Der Gegenstand unsrer Vorträge soll die Geschichte unsrer
evangelischen Kirche in den Zeiten der Glaubensverbesserung sein mit besondrer Beziehung auf die symbolischen Schriften der lutherischen und reformirten Kirche, welche beide wir unter dem Namen der evangelischen zusammenfassen. Der Begriff der Kirche gründet sich auf den der Frömmigkeit der Menschen. Frömmigkeit ist aber das Leben im Glauben und in der Erkenntniss des höchsten Wesens. Das Wesen der Frömmigkeit ist demnach zunächst im Gemüthe des Menschen, in seinem innern Gefühle gegründet, welches der Siz des Glaubens ist, deffen lebendigste Momente Andacht und Gebet sind, und welcher Demuth und Seligkeit in uns wirkt. Erst aus dem Glauben geht die Erkenntniss des Göttlichen hervor, nicht umgekehrt der Glaube aus der Erkenntniss, wie auch der Apostel sagt: wir haben geglaubt und erkannt, daß Du bist Christus! Das Äußerlichwerden des Glaubens ist dann das Vollbringen des Guten, die Werke der Liebe, durch welche der Glaube thätig ist. Die Vereinigung der Frommen und Gläubigen zu einer Gemeinschaft ist die Bildung der Kirche, doch im engeren Sinn ist Kirche nur die Gemeinschaft der an Jesum Chriftum, den Herrn, Glaubenden. Das Wort Kirche selbst kommt vom griechischen zvocazń (kyriake) was dem Herrn angehört und bedeutet also die dem Herrn angehörige Gemeine (èxxλnoia Auswahl, église) oder das dem Herrn gehörige geweihte Haus. Die Gesammtgeschichte der Gemeine der an Jesum Christum Glaubenden ist die Geschichte der christlichen Kirche. Der Theil der Kirchengeschichte, welcher die durch Luther, Zwingli und ihre Genossen bewirkte Umbildung oder Zurück