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lers über Sicilien und der Prinz und Generalvicar des Königs sank zum bloßen Figuranten herab.

Schon im Januar 1812, also noch ehe die Konstitution ganz fertig war, bildete sich Lord Bentink ein, die Sicilianer so beglückt zu haben, daß er die Insel fortan gegen die Franzosen mit Hülfe der englischen Flotte und eines aus Sicilianern bestehenden Heers vertheidigen könnte. Er wollte die englischen Truppen auswärts gebrauchen und bot dem englischen_Ministerium an, zehntausend Mann nach Spanien zu schicken, um Lord Wellington und die Anführer der spanischen Guerillas von der Küste des mittelländischen Meeres her zu unterstüßen. Das Ministerium nahm den Vorschlag an und Lord William schickte seinen Bruder an Wellington, um das Nöthige zu verabreden; als aber die Sache der Ausführung nahe war, hatte Lord Williams Einbildungskraft schon andere Luftschlösser ge= schaffen. Erst wollte er die vorher nach Spanien bestimmten Truppen zu einer Unternehmung in Dalmatien gebrauchen, bei welcher ihn der russische Admiral unterstüßen sollte; hernach wollte er sie im obern Italien an's Land sezen, bis endlich das englische Ministerium befahl, daß er alle andere Unternehmungen aufgeben und mit den in Sicilien entbehrlichen Truppen nach Spanien gehen solle.

5.

Spanten im Jahre 1812 und 1813.

Als endlich festgesezt ward, daß die aus allerlei Volk von Lord William Bentink geworbenen, erst nach Dalmatien, dann nach Oberitalien bestimmten Truppen, welche vorerst auf den kleinern Inseln des mittelländischen Meeres vertheilt waren, nach Catalonien übergeschifft werden sollten, zeigte sich, daß sie viel zu schwach seien, um etwas Bedeutendes unternehmen zu können. Es waren nur etwa sechstausend Mann, von denen nicht die Hälfte Engländer oder Deutsche und Schweizer waren, worauf man trauen konnte. An ihrer Spiße erschien nicht Lord Bentink, wie er versprochen hatte, sondern der General

Maitland, der zwar ein ausgezeichneter Offizier war, der aber, wie fünf folgende Befehlshaber, nur Stellvertreter Lord Bentinks war und seine Befehle erwarten mußte. Alle Truppen wurden erst von den kleinen Inseln nach Majorca, kann von dort im Juni 1812 an die Küste von Katalonien gebracht. Die Engländer schickten aus Portugal und Gibraltar Proviant, Munition, vortreffliche Ingenieurs und Artilleristen; die spanischen Truppen, welche Roche und Whittingham für die Cortes geworben hatten, sollten sich mit ihnen vereinigen.

Diese erste Unternehmung von Sicilien aus konnte schon aus dem einzigen Grunde kein Resultat geben, weil sie schlecht berechnet war und außerdem der Anführer Nichts wagen durfte, weil Lord Bentink dem General Maitland verboten hatte, sich auf irgend Etwas einzulassen, wodurch Sicilien in Gefahr ge= bracht werden könne; er verließ daher die Küste Spaniens schon. in der zweiten Woche Oktobers wieder. Er hatte am Ende Juli Miene gemacht in Catalonien zu landen, Süchet war aber selbst an den bedrohten Theil der Küste geeilt, und Maitland hatte rathsam gefunden, den Versuch gegen Catalonien aufzu= geben und sich weiter füdlich zu richten. Er glaubte dann Va= lencia überfallen zu können, landete aber endlich bei Alicante. Sein Heer war etwa sechstausend Mann stark, bestand aber aus allerlei Volk, aus Sicilianern, Calabresen, Deutschen, Engländern. Als Maitlands Heer ausgeschifft war, eilte Süchet herbei und lagerte sich am Xucar ihm gegenüber.

Die Landung erfolgte am 10. August, also in denselben Tagen, als Wellington in Madrid einzog und in der That ward der Oberst John Johnes, der die von uns zuweilen angeführte Geschichte des spanischen Kriegs geschrieben hat, svgleich nach Alicante geschickt, um eine Verbindung der Unternehmungen zu verabreden. Dies konnte freilich nicht geschehen, doch brachte Maitlands Landung den doppelten Vortheil, daß Süchet am Xucar festgehalten ward und daß Alicante gerettet wurde. Diese Stadt wäre ohne die Anglo-Sicilian'sche Armee gewiß von den Franzosen genommen worden, weil die in Murcia zum Schuß von Carthagena und Alicante von O'Donnel errichtete und angeführte Armee kurz vorher gänzlich geschlagen

worden war. Wellington hatte indessen die Verfolgung der sog. Armee von Portugal, welche nach Marmonts Verwundung Clausel commandirte, nicht lebhaft fortgesezt, sondern war mit zwanzigtausend Mann nach Madrid gezogen, welches König Joseph mit seiner Armee (armée du centre) am 11. August verließ, um sich an Süchets Armee anzuschließen.

Wellington ließ indessen Hill zurück, um die Armee des Königs von Spanien zu beobachten, und eilte am 1. September nach Valladolid, wo sich Clausels Armee behauptet hatte, bis er sie am 6. September von dort vertrieb. Man machte damals, was wir blos als Notiz anführen, dem großen englischen General einen Vorwurf daraus, daß er nicht statt nach Madrid zu gehen, Clausel bis an die Pyrenäen getrieben habe; man machte ihm noch größere Vorwürfe darüber, daß er sich so lange bei Burgos verweilte und der Armee von Portugal Zeit ließ, sich zu verstärken und neu zu organisiren. Die schlecht befestigte Burg von Burgos hielt nämlich Wellington bis zum 21. Oct. in dieser Stadt zurück und der General Dubreton hatte den Ruhm, das ganze englische Heer so lange vor derselben aufge= halten zu haben, bis die Armee von Portugal, und Souhams Nordarmee, die eine Zeit lang unter des leztern Commando vereinigt waren, gegen sie heranzogen und Soults Armee des Südens mit Königs Josephs Armee der Mitte verbunden, ihr den Rückzug nach Portugal abzuschneiden drohte.

Wellington brach am 22. October von Burgos auf und alle französische Heere in Spanien, außer Süchets Armee, die am Xucar zurückgehalten ward, suchten ihn zu ereilen. Soult hatte, als Wellington nach Madrid zog, Befehl vom Könige erhalten, der Hauptstadt zu Hülfe zu ziehen, hatte aber nicht gehorcht, sondern vielmehr den König aufgefordert, zu ihm nach Andalusien zu kommen; er brach indessen doch auf, als er auch von Südwesten her bedroht ward. Wellington, dem damals die Cortes den Oberbefehl auch über die spanischen Armeen gegeben hatten, verordnete, daß Ballesteros mit seinen Spaniern von Gibraltar her gegen Soult vordringen, General Cookk Soults Linien vor Cadir stürmen, Hill von Madrid aus Drouet angreifen und nach Andalusien ziehen solle; das wartete Soult

nicht ab. In demselben Augenblicke als die Engländer unter dem General Crurmorgeon und dem Oberst Skerret gegen Se= villa vordrangen, zerstörte Soult am 24. und 25. August seine Linien und sein schweres Geschüß vor Cadir. Die bedeutenden Werke bei Chiclana, Santa Maria und am Trocadero wurden in die Luft, tausend Kanonen und die Riesenmörser in Stücke gesprengt, auf acht Tage Proviant mitgenommen, alle zerstreu= ten Schaaren bei Antiquera gesammelt, dann abmarschirt. In Granada wollte Soult eine Zeit lang ausruhen, der Weg da= hin war aber dreifach schwierig, er führte über öde, kalte, steile Gebirge, Hill drängte ihn links, Ballesteros rechts. Er hatte auf diesem Wege nicht blos 72 Kanonen, sondern auch gegen neuntausend Kranke und Verstümmelte und ganze Horden von spanischen Familien mitzuschleppen, die sich an die neue Regierung angeschlossen hatten. Die Armee bestand noch aus 45,000 Mann, worunter 6000 Reiter waren und Drouet war glücklich genug, obgleich er erst am 25. August Estremadura verlassen hatte, sich über Cordova, Jaen, Huescar mit der Hauptarmee zu vereinigen. Soult hätte freilich eine gebahnte Straße wählen können, die ihn durch Murcia zu König Joseph und Süchet an den Xucar würde geführt haben, er mußte aber den Weg über das Gebirge wählen, weil auf dem andern das gelbe Fieber furchtbar wüthete. Er erreichte auf diesem rauhen Wege am 5. Sept. die Hauptstraße bei Almanza und ließ sein Heer ausruhen, bis er erfuhr, daß Wellington Madrid verlassen habe, dann brach er auf und vereinigte am 29. Sept. bei Albacete Josephs Armee (celle du-centre) mit der Seinigen.

Wellington ward auf dem Rückzuge von Burgos von den beiden Armeen unter Souham higig verfolgt, erreichte aber doch ohne Verlust am 24. October den Fluß Carrion wieder und zog, als Joseph am 1. November nach Madrid zurückge= kehrt war, Hill's Truppen wieder an sich. König Joseph entzog am 11. November dem General Souham das Commando und dieser reisete mißvergnügt nach Frankreich zurück, "den Oberbefehl über die Armee von Portugal erhielt Drouet d'Erlon. Die Armee Josephs (du centre) vereinigte Soult mit der seinigen und führte vorerst den Oberbefehl über alle drei Armeen. Schlosser, Gesch. d. 18. u. 19. Jahrh. VIII. Bd. 4. Aufl,

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Wellingtons Rückzug von Burgos bis an die Tormes, welche er am 1. November erreichte, wird als eine ausgezeichnete Kriegsthat gepriesen, weil das Heer ohne bedeutenden Verlust und ohne besondere Ermattung die Stellung wieder erreichte, die es vor der Schlacht bei den Arapilen eingenommen hatte. Als Soult mit seinem Heere erschien, lag Lord Wellington bei San Christoval in der Nähe von Salamanca, wo er sogleich wäre angegriffen worden, wenn man Jourdans Rath befolgt hätte, welcher wieder als Rathgeber bei König Joseph war. Soult war anderer Meinung, er wollte der englischen Armee auf dem Wege nach Ciudad Rodrigo vorauseilen, und deshalb ehe er angreife, noch erst einen neuen Uebergang über den Fluß Alba suchen; doch ward am 7. und 8. November blutig ge= kämpft. Am 14. entzog sich Wellington durch einen kühnen Marsch einer allgemeinen Schlacht und verließ eine Stellung, wo er in Gefahr war, von Ciudad Rodrigo und also von der Rückkehr nach Portugal abgeschnitten zu werden. Der französische Uebersezer der Geschichte des spanischen Kriegs vom Obersten Jones erklärt sich gegen die Behauptung der Engländer, daß Wellington der allgemeinen Schlacht am 15. durch den heftigen Regen und den starken Nebel entgangen sei, er sucht die Ursache, warum die Franzosen die Gelegenheit zum Angriffe versäumten, in ihrem eignen Hauptquartier. Napier dagegen sagt, die durch den Regen ganz ruinirten Wege hätten Wellingtons unbegreifliche Kühnheit bei der Anordnung des Marsches unterstüßt, weil die Engländer die hohen Heerwege, die Franzosen die niedrigen Fußwege und Nebenwege hätten benugen müssen. Er gelangte am 18. November an die por= tugiesische Gränze, an die Agueda und nach Ciudad Rodrigo. Der ganze Rückzug von Burgos bis nach Ciudad Rodrigo hatte nach Napier den Engländern nur 8 bis 9000 Mann gekostet; allein Wellington selbst in einem berühmten Armeebefehl klagt sein Heer bitterlich an, daß es seit dem Abmarsch von Salamanca alle Disciplin verloren und Raub und Mord auf graufige Weise geübt habe. Ermüdung, Entbehrung und Ausschweifung waren in den lezten drei Monaten so arg gewesen, daß ein Drittel des Heeres in den Spitälern lag.

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