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sich leicht daraus, dass lauter völlig ausgebildete Körner gelegt wurden; dass jedes Korn vermöge sorgsamer Behandlung aufging, und es den sämmtlichen Pflanzen nie an der gehörigen Menge von Feuchtigkeit fehlte, so wie durch andere Zufälligkeiten als Kälte, übertriebene Nässe, Entwendung durch Thiere, Unterdrückung durch Unkraut u. s. w. nichts verloren gehen konnte. Demohngeachtet blieben nach manche der Pflanzen im Ertrage zurück. Denn wenn alle Aehren, wie eine der grössten, 43 Körner enthalten hätten, so musste der Ertrag 473 Körner oder das 43fache sein.

2. Sehr merklich wuchs der Sommerroggen besser im gebrannten, als im rohen Gneus. Im ersteren zeigte er eine fast mittelmässige, im letzteren eine höchst kümmerliche Vegetation.

3. Weit weniger verschieden ergab sich das Wachsthum dieses Getreides im rohen und gebrannten Porphyr; in beiden wuchsen zwar die Pflanzen besser als im rohen Gneuse; aber selbst die etwas bessere Vegetation im gebrannten Porphyr erreichte noch die im gebrannten Gneuse erhaltene, fast mittelmässige, trotz aller Pflege nicht.

4. Hat nun der gebrannte Gneus schon für sich allein sich vortheilhaft wirkend auf das Wachsthum des Roggens gezeigt, so steht zu hoffen, dass derselbe in Verbindung mit fruchtbarer Ackererde die Fruchtbarkeit der letztern noch erhöhen werde, und es sind bereits die nöthigen Anstalten getroffen worden, im künftigen Sommer einen Versuch mit 4 bis 5 Centnern dergleichen vorbereiteten Gneuses auf dem Felde bei Erziehung von Sommerroggen anstellen zu können, wonach es sich finden wird, ob man dieses Fossil wirklich im Grossen für hiesige Gegend als mineralisches Düngmittel wird empfehlen können.

5. Wir ersehen übrigens von Neuem aus den vorhergehenden Versuchen, dass sich die Pflanzen auch ohne eigentlichen organischen Dünger im Boden, obgleich weniger vollkommen, leidlich ausbilden können, und dass diese Ausbildung in verschiedenen Mineralien abweichend besser und schlechter erfolgt. Das Atmosphärgas mit seiner Kohlensäure und seinen Staubtheilchen, so wie das atmosphärische Wasser mit seinem Pyrrhin sind die Mittel zur Bildung der organischen Masse.

Die salzigen und erdigen Bestandtheile erhalten sie ebenfalls aus dem atmosphärischen Wasser, so wie aus den Sonnenstäubchen und durch die Wurzeln aus der Erde selbst. Im Ganzen aber fehlt es unter solchen Umständen immer an zersetzbaren organischen Stoffen im Boden, und die Pflanze bleibt, wie der Baum aus einer Felsenritze wachsend, nur kümmerlich.

Welches übrigens die Ursache sein dürfte, warum das Durchglühen des Gneuses, weniger des Porphyrs, dessen Vegetationskraft erhöhet, darüber enthalte ich mich vor der Hand aller hypothetischen Vermuthungen. Ich werde in der Folge auf mögliche Ergründung derselben bedacht sein, und verweise einstweilen meine Leser in dieser Hinsicht auf dasjenige, was in neuern Zeiten die Wirkung des gebrannten Thons betreffend in Erdmann's Journal, so wie in meiner Lehre von den mineralischen Düngmitteln verhandelt worden ist.

Wir müssen zuvor noch mehrere Thatsachen aufsuchen, ehe wir über diesen Gegenstand mit völliger Gewissheit urtheilen können, und ich werde künftig meine Versuche mit noch mehreren erdigen Fossilien fortsetzen, so wie ich Chemiker, die sich gern mit Agrikulturchemie beschäftigen, zu ähnlichen Versuchen auffordere.

II.

Ueber die Stärke.

Auszug aus einem der Akademie der Wissenschaften zu Paris über mehrere Abhandlungen der Herren Payen und Persoz, Couverchel, Guérin-Varry und Lassaigne abgestatteten Berichte

von

DULONG, DUMAS, ROBIQUET und CHEVREUL
Berichterstatter

(L'Institut 2e. ann. Nr. 62. p. 236.)

Man darf es nicht auffallend finden, dass die Stärke, welche eine so wichtige Rolle in der Oekonomie der Natur und in den Künsten spielt, zu jeder Zeit, wo die Fortschritte der Wissenschaft sie unter neuen Gesichtspunkten zu betrachten gestattete, zu einer Menge von Untersuchungen Veranlassung gegeben hat.

In den letztverflossenen Jahren besonders sind

viele Arbeiten über diesen Gegenstand von mehreren jungen Chemikern der Akademie vorgelegt worden. Iliebei geschah es auch, wie immer, wenn mehrere Beobachter sich mit demselben Gegenstande beschäftigen, dass die Beobachtungen nicht mit einander übereinstimmten und dass mehrere sich um die Ehre der ersten Entdeckung stritten. Es hat daher die Akademie eine Commission zur Prüfung der ihr vorgelegten Arbeiten niedergesetzt.

Dieser Bericht zerfällt in zwei Abschnitte; der erste enthält eine Uebersicht aller älteren Arbeiten über das Stärkemehl, der zweite bezieht sich auf die der Akademie neuerlich vorgelegten.

Erster Abschnitt.

Da die Stärke ein organisches Produkt ist, und von den Geweben, in denen sie enthalten ist, durch rein mechanische Mittel getrennt werden kann, so kann sie in anatomischer, physiologischer und chemischer Beziehung untersucht werden. Im ersten Falle betrachtet man ihre Form und Struktur, im zweiten die Art ihrer Bildung und Entwickelung, so wie die Rolle, welche sie bei der Vegetation spielt; im dritten endlich ihre Zusammensetzung; es wird untersucht, ob sie zusammengesetzt oder einfach ist, d. h. ob die Stärke sich in mehrere unmittelbare Bestandtheile zerlegen lässt oder nicht.

1. Die Stärke in anatomischer Beziehung. Die ersten, uns bekannten Untersuchungen über die Form und Struktur der Stärke wurden 1716 von Leuwenhoeck angestellt. Er fand durch das Microscop, dass ihre Form in kugeligen Körnchen bestehe, und dass jedes Körnchen aus einer Hülle oder einem Tegument und einer innern, sehr von letzterer verschiedenen Substanz, zusammengesetzt sei. Diese innere Substanz hielt er für den allein nahrhaften Bestandtheil. 1795 dehnte L. Howard die Resultate seiner Untersuchungen über den Saamenstaub auch auf die Stärke aus und lehrte, dass diese Produkte organisirt und im Wesentlichen aus Gefässen und einem innern Parenchym gehildet seien.

Im Jahre 1812 fand Villars, dass die Kartoffelstärke aus eirunden Kügelchen bestehe, und dass, wenn diese zwischen zwei polirten Spiegeln gedrückt würden, sie doch

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immer kugelförmig erschienen, aber das Wasser stärker anzogen als früher. Er fand die Kügelchen der Waizenstärke dreimal kleiner, weniger durch die Hitze zersetzbar, von geringerem Wassergehalt und weniger geneigt, Wasser abzugeben, als wieder aufzunehmen.

Raspail machte in den Jahren 1825, 1829 und 1830 eine Reihe sehr interessanter Beobachtungen über die Stärke aus verschiedenen Pflanzen bekannt. Er gelangte zu demselben Resultate, wie Leuwenhoeck, nemlich, dass jedes Stärkekörnchen aus einer Hülle und einer innern Substanz bestehe, von welcher er angiebt, dass sie mit dem arabischen Gummi identisch sei. Er beschrieb die mannigfaltigen Formen, welche die Stärke aus einer und derselben Pflanze zeigt, und bestimmte die Dimensionen der Körnchen von vielen Gattungen von Stärke. Wenn man, seinen Beobachtungen zufolge, Stärkemehl auf einem Eisenbleche gehörig erhitzt, und dann in schwach alkoholhaltiges Wasser unter das Microscop bringt, so bemerkt man mitten in der Flüssigkeit rasche Strömungen nach verschiedenen Seiten, welche Körnchen von Stärke mit fortreissen, und man sieht dann einen langen Streifen einer auflöslichen Substanz aus jedem Körnchen heraustreten. Zuletzt bleiben nur noch faltige Bläschen zurück, deren Durchmesser nicht viel grösser ist, als das Körnchen, von dem sie herrühren. Erhitzt man die Körnchen mitten im Wasser auf einem unter das Microscop gebrachten Uhrglase, so sieht man die Stärkemehlkörnchen gleichfalls sich ausleeren. Jede chemische Reaktion, welche eine gehörige Wärme entwickelt, bringt dieselbe Wirkung hervor, wenn sie mitten in einem mit Stärke gemengten Wasser vor sich geht. Endlich betrachtet Raspail die Hülle der Stärke als eine in siedendem Wasser unauflösliche Substanz, die aber in demselben die Gestalt von Kügelchen annimmt.

2. Die Stärke in physiologischer Beziehung. Nach Raspail ist in der Fruchthülle der grasartigen Gewächse, welche vor der Befruchtung Stärke giebt, nachher keine mehr enthalten, weil sie dieselbe an das Perisperm abgiebt. Hier sammelt sie sich dann während des Reifens der Frucht an, um später, wenn das Keimen beginnt, zur Entwickelung des Embryos zu dienen.

Raspail hält die Stärkekörnchen für Zellen (wahrscheinlich von holziger Substanz), welche, wie alle Pflanzenzellen, im Innern einer andern Zelle wachsen und Gummi ausbilden, auf dieselbe Art wie die andern Oel, Harz u. s. w. Nach dieser Ansicht ist die Stärke also ein Organ. Auch Andere betrachten die Stärke als ein Organ, wegen ihrer Wirkung beim Keimen, oder, allgemeiner, bei der Entwickelung derjenigen Theile der Pflanzen, welche mit ihm in Verbindung stehen, wegen der organischen Struktur ihrer Hülle und des Zusammenhangs dieses Gewebes mit der Pflanze in welcher sie gebildet worden ist.

Ist diese Ansicht aber auch bewiesen? Wir sind nicht dieser Meinung, da es Physiologen giebt, welche mit dem Worte Organ, nur einen Zusammenhang von Geweben, welche eine bestimmte Form zeigen und zusammenwirken, um eine Funktion der Lebensthätigkeit zu erfüllen, bezeichnen. Es ist aber noch nicht ausgemacht, ob die Stärke eine solche Rolle bei der Vegetation spielt. Es genügt nicht allein, dass die Anatomie die Stärke als ein organisirtes Gewebe anerkannt, dass die Physiologie die Umwandlung eines Theils der Substanz in gewisse, zur Entwickelung der ganzen Pflanze, oder nur eines ihrer Theile, nothwendige Produkte gezeigt hat, um die Stärke als ein Organ und nicht als ein einfaches Produkt der Organisation betrachten zu können.

3. Die Stärke in chemischer Beziehung. Die Geschichte der Chemie der Stärke theilt sich in drei Perioden; in der ersten betrachtete man sie nach der Theorie von Stahl, und in der andern nach den Ansichten von Lavoisier. In der zweiten Periode wird sie noch als ein einziger unmittelbarer Bestandtheil betrachtet, in der dritten hingegen, vom Jahre 1825 an, zu welcher Zeit Raspail seine Untersuchungen bekannt machte, hielt man sie allgemein für eine Substanz, welche aus mehreren unmittelbaren Bestandtheilen zusammengesetzt ist.

In der zweiten Periode rechnete man sie noch unter die Zahl der unmittelbaren Bestandtheile der Pflanzen; man nahm dass sie aus einer Verbindung von Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff, in bestimmten Verhältnissen, bestehe.

an,

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