Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[blocks in formation]

Der also sprach, ein Dichter Sie werden niemals heimatlos

[blocks in formation]

Den einst vom Herd der Lieben Die Heimat strahlt in goldnem

Weit über Land und Ozean

Die Tyrannei getrieben.

Licht

Von ihrem Weihnachtsbaume."

Theodor Kirchhoff,

geboren 8. Januar 1827 in Uetersen, Holstein, besuchte die polytechnische Schule in Hannover, machte 1848 den Krieg gegen Dänemark als Freischärler mit, wanderte 1851 nach Amerika aus und wohnt seit 1869 in San Francisco, Col. „Balladen und neue Gedichte." Altona und New York 1883.

Aus dem,,Prolog."

(Der deutsche Pionier." Redakteur H. A. Rattermann. Cincinnati, O. B. 15, Heft 8 [1883.] . 339.)

Doppelt lieb ist mir geworden

Meine neue, schöne Heimat,

Wächst ein Sprößling deutscher
Eichen,

Weil auch hier auf dieser Scholle Der die Wurzeln tief gesenket

In den Boden und die Aeste,
Bollbelaubt und lebenskräftig,
Aufwärts in den Himmel hebet,
In das helle Sonnenlicht.
Deutsche Sitte, deutsche Rede,
Deutsche Kunst und Ideale
Haben auf dem Siegeszuge
Um die länderreiche Erde
Auch an dieser fernen Küste
Sich ein neu Gebiet erobert.
Heilig sei den Deutschen allen,
Die auf dieser Scholle wohnen,
Das Vermächtnis deutschen

Geistes,

Das vom alten Vaterlande Auf der langen Wanderreise

Ich, ein Bürger dieses Landes,
Wo die großen Leidenschaften
Schöpfer großer Thaten werden,
Wohin hoffnungsvoll ich eilte,
Weil die freie Bahn ich liebe,
Habe nimmermehr vergessen
In der neuen Welt die Mutter:
Dich, du alte deutsche Erde,
Und den Klang der deutschen
Sprache!
In des Daseins stillen Stunden
Naht mir gern die deutsche Muse
Und erweckt mit Zauberstabe
Bilder, reich und farbenprangend,
Die sich um mein Mannesleben
In der neuen Heimat Glanz

In die Fremde mit sie nahmen! – Schlingen, wie ein bunter Kranz.

Gustav Koerner,

geb. 20. November 1809 in Frankfurt a. M., studierte die Rechte, kam 1833 nach den Ver. Staaten, begann 1835 die Rechtspraxis im Staate Jllinois, wurde 1845 Mitglied des Appellations-Gerichtes, 1852 stellvertretender Gouverneur von Illinois und lebt jezt als Advokat in Belleville, Jll. Werke: „Aus Spanien,“ „Das deutsche Element in den Ver. Staaten von Nordamerika, 1818-1848." Cincinnati 1880. (Siehe Geschichtliches.)

Konrad Krez,

geb. 27. April 1828 in Landau in der Pfalz, studierte Jurisprudenz, kam 1851 nach den Ver. Staaten und lebt jezt als Advokat in Sheboygan, Wis. „Aus Wisconsin." New York 1875.

Die deutsche Muse in Amerika.

Das deutsche Lied in diesem fremden Land
Ist gleich der Palme, die im dürren Sand

Der Wüste wächst. Dem Platz nicht, wo sie steht,
Verdankt sie's, daß sie nicht zu Grunde geht;

Der letzte Hammerschlag.

Was sie in Säften und am Leben hält,

Das ist der Tau, der von dem Himmel fällt.
Den fängt sie auf, er sammelt sich und steigt
Am Stamm herab und hält die Wurzel feucht,
Er löst den Grund, aus dem sie in sich saugt,
Was sie für Stamm, Blatt, Frucht und Blüte braucht.
Je einsamer, um so willkommner steht

Sie da für den, der dort vorüber geht;
Und wenn vielleicht, mühselig und beschwert,
Ein armer Deutscher kommt, der Rast begehrt,
Sett er sich in den Schatten, den sie beut,
Und ruht sich aus von seiner Müdigkeit;
Und fallen ihm die tausend Stellen ein,
Wo er im Weg auf bleichendes Gebein
Von Pilgern stieß, die vor ihm früher her
Gekommen waren, hoffnungsvoll wie er,
Und die, von heißen Winden übermannt,
Verschmachtet und verschollen sind im Sand,
Dann fühlt er erst dankbaren Sinns, wie gut
Ein wenig Schatten in der Wüste thut.

Friedrich Lerow,

269

geb. 29. Januar 1827 in Tönning, Schleswig, widmete sich schon früh der Journalistik, kam 1835 nach Amerika, wurde Mitarbeiter des „Belletristischen Journals" und starb am 3. Dezember 1872.

Der letzte Hammerschlag.

Bei der Eröffnung der Pacific - Bahn.

Jüngst hörten wir ein Klingen
Von Eisen und von Stahl.
Da gab's ein heißes Ringen
Auf Bergen und im Thal.
Ha, jeder wählt das Schwerste,
Und Funken stoben drein,
Denn jeder wollt' der Erste
Zum Siegesfeste sein.

Hurrah, ihr rüst'gen Ringer,
Ihr Sieger ohne Schlacht,
Ihr wilden Hammerschwinger :
Das Werk habt ihr vollbracht!
Dort auf des Vorbergs Spite,
Am öden Salzseestrand,
Vertrauet ward dem Blizze
Die Botschaft durch das Land.

Da braust mit Donnerschnelle
Das Feuerroß heran.

Es zittert die Gazelle,
Es grollt der rote Mann.
Hell hallt's in jenen Stunden
Durch alle Lande nach:
Zwei Meere hat verbunden
Der letzte Hammerschlag!

=

Indem des Hammers Schwere
Gefügt den letzten Keil,
Hat dort der Mensch, der hehre,
Geschleudert Jovis Pfeil.
In Tiefen und auf Höhen
Der Funke hat gehellt,
Durch Meere und durch Seen
Gesprüht, von Welt zu Welt.

Es schlingt von Meer zu Meere
Sich jetzt ein silbern Band.
Dir, Menschheit, sei's, du hehre,
Ein Friedens Unterpfand.
Der Knechtschaft und dem Hasse
Verschwindet Steg auf Steg.
Der Freiheit eine Gasse
Ist jeder Völkerweg!

Wilhelm Mueller,

geb. 9. April 1845 zu Heppenheim in Hessen, besuchte das Gymnasium und das Lehrerseminar in Bensheim, kam 1866 nach den Ver: Staaten und lebt seit 1869 als Oberlehrer in Cincinnati, Ohio. Werke: Novellen: „Frida,“ („Belletr. Journal“) 1870; „Dichter und Cavalier,“ („Cin. Freie Presse“) 1876; Der Arbeiterdirektor," ("Westliche Blätter") 1876. Gedichte: "Schabiade," Milwaukee, K. Doerflinger, 1871. „Preisgekröntes Festspiel zur Eröffnung des Germaniatheaters 1881; „Lustige Emigranten,“ Cyklus von lyrischen und humoristischen Gedichten, („Um die Welt,") 1882. Volksstäck: Im gelobten Land." 1882. Schauspiel: Roger Williams." 1883.

[ocr errors]

"

Aus dem Schauspiel: Roger Williams.

Scene: Das Innere des Bethauses in Salem, Mass.

(Roger Williams ist von dem geistlichen Nat von Massachusetts der Auflehnung gegen die Obrigkeit und der Keßerei angeklagt und verteidigt sich.)

Roger Williams.

Was ebnet uns die rauhen Pfade der Fremde? Was läßt uns auf dem harten Boden dieses Landes sanfter ruhen, als auf den

[blocks in formation]

weichen Polstern der Heimat? Was macht die schreckensvolle Wildnis zum ersehnten Paradies? Es ist der Genuß der Freiheit, um die ihr mich und die Meinen schmachvoll betrogen habt. Und ihr wagt es, mich vor die Schranken zu fordern, weil ich Gebote übertrat, die eure Eintagsweisheit zum Schuße eurer Spannengröße ersonnen hat, während ihr an den Gesetzen frevelt, um welche sich die Welt der Sittlichkeit und Ordnung dreht. Als der Verteidiger der höchsten Rechte, die ihr in mir beleidigt, trete ich vor euch. Vor der Menschheit erhebe ich meine Klage und fordere eure Züchtigung vom Rachegeist der Geschichte. Die Gerechtigkeit habt ihr an die Herrschsucht der Priester verkauft. Der Freude reißt ihr den Kranz der Jugendlust von den Locken und peitscht sie als verworfene Dirne aus den Städten. Die schleichende Heuchelei ist eurer Tugend scheinheilige Gefährtin. Dem frommen Größenwahn erbaut ihr Tempel und bringt dem Moloch des Aberglaubens Menschenopfer dar. Zur Sühne müssen eure Enkel für die Freiheit fallen, damit die Nachwelt vergesse, daß Glaubenshaß den jungfräulichen Boden Neu-Englands einst mit Menschenblut getränkt.

Ihr habt den Stein verworfen, auf welchem ihr die Gemeinden begründen konntet. Mir sagt eine innere Stimme, daß die Freiheit des Glaubens und Gewissens zum Eckstein wird, auf dem die künftigen Staaten der neuen Welt die Niesenpfeiler ihres stolzen Baues errichten werden. (Mit steigender Begeisterung.) Den Genius der Menschenrechte seh' ich in den Lüften schweben und der Duldung Fittiche schüßend über diese Lande breiten. Und die Bedrängten, die der Knechtschaft hartes Joch getragen, und die Verfolgten, die Priesterhaß von den Altären ihrer Väter trieb, die werden einst in hellen Scharen nach diesen Küsten strömen und friedlich nebeneinander wohnen. Das Land, das ihr in engherziger Verblendung zum Wohnsitz einer starren Sekte machen wolltet, wird ein Asyl, das den Unglücklichen aller Völker und Zungen weit die Thore öffnet; es wird den Niedrigen und Armen Kanaan, worin des Wohlstandes reiche Quellen ihnen fließen; es wird die herrliche meerumgürtete Atlantis, nach welcher alle Nationen staunend blicken und sehen, wie der Zukunft großes Volk der Freiheit goldne Hesperidenäpfel bricht.

« ZurückWeiter »