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nämlich am 19. März auch mit den spanischen Cortes einen Bund gemacht und diese und ihre ultraliberale Constitution anerkannt. Er hatte sogar an demselben Tage 12,000 Schweden nach Pommern geschickt, dennoch war es ihm mit dem Kriege keineswegs recht ernst. Der General Sandels, der die Schweden commandirte, hatte zwar sogleich eine Proclamation erlassen, worin er alle Vergabungen von Gütern in Pommern und auf Rügen, die der Kaiser reichlich gemacht hatte, null und nichtig erklärte, er hatte im Namen des Königs die Güter wieder in Besiz genommen und die Pachter angewiesen, die Pachtgelber in die königliche Casse zu liefern; er kam aber den Hamburgern so schlecht und so spät zu Hülfe, daß man rathsam fand, die Schuld auf den General von Döbeln zu schieben.

B. Französische Vorbereitungen zum Feldzuge von 1813. Lage der Dinge in den ersten Monaten des Jahres 1813.

Wir finden es lächerlich, wenn die französischen Schriftsteller es für ausgemacht halten, daß Napoleon, wenn er 1812 bet seinem Heere in Litthauen geblieben wäre, die Nussen zwi= schen dem Niemen und der Weichsel würde zurückgehalten haben, wir müssen aber eingestehen, daß es unglücklich war, daß er bei seiner Abreise nach Paris das Heer dem Könige von Neapel und dem Fürsten von Neufchatel (Berthier) überlassen mußte. Der Erste benahm sich unverantwortlich leichtsinnig und undankbar, der Andere war immer nur ein guter Handlanger Napoleons gewesen und weiter nichts; jezt war er auch nicht einmal mehr derselbe Mann, der er vorher gewesen war. Es war ein Unglück, daß nach dem Schlendrian alter Zeit, den Napoleon überall wieder herstellte, das Commando nach der Rangordnung ertheilt werden mußte, obgleich der Kaiser wußte, daß weder Mürat noch Berthier den Umständen gewachsen seien. Schon am 16. December gibt der Kaiser, freilich ohne alle Rücksicht auf die Umstände, die er doch am besten kennen mußte.

dem Fürsten von Neufchatel seine Unzufriedenheit zu erkennen 100). König Joachim, welcher aus Neapel Nachricht erhielt, daß seine Caroline Miene mache, gleich der Caroline des armen Ferdinand von Sicilien ihn ganz zu ignoriren und Neapel zu regieren ohne ihn zu fragen, ließ sich durch keine Vorstellungen beim Heer zurückhalten, obgleich Berthier durchaus nicht commandiren wollte und Eugen Beauharnais nur ungern einwilligte, das Heer zu übernehmen. Schon ehe Mürat aus Gumbinen nach Königsberg zog, hatte er am 13. December in einer Versammlung der Generale, Ausfälle auf den Kaiser gethan, welche zwischen ihm und dem Fürsten von Eckmühl eine Scene herbeiführten, über welche wir unter dem Terte um so mehr das Zeugniß eines rhetorisirenden Hofmanns anführen, als andere Schriftsteller das Befremdende des Auftritts fast noch greller hervorheben 1).

100) Er schreibt aus Paris den 16. December 1812 seinem Majorgeneral: Je vois avec peine, que vous ne vous soyez pas arrêté à Wilna sept à huit jours, a fin de profiter des effets d'habillement et de rallier un peu l'armée, j'espère que vous aurez pris position sur la Pregel. Nulle part il n'est possible d'avoir autant de ressources que sur cette ligne et à Koenigsberg. J'espère que les généraux Schwarzenberg et Reynier auront couvert Varsovie. La Prusse se prépare à envoyer des renforts pour couvrir son territoire. Chambray sagt nämlich (daraus muß man Napoleons Unwillen erklären), es wäre in Wilna Brød, Mehl, Zwieback genug gewesen, um 100,000 Mann vierzig Tage hindurch zu versorgen, ohne das Getreide der Wintermagas zine zu rechnen, welches aus Samogitten hergeführt worden set. Fleisch set für 100,000 Mann auf sechs und dreißig Tage vorhanden gewesen, Bier und Branntwein noch in größerer Menge, 30,000 Paar Schuhe, 27,000 Flinten und große Vorräthe Pferdegeschirr, Kleidung, Ausrüstung hätten bereit gelegen.

1) Ségur hist. de Napoleon et de la grande armée. Paris. Houdaille. 1838. Vol. II. p. 399. Livre XII. Chap. 5. Le voilà donc, fagt Segür, au milieu des chefs dont son beaufrère lui a confié la conduite accusant son ambition qu'il a partagée pour s'en absoudre. Il s'écrie: „Il n'est plus possible de servir un insensé; il n'y a plus de salut dans sa cause; aucun prince de l'Europe ne croit plus à ses paroles ni à ses traités. Je suis roi de N'aples comme François est empereur d'Autriche, je desespère d'avoir rejetté les propositions des Anglois. (Andere sehen noch mehr hinzu.) Segür fährt fort: Un cri de Davoust l'interrompit: Le roi de Prusse, l'empereur d'Autriche, lui repartit il brusquement, sont princes par la grace de dieu, du temps et de l'habitude des peuples. Mais vous, vous n'êtes roi que

Nach dieser Scene in Gumbinen konnte man kein Zu=` trauen mehr in den König von Neapel sezen; doch führte er das Heer noch nach Königsberg und ließ, um die Zahl der Truppen wieder zu vermehren, aus Danzig, wohin Macdonald nach dem Abfalle der Preußen, die ihm noch übrigen franzö= fischen Truppen geführt hatte, wo sich außerdem auch die Reste von Victors Corps sammelten, die Division Heudelet kommen, ehe er nach Posen zog. In Posen übergab er dann, ohne Befehl oder Erlaubniß abzuwarten, die von ihm vereinigten Truppen am 16. Januar 1813 dem Vicekönig Eugen und reisete geraden Wegs nach Neapel zurück. Die Armee des Prinzen Eugen war, nachdem er alle zerstreuten Truppen vereinigt hatte, kaum zwanzigtausend Mann stark. Mit seinem Schwager Mürat war der Kaiser in dem Augenblicke sehr unzufrieden, er klagte ihn nicht mit Unrecht der Undankbarkeit an, weil er recht gut wußte, daß Mürat insgeheim mit den Engländern unterhandle, um sich der Abhängigkeit von Frankreich zu entziehen. Napoleon schrieb seiner Schwester einen Brief, worin er ihr sagte: „Ihr Gemahl sei auf dem Schlachtfelde sehr tapfer, sobald er aber den Feind nicht mehr sehe, set er schwächer als ein Weib oder ein Mönch; denn es mangle ihm gänzlich an moralischem Muthe". Dem Könige selbst schrieb er noch viel härtere Dinge 2).

Die Franzosen hatten übrigens im Winter 1812-1813 Zeit, sich einigermaßen wieder zu sammeln und zu ordnen. Die geschwächte und erschöpfte russische Armee mußte ausruhen und die Verstärkungen erwarten; die Franzosen vereinigten, sobald sie an die Weichsel gelangten, die im Lande zerstreuten Schaaren mit sich. Außer der Armee des Vicekönigs hatten.

par la grâce de Napoléon et du sang Français. Vous ne pouvez l'être que par Napoléon et en restant uni à la France. C'est une noire ingratitude, qui vous aveugle". Et aussitôt il lui déclare qu'il va le dénoncer à son empereur; les autres chefs se turent.

2) Je suppose, schreibt er ihm höhnend, que vous n'êtes pas de ceux, qui pensent que le lion est mort. Si vous faisiez ce calcul il serait faux. Vous m'avez fait tout le mal que vous pouviez depuis mon départ de Wilna; le titre de roi vous a tourné la tête.

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fie, wie wir unten durch Zahlen zeigen wollen, in Polen, den Weichsel- und Oderfestungen noch ganze Heere und viel Material. Man machte sogar dem Könige von Neapel zum Vorwurf, daß er eine so bedeutende Zahl guter Truppen in den Festungen jenseits der Oder zurückließ 3). Der Vicekönig verweilte mit der Armee, welche er hernach durch die Vereinigung mit Grenier als er über die Elbe gegangen war, auf fünfzigtausend Mann brachte, vom 16. Januar bis zum 12. Februar in Posen, und erreichte am 18. Februar auf seinem weitern Rückzuge Frankfurt, am 22. Berlin. Während er dort lag, sah er Tschernitscheffs Kosacken, welche Bülow über die Oder ließ, jenseit der Spree streifen. Als Wittgensteins russische Armee hernach zwischen Stettin und Küstrin über die Oder ging, räumte er in der Nacht vom 2. zum 3. März Berlin. Um diese Zeit war Frimont, der Schwarzenbergs Stelle vertrat, mit dem österreichischen Heer, welches vorgeblich noch immer unter Napoleons Befehlen stand, an der Pilica, Poniatowski war diesem Heere mit seinen Polen gefolgt, wäh= rend Reynier die Sachsen nach Hause führte. Poniatowski hatte zwanzigtausend Mann und seine Artillerie aus dem ruffischen Feldzuge gerettet, er vereinigte sich als Napoleon bis in die Laufig vordrang, mit diesem. Die Franzosen waren daher, auch noch ehe neue Truppen eintrafen, ziemlich stark, besonders wenn man bedenkt, daß Lauriston schon im Februar drei Divisionen in Magdeburg organisirte, daß Victor, Herzog von Belluno, zwei Divisionen aus Mainz zu einem Corps vereinigte, daß der Fürst von Eckmühl von dem ersten Corps, welches er commandiren sollte, doch wenigstens eine Division durch den General Lagrange in Osnabrück organisirt hatte, und daß Reynier in Dresden war.

Die ganze Welt war überrascht, als Napoleon in den dret ersten Monaten des Jahres 1813 mit Hülfe der erwähnten.

3) Mürat ließ außer den 1200 Mann in Pillau, die bald kapituliren mußten, 35,000 Mann in Danzig, 5500 in Thorn, 5500 in Modlin, 4000 in Samoist, 900 in Czenstochow. Also in Allem 52,100 Mann, worunter 4000 Batern, 10,999 Polen, also_neben diesen 36,200 Franzosen waren.

Trümmer der alten Armee, durch die mit revolutionärer Energie betriebenen oder erzwungenen Anstrengungen des Enthusiasmus der französischen Nation eine neue an Zahl stärkere Armee und ein neues Material derselben erschuf. Nichts beweiset mehr die Gewalt, welche ein überlegener, fester Charakter und ein umfassender Geist über die Menschen ausüben kann, als die Art wie die Franzosen für Napoleons Zwecke als für ihre eignen kämpften. Ohne das Nationalgefühl, welches die Franzosen belebt und ohne die blinde Verehrung und Bewunderung, welche dem Kaiser als Ideal und Idol einer militärischen Nation und als Repräsentanten ihres Strebens gezollt ward, hätte auch ein Mann, wie Bonaparte das neue Wunder, wie manche andere nicht verrichten können. Weil alle Franzosen, welche damals stimmfähig waren, (die Zahl derselben hat be= kanntlich seit 1789 sehr geschwankt, bald waren es alle Be= wohner des Reichs, bald, wie in der lezten Zeit Louis Philipps 2-300000 Menschen), fühlten, daß nur der Mann, der im Jahre 1812 durch seinen Riesenplan unsägliches Elend über Frankreich gebracht hatte, durch riesenhafte und dictato=" rische Maßregeln den mit dem Untergang bedrohten Staat retten könne, so durfte er es auch wagen, den geseßgebenden Körper zu versammeln. Er hatte das berüchtigte Bülletin ausdrücklich darauf berechnet gehabt, um durch Schrecken zu wirken, wie einst seine ersten Protectoren, die Männer der Schreckenszeit, gewirkt hatten; er hatte durch den Bund Schwedens und Preußens mit Rußland Gelegenheit, dem durch das Bülletin verbreiteten Schrecken die Furcht vor einer neuen drohenden Coalition beizufügen, um unerhörte Opfer zu verlangen.

Vor der Eröffnung der geseßgebenden Versammlung am 14. Februar machte Montalivet, Minister des Innern, einen mit Ziffern und Zahlen, mit Beweisstücken und einzelnen Anführungen ausgestatteten, blendenden Bericht, der zwar keineswegs das beweiset, was Napoleon beweisen wollte und was alle Schriftsteller, die wir befragt haben, daraus ableiten, aus welchem aber doch hervorgeht, daß Frankreich durch die seit 1789 gemachten neuen Einrichtungen materiell mehr gewonnen hatte, als vorher im ganzen achtzehnten Jahrhundert. Dieser

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