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Segovia, eine sehr alte Stadt, welche auf zwey nicht sehr hohen Bergen und in das dazwischen liegende Thal erbauet ist. Die Citadelle und eine Wasserleitung legen die besten Beweise von der Dauerhaftigkeit der alten römischen Bauart ab. Beyde sind noch im besten Stande, und lettere, welche über 1600 Jahre stehen soll, auch wegen ihrer kühnen Form, sehr sehenswürdig. Durch diesen Aquedukt wird das Wasser auf die höchste Seite der Stadt geführt. Anfänglich sind die Bogen desselben kaum wenige Fuß hoch, in dem Thale aber glaubt man eine ungeheuer hohe Brücke zu sehen, die des Abgrunds wegen erbaut zu seyn scheint, und bewundert hier die übereinander herlaufenden beyden Stockwerke der Bogen. Schade, daß dieses erstaunenswürdige römische Kunstwerk durch die daran erbauten elenden Häuser verunstaltet wird! Die Kathedralkirche ist ebenfalls sehenswerth, außerordentlich groß, im gothischen Geschmack gebaut, und hat einen sehr ho hen Thurm. Außerdem stroßt die ganze Stadt von Klöstern und Kirchen, hat aber schon viel durch diesen Krieg verloren. Man sieht diese Stadt außerordentlich weit und hat daher große Langeweile, bis man sie erreicht. Der Eingang in dieselbe ist schauerlich; auf der einen Seite hat man schroffe, überhängende Felsen, welche die darunter stehenden Klöster und andere Gebäude zu zertrümmern drohen, und auf der andern blickt man in ein tiefes Thal, das von einem Fluß durchwässert wird.

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Wir trafen das Regiment Darmstadt hier an, welches das Schloß, den Sih der ehemals berühmten Kadettenschule, beseht hatte. Wir hofften hier einige Zeit bleiben zu dür fen, allein schon des andern Tages ging es weiter nach Madrid zu. Unser Marsch führte uns bey dem königlichen Jagdfalosse St. Ildefonso vorbey, von dem ich leider, weil wir es nur im Vorbeygehen von Außen betrachten konnten, wei: ter nichts anzuführen vermag, als daß es von bewundernswürdiger Schönheit, sehr groß und mit einem weit ausge

dehnten Thiergarten versehen war. Von hier ging es über ein hohes Schneegebirge, das wir erst Abends spåt nach ei= nem zehnstündigen Marsch überstiegen hatten und dann in einem kleinen Dörfchen, eine Kompagnie in zwey oder drey Häusern, die von den Einwohnern verlassen waren, übers nachteten. Der Weg über das Gebirge von Segovia hierher zeigte noch deutlich Spuren von der Flucht der Spanier. Ueberall waren Verhaue angebracht, bey schroffen Stellen große tiefe Löcher in die Chauffeen gesprengt, um so die nach: folgenden Franzosen aufzuhalten; allein die Verhaue waren schon aus dem Wege geräumt und die Lücken in der Straße mit Bäumen ausgefüllt. Die Spißen der Berge waren mit einer dicken Eisrinde und Schnee, so wie die untern Theile derfelben mit Kiefernholz bedeckt. Die Kålte war bedeu tend und die ganze Gegend äußerst rauh, bald steinig, bald sandig und durchaus unfruchtbar. Menschen sah man fast gar nicht, und selbst andere lebende Geschöpfe nur selten. Traurige Folgen dieses Krieges.

Am 9ten Dec. marschirten wir endlich nach Madrid zu und zwar über el Pardo, einem Luftschloß an dem Fluß Manzanares, drey Stunden von Madrid, wo sich der neue König aufhält. Wir mussten noch bis dicht vor die Stadt: `mauern marsiren, und dort nach einem zwölfstündigen Marsch bivouakiren. Die Gegend, welche wir durchzogen hatten, bestand aus lauter kleinen felfigen Hügeln, war steinig und sandig und durchaus unfruchtbar, so daß es unbegreiflich scheint, wie man in einer solchen Wüste den Grund zu einer Hauptstadt hat anlegen können. Der Park um el Paro selbst, welcher einen Thiergarten von sehr großen Umfange bildet, ist dde und wüst, ja sogar rund um Madrid herum sieht man, außer einigen wenigen Feldern, nichts als rau hes steiniges Land. Wir erblickten Madrid, welches auf ei ner Anhöhe liegt, schon um 11 Uhr Mittags, kamen jedoch erst Abends spåt davor an. Des andern Morgens um 10

Uhr mussten wir eine Stunde weit ausrücken. Um 12 Uhr kam der Kaiser, inspektirte uns Kompagnienweis, bey wel cher Gelegenheit er auch an mich mehrere Fragen that. Er theilte verschiedene Ehrenzeichen aus, und ernannte einige Offiziere. Nachher mussten wir unter dem Kommando des Marschall Lefebre mehrere Mandvers machen und dann in die Stadt marschiren, wo wir mit Sonnenuntergang an kamen. Wir Offiziere mit den zwey Grenadier - Kompag= nien kamen in ein geräumiges Cistercienser Kloster, und der übrige Theil des Regiments wurde in ein anderes Klofter gelegt.

Madrid, den 31 sten Dec. 1808. Unser Loos ist nun vorerst entschieden. Wir bleiben als Garnison in Ma: drid, und haben dieses wahrscheinlich Niemand, als unserm neuen Brigadechef zu danken. Es ist in der That sehr årger: lich für uns, diesen Feldzug, den wir so ruhmvoll angefangen haben, hier mit Wachen endigen zu müssen. Den größten Theil dieses Monats blieben wir in der vorhin beschriebenen Lage, nur daß wir erst den 16ten anfingen Dienst zu thun, und die unangenehme Gewißheit erhielten, hier bleiben zu müssen. Den 28sten verliessen wir unser Kloster und zogen mit dem ganzen Regiment außerhalb der Stadt in ein großes Gebäude, welches ehemals eine Porzellan-Fabrik war; jezt aber wegen seiner hohen Lage, welche die ganze Stadt be herrscht, mit einer Sternschanze befestigt und zu einem Fort umgeschaffen wird. Hier liegen wir nicht bequemer als vor: her und weit gezwungener, da wir ohne Urlaub das Fort nicht verlassen dürfen, und wenn wir in der Stadt Dienst thun, einen ziemlich weiten und besonders in dieser Jahrszeit außerordentlich kothigen Weg dahin zu machen haben.

Weil ich mich gegenwärtig schon ein wenig unterrichtet habe und unter der Leitung eines Deutschen, den ich hier antraf, schon ziemlich herum gekommen bin, so glaube ich auch

jest einigermaßen im Stande zu seyn, etwas über Madrid zu sagen.

Wie ich schon angeführt habe, so liegt diese Stadt in einer sehr unfruchtbaren, theils steinigen, theils fandigen Ebene am Fluß Manzanares, der ein Arm des Tajo ist, mit dem er sich acht Stunden von hier, bey Aranjuez vereinigt, über welchen hier zwey große Brücken, die Segovia - und Toledo Brücke gebaut sind. Die Stadt liegt erhaben, und ist besonders an der Seite, wo das Schloß steht, etwas steil. Ohne gerade viel äußerliche Pracht und Glanz zu zeigen, ist doch der größte Theil der Stadt gut gebaut, hat viele große Plähe, schöne breite Straßen, und zeichnet sich vor andern svanischen Städten durch Reinlichkeit aus, welche jest zwar etwas leidet, deren Spuren aber doch unverkennbar sind. Die Volksmenge soll sich auf 300,000 Seelen belaufen und ist also diese Stadt für ihre Größe sehr bevölkert. Die Hauptvläge sind der Plazmajor, Port al sol, Play Luis, Plah St. Domingo und Plah Seva; die vorzüglichsten Stra Ben aber, Ealle major, Calle alcala und Cavallero de gracia. Außer dem Schloß, welches sehr groß, in jonischem Geschmak, edel und prächtig gebaut und vorzüglich sehenswerth ist, zeichnen sich noch das alte Schloß, oder Buen retiro, das Schloß des Friedensfürsten, die Douane und das Hosvital aus, welches alle große und vorzüglich schöne Gez bäude sind. Die Kirchen und Klöster hätte ich mir größer und prächtiger vorgestellt, auch sind deren verhältnißmäßig lange nicht so viele, als in andern Städten, z. B. in Valladolid, und keine einzige Kirche ist mit einem bedeutend hohen Thurme versehen. Unter die Sehenswürdigkeiten verdient hauptą fächlich das Museum und Naturalien - Kabinet gerechnet zu werden, leider sind aber beyde jest geschlossen, und ich kann also nur das von ihnen sagen, daß ich sie von Andern sehr rühmen hörte. Auch eine Sternwarte war hier, weil sie aber auf einer vorzüglich hohen Stelle dicht neben unserm

Fort stand, so ist sie in eine Citadelle verwandelt worden; und unsere Leute sind in diesem Augenblicke noch beschäftigt, sie zu befestigen. Der sehr große Reflektor liegt jest zwis schen Kanonen und das ganze Gebäude ist zerstört.

Die Spaziergänge sind der Brau und der Parc hinter dem Retiro. Der erstere ist eine breite und große Esplana de zwischen der Stadt und dem Retiro, auf beyden Seiten mit vier Reihen Linden und in der Mitte mit Wasserkünften versehen. Ein Neptun auf einem mit Seepferden bespanne ten Wagen, und gegen über Cybele, mit Löwen vor ihrem Triumphwagen, groß und massiv von Stein gehauen, ziehen hauptsächlich die Bewunderung auf sich, doch mehr durch die schöne Bildhauerarbeit, als durch die dabey angebrachten Wasserkünfte. Der Parc hinter dem Retiro ist zwar noch nach altem Styl angelegt, mit steifen Zierrathen, Alleen 1c2 allein da er groß, geräumig und der einzige Garten um Maš drid ist, wird er im Sommer sehr besucht. Jeht darf außer Militärpersonen Niemand mehr hinein gehen, da unser Fort mitten darin liegt.

Das hiesige Theater ist von keiner Bedeutung; zwar ein großes und schönes Gebäude, gute Maschinerien und präch tige Dekorationen; allein das Spiel selbst, die Stücke, das Kostüme, elend. Besser ist die italienische Over, in der sich eine Sängerin und ein Sänger besonders auszeichnen. Auc hier ist das Gebäude von ansehnlicher Größe, eine zweckma Bige Einrichtung und gute Maschinerien, obgleich es in allen diesen Stücken dem Lissaboner Theater nicht gleich kommt. Statt der Ballets wird in den Zwischenakten einer der spanis fcben Nationaltânze, der Bonero oder Fandango getanzt, wel. dbe, obgleich fie Alles, was Ueppigkeit hervorbringen kann, leis ften, mir aber nicht sehr gefallen, weil in allen Stellungen und Bewegungen zu wenig Grazie herrscht, und nur die Fertigkeit, womit die Tänzer ihre Wendungen und Sprünge machen, begleitet durch die Kastagnetten, mit denen sie den Takr anges

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