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,,Gnaden den rechtschaffenen wahren Glauben und kräftige Bestän,,digkeit bis ans Ende u. f. f." So hab auch Gott nach seiner strengen Gerechtigkeit alle, die an Christum nicht glauben, von Ewigkeit übersehen, denselben das ewige höllische Feuer bereitet, doch nicht, daß er nicht alle wolle felig haben, fondern daß die Ursache der Sünde und des Verderbens allein bei dem Satan und in den Gottlosen zu suchen sei. - Alle gotteslästerlichen und gefährlichen Opiniones und Reden werden verworfen, wie daß man in den Himmel hinauf mit der Vernunft klettern und alda in einem sonderlichen Register oder in Gottes geheimen Kanglei und Rathsstuben erforschen müsse, wer da zum ewigen Leben versehen sei oder daß Gott den meisten die Seligkeit nicht gönne, da doch der gerechte Gott niemand zu Verdammniß „beschloffen, denn wegen der Sünde und derwegen der Rathschluß ,,der Verwerfung zur Verdammniß nicht ein absolutum de„cretum, ein freier lediger Rathschluß zu achten“.

,,Schließlichen bekennen Se. Churf. Gnaden sich zu der Re„formirten Evangelischen Kirchen in diesen und andern „Religions - Punkten, als welche sich auf Gottes Wort allein „fundiren und alle menschliche Traditiones, so viel möglich, abge„schaffet haben."

Daß gegen diese Confession mehrere anklagende Schriften erschienen, welche wiederum ihre Widerlegung fanden, liegt im Geiste jener und jeder ähnlichen Zeit. Der bitterste Gegner war Dr. Leonhard Hutter, Prof. zu Wittenberg, deffen heftige Schrift: „Cal,,vinista aulico-politicus alter d. i. chriftlicher und nothwendi„ger Bericht von den fürnembsten politischen Haupt - Gründen, ,,durch welche man die verdampte Calvinisterey in die hochlöbl. „Chur- und Mark Brandenburg einzuführen sich eben stark bemühet. ,,Wittenberg. 1614. 8." von Hermann Fabronius, sonst Mosemann genannt, Prediger zu Eschwege in Hessen, bescheiden, gelehrt und ohne Schimpfen widerlegt wurde.

Während dieser Streitigkeiten aber entstand in Beziehung auf die in der Confession mit vieler Milde erwähnte Lehre von der Prädestination ein anderes Glaubensbuch der reformirten Kirche in Holland, nehmlich: das Urtheil der Dordrechter Synode,

welches ebenso als die strengste Glaubensschrift dieser Kirche `angesehen werden kann, wie die formula concordiae in der lutherischen, und dies veranlasst uns, ehe wir die Reformationsgeschichte der Mark vollenden, noch erst den Verlauf der Reformation in den vereinigten Niederlanden zu überblicken.

Siebzehnter und leßter Vortrag.

Reformation in den vereinigten Wiederlanden.

In den durch Lage und Handel mit Deutschland und der Schweiz verbundenen Niederlanden, wo auch schon die Waldenser vorgearbeitet hatten, kam sehr bald Kunde von der Reformation, daß Karl V für gut hielt das Lesen der Bibel und der lutherischen Schriften zu verbieten. Einen großen bedeutenden Einfluss hatte es auch, daß Papst Adrian VI, der einzige Niederländer, welcher iemals den Papstthron besessen hat, das Verderben der Kirche selbst eingestand und an der Besserung derselben arbeiten wollte, woran aber sein plößlicher Tod ihn hinderte. Schon oben*) haben wir auch von dem Einfluss der sogenannten Rhetoriker auf die Reformation geredet. Im 15 Jahrhundert nehmlich fingen die Kammern dieser Rhetoriker, eigentlich eine den deutschen Meistersängern ähnliche Einrichtung, zu wirken an. Sie scheinen sich früh, wenigstens die Geistlichen unter ihnen, mit theatralischen Vorstellungen (besonders mit biblischen Schauspielen, sogenannten Mysterien) beschäfftigt zu haben. Diese Rhetoriker (Rederykers) vermehrten sich sehr in Städten und Dörfern, scheinen auch der Politik nicht ganz fremd gewesen zu sein und hatten ihre bestimmten Formen, Wappen und Sinnbilder. Philipp der Schöne hatte sie durch eine Verordnung 1493 allgemein verbunden und ihr Hauptsiß war Gent geworden. Sie theilten sich in freie, von der Regierung anerkannte, und in unfreie, von Privatpersonen ohne Kenntniss der

*) S. S. 162.

Regierung errichtete. Besonders die leßtern rügten die Missbräuche der Regierung, vornehmlich aber der Geistlichkeit. Dies thaten sie dann, wie gesagt, am meisten in ihren dramatischen Darstellungen, geistlichen und weltlichen, (ihren Landjuweelen und Hagspelen bei öffentlichen Aufzügen), welches um so mehr Eingang fand, als diese Vorstellungen durch den Reiz der Neuheit das Volk in großen Schaaren herbeizog. Endlich ist auch nicht zu vergessen, daß die Einrichtungen der frommen Bruderhäuser in Deventer u. a. D., welche auf christliche Erziehung einwirkten und Männer wie Thomas von Kempen in Zwoll, von welcher Anstalt 120 Schulen ausgegangen waren, unter deren Schülern Wessel Goesevort *) und Rudolph Agricola in Heidelberg vor andern zu nennen sind, die Reformation kräftig vorbereitet haben.

So war schon 1523 Luthers Überseßung des neuen Testaments ins Holländische übertragen und in Amsterdam gedruckt worden, weshalb die Befehle gegen geheime Vesammlungen und Bibellesen immer schärfer und Inquisitoren angestellt wurden, welche bald blutige Opfer forderten. Der Priester Johann de Backer zu Woerden war der erste, welcher den Märtyrertod starb, und die beiden jungen Augustiner, Johannes und Heinrich, welche in Brüssel verbrannt wurden, hat Luther bekanntlich in einem schönen Liede besungen. Dennoch verbreitete sich die Reformation reißend schnell, zeigte sich aber auch bald in ihrer Ausartung, denn auch hier traten die Wiedertäufer auf, wie ja von hier aus erst Johann Matthiessen und Johann Bockhold nach Münster gingen, späterhin aber Menno Simons die Secte durch seine sanftere Lehre unschädlich machte, nachdem große Aufregungen und gewaltsame Verfolgungen und Unterdrückungen schon viel Blut gefordert hatten. So wendete dann schon Karl alle Kräfte auf um die Reformation überhaupt gänzlich zu unterdrücken **).

*) S. oben S. 28.

**) Wenn Schiller in s. Gesch. der Niederlande und nach ihm van Kampen in s. Gesch. der Niederlande, Hamb. 1831. Bd. I S. 322 sagen: mindesten 50,000 Schlachtopfer wären durch Karls Verfolgung gefallen; so scheint uns das ein Irrthum zu sein, den v. Meteren veranlasst hat, indem er sagt: durch die Inquisition wären bis zum Tode Karls wohl 50,000, nach Anderen 100,000

Viel trauriger aber musste der Zustand des Landes unter der finstern Regierung Philipps II werden. Anfangs hatte den König der Krieg mit Frankreich beschäfftigt, in welchem der edle Lamoral, Graf von Egmont, in den Schlachten von St. Quentin und Grevelingen sich großen Ruhm erworben und Albas Neid gereizt hatte; als aber der Friede zu Chateau Cambresis geschloffen und Margaretha von Parma Statthalterinn der Niederlande geworden, Philipp nach Spanien abgegangen war, boten Heinrich von Frankreich und Philipp sich gemeinsam die Hand, die Kezer auszurotten, zu denen auch der als Staatsmann berühmte, von Karl V geliebte Prinz Wilhelm von Naffau-Oranien, der Schweiger genannt, seiner Abstammung nach gehörte. Der Statthalterinn war besonders der Bischof von Arras, Granvella, der gelehrte aber bigottkatholische Viglius von Aytte und der Baron Barlaimont zu Berathern beigegeben. Außerdem hatten Graf Egmont als Statthalter von Flandern, Wilhelm von Oranien als Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht und der Admiral Graf von Hoorn bedeutendes Ansehn, galten aber beim König nichts, der nur Spanier in feinen Staatsrath nahm, welcher von Spanien aus das Geschick der Niederlande bestimmte. Diese Vorliebe Philipps für Fremde, die Bedrückungen durch die zuchtlosen spanischen Truppen, die Errichtung neuer Bisthümer nnd die immer zunehmende Verfolgung der Evangelischen steigerten das allgemeine Missvergnügen immer mehr.

Zwar wurde Granvella abberufen, aber die Furcht vor spanischer Inquisition konnte durch des Königs Versicherungen nicht abgewiesen werden, da Philipp nur rieth die Todesstrafen der Keßer heimlich zu vollziehen und gänzliche Einführung und pünctliche Befolgung der Glaubenssagungen des tridentinischen Concils verlangte. Da bildete sich ein Bund des niedern Adels, an dessen Spiße Heinrich von Brederode und die edlen Schüler Calvins, Ludwig von Nassau, Wilhelms von Oranien tapferer Bruder,

Schlachtopfer gefallen, nehmlich seit Anfang der Inquisition und nicht allein in den Niederlanden. Alba's schreckliche Verfolgung kostete 18,000 Opfer, wie hätten unter dem sonst milden Karl 50,000 wenigstens Bluten sollen?

und Philipp Marnir von St. Aldegonde standen. Man verband sich im sogenannten Compromiss gegen die Anschläge der Fremdlinge, welche den König zur Schärfung der Glaubensedicte und zur Einführung der Inquisition gerathen hätten, wodurch die Unterthanen zu Sclaven erniedrigt, der Handel zerstört und das Volk zur Meuterei geführt werde. Eine Bittschrift, welche demnach etwa 300 Edle der Statthalterinn überreichen wollten, wurde zurückgewiesen und die Bittenden von Barlaimont Bettler (gueux) genannt, worauf der Name Geufen Losungswort dieser Partei wurde, welcher auch Egmont und Oranien sich zuwendeten.

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Jest wurde auch die öffentliche Predigt immer allgemeiner. Vor allen aus Frankreich, wo Condé und Coligny an der Spige der Hugenotten standen, kamen eine Menge Glaubensbrüder und mit ihnen viele Geistliche nach den Niederlanden, andre von Deutschland, namentlich von Emden. Unter freiem Himmel predigte man, oft bei Nacht, die Zuhörer gegen Überfall gewaffnet und mehrere Tausende stark. So verbreitete sich mit unglaublicher Schnelligkeit die Reformation und fasste immer festeren Fuß in dem Herzen des Volks. Aber leider! zeigte sich auch hier, wie das Heilige fo leicht gemissbraucht wird, indem der Pöbel statt in Treue und Glauben still abzuwarten was erreicht werden könnte, zu Kirchenraub und Bilderraub schritt und so dem Könige einen triftigen Grund zur Verfolgung darbot. In drei bis vier Tagen wurden allein in Flandern und Brabant mehr als 400 Kirchen ausgeplündert und dabei viele Meisterstücke der Kunst vernichtet. Dies steigerte nicht allein den Hass des Königs, sondern es traten auch die katholischen Mitglieder des Geusenbundes, welche sich durch Zerstörung ihrer Heiligthümer gekränkt fühlten, vom Bunde ab und Egmont selbst lieh› der Statthalterinn sein Schwerdt und bestegte die Bilderstürmer.

Schon drohte die Rache des Königs. Wilhelm von Oranien konnte Egmont von der Gefahr nicht überzeugen, legte seine Würden nieder und ging ins Naffauische. Da hörte man 1567 von Albas Kommen mit einem Heere und viele Tausende flohen.

Wir können hier, um zu unserm Ziele zu gelangen, die äußern Begebenheiten nur kurz berühren. Der grause Würger Alba rerichtete den Nath der Unruhen, die mildere Statthalterinn ver

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