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Am 12. septen Se. Majestät der Kaiser, von Znaim die Reise weiter fort. Die Znaimer Nationalgarde gab auf eine weite Strecke der Allerhöchsten Herrscherfamilie das Geleite.

In allen Ortschaften des Durchzuges äußerten sich die ungeheucheltsten Merkmale und Versicherungen der Liebe und Anhänglichkeit für den gütigsten Kaiser, sowie die lebhaftesten Wünsche für die Ruhe, Ordnung und Sicherheit im Staatsleben, und die Entrüstung gegen die Störer des innern Friedens.

Im Orte Frainspiß ergab sich der denkwürdige Moment, daß Se. Majestät der Kaiser einer Deputation von vielen Gemeinden allergnädigst persönlich und mündlich zu versichern geruhte, daß die constitutionellen Freiheiten, welche die Allerhöchste Sanction bereits erhalten haben, nach der in Höchstihrem Manifeste vom 8. Oktober I. I. erneuert ausgedrückten Willens-Meinung ohne irgend einer Schmälerung vollkommen aufrecht bleiben.

9 Uhr. Ferdinand A. aus dem Studenten-Comitee, machte beim OberCommando die Anzeige, daß eine Finanzwach - Deputation dem StudentenComitee die Anzeige gemacht habe, daß das Nationalgarden-Obercommando fich dahin ausgesprochen habe, im Falle eines Kampfes wolle das Ober-Commando fich als Parteigänger (sic) benehmen. Da diese Anzeige dem Studenten-Comitee unmöglich gleichgültig seyn könne, die Bevölkerung Wiens überhaupt den provisorischen Oberkommando-Zustand geendet zu wissen wünsche, so bittet das StudentenComitee ein löbl. Obercommando um genügende Auskunft, und zwar in kürze ster Frist. Diese Anzeige wurde dem Verwaltungsrathe in Gegenwart des Dr. Rechberger gemacht.

10 / Uhr. Akademiker A. 2. Comp. machte beim Ober-Commando das Ansuchen, Niemanden auf den Stephansthurm zu lassen.

10 Uhr. Mayerhofer, Adjutant des Nationalgarde- Artillerie-Commandanten Spizhitl, ersuchte die Permanenz des Verwaltungsraths um Verstärkung zur Bewachung des Zeughauses, welches vom Volke sehr bedroht sey; dem OberCommando zugewiesen.

11. Uhr. Dr. R. machte beim Obercommando die Anzeige, daß das ungariche Ministerium sich erklärt habe, in 24 Stunden mit 30,000 Mann nach Wien zu kommen, um Hülfe zu leisten. Wurde von dem Berichterstatter eigenhändig geschrieben, dem Comitee überbracht.

Michael Thoma meldete im Auftrage seines Hauptmannes Thurn dem Obercommando, daß sich alle Linien durch k. k. Truppen verstärken, bei der Nußdorfer Linie keine Lebensmitteln mehr hereingelassen würden, und was noch zu bekommen wäre, von den Unterhändlern aufgekauft werde. Ersucht um Abhülfe der legteren Anzeige wegen. Des Morgens kamen die Vorposten der Wie

ner Wehrmänner mit jenen der f. Truppen bei der Marger Linie durch einen verwegenen Ausfall einiger Städter ins Handgemenge, ohne ein Resultat zu erzielen. Von Draußen wurde ein Kartätschenschuß in die Vorstadt abgefeuert, was abermals zu dem Gerüchte Anlaß gab, daß die Truppen, welche sich bis jeßt nicht offensiv verhielten, eindringen. Messenhauser schickte sogleich vier Geschüße und eine bedeutende Verstärkung dahin..

Nachfolgendes Plakat kündigte den Rücktritt Brauns als Obercommandant *) an:

,,Kameraden! Ich war stolz, an Eurer Spiße gestanden zu seyn, bei Euch gestanden in einer Zeit, wo es galt zu wachen, zu sorgen! ich hab' es mit redlichem Eifer gethan! es redlich gemeint mögt Ihr mich dafür in Eurem Gedächtnisse eben so treu bewahren, wie ich es bis zum lezten Moment meines Lebens thun werde!"

,,Ich gebe das Obercommando an den Abgeordneten Scherzer zurück, da er wieder genesen ist."

Dennoch werde ich mit Euch fechten, wo es gilt, unser Recht, unsere Freiheit zu wahren. Lebt wohl!"

,,Braun m. p. Bezirks-Chef des 8. Bezirkes Mariahilf.“

Am Abend zuvor wurde ein Grenadier arretirt, der die Frechheit hatte, in der ganzen Stadt Allarm zu schlagen; es war abermals derselbe, welcher schon zweimal als Aufwiegler (siehe Seite 193.) vorkam. Braun ließ ihn arretiren, und wollte ihn später verhören lassen, um zu erfahren, von wem er denn seine Aufträge bekomme, und wer ihm solche Rollen einlerne; doch am andern Morgen hieß es, der Grenadier sey aus dem Wachzimmer entsprungen. Derselbe fand sich später auf der Aula vor. —

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Solche Comödien kamen viele vor, und als Braun sah, nicht nur nicht entgegen wirken zu können, sondern daß man nur der Anarchie fröhne, auf die Republik hinarbeite, äußerte er sich gegen den Hauptmann Lemann:,,Ich will als ehrlicher Kerl, aber nicht als Verräther an meinem Vaterlande und Kaiser sterben."

Als er gegen den Plazoffizier Dunder die Absicht äußerte, abzudanken, fragte ihn dieser um die Ursache: Ich soll den Landsturm aufbiethen, das kann ich nicht, das verträgt sich nicht mit meinem Gwissen, das kann ich nicht thun.“

*) Wie bereits dokamentarisch erwiesen, war Braun seit dem 8. Oct, prov. OberCommandant. In dem Tagebuche (angeblich) des Dr. Schütte. 8. Prag bei Ehrlich, heißt es neben vielen andern Unrichtigkeiten, wozu auch die angeblich vollständige Sammlung der Plakate 2c. gehört, laß Braun nur 48 Stunden OberCommandant gewesen, u. dgl.

Er dankte am fünften Tage nach Antritt des Obercommando ab. Zum Lohne wurde er später von der demokratischen Partei auf die Liste der Prostribirten geseßt, und Hauptmann Fenneberg ließ am 13. gegen ihn einen Verhaftsbefehl ausfertigen. Es kam jedoch in keinem dieser Fälle zur Ausführung.

Messenhauser nahm vom Bureau des Obercommando Besiz, erschien jedoch nicht häufig darin. Die anwesenden Obercommando-Offiziere sahen ihn keineswegs mit günstigen Blicken an, da er von Niemanden gekannt und auch nicht gewählt, vielmehr vom Reichstagsausschusse der Nationalgarde gewissermassen aufgedrungen ward. Mit Messenhauser kamen Individuen an, die durch ihr ungewisses Auftreten kein gutes Gewissen verriethen, was keineswegs Vertrauen einflößen konnten, umsoweniger, als es Kalabreser waren, die von den Gardeoffizieren wegen vielseitigen Arroganzen nicht wohl gelitten waren.

In den Häusern wurde die waffenfähige Mannschaft aufgerufen, sich bewaffnet zu stellen. Ueberflüssige Waffen, besonders Feuergewehre, wurden den Eigenthümern, die nicht ausrückten, weggenommen.

Lieutenant Frankl erhob aus der Dietrichstein'schen Eisenniederlage in der Rossau 45 Centner Kanonenschrott, Eigenthum des Eisenhändlers Winkler, und übergab solche unter Eskorte ins bürgl. Zeughaus.

Um 6 Uhr Morgens verließ, wie bereits gesagt, der commandirende General Graf Auersperg seine feste Stellung im Schwarzenberg'schen Garten und Belvedere, und zog mit der ganzen Garnison in einer Eile ab, welche unter der Bevölkerung der Residenz zu verschiedenen Gerüchten Anlaß gab. - Das Wiedner Bezirks-Commando, Bezirks-Chef Hirn, von dem beabsichtigten Abmarsch der f. k. Truppen früher nicht in Kenntniß gesezt, konnte auch keine Vorsichtsmaßregel treffen, und es wurde im Bezirk erst nach erhaltener Anzeige des Abmarsches der f. f. Truppen Allarm geschlagen, und die 4. Compagnie beordert, das t. t. Belvedere, die 6. Compagnie hingegen den Schwarzenberg'schen Garten zu beseßen.

Allein gleich nach dem Abmarsch der t. k. Truppen strömte das Volk in Masse, und mitunter auch Garden in das Belvedere und den Schwarzenberg'schen Garten, in welchem das Militär eine Ererzier-Fahne, mehrere Wagen mit und ohne Bagage, und eine große Menge von Koffern und Kisten, wahrscheinlich aus Mangel an Transport-Mitteln zurückgelassen hatte; das hineindringende Volk trug Holz, Stroh, und mitunter auch andere Gegenstände mit sich fort, erbrach und untersuchte die Koffer und Kisten, bei welcher Gelegenheit nicht mit der größten Gewissenhaftigkeit vorgegangen seyn mochte, erbrach die Kellerthüren, ungeachtet der Versicherung des Schloß-Inspektors, daß keine Wein-Vorräthe vorhanden sehen. An den Kunstschäßen des Belveder's sowohl, als an der k. k. AmbraserSammlung und an dem Privat-Eigenthum im fürstlich Schwarzenberg'schen Gar tenpalais wurde, zur Ehre des Volkes sey es gesagt, kein Frevel geübt.

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Ein Theil des Volkes und einige Garden zogen mit einem bepackten Bagagewagen und mit der aufgefundenen Exerzierfahne im Triumph in und durch die Stadt, und dann auf die Universität, wobei sich das Gerücht verbreitete und unterhalten wurde, als seven solche vom f. t. Militär erobert worden. -

Erst nachdem dieses geschehen war, langten die beiden Compagnien des 7. Bezirkes daselbst an. Hauptmann Mohn und Lieutenant Franz der 4. Compagnie, suchten das Volk von weiterer Zerstörungssucht im Belvedere abzuhalten, welches ihnen durch die Beihilfe der Garde mit vieler Aufopferung auch ge lang, und auf welche Weise das Privat-Eigenthum der Offiziere theilweise gerettet wurde. Einen schwereren Stand hatte die 6. Compagnie des 7. Bezirkes unter dem Hauptmann Schmid und Lieutenant Kißling, welche vom Schwarzenberg-Garten Besiß nahm, und daselbst eine große Masse erbitterten Volkes fand, welches durchaus das Palais anzünden wollte, indem sich das Gerücht verbreitete, es seyen Leichen erschlagener Studenten und Garden in dem Garten vergraben. Nur durch außerordentliche Mühe, und mit der Waffe in der Hand, gelang es endlich dem Hauptmann Schmid die Volksmassen zu beruhigen, und von weiterer Verwüstung an den Offizier-Bagagen abzuhalten, und endlich aus dem Garten zu bringen.

Hauptmann Schmid ließ sogleich die vorräthigen Koffer und Kisten, die aber alle schon eingeschlagen, erbrochen und untersucht waren, in ein eigenes Magazin bringen, und machte die Anzeige an das Bezirks-Commando. Einige Tage nachher wurden alle diese Gegenstände vom N. G. Plag-Commando dem Generalen Mattauschek gegen Bestätigung zugesendet, und im k. k. Theresiano versorgt.

In der Gemeinderaths-Sigung vom 12. Oct. Vormittags wurde über Antrag Stiffts zur Präsidentenwahl geschritten, und dieselbe fiel auf Bondi, und auf Stifft und Martyrt als Vicepräsidenten.

Ueber eine an den Gemeinderath gelangte Zuschrift des Ministeriums des Innern, betreffend die Anzeige vom Abmarsche des F. M. L. Auersperg, mit dem Auftrage, die zurückgelassenen Effekten des Militärs, als auch die zur Abholung derselben commandirte Mannschaft in Schuß zu nehmen, stellte Bernbrun den Antrag, durch den Generalmajor Mattauschek den Commandirenden aufzufordern, nicht eher Militär zur Abholung dieser Effekten in die Stadt zu beordern, bis die aus Bernbrun, Dr. Glich und Klobasser bestehende Commission, die nöthigen Schußmaßregeln für diesen Fall vorgelegt haben werde.

Die zum Generalmajor Mattauschek dieserwegen gesandte Deputation überbrachte die Nachricht, daß der Commandirende bis dahin mit Bereitwilligkeit warten wolle.

Ueber eine beim Gemeinderathe gestellte Anfrage des Obercommissärs des

hiesigen Paßamtes, wurde demselben die Instruction ertheilt, Beamten, welche ohne Urlaub sich von Wien entfernen wollen, keine Passierscheine zu geben, hinfichtlich der Abreise von Nationalgarden aber, auf Freund 8 Bemerkung, daß an den der Gefahr sich Entziehenden ohnedieß nichts verloren sey, und man die persönliche Freiheit nicht beschränken könne, der gestrige Beschluß aufrecht erhalten.

Der provisorische Ober- Commandant der Nationalgarde, Hauptmann Braun, zeigte dem Gemeinderathe persönlich die Niederlegung seiner Stelle an. Derselbe hatte aber schon Tags zuvor das Ober-Commando niedergelegt.

In Folge mehrerer an den Gemeinderath eingelangten Gesuche wegen Ausfolgung der von demselben ausgesprochenen Verpflegungs-Beiträge von 25 fr. CM. für Bewaffnete, welche sich in die Compagnien eingereiht haben, wurde über Brodhubers Antrag eine verstärkte Commission beschlossen, welche aus Brodhuber, uhl, Freund, mit Zuziehung des Magistratsrathes Krones zu bestehen habe, mit der Weisung, hierüber ein Gutachten und eine Instruction Behufs der Auszahlungsart zu verfassen, und ehebaldigst abzugeben.

Bei dieser Gelegenheit wird Freunds Ansuchen, dem Arbeiter-Vereine sowohl einen Vorschuß zu bewilligen, als auch die obige Unterstützung diesem Corps im Ganzen gegen Vorlage von Verzeichnissen und Verrechnung Seitens der Hauptleute zugesagt.

Die vom Magistrate vorgelegte Sagung, nach welcher das Brot etwas schwerer wird, wurde vom Gemeinderathe genehmiget.

Ueber die im Gemeinderathe erfolgte Anzeige, daß aus dem Magazine des Herrn Gräff eigenmächtig ein Block Blei geholt und die Waffen aus den Wohnungen der Herren Stifft und Dr. Jäger weggenommen worden sind, wurde auf die Bemerkung des anwesenden Legions-Commandanten, daß er die Thäter zur strengsten Verantwortung ziehen werde, und auf sein Ansuchen der Gemeinderath möge eine strenge Verfügung gegen solche Gewaltthaten erlassen, eine Commission, bestehend aus Dr. Beer, Wesseli und Stifft zusammengesett und dieselbe beauftragt, die geeigneten Maßregeln und ein strenges Ausnahmsgeseß gegen solche, die Freiheit gefährdende Vorfälle bald vorzulegen.

Ein Gesuch des Studenten-Comitees um 200 fl. wurde vom Gemeinderathe erhört.

Würth und Kubenit berichteten über die vom Gemeinderathe unterstüßte Fabrikation von Zündern in der Aula. Nach einer Bemerkung des LegionsCommandanten wurde ein früherer Beschluß dahin geändert, die Verrechnung über diese Fabrikation den Herren Sterner und Brentano zu übertragen.

Nach Dr. Häusle's Antrag, die Gemeinderaths-Mitglieder möchten ein Abzeichen tragen, wurde zur Tagesordnung übergegangen.

Am 12. passirten die Regimenter Wallmoden Kürassiere und E. H. Franz

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