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1547.

73. Kurfürst Moritz an die Herzogin

Elisabeth zu Rochlitz. 1

„Wir haben E. L. schreiben sampt invorschlossner unfurstlicher herzog Johannes Friederich schmehschrift an E. L. ausgangen darin er unser fürstliche chur abermals angreift entpfangen und inhalts horen lessen und mogen E. L. unser noturft nicht vorhalten, das er uns in deme alle ganz ungutlich thut und mit lauterem ungrunde aus hessigem gemuth beschweret. Und ob wir wol solch alles stückweise von gnaden Gottes mit gutem gemut zue verantworten, und ihme mit gleichmessiger schrift darzue wir dan etwas mehr dan er ursach hetten widergeltung zue thuen und ihm soviel anzuzeigen, das er sich darüber billich schemen moge, so haben wir uns doch bis hieher solcher kunst unser sachen mit bossen worten auszuefechten nicht bevleissiget, seint auch mit leuten, die zu solchem disputiren lust hetten oder wie die sonst geschickt weren, nicht gefasst, wissen auch, ob wir wol der jare junger und uns des hohen vorstandes und wiczes, als unser vetter, auch vordechtig halten, das solchem und dergleichen vorigen schreiben zwischen furstlichen personen kein gut ansehen hat und bei den alten unsern loblichen vorfaren im brauch nicht gewest noch erhoret worden. Sondern gehort mer alten weibern und bademeiden und dergleichen zue, die das schwert im maul führen. Weil aber dies seine gewonheit also ist und er bisher weder die Romische Kays. noch Kon. Mt. als seiner von got geordneter oberkait, denen er mit hohen eidespflichten verwant und ihnen aller ehrerbittunge und reverencze als ein unterthan verpflicht, noch andern personen im heiligen reiche nicht verschonet und dadurch mer unrat, verterb und blutvorgissen in Teutscher nation erregt und angericht, dan es leider gut und noch er mit allem seinem vormogen abzuetragen vermag, so müssen wir als ein

(Jan.) Chemnitz

Jan. armer fürst, das er uns sowol als den keiser und konig sampt andere ehrliche fursten mit ungrund beschweret, bis zue seiner zeit auch vor gut nemen. Dan was wir E. L. geschrieben, das ist daselbst auf ihr anhalten und nicht, das wir ihme damit hofieren wolten, geschehen, und weil E. L. gewolt und gebeten das wir etwas vorschlagen solten, und das umb euers lieben bruders willen thuen, der so ganz blos und ohne alle hulfe stunde, welches E. L. nach meldunge ires brives mit weinenden augen geschrieben, so haben wir E. L. den rechten grund und das ende vom liede, worauf der handel ruhet, angezeiget und E. L. mit worten nicht umbfuren wellen und solchs seinen kindern und dem ganzen hause zu Sachsen zum besten gethan, wie es auch unsers erachtens nach dahin hette gereichen müssen, wan man uns gefolget, das wir dan auch noch nicht anders wissen; das er uns aber solche unsere wolmeinunge zum ergsten auslegt und uns noch daryber schmehet, uns auch vor diser zeit ubertichtet, als solten wir von Gottes wort abgefallen sein, das seint wir von ime wol gewonet, wiewol uns daran ungutlich und unrecht geschicht. Wir haben aber unser gemuth entlich dahin gesezt, wie uns den anders nicht geburth, das wir negst Goth unser ehre eid und pflicht, darmit wir der Kei. und Kon. Mt. als unsere rechte und von goth geordenter weltlicher oberkeit zuegethan in kein vorgessen zu stellen, noch uns von derselbigen mit einigem gewalt, viel weniger mit solchen worten, dringen zu lassen und ehe unser land, gut und blut, wie wir auch zu thun schuldig, daran seczen wollen. Das aber herczog Johans Friederich solche seine geschworende eide und pflicht in wind schlecht und geringe achtet und seine rebellion und ubermut sampt anderm seinem eigennuczigen gesucht mit dem scheine des hochwirdigen und heilsamen Gottes wortes unser heiligen religion unterstehet zu decken und darüber einen solchen unrat, vorterb und blutvergiessen im reich Teutscher nation anricht und darzu solche tyrannei und ubermuth iczo in unsern landen mit unsern armen underthanen treibet, darmit er auch derjenigen, die noch unter ihme seint, nicht verschonet, welches alles wir gerne verhüttet hetten, das stellen wir zue seiner verantwortung, die er zu seiner zeyt davor gegen goth und der welt wirt thun müssen und der baum von den fruchten mit der zeit je lenger je mehr erkant werde. So haben wir ihme auch die zeit unsers lebens nach seiner hocheit, nach dem seinen, nicht getrachtet. Das er aber sich selbest durch seine vorwurckunge dasjenige, das unsere beiderseits lobliche vorfaren chur- und fürsten zu Sachsen bei den hochloblichen vorgehabten keisern und konigen durch ehre trewe

dienste und gehorsam erlanget und vordient, auch auf uns mit Jan. ererbet und bracht haben, unwirdig gemacht und solchs selbst revocirt, das mus billich ime und nicht uns zue nachteil gereichen. Und do die Romische Kei. Mt. als ein güttiger milder keiser uns mit derejenigen, daran wir (von) unsern vorfarn her die gesampte hand und rechte natürliche erwartung haben, begnaden und seines ungehorsams nicht entgelten lassen wollen, das haben wir uns gegen Ir. Mt. zu bedanken, hoffen auch solchs mit hulfe des almechtigen vor ime zu verteidigen. Und weil dan das unser entlich gemuth ist, das wir nach dem gehorsam, den wir Gott und seinem heiligen wort schuldig, als ein gehorsamer des reichs furst unserer vorfarn und anhern loblichen fusstrapfen nachzuvolgen bedacht und von Ir. Mt. gehorsam, auch den pflichten darmit wir derselben verwant, uns nicht gedenken abzufuren noch durch jemand dringen zu lassen, so stellen wir dise und alle unsere andere sachen und vorhaben in den willen des almechtigen Gottes, beten auch eben denselben Got an, des er sich rumet. Der wirt dise sachen nach seiner gotlichen barmherzigkeit wissen zu schicken, und was uns der gonnet und gibt, sal uns S. Peter nicht nehmen. Das mochten wir E. L. nicht verhalten, freundlich bittend, E. L. welle uns hinfurt mit dergleichen schriften verschonen." Cop. Dresden. Handschreiben Ia, 1.

1 Geschrieben wohl während Johann Friedrich vor Leipzig lag, benutzt bei Langenn I, 307.

74. Otto von Neidegg und Andre Volkra

an König Ferdinand.

Leipzig ist gut vertheidigt. Unter Bastian von Wallwitz stehen 4000 Knechte, Herzog Moritz hat bei sich 700 gute Thüringer Reiter, denen grossentheils Johann Friedrich die Güter geplündert hatte, 500 Schützenpferde, 260 Böhmische Reiter, dazu 1000 Husaren, die der Herzog, dem Feinde ausserhalb der Besatzung zu schaden, bei sich behalten will. Auch Dresden und Zwickau sind besetzt. Herzog Johann Friedrichs Macht schätzt der Herzog auf 9000 zu Fuss, 2000 Pferde, die Besatzung Wittenbergs auf 2000. Am 1. ist der Aechter nach Halle gekommen, soll 10,000 frische Knechte aus den Hansestädten erwarten. „,So haben wir nicht underlassen mugen, nachdem ich Neidegg am herein reiten unterwegen vernomen, gutes tails des achters macht. landgrafisch kriegsvolk im zustendig zu sein, ob dem also were, uns des pei H. Moritzen selbst grundlich zu erfragen mit anzaigung, S. F. G. schweher hette S. G. bruder H. Augustussen in Duringen und S. F. G. adel daselbst durch sein pei dem achter Johan Fridrichen habenden kriegsvolk wol und schwegerlich helfen hausen, indem er sich ganz unschwecherlich gegen S. F. G. erzaigte; hierauf uns S. F. G. geantburt, S. F. G. hueltens nicht darfuer und wollens auch nicht glauben. Wir kunnen uns nicht Regesten u. Urk. des 16. Jahrb.

3

Jan. 3

Leipzig

Jan. 3 erfragen, das der achter, so sich landgraf in Hessen nennet, bei II. Moritz alhie aigner person gewest were; aber sein marschalk Herman von Humlshausen und canzler sollen bei S. F. G. alhie vor zehn tagen nur uber nacht gewest sein und in meiner, von Neidegg, herberg gelegen. Gestern ist ain pueb geritten auch hinein komen, und herberg für den landgrafischen canzler, so nacher kumen, einnemen wellen, den der wirt erkant und anzaigt, wie der husarn darin gesehen, hab er sich der herberg verwegen und anderstwo einzogen und alhie sein. Es sollen, wie man dafür achten will, on unterlass des landgrafen ret und poten bei S. F. G. H. Moritzen auf und ab ziehen."

Jan. 6

Prag

Jan 10 Binche

Jan. 10
Binche

Ogl. Wien. Dresdener Relat, u. Rescripte.

1 Ihre Werbung an Herzog Moritz erwähnt Langenn, Moritz zu Sachsen I, 315.

75. König Ferdinand an Herzog August.

Bewirbt sich auf des Herzog Moritz Anmahnung ernstlich um Reiter und Knechte. Wird die ersten Knechte, die von hier aus abgefertigt werden, nach des Herzogs Wunsch nach Dresden schicken. Ogl. Dresden. Handschreiben Ferdinands 8.

76. Königin Maria an König Ferdinand.

Sendet anbei die Eröffnungen des Französischen Gesandten 1; ,,et suis en merveilleuse doubte que le roy de France ne recommance la guerre auparavant que les affaires de la Germanie soient bien establies, qui donnera cueur aux rebelles de soustenir et non retourner à l'obéissance de sa M. J., et que après tumberons en guerre de tant de coustéz, que mal on pourra pourveoir a tout.“ Gott muss schützen.

Wien. Copiar.

1 Vgl. das Schreiben Marias an Kaiser Karl von demselben Tage.

77. Königin Maria1 an Kaiser Karl.

Während sie einige Tage auf dem Lande war, hat der hiesige Französische Gesandte dem Präsidenten des Staatsraths mitgetheilt, er sei durch einen Brief des Königs beauftragt, der Königin Nachrichten über die Lage in Deutschland zukommen zu lassen, indessen seien dies Nachrichten, die bereits die Königin ihm selbst gegeben habe, und so begnüge er sich, dies zu erwähnen. Der König von Frankreich wünsche die Königin stets gut unterrichtet zu wissen. Weiter habe der Admiral ihm auf Befehl des Königs geschrieben, wie dieser zwar vor Allem den Frieden mit dem Kaiser zu erhalten wünsche und sich nur rühren würde, wenn man ihn angreife, indessen solle er, um allen Argwohn zu vermeiden, der Königin mittheilen, der König halte zur Sicherung gegen überraschende Invasion 15000 Schweizer bereit, habe allen Pensionnären in Deutschland geschrieben, sich auf Befehl bereit zu halten ohne jedoch zu werben, und an die Ordonnanzen und alle Legionäre des Reichs sei der Befehl zur Musterung ergangen, ,,sans toutesfois riens vouloir mouvoir mais estre sur sa garde, puisque de tous coustéz il avoit advertissement que on menassoit

luy faire la guerre, et mesmes que on en tenoit propoz en la Jan. 10 court de V. M." Der Präsident verwies den Gesandten auf seine früher gegenüber ähnlichen Bemerkungen ertheilte Antwort. Der Gesandte sagte, er habe das seinem Herrn geschrieben. „Et oires le président luy dit que paraventure V. M. trouveroit estrange ceste advertance, et que avant le commancement de la guerre de l'an 42 on avoit tenu semblables manières de faire, avec asseurance que son maistre n'entendoit riens mouvoir contre V. M., mesmes que 2 jours devant que le duc d'Orleans entra au pays de Luxemburg l'on avoit fait semblables asseurances, et que souvent le roy de France avoit des advertances peu sehures; car dernièrement il avoit advertance que le conte de Mansfeld levoit gens du cousté de Luxemburg, craindant que ce fut pour surprendre les nouveaulx forts qu'il avoit fait, comme ledit ambassadeur avoit declairé, ce que toutes fois n'estoit riens ...... Et confessa ledit ambassadeur que le roy de France avoit déjà entendu que ladite advertance n'estoit veritable.

Et adjousta ledit président que, puisque ceste diligence que le roy de France fait pour sa defense ne peult servir que contre V. M., qu'il estoit du tout hors de propoz, veu l'asseurance que je luy avois donné, que V. M. ne désiroit que tenir bonne amytié avec luy," und ein solches Verfahren könne auch den engsten Bund erschüttern. Dann aber wolle er bemerken, wie die Protestanten aussprengten, der König von Frankreich werde sie unterstützen, dass ferner Truppen, die in Deutschland von früher Französischen Hauptleuten geworben wurden, mit Französischen Thalern bezahlt würden, wovon die Königin aber kein Aufhebens habe machen wollen, da sie sich überzeugt halte, der König werde keine Friedensstörung unternehmen. Auf des Gesandten Frage, ob des Grafen Wilhelm 2 Werbung gemeint sei, der einen Privatstreit gegen Metz habe und keineswegs in französischen Diensten sei, erwiderte der Präsident: 'nein', die Werbungen seien anderswo,,sans le nommer, entandant du quartier de Dennemarq et vers Oost," wie Nachrichten von 2-3 Seiten gemeldet hatten. Der Gesandte versicherte nochmals, sein König wünsche nichts grundlos gegen den Kaiser vorzunehmen, sondern Frieden und enge Freundschaft. „A quoy le président dit qu'il m'advertiroit incontinant desdits propoz, qu'estoient très bons, mais craindroit que ce qu'est passé en l'an 42, il y mettroit scrupule."

Sie liess sich nach ihrer Rückkehr in Gegenwart Arschot's, Egmont's u. A. von dem Gesandten die Werbung wiederholen, antwortete, der König könne des Friedens völlig sicher sein, nur vielleicht eine Person könne das gute Einvernehmen noch mehr wünschen als sie, die Königin von Frankreich. „Et puisque ledit Sr. roy retenoit gens, que les ministres de V. M. pour leur debvoir ne pouvoient laisser de eulx aussi asseurer de gens, et si le roy de France levoit, aussi de lever, et par ainsi on se trouveroit armé bec à bec, que par adventure pourroit causer quelque altération ou aigreur, si ledit Sr. roy faisoit retenir gens pour favoriser ou entretenir les ennemis de V. M., ce que je ne sçauroye croire qu'il voulsist faire, et ne conviendroit à bonne amitié, ne à l'asseurance qu'il donnoit; s'il le faisoit pensant par ce moyen induyre V. M. à cousentir à plus es

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