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Viertes Rapitel.

Übergangsjahre.

Von Luthers herzlichen Wünschen und Abschiedsworten begleitet, machte sich Melanchthon am 18. April auf den Weg. Außer Camerarius schlossen sich ihm noch einige andere Wittenberger an, darunter Wilhelm Nesen, ein vortrefflicher und hoch beanlagter Jüngling, der seine Vaterstadt Frankfurt aufsuchen wollte. Zu Pferde zogen die Reisegenossen über Leipzig, Eisenach und Fulda nach Frankfurt. Überall wurden die humanistischen Kollegen aufgesucht; den wackeren Leipziger Petrus Mosellanus, der vordem dem nach Wittenberg ziehenden Melanchthon einen so freundlichen Empfang bereitet hatte, fanden sie im Todeskampfe; in Gotha waren sie die Gäste des alten Mutian; aber zu seinem Schmerze konnte sie der gastfreie Humanisten= gönner, dessen Einnahmen durch die Reformation sehr geschmälert worden waren, nicht mehr in seiner Siedelei aufnehmen, sondern mußte sich begnügen, sie in der Herberge willkommen zu heißen. Gewiß wird die Störung des ehemals so stillen und harmonischen Gelehrtenlebens auf Melanchthons Gemüt nicht ohne Einwirkung geblieben sein. Auch in Fulda, wo der geistreiche Spötter Crotus Rubianus sie bewirtete, blieb ihnen eine Trauernachricht nicht erspart; sie empfingen hier die erste bestimmte Kunde von dem Tode Huttens, der in Not und Elend, aber ungebeugten Geistes auf der ihm von Zwingli gewährten Freistätte Ufnau verschieden war. Melanchthon hatte gerade in der letzten Zeit scharf und bitter über Hutten geurteilt; die Fehde Huttens mit Erasmus, der in häßlicher Art den früheren Freund von sich gewiesen hatte und den totkranken Mann

mit unmännlicher Rachsucht verfolgte, hatte ihn tief gegen den Ritter verstimmt; und weil er fürchtete, daß der Sache der Reformation aus Huttens Vorgehen Nachteile erwachsen könnten, war er zu einer Auffassung gelangt, durch die sich in ganz ungerechter Weise der Stand der Schuldfrage zu Ungunsten Huttens verschob. Unter dem Eindruck der Todesnachricht schwand Melanchthons Groll, und als die Schmähungen der Gegner auch den Toten nicht schonten, der noch immer in Lorbeer und Harnisch drohend wie ein Lebender erschien, nahm er sich des gekränkten Helden an, dessen Verlust er aufrichtig beklagte, wenn er auch die Schrift gegen Erasmus später noch durchaus ungünstig beurteilte.

In Frankfurt blieb Nesen zurück, während Melanchthon mit seinen anderen Freunden den Weg gen Bretten weiterzog. Der Anblick der heimatlichen Fluren, an die sich die Erinnerungen der Kindheit knüpfen, bewegte ihn tief, nicht minder sicherlich das Wiedersehen mit seiner Mutter, die unterdessen eine zweite Ehe eingegangen war, und das Zusammensein mit seinem trefflichen Bruder Georg. Camerarius und die anderen Freunde verließen nach einigen Tagen Bretten, um in Basel den großen Erasmus aufzusuchen; Melanchthon nahm an diesem Ausfluge nicht teil, obgleich es Luther nicht unerwünscht gewesen wäre, wenn eine persönliche Aussprache zwischen den beiden Männern stattgefunden hätte. Indessen mochte Melanchthon seinen Grund haben, von einem Besuche des Erasmus abzusehen. Aus der Art, in der er Huttens Auftreten beurteilt hatte, war zwar zu ersehen, daß er alles zu vermeiden wünschte, was den empfindlichen Gelehrten reizen und gegen Wittenberg aufbringen könnte; andererseits aber hatte er sich doch seit seinem vollen Anschlusse an Luthers Gedankenwelt sein Urteil über die Leistungen des Erasmus beträchtlich verschoben; wir besißen eine aus dem Jahre 1522 stammende, in einer Vorlesung gefällte Äußerung Melanchthons, in welcher die Grenzen von Erasmus' Begabung in sehr scharfer, wenn auch durch Lobsprüche gemilderter Weise hervorgehoben werden. Jedenfalls mochte Melanchthon fürchten, im Gespräch mit Erasmus den richtigen Ton nicht mehr zu finden, und so blieb er in der Heimatstadt, um im traulichen Verkehr mit seiner Familie das durch äußere Aufregungen und innere Kämpfe gestörte seelische Gleichgewicht wieder zu ge= winnen.

Indessen auch in die weltabgeschiedene Stille, die ihn in Bretten umgab, drangen die kriegerischen Klänge der religiösen Kämpfe, denen Melanchthon nirgends mehr im Leben entgehen sollte. Es konnte selbstverständlich nicht ausbleiben, daß im Gespräche mit Mutter und Bruder die kirchlichen Neuerungen vielfach berührt wurden; man wird annehmen dürfen, daß Melanchthon den religiösen Anschauungen seiner Mutter, die auch in ihrem weiteren Leben der alten Kirche treu blieb, mit der gleichen liebevollen Schonung entgegenkam, die er in einem späteren Gespräche mit ihr (1529) an den Tag legte. Aber auch von außen her wurde er auf diesem Gebiete in Anspruch genommen. Der in Stuttgart weilende päpstliche Legat Campeggi hatte von Melanchthons Aufenthalt in Bretten gehört und hielt die Gelegenheit für günstig, unmittelbar mit dem augenblicklich von Luther Getrennten anzuknüpfen. Im Auftrage des Legaten erschien dessen Geheimschreiber Friedrich Nausea in Bretten; seine Aufgabe war, unter dem Schein freundlicher Teilnahme Melanchthon über seine Stellung zu den schwebenden Religionsstreitigkeiten auszuhorchen. Melanchthon wahrte dem Abgesandten gegenüber seine Würde, und weder die Einwendungen, die Nausea gegen Luthers Sache vorbrachte, noch die glänzenden Lockungen, an denen er es ebenfalls nicht fehlen ließ, machten auf ihn irgendwelchen Eindruck. Er betonte vielmehr dem Unterhändler gegenüber seine vollständige Übereinstimmung mit Luther und sprach den Wunsch aus, daß bei den offenkundigen Mißständen in der Kirche auch von der Gegenpartei einiges Entgegenkommen zur Beilegung des Streites gezeigt werden möchte. Eine Denkschrift, die er dem Abgesandten für seinen Herrn mitgab, lehrt deutlich, wie seit der inneren Umwandlung Melanchthons sich in seiner Vorstellung das Bild der zu erstrebenden allgemeinen kirchlichen Umänderung gestaltet hatte. Er entwickelt darin die Gründe, die Luther zu seinem Auftreten veranlaßten, und zeigt die Notwendigkeit des von Luther vertretenen Standpunktes auf. Von der Alleinverbindlichkeit der Schrift und der Rechtfertigung durch den Glauben lasse sich nicht abgehen; ebensowenig dürften die Messe und das Cölibat aufrecht erhalten werden. Dagegen legt Melanchthon eine gewisse Neigung an den Tag, von den äußeren Gebräuchen manches zu erhalten; allerdings mißt er an dieser Stelle wenigstens im allgemeinen dem Ceremonieenwesen keine wesentliche Bedeutung bei. Wie Campeggi diese freimütigen Äußerungen

aufgenommen, ist nicht bekannt; irgendwelchen Einfluß auf die weitere Gestaltung der religiösen Verhältnisse haben sie nicht ausgeübt. Doch scheint Campeggi den Gedanken an eine Gewinnung Melanchthons nicht aufgegeben zu haben; er wandte sich deshalb an Erasmus und bat ihn, Melanchthon zur Übernahme einer anderen, ihn Luthers Einfluß entziehenden Stellung zu veranlassen; Erasmus verhielt sich jedoch ablehnend, da er von der Erfolglosigkeit eines derartigen Versuches überzeugt war.

Erfreulicher als der Besuch des päpstlichen Unterhändlers war eine Überraschung, die Melanchthon in derselben Zeit zu teil wurde. Seine Heimatsuniversität Heidelberg, die ihm vordem den Magistergrad vorenthalten hatte, gedachte ihn jezt dafür zu entschädigen; durch Hermann v. d. Busche und Simon Grynäus ließ ihm die philosophische Fakultät einen silbernen Becher überreichen. Bei der Anhänglichkeit an die Heimat, die Melanchthon allezeit an den Tag gelegt hat, mußte ihn gerade diese Aufmerksamkeit besonders rühren, und mit dankerfülltem Gemüte trat er, nachdem seine Genossen zurückgekommen waren, den Heimweg an. Indessen sollten ihn die großen Zeitfragen auf der Rückreise ebenso wenig in Ruhe lassen, wie in der Heimat selbst. In der Nähe von Frankfurt trafen die Reisegefährten den jungen Landgrafen Philipp von Hessen, den man in jener Zeit allgemein noch für einen scharfen Gegner der evangelischen Lehre hielt. Um so mehr war Melanchthon von der freundlichen, ja herzlichen Art überrascht, mit der der junge Fürst ihm gegenübertrat. Da es zu einer längeren Aussprache zwischen den beiden Männern nicht kam, bat der Landgraf Melanchthon um eine Darstellung des Wesensgehaltes der von Luther vorgenommenen Änderungen; und Melanchthon kam bald nach seiner Rückkehr dieser Aufforderung nach. Die so entstandene Denkschrift scheidet wiederum innere Grundsäße und äußere Gebräuche von einander; an diesen muß unbedingt festgehalten, in jenen kann manches nachgegeben werden. Stärker als in dem für Campeggi bestimmten Berichte tritt hier schon Melanchthons Wunsch einer schärferen Predigt der Buße hervor; die Nachwirkung der Wittenberger Unruhen und ihrer mißverständlichen Auffassung der bloßen Glaubenspredigt läßt sich leicht erkennen. Als Philipp nach zwei Jahren dann wirklich mit der Durchführung der Reformation in seinem Lande ernst machte, wandte er sich wiederum mit der Bitte um einen Bericht an MeEllinger, Melanchthon.

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lanchthon, und das von diesem verfaßte Gutachten (1526) suchte in noch viel schärferer Weise alles auszuschließen, was zu Mißverständnis der religiösen Grundwahrheiten und zum Anstoß für die Schwachen führen könnte.

Die Hoffnung, durch die Unterbrechung der Arbeit und die Eindrücke von Heimat und Reise seiner angegriffenen Gesundheit aufzuhelfen, erfüllten sich nicht; nachdem Melanchthon wieder in Wittenberg angekommen war, begannen die körperlichen Leiden von neuem, und tiefe seelische Verstimmung blieb nicht aus. Auch kam mancherlei zusammen, um seinen reizbaren Geist zu quälen. Unmittelbar nach der Heimkehr ertrank sein liebenswürdiger Reisegefährte Wilhelm Nesen durch einen unglücklichen Zufall beim Baden. Drückte ihn dieser Schlag tief nieder, so mögen auch die erneuten geistigen Anstrengungen seine Stimmung verdüstert haben. Am wenigsten werden dahin die Bemühungen um die Hebung des Schulwesens zu rechnen sein, denen er sich gerade damals zu unterziehen hatte. 1524 hatte Luther seine Schrift: An die Ratsherrn deutscher Städte herausgegeben. Wie Melanchthon beherrschte auch ihn die Überzeugung von der Notwendigkeit einer gründlichen wissenschaftlichen Vorbildung der Geistlichen; und es ist kaum zu bezweifeln, daß die Freunde über die Gefahren, die sich aus der Unterschätzung aller Bildung seitens mancher Schwärmer und Geistlichen ergaben, eines Sinnes waren, wohl oft auch ihre Meinungen darüber austauschten. Jezt ergriff nun Luther das Wort, die Städte, die infolge ihrer wirtschaftlichen Stellung am ehesten dazu berufen waren, zur erfolgreichen Neubegründung des Schulwesens anzuspornen. Seine Schrift ist nicht bloß ein Zeugnis seines unvergleichlich kernigen, das Wesentliche und Erreichbare mit sicherem Blicke erfassenden Sinnes; sie darf auch eine hervorragende geschichtliche Bedeutung in Anspruch nehmen. Die Grundzüge dessen, was zunächst vom Humanismus in Deutschland lebendig bleiben sollte, sind hier festgestellt, die Verbindung zwischen Theologie und Sprachwissenschaft, durch die die Keime der neuen Bildung vor Vernichtung geschützt wurden, erscheint nunmehr abgeschlossen. Auf einem Gebiete, auf dem Luther dem Freunde neidlos den Vortritt überließ, kann es nicht auffallen, daß wir Luther vielfach von Melanchthon beeinflußt sehen (vgl. oben S. 93 f.); aber in der urwüchsigen Kraft, mit der der Reformator die zu erstrebenden

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