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habe, als die Meister dieser Kunst aus der Schule Fouchés, Savarys und Davoûts zu leisten vermocht hätten 25).

Ueber die Unterhandlungen zu Prag können wir uns sehr kurz fassen, weil wir hinreichend bewiesen haben, daß es keiner von den beiden Parteien Ernst damit war, und schon aus der Ursache nicht sein konnte, weil die unwiderruflich festgesezte Zeit vom 26. Juli bis zum 10. August offenbar viel zu kurz war. Erst am 26. Juli ward nämlich zu Neumarkt über die Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 10. August unter der ausdrücklichen Bedingung ein Vertrag geschlossen, daß die Feindseligkeiten am 16. wieder beginnen sollten, wenn man nicht vor 12 Uhr in der Nacht vom 10. zum 11. einig geworden sei. So eifrig die Franzosen, und besonders Bignon, den französi= schen Kaiser in Beziehung auf die Prager Unterhandlungen in Schuß nehmen, so läßt sich doch nicht verkennen, daß es bis zum lezten Augenblicke ihm so wenig als den Verbündeten Ernst war. Erst am 26. Juli erhält Caulaincourt Instructio= nen, protestirt sogleich in einem Briefe, den der Herr von Caramann dem Kaiser überreichen sollte, gegen die Anweisungen, die ihm gegeben wären. Die Vorschläge Caulaincourts läßt Metternich durch eine Note vom 29. an die Verbündeten gelangen, die darauf nicht eingehen können. Erst am 5. erhält Caulaincourt neue Instructionen und wird bevollmächtigt, am 6. den Oesterreichern besondere Vortheile anzubieten und von Metternich eine lehte entscheidende Antwort zu fordern. Um

Selten

25) Napoleons Feldzug in Sachsen 1813. 3. Aufl., S. 88: war wohl ein General durch ein so wohlgeordnetes systême d'espionage bedient, als Gersdorf. Ihm gleich gesinnte, für König und Vaterland (???) begeisterte Männer von Fach verschmähten es nicht, unter mancherlet Verkleidungen in die Reihen der feindlichen Heere einzudringen und die genauesten Nachrichten durch treue, flinke Boten zu übermachen. So war eine Abschrift der so wichtigen Convention von Trachenberg, die den neuen Operationsplan enthielt, einige Tage darauf und zwar eher, als sie nach Gitschin zu Kaiser Franz kam, in seinen Händen, er hatte sie aber, sezt der nach sächsischer Weise sehr große Bedeutung auf Geld legende Verfasser hinzu, mit 250 Napoleonsd'or bezahlt. Deshalb verging auch kein Tag, wo er nicht mehrere Mal zum Katser gerufen wurde, welcher überzeugt war, wenn er ausrief: faites chercher Gersdorf, die beste Auskunft zu erhalten.

diese Antwort geben zu können, reiset am 7. Metternich selbst zu seinem Kaiser und ertheilt am 8., ohne die Verbündeten. gefragt zu haben, eine Antwort, und Caulaincourt ersucht seinen Kaiser dringend, unbedingt anzunehmen, was Oesterreich verlangt, um es noch im lezten Augenblicke abzuhalten, das den Verbündeten gegebene Versprechen zu erfüllen 26). Nach Caulaincourts Wunsche hätte nach Empfang des Briefs der Duc de Bassano sogleich selbst nach Prag kommen und abschließen sollen, dieser schickt aber statt deffen am 10. eine sehr auf Schrauben gestellte Antwort. Dies erklärt sich leicht, wenn man weiß, daß der Kaiser selbst am 9. an den Fürsten von Eckmühl nach Hamburg schrieb, es werde aus dem Frieden nichts werden 27). Es wird freilich endlich Herr von Maussion mit einem Schreiben nach Prag geschickt, er kommt aber erst am 11. des Mor= gens an, nachdem am 10. um Mitternacht die preußischen und russischen Bevollmächtigten erklärt haben, daß ihre Vollmachten erloschen seien, und als eben (am 11.) das österreichische Kriegsmanifest dem Grafen Narbonne überschickt war. Dieses Manifest ließ Metternich von seinen Berliner Handlangern verferti= gen, und Genz Styl und Manier ist darin unverkennbar, eben

26) Caulaincourt schreibt am 8. an Napoleon folgendermaßen: Sans doute V. M. verra dans cet ultimatum quelques sacrifices d'amour propre, mais la France n'en fera de réel. On n'en demande donc pas à votre véritable gloire. De grâce, Sire, mettez dans la balance de la paix toutes les chances de la guerre. Voyez l'irritation des esprits, l'état de l'Allemagne dès que l'Autriche se déclarera, la lassitude de la France, son noble dévouement, ses sacrifices après les désastres de Russie. Ecoutez tous les voeux qu'on fait dans cette France pour la paix, ceux de vos fidèles serviteurs, qui, comme moi, doivent vous dire, q'uil faut calmer la fièvre Européenne, dénouer cette coalition par la paix, et quels que soient nos projets attendre de l'avenir ce que les plus grands succès ne vous donneraient aujourd'hui Après tant de tems perdu les heures sont maintenant comptées. Trop de passions veulent la guerre, pour que la modération accorde le moindre délai à la paix.

27) Der Katser schreibt ihm in Beziehung auf den Zug nach Berlin am 9. C'est aujourd'hui le 9, le congrès de Prague va fort mal; probablement l'armistice sera dénoncé le 11 par les alliés et la déclaration de guerre de l'Autriche vous sera signifiée; prenez cela pour votre gouverné.

deßhalb wird dem Leser oft auch sogar die darin enthaltene Wahrheit verdächtig.

Wer könnte den Behauptungen trauen, deren Grund er nicht prüfen kann, wenn er hört, daß Metternich seine Weigerung, sich auf die Anträge Napoleons cinzulassen, damit entschuldigt, daß er die offenbare Lüge vorbringt, welche durch schriftliche, später gedruckte Actenstücke widerlegt wird, daß er, weil man zu spät geantwortet habe, gerade am Tage vor dem Empfang derselben einen Tractat mit Rußland und Preußen abgeschlossen habe. Wir wissen ja, daß dies schon vor sechs Wochen in Reichenbach geschehen war und daß in Trachenberg Fürst Schwarzenberg, so unfähig er für ein so viel umfassendes Geschäft sein mochte, zum Oberbefehlshaber des in Böhmen zu vereinigenden Heeres ernannt worden war.

3.

Kriegsgeschichte vom 16. August bis zum Anfang November.

Napoleon war durch den russischen Feldzug nicht zur Besinnung gebracht, sonst wäre er gewiß durch Caulaincourts zweites Schreiben (das erste haben wir angeführt) zur Einsicht ge= bracht worden, daß eben jezt der rechte Augenblick sei, mit leid= lichem Verluste aus dem Spiele zu scheiden. Er spottete und lachte über Bernadottes Fähigkeiten, als dieser an der Spize eines gemischten Heeres in Norddeutschland erschien; er stellte fich gleichgültig, als Moreau in's russische Hauptquartier eilte; er verband ebensowenig, wie in unsern Tagen Metternich und Louis Philipp, die einzeln ganz unbedeutenden drohenden Erscheinungen zu einer einzigen warnenden Vorstellung. Wir meinen die erneuerten Bemühungen der Legitimisten Frankreichs und das Treiben der Prinzen und des Prätendenten; die lächerlichen Schritte seines Schwagers Mürat, um sich den Befih des Königreichs Neapel durch England und Oesterreich zu sichern; die Unzufriedenheit seiner eignen Creaturen in Frankreich; Talleyrands und Fouchés Tücke.

Dem Könige von Neapel überfah übrigens Napoleon die verrätherischen Unterhandlungen, die er durch seinen neapolita= nischen Minister mit Oesterreich selbst dann noch fortsette, als er wieder an der Spize der französischen Reiterei erschien, auch aus dem Grunde, weil er ihn allein für fähig hielt, große Massen Cavallerie gut zu commandiren. Der Kaiser hatte nämlich endlich wieder vierzigtausend Mann Cavallerie zusammen= gebracht und auch sein Geschüß so ansehnlich vermehrt, daß nach den speciellen Angaben von Hamburg bis nach Dresden dreizehnhundert Stück Geschüß theils in den Festungen aufgestellt waren, theils im Felde gebraucht wurden. Der Kriegsschauplah war seit dem 16. dreifach, in der Mark, in Schlesien, im böhmischen Gebirge. In der Mark commandirte der Kronprinz von Schweden ein aus Schweden, Preußen, Russen bestehendes Heer und auch der General von Bülow, der Berlin decken sollte, stand unter seinen Befehlen. Gegen diesen Lestern schickte der Kaiser Oudinots (Herzogs von Reggio) Corps, welches vorher bei Luckau zurückgetrieben worden war. Er glaubte diesmal des Sieges so gewiß zu sein, daß der Ordonnanzoffizier Caraman, der ihm den Befehl zum Angriff überbrachte, Auftrag hatte, so lange bei ihm zu bleiben, bis er in Berlin sei. Das Corps des Generals Bertrand, das des Generals Reynier, die Reiteret des Herzogs von Padua (Arrighi) wurden mit dem Corps Oudinots vereinigt und bildeten ein Heer von achtzig= tausend Mann, mit dem er von Dahme und Luckau aufbrach. Der Fürst von Eckmühl stand zu Bergedorf bei Hamburg und sollte, unterstüßt von den Dänen, nach Wismar und Rostock ziehen, um Oudinot beizustehen. Der General Lemarrois, damals Gouverneur von Magdeburg, sollte sechstausend Mann marschiren lassen, um die Verbindung zwischen Oudinot und Eckmühl zu Stande zu bringen und zu erhalten. In Böhmen war der Befehl über ein Heer von Russen und Oesterreichern, an welche sich Kleist mit seinen Preußen anschloß, dem Fürsten von Schwarzenberg übergeben. Dieses Heer ward auf 240,000 Mann angegeben und Napoleon wollte ihm selbst entgegen ge= hen, er ward aber durch die Preußen, unter Blücher und Gneis senau, bet denen sich drei russische Heerabtheilungen befanden,

plöglich abgerufen und genöthigt, den Zug nach Böhmen aufzuschieben. In Schlesien lagen die Preußen unter Blücher und Gneisenau, vereinigt mit drei Heerabtheilungen der Russen, den von Ney, Lauriston, Macdonald und Marmont commandirten französischen Heeren gegenüber. Barclay de Tolly hatte eigent= lich über alle Truppen, die jenseits jenes neutralen Landstrichs lagen, welcher der Uebereinkunft gemäß zwischen den Verbündeten und den Franzosen freigelassen ward, den Oberbefehl. In Löwenberg, Liegnit, Goldberg lagen die Franzosen, deren Reiterei Latour Maubourg und Valmy commandirten, zwischen ihnen und den Preußen war ein unbeschter Raum von zwet Tagemärschen. Die Franzosen gaben am dreizehnten Blücher einen Vorwand, auch seiner Seits schon zwei Tage vor Ablauf des Waffenstillstandes in diesen neutralen Raum einzurücken. Sie hatten nämlich innerhalb dieses Raums Contributionen eingetrieben, Blücher beseßte daher Breslau als Vergeltung dieses Einbruchs 28). Nachdem er Breslau besezt hatte, drückte Blücher am 17. die Franzosen auch von Liegniß und Goldberg zurück und drang unaufhaltsam weiter vor. Darauf hatte Napoleon gerechnet, er hatte erwartet, Blüchers und seiner Preußen Heftigkeit würde eine entscheidende Schlacht herbeiführen. Auf ein Haupttreffen mit den Preußen, ehe er sich gegen die Hauptarmee in Böhmen wende, waren alle jene mit unglaublicher Anstrengung und unermüdlicher Geduld während des Waffenstillstandes gemachten Beobachtungen und Anstrengungen berechnet, von denen Odeleben redet, obgleich Napoleon, als er am 15. in Begleitung seiner Garden aus Dresden nach Pirna zog, Miene machte, dem Angriffe zuvorzukommen, mit welchem ihn Fürst Schwarzenberg von Böhmen aus an der Spiße von 240,000 Mann bedrohte.

28) Lord Londonderry (Sir Charles Stuart) beginnt sein siebentes Capitel (wir gebrauchen die französische Uebersezung) mit folgenden Worten: Le 15 Août je me rendois à Landeck où était alors le quartier général de sa Majesté Prussienne pour obtenir la ratification des traités dont j'ai parlé plus haut, lorsqu'on reçut la nouvelle que les Français avaient franchi la ligne de démarcation sur les routes de Landhut, Jauer et Neumarkt. Le général Blucher prit position à Schweidnitz et le général Sacken eût ordre d'occuper Breslau.

Schloffer, Gesch, d. 18. u. 19. Jahrh. VIII. Bd. 4. Aufl.

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