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INHALT. Chem. Untersuchung der gemeinen Wandflechte, von Herberger. Bereitung eines guten Blasenpflasters und der gelinden Blasenzugsalbe, von Martins. Einfache Bereitungsart des Kreosot, von Calderini. - Darstellung_conc. Tincturen zur Bereitung gleichförmiger Infusionen und Decocte, von Hänle.

KL. MITTH. Bereitung der Jodsäure, von Bohlig. von Kastner. Asbest als Wurmmittel, von Bohlig.

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Kaffeesurrogat, Ursprung des Bernsteins, von Alessi. Astfalks Bereitungsmethode narkotischer Extracte,

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von Wittstock und Döhl. zen, von Walch.

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Gepresster Torf.

Electricität gegen War

Allgem. pharm. Angel.

Chemische Untersuchung der gemeinen Wandflechte (Lichen parietinus L., Parmelia parietina Ach.), von J. E. HER

BERGER.

Diese Flechte, welche eine Zeit lang als Fiebermittel Aufsehen machte, ist schon verschiedentlich von MANKEWITZ, SCHRADER und MONNHARDT analysirt worden, worüber in der Originalabhandlung eine Zusammenstellung gegeben ist.

Am bessten kratzt man sie im Herbste, nach vorangegangenem gelinden Regen, mit einem stumpfen Messer, dem ähnlich, welches die Bäcker Trogscharre nennen, ab, säubert sie von den Unreinig. keiten, trocknet sie bei gelinder Wärme, zerstösst sie gröblich, befreit sie durch Sieben vom anhängenden schwarzen Pulver, wäscht sie in kaltem Wasser und trocknet sie wieder. In dieser Art zubereitet wurde sie zur nachfolgenden Analyse verwandt. Der Verfasser erinnert übrigens, man werde bei Einsammlung der Flechte für medi. cinische Zwecke vielleicht zwischen Baum- und Mauer- (Holz- u. s. w.) Flechte unterscheiden müssen, insofern ihm die an Mauern wachsende gar nicht bitter zu seyn geschienen. Die Hauptresultate der Untersuchung des Verfassers sind, dass die Wandflechte zwei schöne kryst. Farbstoffe (Parmelgelb und Parmelroth), enthält; ausserdem mehrere 5. Jahrgang.

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medicinisch wirkende Stoffe (Weichharz, Bitterstoff, äther. Oel} die am vollständigsten, im alkohol. Extract wieder zu finden sey dürften und einige nährende Stoffe (Gliadin mit Stärkmebl und Gummi).

Resultat der Analyse. 100,0 Thle. trockne Flechte enthal ten: 46,0 Flechtenfaser, deren Asche kohlens. Kalk, Eisenoxyd und Spuren von Kupferoxyd enthält; 15,0 durch Aetzkali ausgezogenen Extractabsatz; 9,0 Gummi durch Extractivstoff gefärbt und Stärkmebl (Parmel-Amylon); 6 Chlorophyll mit etwas Extractivstoff; 5,0 Wasser und Verlust; 5,2 Gliadin; 3,5 Weichbarz; 3,5 Parmelgelb; 2,8 unkry stallisirb. Zucker, mit Kochsalz, Chlorcalcium, pflanzens. Kalisalz, Extractivstoff (und Extractabsatz); 2,0 Extractabsatz mit Spuren von phosphors. Kalk; 1,0 Wachs; 0,5 kryst. Stearin; 0,5 Parmelroth; Spuren von äther. Oel.

Gang der Analyse.

1) Wiederholte Behandlung der Flechte mit heissem Alkohol von 0,85 bis zu Entziehung allen gelben Farbstoffs, Filtration der intensiv gelben Tinctur durch ein geschlossenes Filter am lauwarmen Orte, Verdünnung mit viel Alkohol bis zur hellgelben Färbung, wo sich bei +3° R. alles Wachs in bräunlichgrauen durch Abspülen mit Alkohol fast frei vom anhängenden Farbstoff zu erhaltenden und durch gelindes Erwärmen in einem gläsernen oder silbernen Schälchen in eine homogene Masse zu verwandelnden Flocken absetzt,

2) Abdestillation des vom Wachs abgesonderten Auszugs bis zu rückst.bei möglichst geringer Temp., Selbstverdunstung der rückst. dunkelgoldgelben Tinctur an freier Luft oder noch lieber unter dem Exsiccator neben conc. nicht rauchender Schwefels., wo sich die Oberfläche der Flüss. erst mit einer kryst. Fetthaut, Stearin, bekleidet, welche von Zeit zu Zeit entfernt wird, während sich nach und nach ein fast orangenes kryst. Sadiment aan den Wandungen des Glasgefässes abscheidet, zugleich auch gewöhnlich aufs Neue bräunliche, durch blosses Abseihen zu entfernende, Wachs flocken ausgeschieden werden. Umfüllen der Flüssigkeit in eine andere Schaale und weitere Verdunstung, bis eine braune weiche mit theils orangerothen theils gelben Kryställchen untermengte Masse entstanden ist. Sehr oft wiederholtes Behandeln sowohl dieser Masse als des besonders gesammelten, mit etwas verdünntem kalten Weingeist losgespülten, kryst. Sediments a mit heissem Alkohol* und jedesmalige Absonde

• Wie es scheint, wurde diese Behandlung bis zu vollständiger Auflösung der Masse fortgesetzt; da von einem Rückstande nicht weiter die Rede ist. Die Red.

rung der sich beim Erkalten der Auszüge absondernden, erst röthlicher dann immer gelber erscheinenden, Kryställchen; viertelstündiges Kochen der Kryställchen mit Wasser, welches das Parmelroth aufuimmt und das Parmelgelb zurücklässt. Behandlung der, von den Kryställchen gesonderten vereinigten und zur weichharzigen Masse abgedampften alkoholischen Flüssigkeiten mit kaltem Wasser, wodurch eine bräunliche, etwas schäumende, schwach, aber eigenthümlich riechende, Lösung erhalten wird und ein Rückstand b bleibt; Abdampfen dieser Lösung bis zur elastischen Masse, woraus vermittelst verdünnten kalten Alkohols unkrystallisirbarer Zucker, Chlornatrium, Chlorcalcium, Spuren eines säuerlich reagirenden Kalisalzes (vor dem Löthrohre im Platinlöffel unter eigenthümlichem, nicht weinsäureartigen Geruche erst sich schwärzend, dann aber eine weissliche Asche hinterlassend) und bräunlicher, durch essigs. Bleysalze fällbarer, durch Koble zerstörbarer, Extractivstoff (schon grösstentheils in Extractabsatz übergegangen) ausgezogen wurde; während dagegen von Gallussäure, leimfällender Materie u. Weins., Aepfels. u. s. w. nichts entdeckt werden konnte. Das von kaltem Alkohol grösstentheils Zurückgelassene bestand aus gliadinartiger Materie. Behandlung des Rückstandes 6 mit Aether, wel-. cher Chlorophyll und Bitterstoff aufnimmt (die sich, wiewohl nur unvollständig, durch kalten Alkohol trennen lassen), und gelbbraunes Weichharz zurücklässt.

s. W.,

2) Erschöpfung des Flechtenrückstands mit kochendem Aether, welcher hauptsächlich Chlorophyll aufnimmt, noch mit etwas braunem Weichharz und einer Spur von krystall. Fett gemengt, die sich beide durch sorgsame Behandlung mit Alkohol von Chlorophyll grösstentheils scheiden lassen.

3) Behandlung des Flechtenrückstands mit kaltem Wasser, welches nur wenig braunes, durch Kohle etwas entfärbbares Gummi, nebst Spuren von Flechtenstärkmehl (Parmel-Amylon) aufnimmt, welche vollständig zu scheiden nicht gelang, dagegen das letztre durch anhaltendes Kochen mit Wasser in erstres übergeführt werden konnte.

4) Behandlung des Flechtenrückstandes mit kochendem Wasser, wodurch ein bräunliches, dicklich schleimiges, jedoch auch bei höherm Concentrationsgrade nie gallertartig erstarrendes, durch Jod sich intensiv bläuendes, Decoct erhalten wird. Abdampfung dieses Decocts, wo sich an den Gefässwänden austrocknende Häute bilden und nach und nach, besonders beim Erkalten, eine weiche, pulvrig bröckliche, braunliche oder braune Masse abgeschieden wird, die mit kaltem W.

abgespült, dann zwischen Fliesspapier ausgepresst, braunschwärzli erscheint und nach dem Trocknen pulverisirt werden kann. Anh tendes Kochen und Schütteln derselben mit Alkohol, welcher d grössern Theil des färbenden Extractabsatzes entzieht, mit Rüc lassung gelblicher, kaum ins Graue spielender, Flocken, die, mit ka tem Alkohol, dann mit Wasser abgespült, das möglichst reine Pal mel-Amylon darstellen.

5) Behandlung des Flechtenrückstands mit verdünnter Salzsäure welche nur etwas braune Materie (Extractabsatz) nebst Spure von phosphors. Kalk aufnimmt; aber nichts von klees. Kalk.

6) Digestion des Flechtenrückstands mit Aetzkalilauge, wob er bedeutend anschwillt, und sich, mit Rücklassung von Flechten faser (aus rundlichen zusammengerunzelten Stücken bestehend) z einer dunkelbraunen Fl. auflöst, welche, in der Kälte mit Salzsäur neutralisirt und selbst übersättigt, erst nach längerer Zeit eine Spu von Trübung giebt, bei gelindem Erwärmen aber und noch besse auf Zusatz von Alkohol braune Flocken (Extractabsatz) aussche det, welche durch, langwierig von Statten gehende, Filtration ge trennt werden.

7) Destillation von beiläufig Pf. Flechte mit Wasser, wobe auf dem Destillate nur ein weissliches moderartig riechendes, Oelhäut chen bemerkt wird.

Einzelne Bestandtheile.

Wachs, 1,0 p. C. der in der gelinden Wärme getrocknete Flechte betragend, setzt sich aus dem heissen alkoholischen Auszug derselben beim Erkalten in bräunlichgrauen Flocken ab, die noch mi kaltem Alkohol abzuwaschen und zusammenzuschmelzen sind. Leich schmelzbar, im Platinlöffel mit Wachs- und Talggeruch verbrennend in Alkohol, Aether, äther. und fetten Oelen löslich, wire durch Chlor gebleicht, liefert durch heisse conc. Salpetersäure ein gelbe Substanz, ist durch Kalilauge schwer angreifbar.

Krystall. Stearin, 0,5 p. C. betragend, scheidet sich aus dem, von Wachs abgesonderten, alkoholischen Auszuge der Flecht bei der Verdunstung auf der Oberfläche aus. Weisse, glänzende kryst. Häutchen; bei Erhitzung in einer Glasröhre sich wie es schein zum Theil unzersetzt verflüchtigend, jedoch auch, ausser andern ge wöhnlichen Producten, ein gelbliches, höchst unangenehm riechendes saures Oel dabei liefernd, löslich in Alkohol, Aether, flüchti gen und fetten Oelen, durch conc. Salpeters. und Schwefels nur schwierig zersetzbar, in flücht. Alkali etwas träge löslich.

Parmelgelb und Parmelroth. Man erhält beide in Verhin

ung, wenn man den, beim Erkalten von Wachs und beim Abdampfen On, auf der Oberfläche sich ausscheidenden, Stearin getreanten alkoolischen Auszug der Flechte bis zur weichen Masse verdampft, diese viederholt mit heissem Alkohol behandelt, und die beim Erkalten der Tincturen sich erst mit mehr röthlicher, dann mehr gelblicher, Farbe Ausscheidenden Kryställchen mit Wasser auskocht, welches das Parelroth aufnimmt und das Parmelgelb zurücklässt.

a) Parmelgelb, 3,5 p. C. betragend. Aeusserst kleine gelbe Krystallkörnchen oder bräunlichgelbe, aus Flocken conglomerirte, Slättchen, zerrieben von goldgelber Farbe, neutraler Beschaffenheit. Entwickelt bei Erbitzung in einer Glasröhre über der Weingeistlampe gelbe, später röthliche, ammoniakfreie Dämpfe, die sich erst zu Trofen, dann theils zu gelbem, dem Glase anhaftenden, Pulver, theils zu gelben, von röthlich gelbem Oele eingehüllten, sternförmig gruppirten, straligen Krystallchen verdichten, welche, so wie das Pulver, unverändertes Parmelgelb zu seyn scheinen; später erfolgt Entwickelung von Gas und Brenzöl und im Rückstande bleibt eine, sich am Glase hinauf ziehende, Kohle. Entwickelt bei Erbitzung im Platinlöffel unter eigenthümlichem Geruche gelbe Dämpfe, bläht sich etwas auf, giebt dann weissliche Lackmus röthende Dämpfe, entzündet sich durch angenäherte Flamme mit mässig heller Flamme und Hinterlassung einer, sich endlich ganz verflüchtigenden, Kohle. Löst sich weder in kaltem noch warmen Wasser. Löst sich in äther. Oelen, bes. aber in Alkohol und Aether zu schönen goldgelben Tincturen auf. Löst sich in conc. nicht rauchender Salpeters. partiell unter spurenweiser Bildung von Oxalsäure; löst sich in conc. weisser Schwefels. mit carminrother, dann blutrother, Farbe unter Bildung von schwarzem, endlich in die blutrothe Lösung übergehenden, Harze; erfährt von verd. Schwefels., conc. Essigs. und Salzs. kaum verändernde Einwirkung; löst sich in Aetzammoniak und kohlens. fixen Alkalien partiell mit gelber, durch Aetzkali sich röthender, Farbe; löst sich in Aetzkalilauge mit erst carminrother, dann violeter Farbe; die Farbe der alkalischen Lösung ändert sich durch wenig conc. Schwefels. in Gelb, durch mehr wieder in Roth, welche Verwandlung mehreremale vor sich gehen kann; zuletzt jedoch mit Hinterlassung einer, sich nicht ferner röthenden, gelben Masse. Bleyzucker, Bleyessig, Zinnchlorür schlagen aus der alkalischen Lösung gelbe Lacke nieder. In der alkoholischen Lösung entstehen durch Salpeters., conc. weisse so wie verd. Schwefels., conc. Essigs. und Salzs., Bleyzucker, Bleyessig, Zinnchlorür gelbe Niederschläge; durch Aetzkalilauge carminrothe Farbenumänderung, durch Aetzammo

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