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sind, und feine wahre Gottesfurcht, feinen wahren Glauben an Gott von Natur haben können; daß auch dieselbige angeborne Seuche und Erbsünde wahrhaftiglich Sünde sei; und verdamme alle die unter ewigen Gottes Zorn, so nicht durch die Taufe und heiligen Geist wiederum neu geboren werden.

Hieneben werden verworfen die Pelagianer und Andere, so die Erbsünde nicht für Sünde halten, damit sie die Natur fromm machen durch natürliche Kräfte, zu Schmach dem Leiden und Verdienst Chrifti.

Der 3 Artikel. Von dem Sohne Gottes.

Item: Es wird gelehret, daß Gott der Sohn sei Mensch worden, geboren aus der reinen Jungfrauen Maria, und daß die zwo Naturen, göttliche und menschliche in Einer Person also unzertrennlich vereinigt, Ein Christus sind, welcher wahrer Gott und Mensch ist, wahrhaftig ge= boren, gelitten, gekreuziget, gestorben und begraben; daß er ein Opfer wäre nicht allein für die Erbsünde, sondern auch für alle andere Sünde, und Gottes Zorn versühnet.

Item, daß derselbige Christus sei abgestiegen zur Hölle, wahrhaftig am dritten Tage von den Todten auferstanden, aufgefahren gen Himmel, sizend zur Rechten Gottes; daß er ewig herrsche über alle Creaturen und regiere, daß er Alle, so an ihn gläuben, durch den heil. Geist heilige, reinige, stärke und tröste, ihnen auch Leben und allerlei Gaben und Güter austheile, und wider den Teufel und wider die Sünde schüße und beschirme.

Item, daß derselbige Herr Chriftus endlich wird öffentlich kommen, zu richten die Lebendigen und die Todten zc., laut des Symboli Apostolorum.

Der 4 Artikel. Von der Rechtfertigung.

Weiter wird gelehret, daß wir Vergebung der Sünden und Gerech tigkeit vor Gott nicht erlangen mögen durch unser Verdienst, Werk und Genugthun; sondern daß wir Vergebung der Sünden bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnaden, um Christus willen, durch den Glauben, so wir glauben daß Chriftus für uns gelitten hat, und daß uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit vor ihm halten und zurechnen, wie St. Paulus sagt zun Römern am 3 und 4.

Der 5 Artikel. Vom Predigtamt.

Solchen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesezt, Evangelium und Sacrament geben, dadurch er, als Mittel, den heiligen Geist giebt, welcher den Glauben, wo und wenn er will, in denen, so das Evangelium hören, wirket, welches da lehret, daß wir durch Chri- ftus Verdienst, nicht durch unser Verdienst, einen gnädigen Gott haben, so wir solches gläuben.

Und werden verdammet die Wiedertäufer und Andere, so lehren, daß wir ohne das leibliche Wort des Evangelii den heil. Geist durch eigene Bereitung, Gedanken und Werke erlangen.

Der 6 Artikel. Vom neuen Gehorsam.

Auch wird gelehret, daß solcher Glaube gute Frucht und gute Werk bringen soll, und daß man müsse gute Werk thun, allerlei, so Gott ge= boten hat, um Gottes willen, doch nicht auf solche Werke zu vertrauen, dadurch Gnade vor Gott zu verdienen. Denn wir empfahen Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit durch den Glauben an Christum, wie Christus selbst spricht Luk. 17, (10): „So ihr dies Alles gethan habt, follt ihr sprechen: Wir sind untüchtige Knechte!" Also lehren auch die Väter. Denn Ambrosius spricht: Also ist's beschlossen bei Gott, daß, wer an Christum gläubet, selig sei, und nicht durch Werke; sondern allein durch den Glauben, ohne Verdienst, Vergebung der Sünden habe.“

Der I Artikel. Von der Kirche.

Es wird auch gelehret, daß allezeit müsse eine heilige chriftliche. Kirche sein und bleiben, welche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein geprediget, und die heil. Sacramente laut des Evangelii gereicht werden.

Denn dies ist genug zu wahrer Einigkeit der chriftl. Kirchen, daß da einträchtiglich nach reinem Verstande das Evangelium geprediget, und die Sacramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden. Und ist nicht noth zu wahrer Einigkeit der christl. Kirchen, daß allenthalben gleichförmige Ceremonien, von den Menschen eingesezt, gehalten werden, wie Paulus spricht, Eph. 4, (10):,,Ein Leib, ein Geist, wie ihr berufen seid zu einerlei Hoffnung eures Berufs: Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe.“

Der 8 Artikel. Was die Kirche sei.

Item, wiewohl die christl. Kirche eigentlich nichts Anders ist, denn die Versammlung aller Gläubigen und Heiligen, jedoch dieweil in diesem Leben viel falscher Christen und Heuchler sind, auch öffentliche Sünder unter den Frommen bleiben; so sind die Sacramente gleichwohl kräftig, obschon die Priester, dadurch sie gereicht werden, nicht fromm sind, wie denn Christus selbst anzeiget:,,Auf dem Stuhl Mosis sizen die Pharisäer 2c."

Derhalben werden die Donatisten und alle Andere verdammt, so anders halten.

Der 9 Artikel. Von der Taufe.

Von der Taufe wird gelehret, daß sie nöthig sei, und daß dadurch ·Gnade angeboten werde; daß man auch die Kinder taufen soll, welche durch solche Taufe Gott überantwortet und gefällig werden.

Derhalben werden die Wiedertäufer verworfen, welche lehren, daß die Kindertaufe nicht recht sei.

Der 10 Artikel. Vom heiligen Abendmhl.

Vom Abendmahl des Herrn wird also gelehret, daß wahrer Leib und Blut Christi wahrhaftiglich unter der Gestalt des Brotes und Weins im

Abendmahl gegenwärtig sei, und da ausgetheilet und genommen wird. Derhalben wird auch die Gegenlehre verworfen.

Der 11 Artikel. Von der Beichte.

Von der Beichte wird also gelehret, daß man in der Kirche privatam absolutionem (Privatabsolution) erhalten uud nicht fallen lassen soll, wiewohl in der Beichte nicht noth ist, alle Miffethat und Sünden zu erzählen, dieweil doch Solches nicht möglich ist. Pf. 18:,,Wer kennet die Miffethat?"

Der 12 Artikel. Von der Buke.

Von der Buße wird gelehret, daß diejenigen, so nach der Taufe ge= sündiget haben, zu aller Zeit, so sie zur Buße kommen, mögen Verge= bung der Sünde erlangen, und ihnen die Absolution von der Kirchen nicht foll geweigert werden, und ist wahre rechte Buße eigentlich Reu und Leid, oder Schrecken haben über die Sünde, und doch daneben gläuben an das Evangelium und Absolution, daß die Sünde vergeben und durch Chriftum Gnade erworben sei; welcher Glaube wiederum das Herz trö= ftet und zufrieden machet. Darnach soll auch Besserung folgen, und daß man von Sünden laffe; denn dies sollen die Früchte der Buße sein, wie Johannes spricht: Math. 3, (8),,Wirket rechtschaffene Früchte der Buße!"

Hier werden verworfen die, so lehren, daß diejenigen, so einst sind fromm worden, nicht wieder fallen mögen. Dagegen werden auch|_ver= dammet die Novatiani, welche die Absolution denen, so nach der Laufe gefündiget hatten, weigerten.

Auch werden hier verworfen so nicht lehren, daß man durch Glauben Vergebung der Sünde erlange, sondern durch unser Genugthun.

Der 13 Artikel. Vom Gebrauch der Sacramenten.

Vom Gebrauch der Saeramente wird gelehret, daß die Sacramente eingesetzt sind, nicht allein darum, daß sie Zeichen seien, dabei man äußerlich die Christen kennen möge; sondern, daß es Zeichen und Zeugnisse find göttlichen Willens gegen uns, unsern Glauben dadurch zu erwecken und zu stärken; derhalben sie auch Glauben fordern, und denn recht ge= braucht werden, so mans im Glauben empfähet und den Glauben dadurch stärket.

Der 14 Artikel. Vom Kirchenregiment.

Vom Kirchenregiment wird gelehret, daß Niemand in der Kirchen öffentlich lehren, oder predigen, oder Sacrament reichen soll, ohne ordent= lichen Beruf.

Der 15 Artikel. Von Kirchenordnungen.

Von Kirchenordnung von Menschen gemacht, lehret man diejenigen halten, so ohne Sünde mögen gehalten werden, und zu Frieden, zu guter Ordnung in der Kirchen dienen, als gewisse Feier, Festa, u. dgl.

Doch geschieht Unterricht dabei, daß man die Gewissen nicht damit beschweren soll, als sei solch Ding nöthig zur Seligkeit. Darüber wird gelehret, daß alle Sagungen und Tradition, von Menschen darzu gemacht, daß man dadurch Gott versöhne und Gnade verdiene, dem Evangelio und der Lehre vom Glauben an Christum entgegen sind; derhalben sind Klostergelübde und andre Tradition vom Unterscheid der Speise, Tage 2c., dadurch man vermeint, Gnade zu verdienen und für Sünde genug zu thun, untüchtig, und wider das Evangelium.

Der 16 Artikel. Von der Polizei und weltlichem Regiment.

Von Polizei und weltlichem Regiment wird gelehret, daß alle Obrig= keit in der Welt, und geordnete Regiment und Gefeße, gute Ordnung von Gott geschaffen und eingesezt sind, und daß Christen mögen in Obrig= keit, Fürsten und Richteramt ohne Sünde sein, nach kaiserlichen und andern üblichen Rechten, Urthel und Recht sprechen, Übelthäter mit dem Schwert strafen, rechte Kriege führen, kaufen und verkaufen, aufgelegte Eide thun, Eigenes haben, ehelich_sein 2c.

Hier werden verdammet die Wiedertäufer, so lehren, daß der obange= zeigten Keines christlich sei.

Auch werden diejenigen verdammet, so lehren, daß chriftliche Vollkommenheit sei, Haus und Hof, Weib und Kind leiblich verlassen, und sich der vorberührten Stücke äußern, so doch dies allein rechte Vollkom= menheit ist: rechte Furcht Gottes und rechter Glaube an Gott. Denn das Evangelium lehret nicht ein äußerlich, zeitlich, sondern innerlich, ewig Wesen und Gerechtigkeit des Herzens, und stößt nicht um weltlich Regi= ment, Polizei und Ehestand; sondern will, daß man solches Alles halte, als wahrhaftige Ordnung, und in solchen Ständen chriftliche Liebe und rechte gute Werke, ein jeder nach seinem Beruf, beweise. Derhalben sind die Christen schuldig der Obrigkeit unterthan, und ihren Geboten gehorsam zu sein in Allem, so ohne Sünde geschehen mag.

Denn so der Obrigkeit Gebot ohne Sünde nicht geschehen mag, soll man,,Gott mehr gehorsam sein, denn den Menschen." Apostelg. 5, (29).

Der 17 Artikel. Von der Wiederkunft Chrifti zum Gericht.

Auch wird gelehret, daß unser Herr Jesus Christus am jüngsten Lage kommen wird, zu richten, und alle Todten auferwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude geben, die gott= losen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Strafe ver= dammen.

Derhalben werden die Wiedertäufer verworfen, so lehren, daß die Teufel und verdammte Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden.

Item, hier werden verworfen etliche jüdische Lehren, die sich auch jegund ereignen, daß vor der Auferstehung der Todten eitel Heilige, Fromme ein weltlich Reich haben, und alle Gottlosen vertilgen werden.

Der 18 Artikel. Vom freien Willen.

Vom freien Willen wird gelehret, daß der Mensch etlichermaßen einen freien Willen hat, äußerlich ehrbar zu leben, und zu wählen unter denen Dingen, so die Vernunft begreift; aber ohne Gnade, Hülfe und Wirkung

des heil. Geistes vermag der Mensch nicht, Gott gefällig zu werden, Gott herzlich zu fürchten, oder zu gläuben, oder die angeborne böse Luft aus dem Herzen zu werfen; sondern solches geschieht durch den heiligen Geist, welcher durch Gottes Wort gegeben wird. Denn Paulus spricht 1 Cor. 2, (14):,,Der natürliche Mensch vernimmt Nichts vom Geiste Gottes."

Und damit man erkennen möge, daß hierin keine Neuigkeit gelehret werde, so sind das die klaren Worte Auguftini vom freien Willen, wie jegund hiebei geschrieben aus dem 3 Buch Hypognostikon: „Wir bekennen, daß in allen Menschen ein freier Wille ist; denn sie haben je alle natürlichen angebornen Verstand und Vernunft; nicht, daß sie etwas vermögen mit Gott zu handeln, als: Gott von Herzen zu lieben, zu fürch= ten; sondern allein in äußerlichen Werken dieses Lebens haben sie Freiheit, Gutes oder Böses zu wählen. Gut meine ich, das die Natur vermag, als: auf dem Acker zu arbeiten oder nicht, zu essen, zu trinken, zu einem Freunde gehen oder nicht, ein Kleid an- oder auszuthun, zu bauen, ein Weib zu nehmen, ein Handwerk zu treiben und dergleichen etwas Nügliches und Gutes zu thun, welches Alles doch ohne Gott nicht ist, noch bestehet, sondern Alles aus ihm und durch ihn ist. Dagegen fann der Mensch auch Böses aus eigener Wahl vornehmen, als: vor einem Abgott niederzufnieen, einen Todtschlag zu thun zc.“

Der 19 Artikel. Von der Ursach der Sünden.

Von Ursach der Sünden wird bei uns gelehret, daß, wiewohl Gott der Allmächtige die ganze Natur erschaffen hat und erhält, so wirket doch der verkehrte Wille die Sünde in allen Bösen und Verächtern Gottes, wie denn des Teufels Wille ist, und aller Gottlosen, welcher alsbald, so Gott die Hand abgethan, sie von Gott zum Argen gewandt hat, wie Christus spricht Joh. 8, (44): „Der Teufel redet Lügen aus seinem Eigen.

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Der 20 Artikel. Vom Glauben und guten Werken.

Den Unsern wird mit Unwahrheit aufgeleget, daß sie gute Werke verbieten. Denn ihre Schriften von zehn Geboten und andere bewei= sen, daß sie von rechten christlichen Ständen und Werken guten nüßlichen Bericht und Ermahnung gethan haben, davon man vor dieser Zeit wenig gelehret hat; sondern allermeist in allen Predigten auf kindische, unnöthige Werke, als Rosenkränze, Heiligendienst, Mönch werden, Wallfahrten, gesezte Fasten, Feier, Brüderschaften 2c. getrieben.

Solche unnöthige Werke rühmet auch unser Widerpart nun nicht mehr so hoch, als vorzeiten; darzu haben sie auch gelernet nun vom Glauben zu reden, davon sie doch in Vorzeiten gar Nichts geprediget haben; lehren demnach nun, daß wir nicht allein aus Werken gerecht werden vor Gott, sondern sehen den Glauben an Christum darzu, sprechen: Glauben und Werke_machen uns gerecht vor Gott, welche Rede mehr Trofts bringen mag, denn so man allein lehret, auf Werke zu vertrauen.

Dieweil nun die Lehre vom Glauben, die das Hauptstück ist in christlichem Wesen, so lange Zeit, wie man bekennen muß, nicht getrieben wor= den; sondern allein Werklehre an allen Orten geprediget, ift davon durch die Unsern solcher Unterricht geschehen:

Erstlich, daß uns unsere Werke nicht mögen mit Gott verföhnen und

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