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(Fortsetzung von Nr. 1.)

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dung zu seyn, als ihr Ziel verbleiben mufs. Das sind einige von den Früchten, welche Verschmähung der edeln Gottesgabe der Vernunft hervorbringt. Doch wird man bei Schl. auch bisweilen wieder fast zweifelhaft, ob nicht eben unter seinem unmittelbaren Selbstbewusstseyn so etwas, das man sonst wohl Vernunft zu nennen pflegt, gemeint sey. Freilich hat der Vf. in der 2ten Ausgabe diesen Ausdruck,,unmittelbares Selbstbewusstseyn" statt des frühern,, Gefühl" häufiger gesetzt, wohl weil er meinte, dadurch minder angreifbar zu werden; indefs die Sache ändert sich in der Regel dadurch nicht. Will man nun in dem Allen,, Insinuation finden, wie Schl. auch diefs nicht verschmähte (vgl. Sendschr. 2. S. 526.), so mufs Rec. wenigstens die in Bd. 1. S. 130 untergestellte Note gegen Bretschneider als ein vom Vf. selbst gegebenes Vorbild bemerklich machen.

u jenem Norm-Zwecke hielt Schl. nun, damit die gedachten Fortschritte den evangelischen Dogmatikern (die nicht, wie die katholischen, sich dagegen einzäunen können, vergl. Sendschr. 2.) nicht lästig würden, auch für nöthig, einmal die dogmatische Theologie von den andern Disciplinen gänzlich abzusondern (vgl. aber z. B. Bd. 1. S. 204.) und keine Hülfswissenschaften, wie bisher, dafür anzuerkennen *), sodann auch in Abweichung vom ersten protestantischen Grundsatze nicht die heil. Schrift (vergl. aber wieder Bd. 1. S. 161.), sondern sein Gefühl oder unmittelbares Selbstbewufstseyn **) hauptsächlich das,, schlechthinige Abhängigkeitsgefühl" zur Grundlage zu nehmen, auf der die Dogmatik sich zu erbauen habe, so dafs die fort und fort sich verstärkenden Einwendungen gegen Wunder, Authentie einzelner biblischen Schriften u. s. w. auf die dogmatische Darstellung von nun an keinen Einflufs mehr üben sollen! So mufs der Christ als Naturforscher, Philosoph, Dogmatiker u. s. w. immer durchaus als einen Andern sich geriren, und man hat ihn um der Sicherheit willen stets erst zu fragen, welche Rolle er eben spiele; ja der Dogmatiker vor Allen ist ein sehr beschränkter Mann, da er nach Schl. sein Geschäft nur darin zu suchen hat, allein den schon Gläubigen ihr Christenthum Iehrhaft fühlbar zu machen oder zum Bewufstseyn zu bringen (wobei der Vf. eben der Berücksichtigung des menschlichen Erkenntnifsvermögens entrathen zu können wundersam vermeinen mochte!), da doch gerade der wahren Dogmatik nichts Geringeres, denn eine der schönsten Blüthen menschlicher Bil

Zur möglichsten Steigerung der beliebten Voraussetzungen übrigens ist z. B. das A. T. jetzt noch bestimmter von der Offenbarungskunde ausgeschieden, etwa als ein Anhang zum N. T. könne es passiren u. s. w. (§. 27 und 132.). Man kann dief's nur wundersam finden, indem man meinen sollte, gerade das A. T. sey dem Wesen der Schl'schen Frömmigkeit nur sehr erwünscht, welches dieses ist,,, dafs wir uns unsrer selbst schlechthin abhängig oder (?) als in Beziehung mit Gott bewufst sind" (§. 4.). Freilich hat der Vf. das Abhängigkeitsgefühl jetzt auch etwas weniger als friiher heraustreten zu lassen sich bemüht. Indels für Abwendung des pantheistischen Scheins ist in der

neuen

*) Wie aber steht doch damit im Einklange, dafs z. B. in Betreff der Sünde wider den heil. Geist die Glaubenslehre von dereinstigen Ausmittelungen der Sache durch die Auslegungskunst dann Gebrauch zu machen habe (Bd. 1. S. 457.)?- Vergl. Grashof,, Ueber die Blasphemie des heil. Geistes" in den Theol. Studien u. Krit. 1833. Heft 4. S. 935 ff.

**) Die Aussagen desselben können sich aber auch widersprechen (vgl. Bd. 1. S. 483.). Und besonders wird dem Vf. damit die Lehre von den letzten Dingen schwierig, welcher er daher mit den übrigen dogmat. Lehren nicht gleichen Werth zugesteht B

Bd.

2 S. 522.). Ergänz. Bl. zur A. Z. L. 1835.

neuen Ausg. (Bd. 1. S. 34.) eben nichts weiter geschehen: vermuthlich glaubte der Vf. in seinem Sendschr. 1. S. 275 ff. schon allzu viel darüber gesagt zu haben. Doch genug von der Einleitung.

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In Ansehung der Stellung der beiden Theile vorliegender Dogmatik selbst möchte man wünschen, dafs Schl. nicht den Muth gehabt hätte, jetzt wenigstens zur Ausführung des Plans zu schreiten, wonach mit dem jetzigen zweiten Theile anzufangen und mit dem jetzt ersten zu schliessen war. Dann wäre, wie der Vf. sagt, ,, von dem alten Grundgefühle eines jeden mündigen und zur Klarheit gekommenen Christen, dafs in keinem Andern Heil u. s. w., ausgegangen und von hier aus alles Andere betrachtet. Dabei würde nun (wie er meint) die eigentliche Lehre von Gott keineswegs zu kurz kommen, aber der Vater wäre zuerst in Christo geschaut worden. Die ersten bestimmten Aussagen über Gott würden gewesen seyn, dafs er durch die Sendung Christi das Menschengeschlecht erneuert und sein geistiges Reich in demselben stiftet, also auch die ersten göttlichen Eigenschaften wären Weisheit und Liebe gewesen; und so wäre die ganze Lehre eben so wie jetzt vertheilt vorgekommen, nur in umgekehrter Ordnung. Denn wie zu dem frommen Selbstbewusstseyn des Christen das Bewusstseyn der Sünde immer noch als Element mitgehöre, so hätten sich aus demselben ebenmälsig die Vorstellungen der göttlichen Heiligkeit und Gerechtigkeit als dazu gehöriges Gottesbewusstseyn entwickelt: was aber jetzt das Erste ist, der Abschnitt, der gröfstentheils die sogenannten metaphysischen und natürlichen Eigenschaften Gottes abhandelt, wäre das Letzte gewesen." Vgl. Sendschr. 2. Aufl.). Rec. ist der Meinung, das Interesse der Leser hätte durch Ueberwindung der jenem Plane für den Vf. entgegenstehenden Bedenklichkeiten, und namentlich seiner,, Grille gegen die Form des Antiklimax" nur zum Vortheil der Sache lebhaft erneuert werden können; wogegen jetzt bei häufig, wir möchten fast sagen, mehr nur stilistischer Umarbeitung, die früher durch das Buch veranlafsfe Regsamkeit auf dem dogmatischen Gebiete schwerlich wiedererwachen dürfte. Freilich wäre auch bei jener Umstellung die Lehre von den göttlichen Eigenschaften, wenn gleich wie Manchem scheinen wird, in bessere Reihefolge gebracht, doch einerseits beim Reden von allmächtiger Ewigkeit u. s. w. in den Begriffen nicht gehörig auseinandergehalten, und andererseits zerhackt geblieben, was der Beschreibung des Einen Wesens gar übel ansteht, ja selbst Imm. Nitzsch darin nicht nachfolgte, den doch Schl. selbst als den Mann bezeichnete,,, von dem er am liebsten sowohl gelobt werde, als getadelt unter Allen, die sich mit seiner Glaubenslehre beschäftigt" (Sendschr. 1. S. 281.). Alle in der christlichen Glaubenslehre aufzustellenden Glaubenssätze werden nämlich vom Vf., wie bekannt, entweder als Beschreibungen menschlicher Lebenszustände gefafst, oder als Aussagen von Beschaffenheiten der Welt, oder als Begriffe von göttlichen

wie

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Eigenschaften und Handlungsweisen (wie Ausg. 2. §. 30. diefs Letztere beifügt), so dafs der erste Theil in daraus hervorgehende drei Abschnitte zerfällt, welche dann eben so beim 2ten Theile nicht nur für des Gegensatzes erste Seite (Sünde), sondern auch für die andere Seite (Gnade) vorkommen; und diese Abschnitte sind dann wieder in mehrfach gegliederten Unterabtheilungen vorgelegt.

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4

Nun noch Einiges über den weitern Unterschied beider Ausgaben. Ganz aufserlich bleibt die zur gröfsern Ebenmäfsigkeit der zwei Bände geschehene Herübernahme eines Stücks aus dem frühern zweiten (nämlich aus der Dogmatik zweitem Theile die Entwicklung des Bewufstseyns der Sünde als des Gegensatzes erste Seite, daher nun Bd. 2. mit der andern Seite" beginnt, so dafs diese äufsere Veränderung allerdings ,,mit der innern Organisation des Ganzen nichts zu schaffen hat" (Vorr. S. VI). Der Dogmatik erster Theil führt jetzt die Ueberschrift: Entwicklung des frommen Selbstbewusstseyns, wie es in jeder christlich frommen Gemüthserregung immer schon vorausgesetzt wird, aber auch immer mit enthalten ist." (Ausg. 1.:,,als eines der menschlichen Natur einwohnenden, dessen entgegengesetzte Verhältnisse zum sinnlichen Bewulstseyn sich erst entwickeln sollen"); und der zweite diese:,, Entwicklung der Thatsachen des frommen Selbstbewusstseyns, wie sie durch den Gegensatz bestimmt sind." (Ausg. 1.: des einwohnenden Bewulstseyns von Gott, so wie der Gegensatz sich hineingebildet hat, welcher verschwinden soll"). Gleicherweise haben auch viele Unterabtheilungen mehr oder weniger veränderte Ueberschriften erhalten, wie dann auch die einzelnen §§. häufigst Spuren der nachbessernden Hand ihres Vfs an sich tragen. Die §§. der 2ten Ausg. entsprechen aber denen der 1sten im Allgemeinen, wie folgt: §. 32. (§. 36. auch zum Theil 39.), §. 33 (37. u. 38), 34 (40 u. 41), 35. 36 (42.43), 37 (45 u. 44 vergl. 48), 38. 39 (46. 47), 40 (50), 41 (49 auch 48), 42 (51 bis 53), 43 (54 vgl. 52, 1. 33, 2, 54 Zusatz), 44 (55 u. 56), 45 (57 u. 58), 46 (59 u. 60), 47 bis 59 (61 bis 72, wobei in Ausg. 1. §.68. doppelt und der frühere Zusatz zu §. 70 in Ausg. 2. zu dem auch mit dem alten §. 73 zu vergleichenden §. 59 gezogen ist), 60 (74), 61 (75 u. 76), 62 (78 u. 79), 63 (80), 64 (81 bis 83), 65 (84 u. 85), 66, 67 (86. 87), 68 (88 u. 89), 69. 70 (90. 91), 71 (92 u. 93), 72 bis 84 (94 bis 106), 85 (Zusatz 2 und 3. zu §. 106), 86 (107), 88 bis 92 (109 bis 113), 93 (114 u. 115), 94 (116), 95 (Zusatz zu §. 116), 96 (117), 97 (119. vgl. auch 118, 1. 2.), 98 (118, 3.), 99 (120. Doch ist das über die Höllenfahrt Christi Gesagte S. 95 aus §. 125, 5. der 1sten Ausg. heraufgebracht und der Zusatz S. 97 ff. aus dem frühern Zusatz 3. bei §. 119. heruntergenommen), 100 bis 105 (121 bis 126, nur war der Zusatz bei §. 105. von den Ständen der Erniedrigung und Erhöhung Christi" in Ausg. 1. Zusatz 2. zu §. 119), 106. 107 (127. 128), 108 u. 109 (130 u. 129., indem der Lehrsatz von der Rechtfertigung früher dem von der Bekehrung vor

an

"

19

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angeschickt wàr), §. 110 (131), den Sünden der eigenen Grunderfahrung zu bedecken gemeint

der Wiedergebornen, vergl. 132, bes. 2te Halfte), sey. S. 228:

112 (von ihren guten Werken, vergl. 132, bes. Iste sie sich unter uns ausgebildet hat, ist so haltungs-

Hälfte), 113 (133), 114 (134, aber jetzt weit ge- los, dafs man eine Ueberzeugung von ihrer Wahr-

drängter), 115 (dessen Inhalt der alte §. 134, 1. nur heit niemanden zumuthen kann; aber unsere Kirche

flüchtig andeutet), 116 (135, indefs nun gedrängter hat auch niemals (?) einen doctrinalen Gebrauch da-

und die Erläuterung ganz umgearbeitet, wie ander- von gemacht." Und S. 243:,,Am freiesten und un-

wärts oft); 117 bis 127 (136 bis 146), 128 und 129 bedenklichsten ist der dichterische Gebrauch; denn

(148 u. 147), 130 u. 131 (150 u. 149), 132 (Zusatz in der Poesie ist die Personification ganz an ihrer

zu §. 150, über Ausscheidung des A. T. aus der Of Stelle... Es wäre daher nicht nur unzweckmässig,

fenbarangsurkunde), 133 bis 152 (151 bis 168, aber sondern möchte in mancher Hinsicht nicht leicht

135 und 162 stehen in Ausg. I. doppelt und 169 s. zu verantworten seyn, wenn Jemand auch aus un-

nachher bei 156), 153 bis 155 (170 bis 172), 156 serm christlichen Liederschatz die Vorstellung des

(169), 157 bis 162 (173 bis 178), 163 (179 zur Hälf- Teufels verdrängen wollte. S. 256: „Vorstellun-

te, indem die andere Hälfte, von der ewigen Ver- gen, welche noch bis auf einen gewissen (?) Grad

dammnifs jetzt als ,,Anhang" dem §. beigegeben ist); verbreitet (!) sind in der christlichen Kirche, müs-

164 bis 169 (180 bis 185), 170 (186 und zum Theil sen in jeder Glaubenslehre an der geeigneten Stelle

187), 171 (zum Theil 187 und 189, vergl. auch 190, berücksichtigt werden." S. 278;,, Das sittliche In-

1. 2.), 172 (188 r. 190). Auch besteht die Um- teresse mufs immer gefährdet seyn oder seinerseits

arbeitung früherer Zusätze" gleich bei den Erläu- das fromme gefährden, wenn die schlechthinige

terungen. Aber frischweg gemachte Bemerkungen Abhängigkeit so gefafst wird, dafs die freie Selbst-

wie in Bd. 2. S. 100, dafs Joh. 3, 16 von Christo bestimmung dabei nicht bestehen kann, und umge-

selbst herrühre (was bekanntlich streitig ist); oder kehrt." S. 495: Die blofse Verneinung der Kraft

S. 312 und 412, dafs der Glaube ans der Predigt ist nicht die Sünde, wie es denn unser Bewusstseyn

komme (wie Luther bekanntlich falsch übersetzt) niemals befriedigt, wenn die Sünde als ein blofser

u.a. mogen bei Schl. dem Dogmatiker vielleicht nicht Mangel erklärt wird." (Die namentliche Erwähnung

auffallen dürfen, indefs bei Schl. dem Exegeten der Daub'schen Theorie vom Bösen ist bei §. 83.

können sie nur befremden. Auch sinnentstellende jetzt gestrichen! - Dafs die göttliche und die

Schreib- und Druckfehler kommen vor, z. B. im menschliche Natur in Christo, oder wie die 2te Ausg.

2ten Bde S. 397. Z. 25 v. u. schr. sey statt

sie"

mit Weglassung der frühern entgegenstehenden An-

und: könne nur statt keine und", S. 439. Z. 26 merkung beim alten §. 117. sagt, in Jesu Christo
streiche,,können", and Z. 28 setze nach,,ja" da- verknüpft waren, ist mit dem frühern Begrün-
zu: es folgt (oder etwas Aehnliches!); S. 585. Z. 4 dungsversuche beibehalten, indefs unter eigenem
setze nach,, warnen" hinzu: lassen, S. 582. Z. 23 Schwanken des Vfs., §. 96.). Bd. II. S. 92:
nach, lateinische" daza: Kirche, S. 127 Z, 6 v. u. Thatsachen der Auferstehung und der Himmelfahrt
schr. bedienen statt,, gebrauchen", S. 448. Note 1 Christi, so wie die Vorhersagung von seiner Wie-
schr. "Exdoors statt 'Exeois, S. 438. Note 2 Apparet derkunft zum Gericht, können nicht als eigentliche
stattat, S. 421. Z. 7. vollen st. wollen, S. 583 Bestandtheile der Lehre von seiner Person aufge-
Note 1 wie st. wir, S. 445. Z. 10 zubildenden statt stellt werden." S. 131 wird die Unterscheidung
gebildenden, S. 459. Z. 7 v. u. um st.,,mu", S. 102. zwischen einer Lehre Christi und einer Lehre von
Note 3 schr. 26 st. 2.6. und 26 st. 36., Bd. 1. S. 216. Christo bedenklich gefunden, und das eigenthüm-
Z. 10 fehlt quidem vor factum, Z. 12 schr. vix statt lich Christliche unleugbar (?) gefährdend. S. 157 ha-
Desgleichen kann die deutsche Spra- ben sich Hr. Dr. Ullmann u. A. (welche bekannt-
che aus Schi's. Dogmatik Manches gewinnen, z. B. lich für Christi,, als des Repräsentanten der Gott-
Bd. 2. S. 193,, Ueberschwang von Reue"! S. 384 heit" Handlungen andre Regeln der Beurtheilung
,,Andienung", und S. 402 jemandem die Taufe suchen, als sie für die andern Menschen gelten), den
schon in Ausg. 1. enthaltenen Satz wohl gesagt seyn
zu lassen:,,Wollen wir die Wahrheit der mensch-
lich sittlichen Natur in Christo aufrecht erhalten,
so dürfen wir ihm auch... keine andern Maximen
zuschreiben, als die wir als gültig für uns Alle er-
kennen müssen, indem sonst die Vorbildlichkeit sei-
nes Lebens und mit derselben zugleich auch die Ur-
bildlichkeit gefährdet würde." S. 214 ist mit Be-
ziehung auf Röm. 8, 33. behauptet, dafs der Aus-
druck,, rechtfertigen" dem Paulinischen dixwσa
entspreche. S. 252: Die christliche Sittenlehre wird
ihrem Verhältnifs zur Glaubenslehre, mithin auch
ihrer unmittelbaren Bestimmung weit besser ent-
sprechen, wenn sie die imperatorische Form fahren

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lafst, und nur die Lebensweise in dem Reiche Got tes in allen Beziehungen beschreibt," Gewifs ein beachtenswerther Wink *)! Aber S. 373 lese man auch eine merkwürdige Definition der Authentie sogar untergeschobener biblischer Bücher! Und S. 390: Der Dienst des Wortes im engern Sinne kann nie auf eine so ausschliefsende Weise übertragen werden, dafs es nicht auch aufserhalb des öffentlichen Dienstes eben solche (!) Selbstmittheilungen zwischen Einzelnen geben könne, denn diefs hielse beides die Gewissen beherrschen und den Geist dämpfen." S. 398 f. wird die Meinung, dafs, so lange der Erlöser noch lebte, die Taufe nicht überall nothwendig gewesen seyn dürfte, um in Gemeinschaft mit ihm zu treten, so begründet:,,Vielmehr scheint, wenn er einem durch sein Wort Vergebung der Sünden ertheilt und ihn zu seiner Nachfolge aufgefordert hatte, so war diese Aufnahme schon seine That, und die Taufe würde nur als eine völlig inhaltsleere Handlung hinzugekommen seyn" (?). Und S. 423 meint Schl., man hätte sehr füglich, um der Einsetzung Christi wieder näher zu treten, bei der Reformation die Kindertaufe fahren lassen können, und wir könnten es noch jetzt thun, ja wir sollten erklären, dafs wir das über die Wiedertäufer ausgesprochene Verdammungsurtheil, was diesen Punkt betrifft, aufheben u. s. w. S. 428 wird behauptet, dafs Christus Joh. 6. weder das Abendmahl, noch irgend eine andere bestimmte Handlung im Sinne gehabt, sondern der Sinn seiner Rede (als Bezeichnung dessen, wozu er selbst uns werden und gedeihen mufs) von dem des Gleichnisses Job. 15. nur dadurch sich unterscheide, dafs hier mehr die Stetigkeit des Verhältnisses zu ihm, oft mehr periodische Erneuerung desselben angedeutet werde; und S. 434 ist herausgestellt, dafs die Differenzen der Ueberzengung beim Abendmahl die Gemeinschaft des Genusses nicht hindern können, so wie S. 452, dafs die öffentliche Lehre dabei sich aller nicht aus der Sache fliefsenden entmuthigenden Bestimmungen zu enthalten habe; aber der Ausdruck Sakrament sollte nach S. 454 lieber mit Geheimnifs (?) vertauscht werden. S. 503 wird mit Recht gemifsbilligt, dafs die entstehende evangelische Kirche die sämmtlichen ökumenischen Bekenntnisse resumirte, die doch nichts anders seyen, als Erzeugnisse von überdiefs durch Uneinigkeit veranlafsten, mithin zur Ausmittelung der Wahrheit nicht vorzüglich geeigneten Versammlungen, deren Entscheidung die Reformatoren selbst ja mit Recht verwarfen.

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Was. Schl. mit seiner Dogmatik als solcher eigentlich gewollt habe (wie diese Frage wohl aufge worfen ist), ergiebt sich nun aus Obigem, oder wird doch vollkommen klar bei Beantwortung der andern Frage: Wie gerade Schl. zur Abfassung dieses Werks gekommen sey? Die Eindrücke des christlichen Jugendunterrichts gründen sich nicht selten so tief, dafs ihre Verwischung gar nicht oder doch schwer möglich wird. So (vermuthen wir) war es bei Schl. der seine wissenschaftliche Bildung auf dem Päda gogium der Brüdergemeinde zu Niesky begann und dem Studium der Gottesgelahrfheit zuerst auf dem Seminar der Brüdergemeinde zu Barby sich widmete und dann erst die Universität Halle bezog. Dafs auf solchem Wege das Gefühl bei Schl, ganz besondere Anregung und (wir möchten sagen) einseitige, Nahrung erhalten haben mochte, kann Rec, wenigstens nur ganz natürlich finden. Nun aber war der ausgezeichnete Mann mit einem eminenten Verstandevon der Natur begabt. Was ist leichter möglich, als dafs die Aussagen des Gefühls mit den Urtheilen des Verstandes nachher in einen schlimmen Conflict unter einander bei ihm kamen, welcher peinlichen Lage Beseitigung er nicht durch Befragung und Geltendmachung der Vernunft als des Höbern im menschlichen Geiste suchte, wohl weil ihm daraus für die theuer gewordenen Jugendeindrücke einige Gefahr drohte; vielmehr gerieth er zur Abwendung der letztern **) auf den unglücklichen Versuch, den Verstand im Gebiete des Glaubens zum dienstbaren Geiste des Gefühls zu machen und durch dialektische Bemühungen den Inhalt des letztern sich als für den Glauben (welcher doch eben Sache der Licht und Wärme harmonisch befassenden Vernunft ist!) allein gültig darzustellen, wobei einige Läuterung dieses Inhalts wohl unvermeidlich, aber gänzliche Veredlung, Erhebung und Harmonie desselben mit den Anforderungen der christlichen Vernunft nicht möglich war. Ob und welchen Einflufs die andern umfassenden Studien Schl's., namentlich die philosophischen (und bei diesen, wenn auch nicht Schelling, doch der originellere Denker Spinoza, zum Theil auch Jacobi, der alte Plato u. s. w.), dabei geübt haben, lassen wir nach den in gedachten Sendschreiben gegebenen Erklärungen billig dahin gestellt. Kurz, Schl. meinte bei seinem Verfahren von Einseitigkeit gerade recht frei zu seyn und die rechte Mitte zu behaupten, ohne sie in vernunftmässiger Auffassung des Christenthums finden zu können.

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(Die Fortsetzung folgt.)

* Indefs wird hiebei noch unerklärlicher, wie Schl, die Lehre vom Gebete in die Glaubenslehre ziehen konnte, indem Bd. 2. S. 469-480 ein eigenes Lehrstück vom Gebet im Namen Jesu" sich findet, dessen Inhalt jedoch nicht viel Anderes bringt, als was z. B. Reinhard in seiner Predigt am Sonntage Rogate 1794 schon verständlicher und offener gesagt hat.

**) Auch geschah diefs wohl nicht ohne gegensätzlichen Einfluss der eigenthümlichen Beschaffenheit des letzten Viertels vom vorigen Jahrhundert dabei, indem ja selbst ein Reinhard noch im J. 1803,,Warnungen wider das überhandnehmende Erkalten des Gefühls für die Religion als Pfingstbetrachtungen aufstellte, und vgl. schon Schl's. Reden vom J. 1799.

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Aus

LITERATUR-ZEITUNG

Januar 1835.

Uebersicht

der

systematischen Theologie

seit den Jahren 1830 bis 1833.

(Fortsetzung von Nr. 2.)

us dieser innern Lebensentwickelung dürfte sich das Entstehen der Schl'schen Glaubensweise, nach des Rec. Ermessen, zur Genüge erläutern, und hauptsächlich das Bestreben, den kirchlichen Formeln möglichst irgend einen Sinn abzugewinnen, gleichviel ob dieser immer darin liege (also durch Ausdeutung), wie der theilweise Gebrauch wirklich ascetischer Ausdrücke, oder wie der Vf. will, altdialektischer, in jedem Verkehr zur Mittheilung und Berichtigung der betreffenden Erkenntnifs gebräuchlicher (Bd. 1. S. 165), wodurch das Buch (namentlich bei Verbindung seiner Lectüre mit den Schl'schen Predigten)*) fiir Manchen selbst etwas Erbauliches haben kann. Desgleichen ist uns gewifs, dafs Schl. bei jenem ausdeutenden dialektischen Spiele sich vielfältig nur der Selbsttäuschung (welche nach des Vfs eigener Definition Bd. 2. S. 380 im,,unbewussten Zusetzen und Abnehmen" bestebt) und auf Grund dessen zugleich dem Vorwurfe der Täuschung Anderer aussetzen mufste, welcher sich die hierin nachfolgenden Theologen schwer entziehen dürften. Freilich ist daraus für Kirche und Wissenschaft (wie sehr auch Schl. und seine Schüler beides zu fördern wünschen) eben kein Heil zu erwarten; aber immer wird auf Seiten derer weit weniger Gefahr welche bei edlem Besitz der HumanitätsBildung der Schl'schen Glaubensweise sich hingeben, als von Seiten derer, die vielleicht ohne rechtes Bewulstseyn davon in jenem Boden Wurzel geschlagen haben und bei anderweiter Unbeholfenheit und Unfähigkeit zum Fanatismus kommen, wie diefs von den Neuevangelischen (die dann zum Theil auch gegen Schl. selbst sich wieder richteten) der Erfahrung gemäfs leider nicht zu leugnen steht.

seyn,

2) Summa theologiae christianae. Scripsit C. F. de Ammon, D. Theologus Dresdensis. Editio quarta, perpetuis curis castigata et aucta. Lipsiae, 1830.

Zu den Verdiensten Schleiermacher's missen wir rechnen, dafs er durch das Erscheinen der,,Bitteren Arzenei für die Glaubensschwäche der Zeit" im J. 1817 bewogen, einen gewissen theologischen Wankelmuth des Hn. v. A. in Parallelisirung des Dresdener A. mit dem Göttinger und Erlanger unverholen herausstellte, wodurch seine spätere Aussage von sich schon damals verwirklicht ward (Theol. Studien u. Krit. 1829. S. 500 f.):,, Tritt eine einseitige Tendenz so stark hervor, als hiebei (nämlich bei der Hahn'schen Herausnöthigung der Rationalisten aus der Kirchengemeinschaft) geschehen ist: so ist meine, ich weif's nicht, soll ich sagen Art oder Unart, dafs ich aus natürlicher Furcht das Schifflein, in dem wir Alle fahren, möchte umschlagen, so stark, als es bei meinem geringen Gewichte möglich ist, auf die entgegengesetzte Seite trete." Bereits vor dem Thesenstreite aber war die dritte Ausgabe der',,geistreich" genannten Summa erschienen (1816), und schon darin wollte A. (angeblich in voller Uebereinstimmung mit seinen frühern Bestrebungen) als Supernaturalist und Bekämpfer des sogenannten Rationalismus gelten, ja Andere fanden darin (obschon die kirchliche Erbsünde und Inspiration nicht in Schutz genommen war) den,,Wendepunkt eines Abfalls von der Philosophie zur Orthodoxie." Die mancherlei Angriffe indefs (z. B. eben von Seiten des scharfsinnigen Schleiermacher), wie die eigene ausgezeichnete Bil

dung,

*) Vgl. Rienäcker Ueber das Verhältnifs zwischen Schleiermacher's Predigten und seiner Dogmatik" in den Theol. Studien

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Krit. 1881. Heft 2. S. 240 ff.

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