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nach diesen Worten gesetzt haben, bedarf keiner Erklärung und Rechtfertigung.

Mine honour'd lord!] StR: My honour'd lord.

Happy, in that we are &c.] QB — QF einschliesslich lesen: 81 Happy, in that we are not ever happy on Fortune's lap. We are not the very button.

'Faith, her privates we.] So die Fs lesen, wissen wir nicht. 'Faith, in her privates we. als 'privacy, privity', und 'privities' sind nach Webster: secret parts, the parts which modesty requires to be concealed. Marriot, A Collection of English Miracle - Plays (Basel, 1838) p. LXII führt eine Stelle aus dem zweiten Stücke der Coventry Plays an, wo Adam zur Eva sagt:

StR ohne Variante. Wie QB und
Pope, Theobald und Warburton:
Private, subst., bedeutet so viel

Woman ley this leff on thi pryvyte,

And with this leff I shall hyde me.

Wir sind, sagt Guildenstern, weder der Knopf auf Fortuna's Mütze, noch die Sohlen ihrer Schuhe. Ihr lebt also, erwidert Hamlet, in der Gegend ihres Gürtels oder in der Mitte ihrer Gunstbezeugungen, und Guildenstern antwortet: Ja wahrhaftig, wir sind — ihre geheimen Theile. Ob dabei auch an die andere Bedeutung von 'private' (= gemeiner Soldat) gedacht ist, wer mag das entscheiden? Dass Hamlet fortfährt: In the secrets parts &c. erklärt sich aus seinen vorhergegangenen Worten: you live about her waist &c., während Guildenstern das Zeitwort 'are' im Sinne hat. Wegen 'private' vgl. K. John IV, 3: Whose private with me &c.; TwelfthNight III, 4: Go off; I discard you; let me enjoy my private; Nares s. Private.

Let me question more in particular: &c.] Die Stelle von hier bis zu den Worten: But in the beaten way of friendship in §. 83 fehlt in den Qs. In Übereinstimmung mit der in der Einleitung p. XXVI ausgesprochenen Ansicht, wonach die trübsinnige Grübelei Hamlets sehr allmälig vom Dichter ausgebildet wurde, erscheint es uns nicht unmöglich, dass er diese Stelle auch nach dem Erscheinen von QB noch hinzugefügt hat.

The shadow of a dream.] Shakespeare, sagt Dr. Johnson, hat 82 hier zufällig einen Ausdruck Pindar's umgekehrt, nach welchem der Mensch σκιᾶς ὄναρ ist. Die Stelle lautet (Pyth. VIII, 95 ed. Boeckh):

ἐπάμερος· τί δέ τις; τί δ' οὔ τις; σκιᾶς ὄναρ
ἄνθρωπος.

Wegen des gleich darauf folgenden: 'a shadow's shadow' vgl. W.

83

Scott, The Antiquary p. 53 (Tauchn. Ed.): the shadow of a shade, und Guy Mannering Chap. XVI p. 204 (Edinb. 1819): 'I am a member of the suffering and episcopal church of Scotland the shadow of a shade now, and fortunately so' &c.

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Then are our a beggars bodies,] Schlegel übersetzt: So sind also unsere Bettler Körper, &c. Ist nicht der Sinn vielmehr: So sind also unsere Bettler Menschen, d. h. die wahren, eigentlichen Menschen, und die Fürsten und Helden sind nur ihre Schatten. 'Body' wird nicht bloss in den Zusammensetzungen 'somebody' und 'nobody', sondern sehr häufig (besonders mundartlich) in der Bedeutung: Person, Mensch gebraucht. W. Scott, Guy Mannering Chap. I p. 8 (Edinb. 1819): beast or body, education should aye be minded; Chap. III p. 29: the meat and quarters we wadna refuse to the poorest body on earth; Chap. XV p. 185: Atweel, I am a simple body, that's true; Chap. XVIII p. 241: they could nae hae sell'd the auld inheritance for that fool-body's debts; p. 242 and aye ready wi' an answer to a' body; p. 332: Fulebody that thou art! (cf. Busy - body. ) Hawthorne, Twice Told Tales II, 123 (Standard American Authors Vol. XI, Leipzig, 1856): Whose grand coach is this? asked a very inquisitive body. Hawthorne, The House of the Seven Gables p. 60 (Stand. Am. Auth. Vol. XII): To come down upon a poor body in this way; ebenda p. 66: You will find me a cheerful little body; ebenda p. 71: What a nice little body she is. Ik. Marvel, Dreamlife p. 37 (Stand. Am. Auth. Vol. XVI): Very well knowing, that you, such a quiet body, and so much afraid of her, &c. Vgl. Halliwell s. Body.

Ein bedeutungsvoller Gegensatz ist es, dass wie im Englischen body, so im Deutschen Seele zur Bezeichnung des ganzen Menschen gebraucht wird. So hat schon Luther übersetzt, 1 Mos. 12, 5: Die Seelen, die sie gezeuget hatten in Haran (wo es allerdings auch in der englischen Bibel heisst: all the souls that they had gotten in Haran), so sprechen wir von der Seelenzahl einer Stadt, von einem Seelenverkäufer, von einer alten, einer armen, einer betrübten, einer durstigen, einer feigen, einer treuen, einer unruhigen u. s. w. Seele.

By my fay,] Die Form 'fay' kommt fast ausschliesslich in dieser Betheuerungsformel vor. Es ist das franz. 'foi', während 'faith' wahrscheinlich unmittelbar von 'fides' herzuleiten ist. Augenscheinlich haben die Engländer diesen Schwur von den Normannen angenommen. S. Nares s. Fay.

I am even poor in thanks;] Hamlet liebt es, sich als einen ganz armen, unbedeutenden und einflusslosen Menschen darzustel

len. Vgl. §. 24. 57. Cymbeline II, 3: the thanks I give Is telling you that I am poor of thanks And scarce can spare them.

Theobald und War

My thanks are too dear, a halfpenny.] burton lesen (woher?): too dear of a halfpenny. Andere Herausgeber (nach Malone): too dear at a halfpenny.

Mein Dank

ist nicht einmal einen halben Penny werth, weil ich ihn nicht zu bethätigen vermag.

Why any thing, but to the purpose.] FA: Why any thing. But 84 to the purpose. Nach der Zeichensetzung der FA würde der Sinn sein: Sagt was ihr wollt. Aber nun lasst uns zur Sache kommen. Wie Delius hierin eine 'beissende Ironie' finden kann, ist unbegreiflich. Die beissende Ironie, wie sie im Zusammenhange mit Hamlets ganzer Redeweise erfordert wird, liegt ganz im Gegentheile in der Lesart der Qs: Sagt was ihr wollt, nur nicht das, was zur Sache gehört, oder wie Schlegel es hat: Was ihr wollt ausser das Rechte.

Your modesties] Delius hält dies für eine scherzhafte Titulatur, für eine Parodie auf: your majesties. Allein zu einer solchen Wortspielerei ist hier durchaus keine Veranlassung; Guildenstern und Rosenkrantz geben Hamlet nirgends Gelegenheit, sich über ihre Bescheidenheit oder Unbescheidenheit lustig zu machen und sie mit travestirten Titulaturen aufzuziehen. Die Mehrheit abstrakter Hauptwörter ist bei Shakespeare wie bei allen englischen Schriftstellern ganz alltäglich. Vgl. The Taming of the Shrew, Induction, Sc. 1: But I am doubtful of your modesties.

By the rights of our fellowship] Unter fellowship' ist hier schwerlich die noch zu Shakespeare's Zeit gebräuchliche Bettgenossenschaft (s. Nares s. Bedfellow), sondern die Schulkameradschaft zu verstehen. Schul- und andere Kameraden schrieben sich schon damals in Stammbücher ein, und ein solches Stammbuch wird in einem Citat bei Nares s. Books ein 'Fellowship book' genannt.

To Guildenstern.] Diese Bühnenweisung findet sich weder in den Qs, noch in den Fs; ebenso wenig das Aside' nach den Worten: an eye of you. In QA wird die Frage: 'What say you' von Guildenstern gethan und Rosenkrantz gesteht dann ein, dass sie abgeschickt sind.

-

Then I have an eye of you.] QA: Nay, then I see how the wind sits. Steevens erklärt: I have a glimpse of your meaning, während Collier hier eines von den vielen Beispielen erblickt, in welchen zu Shakespeare's Zeit 'of' für 'on' gebraucht wurde. Noch öfter steht umgekehrt 'on' für ‘of'.

85

86

If you love me, hold not off,] Schlegel: Wenn ihr mich liebt, tretet nicht zurück. Was soll das heissen? Vielmehr: Wenn ihr mich liebt, enthaltet mir die Wahrheit nicht vor.

I have of late

though by your smiling you seem to say so.] Diese ganze unvergleichliche Stelle besteht in QA nur aus folgenden vier dürftigen und ungelenken Zeilen:

Yes faith, this great world you see contents me not,

No nor the spangled heauens, nor earth, nor sea,`

No nor Man that is so glorious a creature,

Contents not me, no nor woman too, though you laugh. Gewiss auch ein Beweis, dass QB nicht bloss ein berichtigter Abdruck der QA, sondern eine neue Bearbeitung ist. Die Zeichensetzung ist in diesem §. in- StR ganz abweichend; wie sie in QB und den Fs ist, wissen wir nicht.

And your secresy to the king &c.] FA: Of your secrecy to the king and queen. Moult no feather. Augenscheinlich falsch!

It goes so heavily] Fs durch einen Druckfehler: heavenly; MC: heavily.

This brave o'erhanging firmament,] Die Fs lassen 'firmament' aus; MC hat es hinzugefügt.

Fretted with golden fire,] 'Fretted' heisst: mit erhobener Arbeit (fretwork) geziert. Washington Irving, The Sketchbook

(Tauchn. Ed.) p. 158. 159.

It appeareth nothing to me, but] So QB Fs it appeareth no other thing to me, than.

QG einschliesslich.

What lenten entertainment] Nach Steevens: sparing, like the entertainments given in Lent; nach Collier: such entertainment as players met with in Lent, when they were often not allowed to perform publicly. Vgl. Twelfth Night I,

answer. Nares s. Lenten.

5:

a good lenten

We coted them on the way,] To cote (vom frz. côtoyer, côté) ist eigentlich ein Jagdausdruck und bedeutet ursprünglich: to come side by side with somebody, to keep alongside; dann: to pass or go by, to overtake. Auf der Jagd wird es gebraucht: when a greyhound goes endways by the side of his fellow, and gives the hair a turn. Halliwell s. Cote und Hunting, No. 15. Nares s. Cote. Love's Labour's Lost IV, 3; Her amber hair for foul hath amber coted [?]. W. Scott, Kenilworth II, 117 (Edinb. 1821): for no greyhound loves to cote a hare, as I to turn and course a fool.

The lover shall not sigh gratis:] StR: shall not sing gratis, mit der Variante: sigh. In QA fehlt 'not'.

The clown shall make those laugh—sere;] Diese Worte finden sich nur in den Fs und in QA, wo sie etwas abweichend lauten: The clowne shall make them laugh That are tickled in the lungs.

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Das Wort 'sere' ist eine arge 'crux interpretum'; Pope und Theobald haben die Stelle weggelassen; Malone hat vermuthet: o' the scene; Warburton übergeht die Schwierigkeit mit Stillschweigen, und Collier erklärt sich von keiner einzigen bisherigen Erklärung befriedigt. Am bequemsten wäre es, mit Douce II, 230 ein Hauptwort 'sere' Trockenheit anzunehmen (das Eigenschaftswort sere' oder ' sear dry, withered' ist gar nicht selten) und unter tickled o' the sere' diejenigen zu verstehen, deren Lungen von Trockenheit gereizt werden, die an trockenem Husten leiden und denen mithin das Lachen Schmerz macht. Denn diejenigen zum Lachen zu bringen, die ein kitzliches Zwerchfell haben' (wie Schlegel übersetzt hat), würde keine grosse Kunst beim Clown voraussetzen; das kann jeder Stümper. Allein dieser Erklärung widerstreitet eine von Douce angeführte Stelle, wo 'tickle of the seare' offenbar lachlustig bedeutet. Vielleicht will auch Hamlet gar nicht den Witz des Clowns loben, vielleicht ist seine Meinung die, dass der Clown nur die an sich Lachlustigen, denen leicht gepfiffen ist, zum Lachen bringt, und dass ernsthafte Leute über seine plumpen und abgedroschenen Spässe nicht zu lachen vermögen. Eine Erklärung ganz anderer Art giebt Halliwell Dict. s. Sear. 'Sear' soll nach ihm das Zündloch an einem Gewehr (jetzt 'vent' genannt) und daher metaphorisch die weibliche Scham bedeuten. 'Light of the seare' ist also 'light-heeled, loose in character' und 'tickle of the seare wanton, immodest' (eigentlich scham-kitzlig). Those, whose lungs are tickled of the sear (sere), sind ihm diejenigen, whose lungs are wanton or excited to laughter by coarse ribaldry. Bedenklich erscheint dabei die Übertragung dieses Beiwortes auf die Lungen, und ausserdem müsste 'tickle (= ticklish)' statt 'tickled' gelesen werden. Nares s. Sear und Sere.

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Or the blank verse shall halt for 't.] Der Sinn scheint zu sein: Die Dame soll die Erlaubniss haben zu extemporiren, oder, wenn man ihr das wehren will, wird sie die Verse hinkend und holperig deklamiren. W. Scott, Kenilworth II, 101 (Edinb. 1821).

They travel?] Das war zu Shakespeare's Zeit der stehende Ausdruck von umherziehenden Schauspielern; jetzt sagt man: to stroll, strollers.

Their inhibition comes innovation.] Dr. Johnson wollte den Satz umstellen: their innovation, that is their new practice of

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