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Legion, Sartorius, angeblich Verpflegsoffizier der akademischen Legion, welcher Tags vorher von einer Abtheilung Soldaten, welche sich auf dem GalliinBerge gelagert hatte, und welche er zur Rückkehr in die Stadt bereden wollte, fest= genommen, später aber, auf Ehrenwort sich zu stellen, wieder entlassen worden ist.

Kaum war derselbe im Schwarzenbergischen Garten angelangt, so umringten ihn die ohnedies sehr aufgeregten Offiziere, beschuldigten ihn der bekannten Verleckung des Militärs in den schärfsten Ausdrücken, und nahmen ihn in Haft.

Da sich die Berathung des Kriegsrathes in die Länge zog, so wurde Plagoffizier Ruf mit einem offenen Schreiben der Deputirten an den ReichstagsAusschuß abgesendet, um denselben wegen des langen Ausbleibens der Deputation zu beruhigen; nach der Zurückkunft des Plazoffiziers Ruf im Lager war die Conferenz beendet, deren Resultat später in den Reichstags-Verhandlungen näher bekannt gegeben wird.

In Folge dessen wurde nachstehende Proklamation angeschlagen:

Kundmachung: Soeben hat der Reichstags - Ausschuß eine Commission an den Grafen Auersperg abgeschickt, um mit demselben ein lebereinkommen zu treffen, daß derselbe seine drohende Stellung verlasse.

Wien, am 10. October 1848. Vom Ausschusse des Reichstages.

Franz Smolka, erster Vicepräsident.

Franz Schuselka, Schriftführer."

Der Wachcommandant am Pulverthurm auf der Türkenschanze erklärte den Döblinger-Nationalgarden, welche denselben beseßen wollten, sich eher in die Luft zu sprengen, als ihn zu übergeben, und dieses auch vollziehen zu wollen, im Falle eines Angriffes.

,,Der Gemeinderath der Stadt Wien bringt den Erlaß des permanenten Reichstags-Ausschußes vom 10.October 1848 zur Kenntniß.“ „An den Gemeinderath der Stadt Wien! Neber die hierher gelangte Anzeige, daß von einem hiesigen Vereine ein Aufruf erlassen worden sey, um den Landsturm herbeizurufen, wird dem löblichen Gemeinderathe die angesuchte Ermächtigung ertheilt, sogleich eine Veröffentlichung im Wesentlichen folgenden Inhaltes zu erlassen: daß das Ministerium im Einvernehmen mit dem permanenten Reichstags - Ausschusse nur allein den Gemeinderath dieser Residenzstadt ermächtigt, und beauftragt habe, in stetem Zusammenwirken mit dem Nationalgarde-Ober-Commando alle zur Vertheidigung der Stadt Wien und zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit erforderlichen Maßregeln einzuleiten und auszuführen. Bei wichtigeren Maßregeln. ist stets die Anzeige anher zu erstatten. Wien, am 10. Oct. 1848, 10 Uhr Vormittag. Vom permanenten Reichstags-Ausschusse. In Abwesenheit des Präsidenten ;

Dr. Fischhof, m. p.

Dr. Lasser, m. p."

Weber Jellačič und seine Truppen erzählte ein um 5 Uhr Morgens aus dessen Lager angekommener Reisender folgende Details: Er requirirte auf ganz kriegsgemäße Weise in Schwadorf und der Umgebung eine große Anzahl Brot-Portionen und analoge Fleisch:Quantitäten, welche leßtere zum Theil auf gezwungene Weise gegen Quittungen herbeigeschafft wurden. Eben so Bespan= nungen. Seine und seiner nächsten Umgebung Aeußerungen über seine Pläne waren die bekannten: Er wolle blos im Interesse des Thrones und der Monarchie die Ruhe und den Frieden in Wien herstellen.

Das Ministerium sendete Vormittags die Abgeordneten Prato und Bilinski mit einer Depesche an den Ban Jellačič, in welcher sich gegen das eigenmächtige Eindringen auf österreichischem Gebiete, wodurch der Krieg zwischen Ungarn und Kroaten auf dieses Gebiet gespielt wird, verwahrt und der Ban aufgefordert, sich den Befehlen des österreichischen Ministeriums zu unterstellen und allen Ernstes angegangen wurde, seine Absicht bestimmt zu erklären.

Joseph E..., Garde der 2. Compagnie des Schüßen-Corps wurde von Seite des Militärs entwaffnet, und bat das Ober-Commando um ein Gewehr. Mittags kam vom Observatorium am Stephansthurm die Nachricht, daß von Schwechat gegen den Laaerberg Cavallerie, Infanterie und Munitionswagen ziehen.

2 Uhr Nachmittag verbreitete fich das Gerücht, daß die Garden die im Belvedere und Schwarzenberg-Palais aufgestellten Truppen angreifen wollen. Auch Gerüchte wegen der Ankunft Kossuth's mit 15 Dampfschiffen erfüllten die Menge, es waren aber Lügen der Freunde Kossuth's.

2. Uhr Nachmittag wurde in der Stadt Allarm getrommelt, und zwar auf die Nachricht, daß Jellačić in Fischament ankam. Freiwillige sammelten fich am Stephansplaße und das Kärnthner-Thor wurde geschlossen.

Möchte doch einmal die Fahne des Friedens sich entfalten! — war das einzige Gebet der Besseren.

Richard D... von Breitensee wurde, weil er Zünder verfertigte und solche nicht hergeben wollte, von Garden insultirt, und bat - weil er keine vorräthig hatte, das Ober-Commando um Schuß.

N. G. Hauptmann König von Penzing berichtete dem Ober-Commando, daß in der Nähe von Schönbrunn zwei Bataillons Infanterie und einige Wagen, von Artillerie begleitet, gegen die Türkenschanze ziehen.

Die unter Reichssiegel gelegt gewesenen Waffenvorräthe im k. Zeughause wurde der Gemeinderath und das N. G. Ober-Commando Wiens vom Reichstags-Ausschusse ermächtiget, unter die waffenfähige Bevölkerung zu vertheilen, dann wurde der Gemeinderath Wiens zur Veröffentlichung ermächtiget, daß feinen andern als vom Gemeinderathe und N. G. Ober-Commando ausgehenden Befehlen bei Vertheidigung der Stadt Wien Folge zu leisten sey.

Von der akademischen Legion wurden um 1 und 3 Uhr Nachmittags fünf Wagen mit schönen Kapselgewehren in Beschlag genommen, welche aber, der ungarischen Nationalgarde gehörig, einem zu erfolgenden Beschluß zu Folge, ausgeliefert werden sollten. Solche wurden theils ausgetheilt, theils vom Bolle mit Gewalt genommen.

Das Ober-Commando wurde um 3 Uhr gebeten, zum Kärnthnerthore eine Verstärkung zu senden.

Minister Krauß zeigte in der Abendsißung des Reichstages an, daß um 6 Uhr Nachmittag der Courier vom Minister Hornbostel zurückgekehrt sey, der Minister habe den Kaiser in Hadersdorf getroffen, offizielle Depeschen habe der Courier nicht gebracht, solche werden den kommenden Tag nachfolgen; das Ziel der Reise des Kaisers sey noch nicht festgeseßt, 'scheine aber Olmüß oder Brünn zu seyn. Ferner eröffnete Minister Krauß, er habe im Einverständnisse mit mehreren Abgeordneten einen Vortrag an Se. Majestät gemacht, worin er die Mittel angab, wie die Verhältnisse am Besten zu regeln seyen. Ferner, daß Abgeordneter Löhner die Uebergabe zu besorgen übernommen habe.

Dr. F... berichtete beim Ober-Commando, die Stärke der um Wien sichtbaren f. f. Truppen betrage: 2. Bat. Baumgarten, 8 Bat. Nassau, 2 Bat. Bianchi, 2 Bat. Khevenhiller, 1 Bat. Prinz Nassau, 1 Bat. Erzh. Stephan, 1 Bat. Erzh. Leopold, 1 Bat. Grenadiere, 9 Comp. Pioniere, 1 Division Sappeurs und Mineurs, 2 Regimenter Cavallerie, 1 Bat. Jäger und 6 Batterien Artillerie.

Zum neuen Thore wurde um 4 Uhr beim Ober-Commando zum Schuße der Kanonen um Verstärkung gebeten.

Vom Stephansthurm wurde dem Ober-Commando berichtet: Die Heugasse ist oben und unten gesperrt; es werden zwei Wagen Holz abgeladen; die Grenadiere ziehen sich in die Heumarkt-Caserne; man sieht einen General mit vier Mann Cavallerie-Bedeckung, der vom Pferde abgestiegen zu mehreren Soldaten spricht; die Nationalgarde ist auf dem Heumarkte konsignirt; es zeigen sich viele Militärs sowohl auf dem Glacis, als auf der Türkenschanze; keine Verschanzungen sind sichtbar.

Die Hernalser Nationalgarde ließ beim Ober-Commando anfragen, was zu thun sey, wenn die leer hinausfahrenden Wagen vom Pulverthurme zurück kehren. Ein Garde des VI. Bezirkes berichtete beim Ober-Commando, daß die Grenadiere auf der Landstraße vorgerückt seyen, und zur Gemeinde-Hauptwache dringen.

Um 5% Uhr Rachmittag tam zum Ober-Commando die Nachricht vom VII. Bezirk, daß die Wiedner Garde angreifen wolle. Ein Ordonanz-Offizier wurde vom Ober-Commando abgesendet, solches Beginnen zu verbieten.

Bom Xll. Bezirk, 3. Comp. wurde um 6 Uhr Nachmittag dem Ober-Commando gemeldet, daß der Pulverthurm auf der Türkenschanze von starken Militär-Abtheilungen umrungen sey, Pulver dort aufgeladen und fortgeführt werde.

Joseph Klauer vom Vll. Bez. 14. Comp. meldete beim Ober-Commando um 6 Uhr, daß die Belvedere-Linie geschlossen sey; daß es das Ansehen habe, als ob das Militär außer den Linien confignirt, ins Belvedere einrücke; daß Jellaći'sche Vorposten zur Belvedere- und Favoriten-Linie gekommen seyen; daß er selbst sein Hauptlager zwischen Simmering und Klederling aufgeschlagen habe, Kossuth aber das seinige zwischen Bruck a./d. Leitha und Badendorf. Solches wurde vom Berichterstatter auch dem Studenten-Ausschusse gemeldet.

Pillersdorff- als Mitglied der an den Commandirenden Grafen Auersperg gesandten Commission, berichtete Folgendes: Die Commission bekam ihre Instruktionen, darunter:

1. Der Reichstag seßt sich in unmittelbare Verbindung mit dem commandirenden General; 2. er fordert die Aufhebung des Lagers und Verlegung der Garnison in die Casernen; 3. er erfüllt die Wünsche und Bedürfnisse der Garnison in den Casernen; 4. der Commandirende seße sich durch einen Commissär in Verbindung mit dem Ministerium; 5. es erfolge eine Proklamation ans Volk zur Einstellung der Feindseligkeiten, welche auch enthält, daß das Militär ein Theil des Volkes ist und somit Rechte hat. Die Commission bemühte sich, den commandirenden General zu überzeugen, wie wichtig dieß sey. Er versicherte in einer langen Unterredung, keine feindliche Stellung zu haben, und daher blos seine Truppen geschüßt wissen wolle. Die Commission sagte ihm, daß dieß aber Erbitterung im Volke heraufbeschwöre. Sie sagte ferner, da sie bemerkte, daß auch eine große Erbitterung unter den Offizieren wegen dem Morde Latour's herrsche, daß überall im Volke so wie im Reichstage ein Abscheu gegen den Mord Latour's sich ausspreche. Der Commandirende erklärte, daß, ehe er einen Beschluß faffen könne, er früher Rücksprache mit seinen Generalen nehmen müßte. Nach dreistündigem Harren kam die Antwort: daß der Commandirende keineswegs die Truppen in die Casernen zurückschicken könne, weil die Aufregung des Civils und Militärs zu groß ist, daß er aber durchaus keine feindliche Abficht hege. Die gehörige Verproviantirung des Militärs liege im Interesse der Bevölkerung, weil sonst das Militär sich dieselbe gewaltsam erzwingen müßte. Mit dem Ministerium könne er sich nicht durch einen Commissär in Verbindung seßen; der Reichstag könne aber gewiß seyn, daß er nicht feindlich gesinnt sey. Die Commission erklärte, daß weder der Reichstag, noch das Volk mit dieser Antwort zufrieden seyn werden. Man war bemüht, alle Einwendungen von Seite des Commandirenden und alle Besorgnisse zu heben, er aber meinte, er werde selbst nicht länger diese Stellung behalten, als es seyn muß. Die größte

Beruhigung für die Garnison wäre die Entwaffnung Jener, die sich in diesen Tagen Waffen angeeignet, die nicht dazu berechtiget sind, und das Aufhören der Schmähungen über das Militär von Seite der Presse *). Die Commission glaube selbst, daß die Stellung, die der Commandirende und die Truppen einnehmen, mehr zur Abhaltung eines Angriffs, als zu einem Angriffe berechnet sey. Der Commandirende hat sich nie auf einen Befehl des Kaisers berufen, und dies freute uns, berichtete Pillersdorff, er sagte, daß der Kriegsminister schon den Befehl gegeben, eine feste Stellung einzunehmen, und er müsse diesem Befehle sich unterziehen. Ferner erklärte der Commandirende, daß er in keiner Berbindnug mit Jellačič stehe.

Mittlerweile wurden die Posten vor allen Stadtthoren verstärkt, bedeutende Patrouillen von Nationalgarden und Legionären durchzogen die Stadt und die Vorstädte, auf den Basteien waren Kanonen aufgepflanzt, und stark bedeckt. Das Drängen um Munition wurde immer stärker. Auf der Aula wollten viele gegen Auerspergs Lager angriffsweise verfahren.

Zur Beruhigung des Publikums wurde beschlossen, den Bericht über Auersperg's Forderungen zu veröffentlichen.

Prato kam Abends als Abgeordneter vom Ban zurück und berichtete in der Nachmittags-Sizung des Reichstages Folgendes: „Abgeordneter Bilinski und ich waren mit einer Depesche beim Van, und wir haben folgende Antwort bekommen:

Antwort des Ba n.,,Ad1. Die Beweggründe, welche mich veranlassen den Marsch der mir untergeordneten Truppen hieher zu richten, sind die Pflichten, die mir sowohl als Staatsdiener im weitesten, und als Militär im engeren Sinne obliegen. Als Staatsdiener bin ich verpflichtet, nach meinen Kräften der Anarchie nach Möglichkeit zu steuern, als Militär an der Spiße meiner Truppen gibt mir der Donner des Geschüßes die Marschdirektion. Ad 2. Mein einziges Streben ist die Aufrechthaltung der Gesammtmonarchie mit Gleichberechtigung aller Nationalitäten, dann Treue gegen meinen konstitutionellen Kaiser und König, — darum ist meine Wahl wessen Verfügungen ich gehorchen soll, nicht schwer. Ad 3. Die Verpflegung der Truppen geschieht durch Lieferungen die quittirt werden. Die Bequartirung belästiget Niemand, da die Truppe lagert. Ad 4. Von ungarischen Truppen werde ich nicht verfolgt, wenn sie aber k. f. Truppen auf österreichischem Gebiethe angreifen sollten, werde ich Gewalt mit Gewalt zu vertreiben

*) Hier muß ein für allemal erwähnt werden, daß unter dem Collectiv - Ausdruc „Presse" die Journalistik im Allgemeinen, keineswegs ein einzelnes Journal verstanden wird. Das Journal „die Presse" hat nie pöbelhaft geschmäht. Dr.

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