegt eben so wie der gesammte Reichstag das unerschütterliche Vertrauen in die vollste Unverbrüchlichkeit des kaiserlichen Wortes Euerer Majestät, als den von uns gekannten besten und redlichsten Monarchen."

„Es handelt sich auch nicht um irgend den leisesten Zweifel in das kaiserliche Wort, sondern um Maßregeln, welche nicht blos das Wohl Wiens und seiner Bewohner, sondern das Wohl der Monarchie und den europäischen Frieden in Frage stellen."

,,Wenn die Deputation nach den Wahrnehmungen des heutigen Tages und

der leßlich vorgefallenen Ereignisse, sich leider nicht der Hoffnung hingeben kann, die Rückkehr Euerer Majestät in dem gegenwärtigen Augenblicke zu erwarten, so muß dieselbe dennoch ihrem aufhabenden Mandate zu Folge den dießfälligen Wunsch des Reichtages nunmehr auf das wärmste empfehlen, als es auch nie eine Secunde gab, in welcher die uns heilige Person Euerer Majestät in der Mitte der Wiener Bürger gefährd et gewesen wäre."

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„Was die Nichtanwendung der militärischen Gewalt gegen die Stadt Wien betrifft, so glaubt die gefertigte Deputation einen in der Geschichte Euerer Majestät als einen ewig glänzenden Stern dastehenden Momente hevorheben zu sollen, der unvergeßlich in dem Andenken der Oesterreicher fortleben wird, nämlich die in den ersten Märztagen von Euerer Majestät aus Höchsteigenem Antriebe und frei von allem Einfluß, das beste Herz eines Monarchen beurkundenden Worte: „„,„Ich lasse auf meine Wiener nicht schießen.""

,,Euerer Majestät angestammte Herzensgüte wird es nicht verkennen, daß eine im Buche der österreichischen politischen Entwicklungsgeschichte mit zehnfachem Flor umhangene That nicht die Ursache seyn dürfe, daß Hunderttausende dem Elende und Untergang hingeopfert werden, daß der Bestand der österreichischen Monarchie, deren Herz- und Pulsschlagader die Haupt- und Residenzstadt Bien ist, untergraben und unter den gegewärtigen Verhältnissen zweifellos ein europäischer Bürgerkrieg herbeigeführt werde."

,,Unterlassen können wir aber nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß die Anwesenheit eines kroatischen Heeres, dessen Tendenz eine ganz andere schien, auf österreichischem Grund und Boden, vor den Thoren Wiens eine mindestens ganz extraordinäre Erscheinung sey, die geradezu die übelsinnigsten Deutungen hervorruft. Die Rückkehr dieses Heeres in die ihm zuständigen Landestheile erscheint demnach als eine unerläßliche Forderung der Rückkehr und Befestigung des geseßlichen Zustandes, der von jedem ehrlich Denkenden freilich nicht stets mit den passenden Mitteln angestrebt, und dessen Schöpfung dem jungen Reichstage auf solche Weise möglichst erschweren wird."

,,Die ehrfurchtsvoll gefertigte Deputation stellt sohin mit Berufung auf das in den Märztagen gegebene große kaiserliche Wort die dringendste Bitte, ein militärisches Einschreiten gegen Wien ungesäumt hintanzuhalten und die Entfer= nung des kroatischen Heeres vom österreichischen Boden schleunigst zu verfügen."

,,Die von Euerer Majestät als constituirender Reichstag berufene Versammlung könnte unter solchen Umständen sich nicht mehr als frei tagend betrachten, und würde in die Lage versezt, die dafür erforderlichen Garantien von Euerer Majestät zu erbitten.“

Den legten Punkt, nämlich die ungesäumte Zusammenseßung eines volksthümlichen Ministeriums, braucht die Deputation bei dem dafür von Euer Ma

jestät gegebenen kaiserlichen Worte lediglich Euerer Majestät zur Beschleunigung zu empfehlen."

,,Von den jest zu treffenden Maßregeln hängt nebst den großen politischen Folgen aber auch die unerfeßbare Zugrunderichtung des Wohlstandes von Millionen ab, deren Schicksal wir dem so guten Herzen Euerer Majestät vertrauungsvoll anheim stellen.“ Mit tiefster Ehrfurcht Euerer Majestät c.

Der Abgeordnete Peitler gab auch einige mündliche Aufklärungen zur Widerlegnng falscher Gerüchte, als seß die Deputation bei ihrem Empfange von Seite des Hofes nicht mit den erforderlichen Anstande behandelt worden.

1 Uhr Mittags wurde der im Kriegsgebäude von der dortigen Wache arre tirte f. f. F.M.L. Kreß ins bürgl.Zeughaus auf die Nationalgarde-Hauptwache gebracht, von da aber zum Ober-Commando befördert.

2 Uhr Nachmittag. Josef Hahn, 9. Bez., 5 Comp. meldete dem OberCommando, daß er so eben von Unter-St. Veit komme und gesehen habe, daß die dortige Nationalgarde entwaffnet wurde, und daß der dortige Richter fich bemüht, den Anforderungen von fünfzehn Kroaten und einigen Mann Cavallerie zu entsprechen.

2. Uhr. Josef Joung N. 6. 2. Bez. 3. Comp. meldete dem Ober-Commando, daß die Nationalgarde von Rustendorf und Fünfhaus außer der Mariahilfer Linie beim Reichsapfel einen Wagen mit 200 Koßen angehalten (von Schaumann) und dem Ober-Commando überbrachte.

3 Uhr. Dithelm, Mitglied der Permanenz, hat eine bedeutende Quantität Munition eruirt, und in das Seilerstätter-Zeughaus abgeliefert.

4 Uhr. Lieutenant Galtwaldt wurde vom Hauptmann Pink, Techniker, von der Gloggnißer Eisenbahn gesendet, und meldete beim OberCommando, daß die Kroaten keinen Wagen mehr aus und einpassfiren lassen.

4. Uhr. Vom Stephansthurm. Pattler berichtete dem Ober-Commando: von Klederling zieht eine Menge militärischer Cavallerie weg. Vom Neugebäude gegen Klederling sind zwei Batterien vierspännig herübergefahren. Beim Neugebäude stehen mehrere Kanonen und zwölf Pulverwagen nebst vielen Militärposten.

Um halb 5 Uhr langte Se. Majestät in Olmüß an. Die Bauern haben die Pferde vom Wagen ausgespannt und denselben unter starkem Geleite und Jubel fortgeführt. Außer der Wiener Reichstagsdeputation war auch eine der Deputirten Böhmens in Olmüß anwesend. Die Truppenmärsche in der Richtung nach Wien dauerten fort. Die böhmischen Grenadiere kamen in 61 Waggons in Ol müß an. Bei Hof herrschte eine friedliche versöhnliche Stimmung.

Die zur Organisirung des Landsturmes an die Emissäre der Umsturz-Partei ausgefertigten Vollmachten lauteten laut Original wörtlich wie folgt:

„Vollmacht. Für den Herrn Ortsrichter zu

zur Organifirung eines

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