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habe ein fromm getreu Weib, auf das sich der Mann verlassen darf." Auch Catharina folgte nicht einer flüchtigen Neigung ihres Herzens, sondern wählte mit Überlegung. Luther hatte anfangs, als sie nach Wittenberg gekommen war, sich bemüht, sie mit einem andern zu verheirathen. Er schlug ihr zuerst Hieronymus von Baumgärtner aus Nürnberg vor, welcher damals in Wittenberg war und sie lieb gewonnen hatte. Dieser missfiel Catharinen nicht, zögerte aber, als er nach Nürnberg zurückgekehrt war, mit seiner ernstlichen Bewerbung, so daß Luther am 12 Oktober 1524 an ihn schrieb, er solle, wenn er die Käthe haben wolle, bald dazu thun, ehe sie einen andern nähme. Baumgärtner aber hatte wahrscheinlich seinen Sinn geändert. Ein anderer Bewerber war Doctor Caspar Glaz, Prediger in Orlamünde. Als ihr auf Luthers Veranlassung Nicolaus von Amsdorf diesen antrug, bat sie ihn, das Werk zu hintertreiben, weil sie zu dem Doctor Glay, welcher in der That ein Hizkopf war, keine Neigung habe. Wenn er selbst jedoch oder Luther um sie anhalten sollte, so würde sie es ihnen nicht abschlagen. Als Luther sich erklärt hatte, gab sie ihm am 13 Juni 1525 ihre Hand, und Doctor Bugenhagen verrichtete die Trauung. Luthers Beispiel blieb nicht ohne Einfluss; die Ehen der Geistlichen, der Mönche und Nonnen wurden immer häufiger, und es förderte die Reformation, daß so der Priesterstand vom Papst losgerissen wurde. Die Ehelosigkeit war von Gregor VII den Geistlichen auferlegt worden, um sie von allen weltlichen Verbindungen zu trennen, und dadurch allein von seinem Willen abhängig zu machen. Denn so lange die Geistlichen noch durch Gattinn und Kinder mit dem Staate verbunden waren, hatten sie auch gleiche Interessen mit diesem, und folgten nicht immer willig den Anordnungen des Papstes. So war es denn von großer Wichtigkeit, daß der Cölibat in der evangelischen Kirche für alle Zeiten aufgehoben wurde.

Um das Jahr 1525 erklärten sich viele Fürsten für die Reformation. Zwar starb Luthers Beschüßer, Friedrich der Weise, aber sein Tod schadete der Reformation nicht; denn sein Bruder, Jos hann der Beständige, der ihm folgte, trat sogleich förmlich und öffentlich dazu über, und er war, wie sein Nachfolger, Johann Friedrich, ein treuer Freund der neuen Lehre. In Dänemark,

wo die Regenten Christian II und Friedrich I sich der evangelischen Lehre geneigt zeigten, wurde sie von Geistlichen, welche in Wittenberg gebildet waren, ausgebreitet. Am 10 April 1525 wurde Albrecht von Brandenburg, der Hochmeister des deutschen Ritterordens, welchem damals Ostpreußen gehörte, weltlicher Herzog von Preußen und trat zur Reformation über. Er hatte auf dem Reichstage zu Nürnberg 1522 eine evangelische Predigt von Oftander gehört und ließ sich durch Luther zwei Prediger nach Preußen kommen, welche dort unter freudiger Zustimmung des Volks die Reformation rasch verbreiteten. Die Großwürdenträger des Ordens erhielten die bedeutendsten Güter der Comthureien, und Preußen wurde ein ganz lutherisches Land. Auch im Norden Deutschlands fand Luthers Lehre bald Eingang. Hessen, Anhalt, Braunschweig und viele deutsche Städte traten ganz zur Reformation. In andern deutschen Ländern wurde dieselbe von einem Theil der Bevölferung angenommen, so in Pommern, Schlesien, Mecklenburg. Ein Gleiches war der Fall in der Schweiz, in der Pfalz und in den Niederlanden, ja sie ging selbst nach England und Schottland hinüber. So stand es im Jahre 1525. Es schien, als würde dieser rasche Fortschritt der evangelischen Lehre den Kaiser dahin bringen, die alte Lehre mit dem Schwerte zu vertheidigen, und da sich auch 1524 schon mehrere katholische Stände zu Regensburg zur Erhaltung des alten Glaubens verbündet hatten; so schlossen nun auch der Landgraf Philipp von Hessen und der Churfürst Johann von Sachsen im Mai 1526 zu Torgau ein Bündniss zur Vertheidigung ihres Glaubens, und diesem traten zu Magdeburg mehrere andere Reichsstände bei. Die Bemühungen der Katholiken, auf dem Reichstage zu Speyer 1526 in Beziehung auf die Ausführung des Wormser Edicts ernste Maßregeln zu erwirken, liefen traurig ab; denn der Reichstagsabschied bestimmte nichts anderes, als daß jeder Stand bis zur allgemeinen Kirchenversammlung in Betreff des Wormser Edicts sich so halten follte, wie er es gegen Gott und Kaiserliche Majestät zu verantworten sich getraue; das heißt, es blieb Alles beim Alten.

Unterdessen war ein großes Unheil über Deutschland gekommen, der berüchtigte Bauernkrieg, welcher 1525 im Schwäbi

schen und Fränkischen ausbrach. Die schweren Bedrückungen der Bauern, unerschwingliche Abgaben, harte Frohndienste und unmenschliche Behandlung trugen zum Theil die Schuld davon. Doch war es dies nicht allein, was die Unruhen hervorrief. Es zeigt sich im Laufe der deutschen Geschichte, wie neben der Geistlichkeit und dem Adel der dritte Stand, der der Bauern und Bürger, anfing sich zu fühlen und zu erkennen, daß auf ihm, als dem gewerbtreibenden und ernährenden, die Wohlfahrt des Landes ruhe und ohne ihn die andern Stände gar nicht bestehen könnten. Darum sah man am Ende des funfzehnten Jahrhunderts die Stimme der Städte immer gewaltiger werden. Dieser Sinn wurde noch dadurch genährt, daß in vielen Landschaften, wie in Schwaben, Bündnisse unter den Städten sich bildeten. Wenn man nun bedenkt, wie grausam oft Herren, Fürsten und Geistliche zu jener Zeit mit den Bauern umgingen; wie sie diese nicht als ihre Unterthanen, sondern als ihr Eigenthum ansahen und in einigen Gegenden in der vollkommensten Sklaverei hielten: so lässt sich leicht denken, daß die Bauern, sobald einmal der Freiheitssinn in ihnen erwacht war, auch dieser Tyrannei ein Ende machen wollten. So war dieser Aufruhr sicherlich keine unmittelbare Folge der Reformation; obgleich sich nicht läugnen lässt, daß Luthers Lehre von evangelischer Freiheit, wenn auch nur, weil sie von dem gemeinen Manne missverstanden wurde, viel dazu beitrug. Denn wo, wie zu Würzburg und Bamberg, der Bischof auch weltlicher Herr des Landes war, schien es den Bauern, wenn man in kirchlichen Dingen sich nicht mehr an des Papstes und der Bischöfe Gewalt kehrte, als dürften nun auch ihre geistlichen Obern als weltliche Herren nichts mehr von ihnen fordern; und so verwechselten sie die geistige Freiheit mit der bürgerlichen. Luther schrieb, um die Unruhen zu dämpfen, eine ,,Ermahnung zum Frieden", worin er den Fürsten das Gewissen schärft, ihnen ihre unmenschliche Tyrannei vorhält und ihnen anräth, den billigen Forderungen ihrer Bauern nachzugeben und sie milder zu behandeln. Die Bauern dagegen ermahnt er zur Ruhe und zum Gehorsam gegen ihre Obrigkeit, beide Theile aber zum Frieden. Doch dies fruchtete nichts bei den erhißten Bauern; ihre Gräuelthaten wurden immer empörender, und der Aufstand verbrei

tete sich immer weiter. Da nun die grässlichen Gewaltthaten, welche die Bauern verübten, Luthers Gemüth mit Unwillen und Abscheu erfüllten, er auch zu fürchten hatte, daß man ihm die Schuld davon beimeffen werde, so schrieb er eine Schrift:,,wider die räuberischen und mörderischen Bauern", worin er die Fürsten auffordert, zum Kriege gegen sie zusammenzutreten und den Aufruhr mit aller Kraft und ohne Nachsicht zu unterdrücken. Wenn aber die Bauern sich zu allen möglichen Gräuelthaten hinreißen ließen, so trifft ein Theil der Schuld ihre Dränger und Peiniger. So hatte unter andern der Bischof Conrad von Würzburg und Bamberg sich durch seine empörende Strenge verhafft gemacht, die um so widerwärtiger auffiel, als sein Vorgänger ein vortrefflicher, gütiger Herr gewesen war. Er musste flüchten, die Bauern nahmen Würzburg ein; das feste Schloss aber widerstand ihnen; und bald wurden sie auch durch die geordnete Macht der Fürsten geschlagen und der Aufruhr gedämpft. Aber hierbei zeigte sich dann der unchristliche Sinn des Bischofs in grellem Lichte: er verfuhr bei der Unterdrückung der Unruhen mit unmenschlicher Grausamkeit und schlug mit eigner Hand vielen den Kopf ab. Zu diesem Bauernkriege kam noch ein anderer Aufstand des niedern Volks im südlichen Sachsen, zu welchem aber religiöse Schwärmerei die nächste Veranlaffung gab, obgleich auch der Druck, unter dem der gemeine Mann lebte, mit dazu beitrug; wie es denn gar häufig geschieht, daß Kirchliches und Politisches zusammenfließt. In Zwickau nämlich war Nicolaus Storch, ein Tuchmacher, nebst einigen andern Schwärmern aufgetreten und hatte eine freie Kirche verkündet. Diese Menschen rühmten sich unmittelbarer göttlicher Offenbarungen und wollten Kirchen und Geistliche gänzlich abschaffen. Diese Schwärmerei hatte dann besonders Thomas Münzer, ein Geistlicher, weiter zu verbreiten angefangen. Er war ein Mann von großer Bibelkenntniss und natürlichen Rednergaben, aber wahrscheinlich ein Heuchler. In Zwikkau war er mit den dortigen Schwärmern verbunden gewesen und hatte dann ein unftätes Leben geführt und das Volk durch seine Reden von Freiheit und Gleichheit aufzuregen gesucht, weswegen er aus mehreren sächsischen Städten vertrieben worden war. Er rühmte sich göttlicher Erscheinungen, gab vor, daß er vom Geiste

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Gottes beseelt und dadurch berufen sei, das Volk wahrhaft frei zu machen. Er schalt auf Luther, daß er den äußern Buchstaben aufrecht halten und ein neues Papstthum einführen wolle; der Geist allein mache frei; alles äußerliche Wesen müsse aufhören. Die Kirchen seien überflüssig, eben so die Geistlichen; denn alle Chriften sollten von Gott gelehrt sein. Gott habe die ganze Erde den Gläubigen geschenkt: es müsse also weder Fürsten, noch Obrigkeiten, weder Reiche, noch Arme geben; sondern im Reiche Gottes alle Menschen gleich sein. Er fand in der Reichsstadt Mühlhausen einen großen Anhang und suchte nun seine Lehre durch die davon bethörten Volkshaufen ins Werk zu sehen. Die Obrigkeiten wurden abgeseßt, Adlige und Priester verjagt und ihre Güter vertheilt, die Kirchen und die Rathhäuser geplündert und zerstört. Dann zog er mit seinem Anhange aus, um das Reich Gottes weiter zu verbreiten und die Herrschaft an die Armen zu bringen. Darauf vereinigten sich die Fürsten rings umher, um diesem Unfug zu steuern. Das Heer der Fürsten von Sachsen, Hessen und Braunschweig traf am 15 Mai 1525 bei Frankenhausen auf die wilde Rotte. Der ganze Haufen wurde aufgerieben oder gefangen. Münzer selbst, welcher den Seinigen den Beistand des Himmels verheißen und versprochen hatte, die Kugeln mit dem Ärmel seines Mantels aufzufangen, war bei dem ersten Schuss davon gelaufen und hatte sich in Frankenhausen auf einem Boden im Stroh versteckt. Am andern Tage wurde er entdeckt, darauf hingerichtet, und so die Ordnung wieder hergestellt.

Diese Unruhen hatten indess keine weiteren nachtheiligen Folgen für die Verbreitung der evangelischen Lehre; denn der Kaiser wurde durch andere Verhältniffe abgehalten, jezt etwas gegen die Reformation zu unternehmen. Zuerst verhinderte dies sein Krieg mit Frankreich, welcher längere Zeit mit abwechselndem Glücke geführt wurde, bis Franz I am 25 Februar 1525 bei Pavia gänzlich ge= schlagen, gefangen genommen und nach Madrid gebracht worden war. Um seine Freiheit wieder zu erlangen, musste er hier 1526 einen Vertrag unterzeichnen, wonach er das Herzogthum Burgund abtrat, auf alle Ansprüche, die er auf italische Länder gemacht, verzichtete und dem Connetable von Bourbon alle ihm genommenen

Bischon Vorträge.

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