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besser als das Zeitalter der Reformation vermag die Gegenwart das schöne Wort des achtundzwanzigjährigen Melanchthon nachzuempfinden: „Ich bin mir bewußt, aus keinem anderen Grunde Theologie getrieben zu haben als um das Leben zu verbessern." Ebenso wird man es mit Melanchthon als das höchste Ziel bezeichnen, daß auch die Wissenschaft einen sittlich veredelnden Einfluß ausübe, daß sie nicht zu Hochmut, Rechthaberei und Selbstanbetung, sondern zu besonnenem Urteil, Milde und vornehmer Gesinnung führe. Beide Aufgaben bleiben dauernde Ideale der Menschheit, und an ihrer Verwirklichung zu arbeiten, ist eine doppelte Pflicht in Zeitaltern, die wie das unsere so deutlich die Zeichen des Übergangs tragen. Wer durch die Hingabe an das Ewige in seinen verschiedenen Erscheinungen tröstlichen Frieden und sittliche Vervollkommnung zu gewinnen sucht, wer danach strebt, durch die Wissenschaft nicht bloß den Geist, sondern auch den Charakter zu bilden, der kann überzeugt sein, im Sinne Melanchthons zu wirken und mit an der Durchführung der Ideale zu arbeiten, die dem Lehrer Deutschlands vorgeschwebt haben.

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PhM. Epistolae, iudicia consilia,
Dr. M. Luthers

CR. = Corpus Reformatorum. Bindseil
testimonia, her. v. H. E. Bindseil. Halle, 1874. Enders
Briefwechsel, her. v. L. Enders. Hartfelder, Mel.

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Melanchthoniana Paedagogica,

her. v. Hartfelder. Leipzig, 1892. 3f. f. Kg. Zeitschrift für Kirchengeschichte, her. v. Brieger. Analecta Lutherana, her. v. Th. Kolde.

Kolde, An.

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Ich möchte diese Arbeit nicht abschließen, ohne den Gelehrten zu danken, deren Forschungen in dem vorliegenden Lebensbilde benußt worden sind. Auf theologischem Gebiete bin ich vor allen Dingen A. Harnack, Kawerau, Kolde, Köstlin und Troeltsch zu Danke verpflichtet; sehr gefördert haben mich auch die Arbeiten von Seeberg (Melanchthons Stellung in der Geschichte des Dogmas, Neue kirchliche Zeitschr. Bd. VIII, S. 129 ff.), Eichhorn, (die Rechtfertigungslehre der Apologie, Theol. Stud. und Krit. Bd. 60, 415 ff.) Herrlinger (Melanchthons Theologie. Gotha, 1879) und K. Sell, (Melanchthon und die deutsche Reformation bis 1531. Halle 1897.) Die kleineren und mehr ins einzelne gehenden Arbeiten werden in den Anmerkungen an den betr. Stellen genannt werden. Von den ge= schichtlichen Werken hat mir v. Bezolds ausgezeichnete Geschichte der deutschen. Reformation die nachhaltigsten Anregungen gewährt; natürlich versteht es sich von selbst, daß ich Ranke immer von neuem wieder gelesen habe; auch Egelhaafs besonnenes Buch hat mir vielfach genügt; das treffliche Lebensbild Luthers von Lenz darf selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben. Für die rein geistesgeschichtlichen Partieen ist mir besonders Diltheys glänzender Aufsaß im Archiv für Geschichte der Philosophie Bd. 6, S. 225 ff. von Nußen gewesen; man kann sagen, daß seine geistvollen Darlegungen zusammen mit Troeltschs scharfsinnig sondernden Untersuchungen eine neue Stufe in unserer Kenntnis von Melanchthons geistiger Eigenart bezeichnen. Mit Wehmut gedenke ich des früh vom Werke abberufenen Karl Hartfelder, dessen grundlegendes Werk: Mel. als Präzeptor Germaniae 1889, seinen Gegenstand nach allen Seiten ausgeschöpft und der durch seine Quellensammlung (s. oben !) die Melanchthonforschung wesentlich gefördert hat. Im einzelnen wüßte ich nicht zu sagen, wie viel ich Karl Schmidts vortrefflicher Biographie Melanchthons 1861 danke, so sehr ich auch häufig Veranlassung hatte, von ihr abzuweichen. Schließlich möchte ich auch Ludwig Geigers nicht nach Gebühr gewürdigte Darstellung: Renaissance und Humanismus und Paulsens Geschichte des gelehrten Unterrichts hervorheben. Allerdings befinde ich mich zu der das leztgenannte Buch beherrschenden Auffassung vielfach im Gegensaze. Was an den anderen Arbeiten des verehrten Verfassers neben ihren großen wissenschaftlichen Vorzügen den Leser so besonders anspricht, das ist sein billiger, vorurteilsloser, gerechter Sinn. Diese Eigenschaft war es wohl auch, die ihn in der Geschichte des gelehrten Unterrichtes veranlaßt hat, sich der besiegten Sache gegen die siegende anzunehmen. Allein dieses schöne Streben nach Unparteilichkeit hat ihn doch nach der anderen Seite zu weit getrieben, und so werden viele, die sich ebenso wie Paulsen von jedem religiösen und nationalen Chauvinismus frei wissen, weder mit seiner Gesamtanschauung über Reformation und Humanismus noch mit einzelnen Urteilen einverstanden

sein, z. B. mit dem Urteil über Hutten, das durch den unglücklichen Vergleich mit Lassalle nicht richtiger wird. Doch möchte ich troß des Gegensaßes in der Auffassung noch einmal ausdrücklich betonen, wie sehr mich das Buch ge= fördert hat.

Infolge der großen Ausdehnung, die das Buch schon gewonnen hat, be schränken sich die Anmerkungen auf das Wesentlichste. Wo nach den Angaben des Textes die Stellen im CR. leicht gefunden werden können, ist auf einen besonderen Hinweis verzichtet worden.

S. 2. Wenn von dem Bedürfnis nach religiöser Befriedigung gesagt wird, daß es das ausgehende Heidentum beherrscht habe, so ist das natürlich nur so zu verstehen, daß es sich um einen der für die untergehende antike Welt charakteristischen Züge handelt. Die Beeinflussung Augustins durch den Neuplatonismus wird durch seine gegensäßliche Stellung zu ihm nicht wesentlich beeinträchtigt. Thomas bildet seine Stufenfolge alles Lebens ersichtlich dem Neuplatonismus nach, beruft sich dabei auch auf den Areopagiten, in der Gottesidee weicht er dann allerdings den Konsequenzen des Neuplatonismus vollständig aus. Zu S. 20 oben möchte ich noch ausdrücklich bemerken, daß auch hier die Scholastik nur als die Vollenderin und theoretische Ausprägerin einer Richtung erscheint, die sich schon seit dem 3. Jahrhundert geltend macht.

G. 53. Mel. epigrammatum libri sex. 1579. Lib. IV. N 4 b. Doctori Camitiano. Nach der ganzen Art von Melanchthons dichterischen Versuchen wird nicht daran zu zweifeln sein, daß hier Thatsächliches berichtet wird.

S. 54. Hartfelder, Mel. S. 195.

S. 56. Über das Todesjahr von Melanchthons Vater (1508, 27. Dkt.) vgl. die belehrende Notiz von Heinr. Heidenheiner Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N. F. Bd. XIII, S. 169.

S. 58. Hartfelder Mel. S. 195.

S. 60. Hartfelder, Mel. S. 196 ff.

S. 61. Nach CR. XI, S. 381 f. der Deklamation Encomium Sueviae, in der doch wohl vor allem Jugendeindrücke wiedergegeben werden.

S. 62. CR. I, 7, Bindseil, S. 8 ff. Hartfelder, Mel. S. 200.

S. 67 ff. Den Nachweis der Quelle Melanchthons verdanken wir der umfassenden Belesenheit J. Boltes; ein lobendes Urteil über Politian CR. I, 695. S. 72. Hartfelder, Mel. S. 159 f.

S. 73. CR. I, S. 9 ff.

S. 74. CR. XI, 5 f. Eine handliche Ausgabe von Hartfelder in den Lateinischen Litteraturdenkmälern, Nr. 4.

S. 83. Hartfelder Mel. S. 17.

S. 88. Lat. Litteraturdenkmäler, Nr. 4. CR. XI, S. 15 ff.

S. 92. Enders I, 221.

S. 93. Auch die erste Stelle aus der Schrift: „An die Ratsherrn aller Städte deutschen Landes."

S. 97. Enders I, 244 f., 302. Die Stelle unten aus den Resolutionen zu den Ablaßthesen.

S. 99. CR. I, 63.

S. 101. Enders I, 313. der Werke Luthers Bd. II, S.

Kommentar zum Galaterbrief: Weimarer Ausg. 493, 3. 34 f., S. 540, 3. 1-10, S. 536, 3. 20.

S. 103. Enders I, 450. CR. I, 75.

S. 104. CR. I, 73; vgl. Monatshefte der Comenius-Ges. Bd. 6, S. 113, Anm. 1. S. 110. Hierher würde das Begleitwort des Otho Germanus zu Luthers Galaterkommentar gehören. CR. I, 121 ff. Nach wiederholter Prüfung möchte ich mich dahin aussprechen, daß mir Melanchthons Autorschaft zwar wahrscheinlich, aber keineswegs unumstößlich sicher erscheint, da sich doch recht erhebliche stilistische Abweichungen zeigen.

S. 111. Die Baccalaureatsthesen jezt bequem bei Kolde, die Loci communes in ihrer Urgestalt. 2. Aufl. 1890. (Die dritte Auflage konnte nicht mehr benußt werden.) Bei dem Angriff auf die Wandlungslehre schreitet Mel. wieder Luther voran, denn dieser hält in dem etwa um die gleiche Zeit entstandenen Sermon über Buße, Taufe und Abendmahl noch im wesentlichen daran fest.

S. 114. Enders II, S. 85.

S. 119. Enders II, 322 f.

S. 121. 3f. f. Kg. Bd. 18, S. 77.

S. 123. Vgl. die Einleitung G. Kaweraus zu dem Faksimiledruck von Cranachs Passional. Berlin 1885.

S. 123 ff. Vgl. die obengenannte Ausgabe der loci communes von Kolde mit inhaltsreicher Einleitung, in der auch der schöne Nachweis geliefert ist, daß Melanchthon die Absicht hatte, Anmerkungen zum Lombarden zu schreiben.

S. 149. Karlstadts Aufenthalt in Dänemark, Kolde, Luther II, 566.

S. 151. Die Erzählung über Zwilling CR. XX. Nr. 88. Manlius, locorum communium collectanea, S. 119 ohne Nennung von Zwillings Namen, aber wichtig für die Rekonstruktion des Textes. Sein Einfluß auf Mel. und die Nachricht von der Abendmahlsfeier Theol. Stud. und Kritik. 1885, S. 185. CR. I, 542. S. 152 Karlstadts Absichten Zs. f. Kg. Bd. 5, S. 326.

S. 152. CR. I, 458.

S. 153. Jäger, Karlstadt, S. 508 f.

S. 154. Bs. f. Ka. 5, 326.

S. 157 ff. CR. I, 462 ff. Hartfelder, Mel. 118, wo mir der Ausdruck homo Davidicus offenbar in der Bedeutung: Mensch, der keinen Anstoß erregen will, nicht verständlich ist. Der Brief Luthers S. 161 wurde erst nach Luthers Rückkehr an den Erzbischof befördert. CR. I, 492. Capitos Antwort Hartfelder, Mel. 21f.

S. 160. Tischreden, Förstemann und Bindseil, Bd. IV, S. 190. Daß das dort berichtete Gespräch in diese Zeit fällt, beweist der mögliche Anfang und Endpunkt der Zeitbestimmung; es muß zwischen dem Erscheinen von Langs Überseßung (Sommer 1521) und dem Beginn von Luthers Arbeit geführt worden sein. An eine briefliche Auseinanderseßung zu denken, erscheint ausgeschlossen.

S. 163. CR. I, 448. (Der Brief gehört in den Dezember.)
G. 165. CR. I, 538.

S. 166. Hartfelder, Mel. S. 120.

S. 167. 31. f. Kg. 5, 331.

S. 169 f. Vgl. die vortreffliche Abhandlung v. Bezolds: Luthers Rückkehr von der Wartburg, Zf. f. Kg. 20, 186 ff.

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S. 178.

CR. I, 732 (Karlstadt), wo die Bemerkung ante quadriennium auf 1521 weist. CR. I, 523.

S. 182. CR. I, S. 597 f., 617.

S. 188. Die Gespräche der Freunde ergeben sich mit Sicherheit aus der Bemertung in den Briefe iiber Luthers Şeitat: ὥστε καὶ ἀποβαλεῖν τὴν βωμολοχίαν, ἧς πολλάκις ἐμεμψάμεθα. gl. au G. 216.

S. 193. CR. I, 673 f.

S. 200. CR. I, 893.

S. 203. CR. I, 695 unten Karlstadt. CR. I, 599.

S. 205. CR. I, 676. Die Begegnung zwischen Melanchthon und Münzer bezeugt Schwenkfeld, der sich gerade damals in Wittenberg aufhielt.

S. 206. Bindfeil, S. 21 ff. Wenn Bindseil den Brief in das Jahr 1525 seßt, so ist das nicht zuzugeben. 1525 nach dem Erscheinen der Schrift: wider das sanftlebende Fleisch zu Wittenberg würde Münzer nicht mehr von Luther als Martinus noster gesprochen haben; auch sonst weisen alle Verhältnisse auf das Jahr 1524 hin.

S. 213. Theol. Arb. a. d. rhein. wiss. Pred. Verein, Bd. IV, S. 143. CR. I, 941. (1528) Videmus, quantopere nos odit vulgus.

S. 215. CR. XX, Nr. 109 und Manlius S. 491, mit charakteristischem, doch wohl von Mel. herrührenden Zusaß.

S. 216. Briefwechsel des Jonas, her. v. Kawerau I, 94. Melanchthons Brief jezt in genauer Ausg. von N. Müller, Zi. f. Kg. Bd. 21, S. 596.

S. 218. Die beiden Deklamationen: de legibus und de gradibus discentium. CR. XI, S. 66 ff., S. 98 ff.

S. 233. CR. I, 947.

S. 241. CR. I, 1059.

S. 247. CR. I, 577, I, 669, II, 11 f. Knaake in Theol. Stud. und Kritik. Bd. 73, S. 277.

S. 250. Erasmus: CR. I, 1083.

S. 253. 31. f. Kg. 4, 418, S. 254. CR. IV, S. 970. 35. f. Kg. S. 419 auch für S. 255.

S. 254. CR. IV, 970; vgl. zu S. 250.

S. 255. M.'s Teilnahme an der Hauptversammlung, Zf. f. Kg. 4, 431. S. 257. Hedio: Zs. f. Kg. 4, 436 kombiniert mit CR. IV, 971. S. 258. Theol. Arbeiten a. d. rhein. wiss. Pred. Verein, Bd. IV, S. 143. S. 259 ff. Vgl. die lehrreiche Arbeit von H. Virck, Melanchthons politische Stellung auf dem Reichstage zu Augsburg 1530, Bi. f. Kg. 9, S. 67 ff., 293 ff. S. 261. Torgauer Artikel, Brieger in den kirchengesch. Studien, H. Reuter

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