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der leßlich vorgefallenen Ereignisse, sich leider nicht der Hoffnung hingeben kann, die Rückkehr Euerer Majestät in dem gegenwärtigen Augenblicke zu erwarten, so muß dieselbe dennoch ihrem aufhabenden Mandate zu Folge den dießfälligen Wunsch des Reichtages nunmehr auf das wärmste empfehlen, als es auch nie eine Secunde gab, in welcher die uns heilige Person Euerer Majestät in der Mitte der Wiener Bürger gefährd et gewesen wäre."

,,Was die Nichtanwendung der militärischen Gewalt gegen die Stadt Wien betrifft, so glaubt die gefertigte Deputation einen in der Geschichte Euerer Majestät als einen ewig glänzenden Stern dastehenden Momente hevorheben zu follen, der unvergeßlich in dem Andenken der Oesterreicher fortleben wird, nämlich die in den ersten Märztagen von Euerer Majestät aus Höchsteigenem Antriebe und frei von allem Einfluß, das beste Herz eines Monarchen beurkundenden Worte: Ich lasse auf meine Wiener nicht schießen.""""

,,Euerer Majestät angestammte Herzensgüte wird es nicht verkennen, daß eine im Buche der österreichischen politischen Entwicklungsgeschichte mit zehnfachem Flor umhangene That nicht die Ursache seyn dürfe, daß Hunderttausende dem Elende und Untergang hingeopfert werden, daß der Bestand der österreichischen Monarchie, deren Herz- und Pulsschlagader die Haupt- und Residenzstadt Bien ist, untergraben und unter den gegewärtigen Verhältnissen zweifellos ein europäischer Bürgerkrieg herbeigeführt werde."

,,Unterlassen können wir aber nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß die Anwesenheit eines kroatischen Heeres, dessen Tendenz eine ganz andere schien, auf österreichischem Grund und Boden, vor den Thoren Wiens eine mindestens ganz extraordinäre Erscheinung sey, die geradezu die übelsinnigsten Deutungen hervorruft. Die Rückkehr dieses Heeres in die ihm zuständigen Landestheile erscheint demnach als eine unerläßliche Forderung der Rückkehr und Befestigung des geseglichen Zustandes, der von jedem ehrlich Denkenden freilich nicht stets mit den passenden Mitteln angestrebt, und dessen Schöpfung dem jungen Reichstage auf solche Weise möglichst erschweren wird."

,,Die ehrfurchtsvoll gefertigte Deputation stellt sohin mit Berufung auf das in den Märztagen gegebene große kaiserliche Wort die dringendste Bitte, ein militärisches Einschreiten gegen Wien ungesäumt hintanzuhalten und die Entfernung des kroatischen Heeres vom österreichischen Boden schleunigst zu verfügen.“

,,Die von Euerer Majestät als constituirender Reichstag berufene Versammlung könnte unter solchen Umständen sich nicht mehr als frei tagend betrachten, und würde in die Lage versezt, die dafür erforderlichen Garantien von Euerer Majestät zu erbitten.“

,,Den lezten Punkt, nämlich die ungesäumte Zusammenseßung eines volksthümlichen Ministeriums, braucht die Deputation bei dem dafür von Euer Ma

jestät gegebenen kaiserlichen Worte lediglich Euerer Majestät zur Beschleunigung zu empfehlen."

,,Von den jezt zu treffenden Maßregeln hängt nebst den großen politischen Folgen aber auch die unerseßbare Zugrunderichtung des Wohlstandes von Millionen ab, deren Schicksal wir dem so guten Herzen Euerer Majestät vertrauungsvoll anheim stellen." Mit tieffter Ehrfurcht Euerer Majestät xc.

Der Abgeordnete Peitler gab auch einige mündliche Aufklärungen zur Widerlegnng falscher Gerüchte, als sey die Deputation bei ihrem Empfange von Seite des Hofes nicht mit den erforderlichen Anstande behandelt worden.

1 Uhr Mittags wurde der im Kriegsgebäude von der dortigen Wache arretirte t. f. F.M.L. Kreß ins bürgl.Zeughaus auf die Nationalgarde-Hauptwache gebracht, von da aber zum Ober-Commando befördert.

2 Uhr Nachmittag. Josef Hahn, 9. Bez., 5 Comp. meldete dem OberCommando, daß er so eben von Unter-St. Veit komme und gesehen habe, daß die dortige Nationalgarde entwaffnet wurde, und daß der dortige Richter sich bemüht, den Anforderungen von fünfzehn Kroaten und einigen Mann Cavallerie zu entsprechen.

2. Uhr. Josef Joung N. G. 2. Bez. 3. Comp. meldete dem Ober-Commando, daß die Nationalgarde von Nustendorf und Fünfhaus außer der Mariahilfer Linie beim Reichsapfel einen Wagen mit 200 Kozen angehalten (von Schaumann) und dem Ober-Commando überbrachte.

3 Uhr. Dithelm, Mitglied der Permanenz, hat eine bedeutende Quantität Munition eruirt, und in das Seilerstätter-Zeughaus abgeliefert.

4 Uhr. Lieutenant Galtwaldt wurde vom Hauptmann Pint, Techniler, von der Gloggnizer Eisenbahn gesendet, und meldete beim OberCommando, daß die Kroaten keinen Wagen mehr aus und einpassiren lassen.

4. Uhr. Vom Stephansthurm. Pattler berichtete dem Ober-Commando : von Klederling zieht eine Menge militärischer Cavallerie weg. Vom Neugebäude gegen Klederling sind zwei Batterien vierspännig herübergefahren. Beim Neugebäude stehen mehrere Kanonen und zwölf Pulverwagen nebft vielen Militärposten.

Um halb 5 Uhr langte Se. Majestät in Olmüß an. Die Bauern haben die Pferde vom Wagen ausgespannt und denselben unter starkem Geleite und Jubel fortgeführt. Außer der Wiener Reichstagsdeputation war auch eine der Deputirten Böhmens in Olmüş anwesend. Die Truppenmärsche in der Richtung nach Wien dauerten fort. Die böhmischen Grenadiere kamen in 61 Waggons in Olmüß an. Bei Hof herrschte eine friedliche versöhnliche Stimmung.

Die zur Organisirung des Landsturmes an die Emissäre der Umsturz-Partei ausgefertigten Vollmachten lauteten laut Original wörtlich wie folgt:

Vollmacht. Für den Herrn Ortsrichter zu ..... zur Organifirung eines

Aufgebotes der Landbewohner des Bezirkes zur Vertheidigung des Vaterlandes gegen die eingebrochenen kroatischen Banden, welche bei Wien sich schon Plünderungen und Expressungen erlaubten, ja noch mehr, das von Sr. Majestät sanctio= nirte Recht der Volkswehr damit unterdrückten, daß sie mit lebermacht in die Umgebungsorte der Hauptstadt eindringend, den Einwohnern die Waffen gewaltsam wegnahmen. Das Nationalgarde-Ober-Commando entspricht daher mit Bergnügen den vielfach gestellten Aufforderungen, den Landsturm zu organifiren, um im Vereine mit demselben die verliehenen Rechte und den bedrohten Reichstag, die bürgerliche Freiheit zu schüßen. Sie werden daher ersucht mit den waffenfähigen Bewohnern ihres Ortsgerichtes sich nach ...... zu begeben, und zur größeren Masse vereint, unter die Befehle eines selbst gewählten Commandanten die weitere militärische Operation zum Entsaße der Hauptstadt Wien zu leiten. Wien, am 14. October 1848. Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant."

Ein Plakat wegen Sicherung der Nordbahn lautete: „Das so wichtige Institut der Kaiser - Ferdinands - Nordbahn wird unter den Schuß des Reichstages und der edlen Bevölkerung Wiens gestellt. Wien, am 14. October 1848. Bom permanenten Reichstags-Ausschussse.

Brest, m. p., Vice-Obmann. Bacano, m. p., Schriftführer." Ein abermaliges Plakat wegen Waffen im k. Zeughause:

,,um jedem weiteren Andrange zum kaiserlichen Zeughause vorzubeugen, wird hiermit dem Publikum bekannt gegeben, daß bereits sämmtliche daselbst aufbewahrt gewesene Waffen vertheilt worden sind. Die darin noch enthaltenen Gegenstände werden als Erinnerungen an Desterreichs Kriegsruhm unter den Schuß des Volles gestellt. Wien, am 14. October 1848.

Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant."

,,Kundmachung für alle Garden und Glieder mobiler Corps.

Während der gegenwärtigen Drangperiode finde ich für nothwendig, von der Friedenssitte des Tagsbefehles abzukommen. Ich darf offen vor der ganzen Bevölkerung reden, da in der Gefahr auf den Geist, auf die bewährte Freiheitsliebe der ganzen Bevölkerung gezählt wird.

Durch Plakate gelangen Mittheilungen, die Allen zu wissen nothwendig, am schnellsten zur allgemeinen Kenntniß. Auf den Fittigen von Minuten ruht im Felde Erfolg und Sieg. Wien, am 14. October 1848.

Messenhauser, m. p., provisorischer Ober-Commandant.“ umstehendes Aufruhr- Plakat wurde von Seite der magyarischen Umsturzpartei an allen Straßenecken Wien's angeschlagen:

,,Aufruf! Die ungarische Armee eilt dem ausgesprochenen Verlangen des österreichischen Volkes und dem seiner Repräsentanten (?) gemäß herbei, um den gemeinschaftlichen Feind, vereint mit dem tapferen Wiener Volke zu besiegen. Gestern

haben die nähmlichen Truppen die Leitha überschritten, die die zahlreichen Horden Jellačič's von ihrer bedrohten Hauptstadt in wilder Flucht bis über die Leitha drängten (?).

Auf also, Wiener! bildet Euch in mobile Corps, damit, wenn die Stunde des Angriffes naht, Ihr in geschlossenen Reihen auch außer den Mauern der Stadt gemeinschaftlich mit der ungarischen Armee den Feind angreifen könnt.

Fordert Eure Befehlshaber auf, daß sie Euch auf die ersten Zeichen des beginnenden Kampfes außer den Mauern dem Feinde entgegen zum Kampfe führen. Dann ist der Sieg gewiß über die Feinde der Freiheit! Wien, 14. October 1848. Die hier anwesenden Ungarn."

Durch solche Mittel wurde die bewaffnete Vevölkerung, ungeachtet wiederholter Abmahnungen des Gemeinderathes, die kaiserliche Armee nicht anzugreifen, vielfach aufgewiegelt und zum wahnsinnigen Angriffe aufgefordert. Das arme, verblendete, irregeführte, durch Fremde aufgeregte Volt mußte, so wie so viele ausgezeichnete Söhne des Vaterlandes, heldenmüthige Krieger unserer wackeren Armee zum Opfer werden. Warum hat der Reichstag oder der Reichstags-Ausschuß gegen solche Aufreizungen keine Verbote erlassen.? Ist es genug gewesen, zu sagen: Vom Reichstag ist ein Verbot,'daß die ungarischen Truppen die österreichische Gränze überschreiten, nicht ausgegangen?! -Nein! Der Reichstag war als ein österreichischer verpflichtet zu sagen: Die magyarischen, dem österreichischen Gesammtstaate feindseligen Rebellen-Truppen dürfen die ungarische Gränze nicht überschreiten. Das wäre deutsch, ehrlich, offen und loyal gesprochen gewesen, aber der Reichstags-Ausschuß war, ungeachtet der einzelnen hochachtbaren Mitglieder desselben, ein der Kossuth'schen Partei gewogener Ausschuß des Reichstages! Die anoncirten Magyaren kamen abermals nicht, und von nun an wurde die magyarische Ansagerei ihres Heeres verlacht oder verachtet.

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„Der Gemeinderath der Stadt Wien hat zur kräftigen Unterstüßung der von der löblichen Wiener medicinischen Facultät angeordneten Maßregeln für Heilung und Pflege der Verwundeten angeordnet, daß die zur ärztlichen und wundärztlichen Dienstleistung bestimmten und überhaupt von der genannten Facultät mit eigens hiezu ausgefertigten Legitimationskarten versehenen Personen auf keine Weise behindert, sondern vielmehr, wie dieses von der bewährten Humanität der Wiener Bevölkerung zu erwarten steht, in Ausübung ihrer schweren Pflichten kräftigst unterstüßt, und nöthigenfalls geschützt werden.

Wien, den 14. October 1848,"

Ein Plakat wegen Erhöhung des Wehrlohnes :

Kundmachung. Der Gemeinderath der Stadt Wien, überzeugt von der Dürftigkeit der meisten Nationalgarden, nicht nur im Bezirke von Wien, sondern auch der nächsten Umgebung, hat in seiner Sizung vom 13. I. M. beschlossen, an

den Ausschuß des hohen Reichstages sich mit der Bitte zu wenden, es möge aus der Staatskasse den unbemittelten Garden, auch wenn sie in dem eigenen Bezirke unter den Waffen stehen, während der Dauer des gegenwärtigen Ausnahmszustandes für einen 12stündigen Dienst eine Entschädigung von 20 kr. CM. und für einen 24stündigen Dienst von 40 kr. CM. verabfolgt werden. Hierüber erfolgte von dem Ausschusse des hohen Reichstages im Einverständnisse mit dem Finanz-Ministerium folgende Resolution: Es unterliegt keinem Anstande, daß für die Dauer der gegenwärtigen außerordentlichen Verhältnisse die von dem Ge meinderathe mit der Eingabe vom 13. October l. I. angetragene Entschädigung für die unbemittelten, den Waffendienst leistenden Bewohner Wiens aus der von dem hohen Reichstage mit dem Beschlusse vom 13. d. M. bewilligten Summe von 200,000 fl. verabfolgt werde. Wien, am 14. October 1848. Kraus, m. p., Fischhof, m. p., Obm.; Bacano, m. p., Schriftf. ""

Der Gemeinderath beeilt sich, diesen Erlaß seinen Mitbürgern zur Kenntniß mit dem Bedeuten zu bringen, daß die Compagnie-Commandanten das Verzeichniß der dürftigen Garden ihrer Compagnien, welche den zwölf- oder vierundzwanzigstündigen Waffendienst auch geleistet haben, zu verfassen, die Herren Bezirks-Chefs aber diese Verzeichnisse zu vidiren und eine mit denselben belegte Quittung über den Gesammtbetrag der Permanenz des Gemeinderathes zur Zahlungsanweisung vorzulegen haben. Wien am 14. Oktober 1848.

Vom Gemeinderathe der Stadt Wien."

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Kundmachung wegen häufiger, unbefugter Allarmirung. In den Vorstädten erfolgt ein Allarm durch die Herren Distrikts- und Bezirks-Chefs. Niemand Anderer ist dazu befugt. Bewegungen des Feindes gegen die Stadt signalisiren die Vorposten und Piquets durch Schüße und Meldungen. Allarm in den Vorstädtea ist in der inneren Stadt nicht abzunehmen. Solcher kann einzig und allein von mir, dem Chef des Generalstabes, oder meinem Feldadjutanten, Herrn Hauptmann Fenneberg, ausgehen. Jeder Urheber eines unbefugten Allarms, welcher nußlose Aufregung und beklagenswerthen Mißbrauch der ohnedieß auf das äußerste angestrengten Kräfte der Garde zur unausbleiblichen Folge hat, wird ohne Unterschied der Person verhaftet. Die Ahndung muß streng seyn, weil in gewissen Verhältnissen auch ein Uebermaß des Eifers zum Frevel wird. Wien, am 14. October 1848. Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant."

Ein Plakat wegen Einstellung des Glockengeläutes :

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Kundmachung. Damit das Publikum unter den gegenwärtigen Umständen so wenig als möglich in plögliche Beunruhigung gerathen möge, hat der Gemeinderath der Stadt Wien, unter vorläufiger Verständigung des fürsterzbischöflichen Confiftoriums für diese Tage der Gefahr das kirchliche Geläute in der Stadt und den Vorstädten einzustellen befunden. Derselbe erwartet, daß die Bevölkerung

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