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welche dann gleich in die Docken eingreifen, erreicht wird. In den ersten Zeiten nach Entstehung der Guillochir - Maschinen suchte man auch die zweite Bewegung durch Verschieben zu erreichen, indem man an der Spindel zwei Schieber befestigte, welche an den feststehenden Docken die gehörige Führung erhielten. Sehr bald jedoch ging man davon ab, da man die Bewegung nach der zweiten Richtung durch Drehen um Spigen weit vortheilhafter fand, indem diese viel sicherer und mit geringerem Kraftaufwande geschieht, welcher leßtere Umstand nothwendig auch eine viel gleichförmigere und reinere Bearbeitung des Stückes möglich macht, da die Stöße, welche die bewegten Massen erzeugen, wenn die Geschwindigkeit derselben Null wird, und sie eine rückgängige Bewegung einzuschlagen gezwungen sind, bei größern auf sie beständig wirkenden Kräften um so größer werden.

Daß das Verschieben der Spindel in ihren Lagern noch bei behalten wird, mag darin zu suchen seyn, daß eine andere Einrichtung komplizirter und die Verschiebung in dieser Richtung nur innerhalb sehr nahe liegenden Grenzen nöthig wird, weil sie die Tiefe der eingeschnittenen Verzierungen bestimmt, diese eben vermöge dem Begriffe des Guillochirens nur sehr gering zu seyn braucht. Zur Einleitung dieser beiden Horizontal - Bewegungen und zur Führung der Spindel nach jenen Gesezen, nach welchen dieselben den hervorzubringenden Verzierungen entsprechend, erfolgen sollen, dienen:

1) die sogenannten Patronen (rosettes),

2) der Anlauf (touche), und

3) zwei Federn, welche die Spindel beständig nach einer Seite dieser beiden Richtungen zu bewegen suchen.

1) Die Patronen sind 2 bis 3 Linien dicke messingene, oder auch aus jener Legirung, woraus Zapfenlager bestehen, verfertigte Scheibenringe, bei denen entweder die äußere Zylinderfläche, oder ein am äußern Umfange aus ihren Kreisflächen hervorragender schmaler ringförmiger Streifen, oder wohl auch beide zugleich mit regelmäßig angebrachten verschiedenartigen Erhöhungen und Vertiefungen, wie sie gerade für die durch sie hervorzu bringende Verzierung geeignet, versehen sind.

Fig. 3 und 4, Taf. 136 stellen eine Patrone der leßten Art, in vorderer und Seitenansicht dar.

Diese Patronen L' werden über die Trommel D' gescho. ben, wie Fig. 1, 2, 3, Taf. 135 und 1, 2, Taf. 136 zeigen, und durch einen auf dieser nach ihrer Länge aufgeschraubten parallelepipedischen Streifen, der in den Einschnitt derselben w' Fig. 3 Taf. 136 paßt, gegen das Drehen auf ihr gesichert.

Da die Erhöhungen und Vertiefungen derselben die Formen der auf die Oberfläche des zu verzierenden Gegenstandes einzus schneidenden Linien bestimmen, aus denen die Verzierungen jeder zeit bestehen, so sind von diesen Patronen oft sehr viele nothwens dig, und damit man nicht zu oft mit den auf der Trommel aufge steckten wechseln muß, so soll die Trommel D' mehrere derselben fassen können.

Haben sie alle nahe gleichen Durchmesser, so wird es nothwendig, daß die Kreisflächen derjenigen, welche auch an diesen jene wellenförmigen Erhöhungen und Vertiefungen haben, von den andern Patronen etwas entfernt gestellt sind. Dieß geschieht øft durch Dazwischenlegen von Ringen x'. Um jedoch dieselben auch vollkommen gegen alles Wanken zu sichern, können diese Ringe sogleich an jene Patronen angegossen werden. Das AufRecken auf die Trommel kann sehr leicht geschehen, wenn die Schrauben herausgenommen werden, deren über die Trommel vorragende Köpfe, nach dem sie angesteckt sind, die Patronen fest an einander drücken, und gegen das Abschieben sichern.

2) Der Anlauf p' ist ein vierkantiges Stahlstäbchen, oder in früherer Zeit auch von Elfenbein, welches an beiden Enden sowohl vorn als auch zu beiden Seiten schräg wie zu einer Schneide zugefeilt, die Schneide jedoch rund abgeschliffen und polirt ist. um denselben, wie es seyn soll, der Spindel zur Seite unverän= derlich ruhend anbringen zu können, stehen, um es auf jeder Seite thun zu können, mit den beiden Seitenschienen des Rahmens V, aus einem Stücke bestehend die zwei Träger K', Fig. 1, 2, 3, 4, Taf. 135 (in Fig. 3 mit punktirten Linien angegeben), deren horis zontal liegendes Stück mit einem Schliß versehen ist. Auf diesem Träger kann das Eisenstúck r′ hin und her geschoben werden; damit dieses aber nicht zur Seite ausgleiten könne, übergreift es

etwas den Träger. Es enthält die viereckigen Löcher s', Fig. 3, Taf. 135, die etwas seichter sind als die Höhe des Anlaufs, in welcher dieser eingelegt werden kann. Der Deckel t ruht dann auf dem Anlauf p'. Durch den Deckel, das Stück r' und durch den Schliß des Trägers geht eine Schraube, welche den Anlauf an das Stück und dieses an den Träger durch den Schraubenkopf u', und die Flügelmutter v' fest andrückt.

3) Die Stahlfeder q', welche die Spindel in der ers stern Richtung bewegen soll, ist an dem hölzernen Verbindungsstück N der beiden hintern Füße C durch die Schraube r" befestigt, geht durch ein an B angebrachtes Ohr s“, welches die Feder gegen Ausgleiten nach der Seite schüßt, dann durch den Einschnitt G der Bank durch, und ist am andern Ende durchbohrt, um die Schraube t' durchstecken zu können. Diese Schraube ist durch ein Gelenk mit dem Stabe u' verbunden, und dieser wieder durch ein zweites Gelenk, dessen Drehungsachse auf der des erstern senkrecht steht, wodurch man eine Art Universalgelenk erhält, mit dem an der Hinterdocke angebrachten Eisenstabe v (Fig. 6 und 9, Taf. 135).

Die Feder kann nun durch die beiden Muttern w' rück- und vorwärts oder so gespannt werden, daß die Spindel in der ersten Richtung entweder fortwährend vorgedrückt oder auch zurückgezo, gen werden kann.

Jene Feder, welche die Spindel in der zweiten horizontalen Richtung zu bewegen sucht (gewöhnlich nach Art der Uhrfedern), befindet sich in dem Federgehäuse F', und kann, wenn dasselbe unbeweglich gehalten wird, durch Drehen an dem Kopfe der Welle 1 gespannt, und durch den an das Sperr-Rad m' mit der Feder n' angedrückten Sperrkegel o' gegen das Zurückgehen gesichert werden. Durch die am äußern Umfange des Federhauses ange brachte und mit ihrem andern Ende an die Hinterdocke angehängte Kette G wird das Federhaus unbeweglich gehalten, oder die Docke mit der Spindel gegen dasselbe hingezogen. Die Welle l' ruht in der Gabel des Trägers H', der durch die Schraube I' an die Bank A angeschraubt ist.

Damit man nach Erforderniß die Spindel nach der einen oder andern Seite ziehen könne, befinden sich zu beiden Seiten

der Maschine solche Federn, mit ihren übrigen zum Anspannen erforderlichen Theilen.

Sehr häufig wird es nöthig, die Wirksamkeit einer dieser Federn oder auch beider zugleich aufzuheben, ohne jedoch die Spannung derselben nachzulassen, und ohne die andern Bewegungen zu stören. Dieß wird leicht erreicht, wenn man eine Docke in der Richtung jener Federkräfte gegen einen ruhenden Gegenstand stüßt.

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So geschieht dieß bei der erstern durch die in Fig. 5, Laf. 136 detaillirte Vorrichtung, die auch in Fig. 1, 2 und 3, Taf. 135 zu sehen ist. Auf einem der Träger K' wird mittelst des Lappens y' das Rohr M', welches eine schiefe Lage hat, anges schraubt. In diesem Rohre ist ein Zylinder genau eingepaßt, auf welchen oben die verzahnte Scheibe z' geschoben, und welcher mit einem ränderirten angesteckten Kopfe versehen ist; Kopf und Scheibe werden durch eine Schraube festgehalten. Das untere Ende des Zylinders ist rechtwinklig abgebogen, und die der Uchse zugekehrte Seite des zweiten Schenkels des rechten Winkels N' ist eben abgeschliffen. An der Vorderdocke sind bei a“ zwei Laps pen angegossen, zwischen denen eine Rolle so angebracht ist, daß deren Drehungsachse mit jener des Zylinders zusammenfällt, also deren Kreisflächen auf jener geschliffenen Fläche des Schenkels N' senkrecht stehen, und die Rolle diese berührt, was dann geschieht, wenn der Halbmesser der Rolle gleich der Entfernung der geome trischen Achse des Zylinders von jener geschliffenen Fläche ist.

Wird diese Fläche so gedreht, daß wie in Fig. 3, Laf. 135 vorgestellt, die Rolle in der vordern Ansicht durch sie gedeckt ist, und jene auf der Spindelachse senkrecht steht, so kann die Feder q' wie in Fig. 2, Laf. 135 gespannt werden, wodurch die Spin del vorgeschoben wird, ohne daß eine Bewegung in der ersten horizontalen Richtung möglich ist, und ohne daß die Bewegungen in der zweiten gestört werden.

Dasselbe wird man auch erreichen, wenn jene Fläche so gedreht wird, daß sie mit dieser Lage parallel bleibt, aber hinter die Rolle zu stehen kommt, und die Feder q' durch Vorschrauben der Schraubenmuttern w' so gespannt wird, daß sie die Spindel zurückzuziehen strebt. Steht die Fläche aber so, daß sie mit der

Achse der Spindel parallel ist, wie in Fig. 5 und 6, Laf. 136, so wird die Bewegung der Spindel in der ersten Richtung frei, wenn die Feder q' gespannt wird, und die in der zweiten Richtung gehemmt, obschon die auf der Seite, auf welcher diese Fläche ist, befindliche Kette G gespannt seyn kann.

Entfernt man die Rolle bei a" so weit von dieser Fläche in ihrer legten Lage, als es die Gränzen der in der zweiten Richtung gewünschten Bewegungen erfordern, so kann man wieder die beiden horizontalen Bewegungen mit einander auf andere Weise vereinigen, ohne daß der Zylinder mit jener geschliffenen Fläche hinweg genommen werden darf.

Bringt man diese Fläche in eine Lage, wie in Fig. 6, Taf. 136 mit punktirten Linien im Grundriß angegeben ist, und spannt man die Feder q', daß sie die Spindel zurückzieht, und jene Kette Gʻ, welche kurz vorher erwähnt wurde; so wird jeder Punkt der Spindel, wenn diese auf irgend eine Weise nach der Seite geschoben, durch die Kette G' aber wieder zurückgezogen wird, eine gerade Linie beschreiben, welche mit der gegen die Spindel schiefen Richtung der Fläche parallel ist. Wird die Spindel noch dazu gedreht, fo geht jeder mit ihr außerhalb verbundene Punkt in einer Art von Schraubenlinie vor und zurück.

Stellt man nun die Docken nahe vertikal, hebt jede Bewegung in der ersten horizontalen Richtung auf, und bringt den Anlauf mit einer Patrone in Berührung, welche an ihrer Zylin.. derfläche die Fazetten enthält, spannt die auf der Seite, wo der Anlauf eingelegt ist, befindliche Kette G', wodurch die Patrone an den Anlauf beständig angedrückt wird; so muß während der Umdrehung der Spindel diese auch solche Bewegungen in der zweiten horizontalen Richtung annehmen, wie sie die an der Patrone befindlichen Fazetten zulassen, und der mit der Spindelachse parallel in einem gewissen Abstande von dieser angebrachte, in eine auf der Spindel senkrechte Ebene eingreifende Meißel muß noth, wendiger Weise auf dieser Ebene eine Figur verzeichnen, welche den Fazetten ähnlich ist.

Hebt man ferner, wie schon angegeben, jede Bewegung in der zweiten Richtung auf, und bringt den Anlauf mit einer Kreisfläche einer Patrone in Berührung, so daß die Feder q'

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