Schopenhauer-Lexikon: Ein philosophisches Wörterbuch, nach Arthur Schopenhauers sämmtlichen Schriften und handschriftlichem Nachlass, Band 2F. A. Brockhaus, 1871 |
Andere Ausgaben - Alle anzeigen
Häufige Begriffe und Wortgruppen
abstracte Allegorie Allgemeinen animalische Magnetismus anschaulichen Anschauung Begriff beiden beruht Bewußtsein blos bloße Causalität Charakter daher Dasein denken deutlich dieſe Dinge eben eigenen Eigenschaften eigenthümliche eigentlich Einfluß empirische erkennen Erkenntniß Erklärung Erscheinung erst find folglich Form ganze Gedanken Gegensatz Gehirn Geist gemäß Genuß Gesetz giebt großen Grunde Handlung heißt hingegen Idee indem Intellect irgend iſt Kardinaltugenden Kenntniß Kopf Kraft Kunst Kynismus Lachen Langeweile läßt Leiden lich Makrokosmos Materialismus Materie Menschen Metaphysik Metempsychose Misanthropie mittelst möglich Moral Motive Musik muß Natur Naturalismus Naturkraft Noth nothwendig Object Objectivation objectiven Päderastie Pantheismus Pflanze Philosophie Physiognomie physischen Poesie priori Raum Recht rein Religion Satz vom Grunde Schlaf Schopenhauer-Lexikon ſein Sinne Somnambulismus Sprache Subject subjective Teleologie Theil Theismus Thier thun Traum Ueber unmittelbar unserer Unterschied Ursache Ursprung Urtheil Urtheilskraft Vergl Verhältniß Vernunft Verschiedenheit Verstand viel Vorstellung wahre Wahrheit Welt Werke Werth Wesen wesentlich Willens zum Leben wirklich Wirkung Wissenschaft wollen Wort Zweck
Beliebte Passagen
Seite 145 - Denn die Musik ist, wie gesagt, darin von allen anderen Künsten verschieden, daß sie nicht Abbild der Erscheinung, oder richtiger, der adäquaten Objektität des Willens, sondern unmittelbar Abbild des Willens selbst ist und also zu allem Physischen der Welt das Metaphysische, zu aller Erscheinung das Ding an sich darstellt.
Seite 145 - Die Musik ist nämlich eine so unmittelbare Objektivation und Abbild des ganzen Willens, wie die Welt selbst es ist, ja wie die Ideen es sind, deren vervielfältigte Erscheinung die Welt der einzelnen Dinge ausmacht.
Seite 122 - Wollte ein Philosoph damit anfangen, die Methode, nach der er philosophiren will, sich auszudenken; so gliche er einem Dichter, der zuerst sich eine Aesthetik schriebe, um sodann nach dieser zu dichten: Beide aber glichen einem Menschen, der zuerst sich ein Lied sänge und hinterher danach tanzte.
Seite 256 - Der Wille bejaht sich selbst, besagt: indem in seiner Objekti« tat, di der Welt und dem Leben, sein eigenes Wesen ihm als Vorstellung vollständig und deutlich gegeben wird, hemmt diese...
Seite 171 - Daher ist der einzige Weg des Heils dieser, daß der Wille ungehindert erscheine, um in dieser Erscheinung sein eigenes Wesen erkennen zu können. Nur in Folge dieser Erkenntniß kann der Wille sich selbst aufheben und damit auch das Leiden, welches von seiner Erscheinung unzertrennlich ist, endigen: nicht aber ist dies durch physische Gewalt, wie Zerstörung des Keims, oder Tödtung des Neugeborenen, oder Selbstmord möglich.
Seite 397 - Was allem Tragischen, in welcher Gestalt es auch auftrete, den eigentümlichen Schwung zur Erhebung gibt, ist das Aufgehen der Erkenntnis, daß die Welt, das Leben, kein wahres Genügen gewähren könne, mithin unserer Anhänglichkeit nicht wert sei: darin besteht der tragische Geist: er leitet demnach zur Resignation hin.
Seite 198 - Nun ist diese Welt so eingerichtet, wie sie seyn mußte, um mit genauer Noth bestehen zu können: wäre sie aber noch ein wenig schlechter, so könnte sie schon nicht mehr bestehen. Folglich ist eine schlechtere, da sie nicht bestehen könnte, gar nicht möglich, sie selbst also unter den möglichen die schlechteste.
Seite 32 - Band«s. nur die Idee, nicht mehr die Wirklichkeit erkannte, in seinem Werk auch nur die Idee rein wiederholt hat, sie ausgesondert hat aus der Wirklichkeit, mit Auslassung aller störenden Zufälligkeiten.
Seite 91 - Es ist eben so wahr, daß das Erkennende ein Produkt der Materie sei, als daß die Materie eine bloße Vorstellung des Erkennenden sei: aber es ist auch eben so einseitig. Denn der Materialismus ist die Philosophie des bei seiner Rechnung sich selbst vergessenden Subjekts.
Seite 388 - Das Sterben ist der Augenblick jener Befreiung von der Einseitigkeit einer Individualität, welche nicht den innersten Kern unsers Wesens ausmacht, vielmehr als eine Art Verirrung desselben zu denken ist: die wahre, ursprüngliche Freiheit tritt wieder ein, in diesem Augenblick, welcher, im angegebenen Sinn, als eine restitutio in integrum betrachtet werden kann.