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ordnete das ganze Kirchenwesen. Im Jahre 745 gab auch Papst Zacharias der neuen Kirche eine Metropole zu Mainz, wo das frühere Erzbisthum hergestellt wurde, obgleich Bonifaz lieber Cöln dazu gewünscht hätte, um auf Friesland noch mehr wirken zu können. Oft wollte Bonifaz sein erzbischöfliches Amt niederlegen und erlangte wenigstens vom Papste, seinen Landsmann Lullus zum Nachfolger im Amt ordiniren zu dürfen. Gern hätte er seine lezten Tage in dem von ihm durch seinen Schüler, den nachherigen Abt Sturm, 744 gestifteten und geliebten Kloster Fulda verleben wollen, aber der Eifer für das Reich des Herrn, nicht, wie man ihm fälschlich und ungerecht aufgebürdet, weltlicher Ehrgeiz, der nie sein Herz erfüllte, trieb ihn, nachdem er im Auftrage des Papstes 752 Pippin in Soiffons zum Könige gesalbt hatte, noch einmal als Missionar auszureisen. Er ging 755 zu den Friesen, taufte Tausende mit seinen Gefährten und gründete neue Kirchen, fand aber, was er ahnungsvoll vorhergesehen hatte, durch die Hand heidnischer Friesen als fünf und siebzig jähriger Greis am 5 Juni 755 am Flusse Burda bei Dockum zwischen Franecker und Gröningen den Märtyrertod. Sein Andenken wird in der Geschichte der deutschen christlichen Kirche stets im Segen bleiben.

Ein neues ausgebreitetes Feld zum Weiterpflanzen des Christenthums wurde bald durch die Kämpfe Karls des Großen im nördlichen Deutschlande unter dem Volke der Sachsen, dem letzten heiðnischen unter den Deutschen, eröffnet. Unter den Christenbekehrern dieser Gegenden zeichnet sich Liutger aus, welcher zunächst unter den Friesen gepredigt, dann auch die Einwohner von Helgoland bekehrt hatte, später das Kloster zu Werden gründete und zulezt Bischof zu Münster (Mimigerneford) wurde, wo er 809 bis zum lezten Lebenstage sein Amt treu verwaltend starb. Ein andrer bedeutender Missionar war Willehad aus Northumberland, welchen Karl d. G. in die Landschaft Wigmodia, das jeßige Bremische, sandte, wo er viele Friesen und Sachsen bekehrte, aber auch wieder durch die Empörung Wittekinds vertrieben wurde, bis er im Jahre 787 Bischof des von Karl gegründeten Bisthums Bremen ward, in welcher Thätigkeit er aber schon 789 starb. Karl d. G. hatte auch die Verbreitung des Christenthums unter die nördlichen und

flavischen Völkerschaften durch Errichtung des Bisthums Verden angebahnt, aber erst unter seinem Nachfolger Ludwig konnte dies Werk weiter gefördert werden. Für die nördlichen Gegenden wirkte nun mit ausgezeichnetem Eifer Anschar oder Ansgar, bei Corbie unfern Amiens geboren. Er war aus dem Kloster Corbie in Frankreich nach dem von dort aus bei Hörter an der Weser gegründeten Kloster Corbie oder Corvey in Sachsen versezt worden und von hier ging er zur Bekehrung Dänemarks aus. Er brachte dort zwei Jahre zu, legte die Schule zu Hadeby oder Schleswig an, fand aber, da König Harald 828 vertrieben wurde, auch keine Sicherheit mehr in Dänemark und ging 829 nach Schweden. Als er nach anderthalbjähriger belohnender Würksamkeit nach dem Frankenreiche zurückgekommen war, errichtete Ludwig die Metropolis zu Hamburg 831 und ließ Anschar zum Erzbischof für Nordalbingien weihen. Er fing nun um so eifriger sein Bekehrungsamt an und sendete seinen Neffen Gauzbert nach Schweden zu gleichem Werke; aber an der Starrheit der Völker und den Einfällen der Normannen scheiterten wiederum die Bekehrungsversuche, Gauzbert wurde aus Schweden vertrieben und Hamburg 845 von den Normannen verbrannt. Lange zog nun Anschar predigend und tröstend in seinem verwüsteten Sprengel umher, bis König Ludwig der Deutsche ihm das Erzbisthum Bremen gab, von wo er sogleich sein Bekehrungswerk von neuem begann. Er gründete, da er den Dänenkönig Horich für sich gewann, eine Kirche in Schleswig und als der von ihm nach Schweden gesandte Mönch Ardgar nach treuem Würken 852 wieder nach Corbie zurückkehrte, ging Anschar nu selbst nach Schweden, wo er den König Olof günstig für das Christenthum stimmte, eine Kirche baute und den Priester Erimbert dort zurückließ. Nach treuem Arbeiten in seinem noch sehr verwilderten Sprengel starb er 865. Nach seinem Tode suchte zwar sein Nachfolger Rimbert und der Erzbischof Unni, welcher 936 in Birka in Schweden starb, in diesem Lande für den Glauben thätig zu sein und Otto der Große bewog den König Harald Blaatand von Dänemark 972 sich taufen zu lassen; aber das Heidenthum gewann dennoch wieder die Herrschaft, bis unter Olof Skautkonung, dem Könige von Schweden, am Anfang des elften Jahrhunderts in Schweden und unter Kanut

dem Großen seit 1025 in Dänemark eine festere und bleibende Gründung des Christenthums zu Stande kam.

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Unterdessen wurden auch Versuche gemacht die slavischen Völker im nordöstlichen Deutschlande zum Christenthum zu führen. Heinrich I hatte im Winter 927 øder 928 Brandenburg, die Hauptstadt der Heveller, erobert und hier den ersten Grund des Christenthums gelegt. Sein Sohn, Otto der Große, gründete 946 das Bisthum Havelberg und 949 das Bisthum Brandenburg, welche er beide dem von ihm 968 errichteten Erzbisthum Magdeburg, zu dem auch das Bisthnm Halberstadt gehörte, unterwarf. Auch Merseburg, Zeiz (Naumburg) und Meißen waren von ihm in den südlichern wendischen Ländern zwischen der Elbe, Saale und dem Erzgebürge, welche erst später den Namen Sachsen erhalten, Posen aber und Gnesen als Erzbisthümer bei den Polen gegründet worden. Der Sprengel des Bisthums Brandenburg erstreckte sich auch, so wie südlich bis Wittenberg und Jüterbogh, östfich über die Gegend, wo Berlin liegt, über das Land Barnim. Als aber um das Jahr 1000 die Wenden wieder mächtiger wurden, zerstörten sie die Bisthümer und Dome zu Havelberg und Brandenburg und obwohl es scheint, daß sich in der Mark und selbst im Lande Barnim das Christenthum in einzelnen Gemeinen erhalten haben mag, wissen wir doch nichts Bestimmtes über diese Gegenden, bis erst seit 1157 das Land in die Hände der ascanischen Fürsten fällt und das Christenthum durch Albert den Bären und seine Nachfolger auf immer fest gegründet wird. Seit 1238 kommt auch das Land Barnim unter die Herrschaft der ascanischen Fürsten in Brandenburg und wird wieder zum Sprengel des Bisthums Brandenburg gelegt, an welches sich nach Osten hin der Sprengel des von Polen her gegründeten Bisthums Lebus anschließt.

Zu dieser Zeit machte sich auch Vicelin als Bekehrer der slavischen Völker in Meklenburg verdient, welchen Beruf ihm der Erzbischof Adalbert von Bremen 1125 übertrug. Der Wendenkönig.Heinrich nahm ihn mit seinen Gefährten freudig auf, starb aber schon 1125. Im Jahre 1126 wurde Vicelin Priester in Faldern (Wippendorf, später Neumünster), wo er volle Thätigkeit fand,

und Kaiser Lothar übertrug ihm auch die Kirche zu Lübeck und die ganze Leitung der Mission. Der Tod Lothars unterbrach aber wieder seine Wirksamkeit bis er nach Unterjochung der Wendenvölker durch Heinrich den Löwen zum Bischof von Oldenburg (später Lübeck) 1148 ernannt wurde, in welchem Amte er aber von Heinrich viel zu dulden hatte und nach langem und schwerem Leiden 1154 starb.

Für Pommern trat Bischof Otto von Bamberg (seit 1102), welcher früher einer Schule in Polen vorgestanden hatte, als Apostel auf. Nachdem er schon 1124 durch Polen nach Pommern gegangen war, dort zuerst in Pyrig 7000 Menschen getauft, die Kirche in Kamin gegründet und Julin zum Bisthum gemacht hatte, ging er, da nach seiner Abreise das Christenthum wieder in Verfall kam, 1128 zum zweiten mal dorthin. Er nahm seinen Weg durch Sachsen und die Priegnig nach Demmin, ging dann nach Usedom und vertheilte, indem er sich selbst Stettin zum Wirkungsort erwählt hatte, seine Gefährten durchs ganze Land. Er fand noch manchen Widerstand, blieb aber unter allen Gefahren unerschüttert, rottete überall den Gözendienst aus und kehrte dann nach Deutschland zurück. Rügen wurde 1168 vom König Waldemar von Dänemark erobert und Bischof Absalom von Roeskild ließ sich die Befehrung des Landes angelegen sein.

Böhmen war schon früh von Mähren her, wo Methodius im neunten Jahrhundert das Christenthum gepflanzt hatte, mit dem Evangelium bekannt geworden und Herzog Borziwoi hatte um 890 die Taufe empfangen; aber noch lange dauerte der Kampf mit dem Heidenthum. Die Königinn Ludmilla erzog ihre Enkel Wenzeslav und Boleslav zu Christen, wurde aber von der heidnischen Schwiegertochter Drahomira ermordet, wie der fromme Wenzeslav von dem dem Heidenthum ergebenen Bruder Boleslav den Tod erlitt 938. Doch auch Boleslav bekannte sich später zum Christenthum und unter seinem Sohn Boleslav dem Milden wurde die Gründung der böhmischen Kirche vollendet und Prag zum Erzbisthum gemacht. Viel hatten die Erzbischöfe, wie Adalbert, noch mit den heidnischen Sitten des Volks zu kämpfen, doch wurde von hier aus das Christenthum auch in andre Gegenden verpflanzt, wie Adalbert im Jahre 997 als Apostel der wilden Preußen den Märtyrertod fand. In

Preußen wurde aber erst später durch die deutschen Ritter das Christenthum seit 1230 bleibend eingeführt, wie um diese Zeit zuerst Liefland seit 1186 durch Meinhard und im dreizehnten Jahrhundert auch Esthland, Semgallen und Kurland christlich wurden.

Mit der Verbreitung des Christenthums über die deutschen Länder, vorzüglich auch mit der Urbarmachung der wüsten Gegenden hängt das Mönchsthum zusammen, wie wir schon gesehen haben, daß die meisten Heidenbekehrer selbst aus Klöstern hervorgegangen waren. Durch Anachoreten (Eremiten, Einsiedler) waren schon früh im vierten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung die Klöster aus dem falschen Glauben entstanden, daß ein von dem Verkehr mit der Welt abgeschiedenes Leben ein heiligeres sei. In der Wüste Thebais in Oberägypten hatten schon am Ende des dritten Jahrhunderts Paulus von Theben und Antonius als Einsiedler gelebt und bewirkt, daß Gleichgesinnte sich ihnen anschloffen und ihre Zellen um die ihrigen bauten. Da gründete dann zuerst Pachomius im Anfang des vierten Jahrhunderts einen Mönchsverein auf der Nilinsel Tabennä und wurde der erste Abt (Abbas, Vater, Archimandrit, Erzhirt) des durch die Mönche (Einsamlebende) errichteten Klosters (claustrum, verschlossener Ort, coenobium, Ort zum gemeinschaftlichen Leben). Auch Klöster für Frauen (Nonnen d. h. Mütter) stiftete Pachomius schon, welche von den Mönchsklöstern aus versorgt wurden. Bald verpflanzten sich Mönchsthum und Klöster auch nach dem Abendlande, zunächst nach Italien und Gallien. Benedict von Nursia, welcher den Grund zu der nachmals reichen Abtei Monte Caffino bei Neapel (Mitte des sechsten Jahrhunderts) gelegt hatte, gab die erste berühmte Mönchsregel für das Abendland, nach welcher Regel Jahrhunderte lang alle Klöster gestiftet wurden. Spätere Lehrer wie Benedict von Aniana († 821), Nilus († 1005), Romuald (1025) versuchten eine Reform des Mönchwesens und gründeten neue Congregationen der Benedictiner wie Romuald die Camaldulenser (von Camaldoli im Florentinischen), Berno von Burgund um 900 den Mönchsverein im Kloster Clüny in Burgund, aus welchem Papst Gregor VII hervorging.

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