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dem Kaiser zu entreissen. Dieser in Zeiten von diesem gefährlichen Anschlage unterrichtet, liess die Grafen Zriny, Nadasdy, Frangepan und Tattenbach verhaften und vor ein Gericht stellen, welches dieselben als Hochverräther hinrichtete - gleichzeitig wurde die ungarische Verfassung geändert. Da dies eine Gährung hervorbrachte, munterte König Ludwig XIV. von Frankreich die Missvergnügten und die Pforte auf alle Weise zum Widerstande auf, in Folge dessen der politische Flüchtling Graf Emerich Tököly 1678 als Haupt der Missvergnügten auftrat, eine Armee sammelte und sich ein solches Uebergewicht über die kaiserlichen Truppen zu verschaffen wusste, dass er bald Meister von Oberungarn wurde und Parteien bis nach Mähren und Oesterreich sendete.

Kaiser Leopold hob, um dem Lande den Frieden zu geben, die getroffenen Einrichtungen, welche so viel Missvergnügen erzeugt hatten, auf dem Landtag in Pressburg 1681 persönlich auf, bewilligte den Protestanten Gewissensfreiheit, bestätigte den Palatin Grafen Paul Esterhazy und erliess im ganzen Königreiche eine Amnestie.

Tököly legte unter dem Vorwande der nicht völlig zur Zufriedenheit der Protestanten erledigten Religionsbeschwerden die Waffen nicht nieder, hiebei mächtig geschürt durch Ludwig XIV., der sich der schreiendsten Friedensverletzungen gegen das deutsche Reich schuldig machte und gestützt auf den Grossvezier Kara Mustafa, welcher aber als äusserst ehrsüchtiger Mann den geheimen Plan hatte, nach Unterjochung Ungarns das Haus Habsburg völlig zu stürzen und auf den Trümmern seiner Staaten eine osmanische Universal-Herrschaft aufzurichten. Ludwig XIV. mit ähnlichen Projekten erfüllt, errieth Kara Mustafa's Geheimniss, hetzte die Pforte, die er als blindes Werkzeug seiner eigenen ehrsüchtigen Absichten gebrauchen wollte, unaufhörlich gegen Oesterreich auf.

Die Pforte zum Bruche mit Oesterreich entschlossen, fuhr fort Kriegsrüstungen zu machen und immer offener die Partei der Missvergnügten zu nehmen. Sie hatte sich bisher als Mittelsperson des Fürsten Apafi bedient; als aber Tököly anfing die Hauptrolle in der ungarischen Revolution zu spielen, richtete sich ihr Auge auf diesen, der ihr mit seinem verschlagenen, ehrgeizigen Charakter ein ungleich zweckmässigeres Instrument zur Durch

setzung ihrer Absichten auf Ungarn schien, als der unbeständige charakter- und talentlose Apafi. Als daher 1681 die unter Vermittlung des Landtages von Oedenburg mit Tököly angeknüpften Unterhandlungen sich erfolglos zerschlugen und dieser bald darauf die Feindseligkeiten erneuerte, verstärkte sie ihn ohne Scheu mit einem türkischen Truppenkorps, ordnete Apa fi unter seine Befehle, und half ihm mitten im Frieden Bessermin, Callo, Kleinwardein und andere befestigte Orte wegnehmen; während Ludwig XIV. zur nämlichen Zeit auch mitten im Frieden vom deutschen Reiche theils mittelst Drohungen, theils durch Waffengewalt Herrschaften und Provinzen abriss, die ihm gut gelegen und anständig waren, ohne dass der Kaiser von zwei entgegengesetzten Seiten angegriffen, eine hinreichende Macht besass, die Herausforderung seiner Feinde zu strafen.

Der grosse Grundsatz zum Kriege rüsten, wenn man den Frieden will, war aus Sparsamkeits- Rücksichten in Oesterreich allzulange hintangesetzt worden; nun wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Versäumte nachzuholen. Das Wichtigste war der Abschluss eines Schutz- und Trutz-Bündnisses mit dem König Johann Sobiesky von Polen, welcher sich verpflichtete 40.000 Mann zu stellen, gleichzeitig wurde die Armee completirt, neue Regimenter errichtet und hiezu 20.000 Mann geworben.

Ludwig Anton, Pfalzgraf zu Neuburg, Bruder der Kaiserin Eleonore, mithin Schwager des Kaisers, erbot sich am 14. März 1681 ein Regiment zu Fuss aus eigenen Mitteln dem Kaiser zu stellen und dazu drei Kompagnien im eigenen Lande werben zu lassen. Hierauf erhielt derselbe das nachstehende Allerhöchste Patent (Bestattung):

"

Wir Leopold, von Gottes gnaden Erwählter Römischer «Kayser zu allen Zeitten Mehrer des Reichs, in Germanien, «zu Hungarn, Böheimb, Dalmatien, Kroatien Und Slavonien, «König, Ertzherzog zu Oesterreich, Hertzog zu Burgund, «Steyr, Kärndten, Krain und Wirtemberg, in Ober- Und Nider-Schlesien, Markgraff zu Mähren, in Ober- Und Nider«Laussitz, Graf zu Habspurg, Tyrol Und Görtz, Bekennen öffentlich und thuen kund Jedermännlich, dass Wir des Ehr«würdigen durchlauchtig hochgebornen Ludwigs Antoni «Pfalzgrafen bei Rhein, Herzogens in Bayern, Grafen zu Vel

«

drutz und Sponheimb, des Hoch- und Deutschmeisterthumscoadiutorius, Unseres lieben Vetters und Fürsten Liebden in gnädigster Ansehung und Erwägung dero Uns bekannten «fürtrefflich qualiteten, Geschicklichkeit, auch erwiesende valors, und Tapferkeit, wie nicht weniger auf das sondbahre Vertrauen, so Wir in Ihrer Liebden Person gestellt haben, deroselben gnädigsten Befehl gegeben, ein Regiment von zehn Kompagnien zu Fuss zusammen zu richten, und selbiges als Unser darüber bestellten Kaiserlichen Obristen zu kommandiren.

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Befehlen hierauf Unseren Obristlieutenant, Obristwacht-
meister, Hauptleuten, Lieutenanten, Fähnrichen und insgemein
«allen Offizieren, wie auch Gemeinen, Knechten, welche sich
in Unseren kaiserlichen Kriegsdiensten unter gedachten Ihren
«Liebden Regiment jetzt befinden, oder noch künftig einlassen
«werden, hiemit gnädigst und ernstlich, dass Ihr ermeltes
Herzogens Liebden für Unsern Euch vorgesetzten Obristen
erkennen, ehren und respektiren, nicht weniger in allen,
was Sr. Liebden zur Fortsetzung Unserer Kriegsdienste von
einer Zeit zur andern anbefehlen und verordnen werden,
«gebührlichen und schuldigen Gehorsam leisten sollet, aller-
«massen Euch vermöge alten Kriegsbrauch und Herkommens
«zu thuen gebühret, auch ehrlichen Kriegsleuten wohl anstehet,
und Wir Uns keines andern gegen Euch versehen, und Ihr
«vollziehet hierinnen Unser gnädigste auch endliche Befehle,
Willen und Meinung, gegeben Linz 18. März 1681."
Leopold m. p.

Ad mandatum sac. caes. Maiestatis proprium
Christoph von Dorsch m. p.,
Johann Adam Wöber m. p.

Der Hofkriegsrath gab Befehl, dass die Werboffiziere der Regimenter Stahremberg und Souches von den bereits geworbenen vierzehn Kompagnien sieben Kompagnien an das Regiment Neuburg abzugeben, und die Leib- Kompagnie in Salzburg zu werben sei. Oberstlieutenant Johannn Baron Areizaga und Oberstwachtmeister Baron Roedern, sowie Hauptmann Hompesch, wurden in's Regiment eingetheilt, Hauptmann Weitting hatte die Areizaga-Kompagnie zu werben.

Am 27. Mai 1681 erstattet Oberstlieutenant Areizaga von Phillipsburg Bericht an den Hofkriegsrath über die dort geworbenen drei Kompagnien und am 8. Oktober 1681 von Günzburg über die Beschaffenheit des fertigen Regiments.

Mithin wurde das Regiment, welches nun in der k. k. österreichischen Armee die Nr. 20 führt, im Jahre 1681 errichtet. Der Fahneneid, welchen das Regiment leistete, lautet:

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«

Wier Officier und Soldaten schwören und Globen zu Gott dem Allmächtigen und seinen Heyligen mit diesem «körperlichen Aydt: dass so lang unss Gott leben lässt, Wier Bey unsserem Löbl: Regiment und Fähnlein, auch unsern «Vorgesetzten Ober- und Unter-Officieren in allem wass unss, «zu Ihro Röm: Kayssl: Majestät diensten und nutzen schaffen «und anbefehlen werden, alles Treu, auffrichtig und fleissig, ohne einzigen wiederwillen, verrichten und gehorsammen wollen, ingleichen von dem löbl: Regiment noch unserm «Fähnlein, in Feltzügen, schlachten, Stürmen, Besatzung, noch «in summa, wie es den nahmen haben mögte, weder davon ausreissen, entlauffen, noch dieselbigen quittiren, und von denen entweichen wollen, sondern jederzeit unsern Fähnlein, So wohl zu dess Löbl: Regiment ehr, und Ruhm, als auch unssers eydes und Pflichte gemess, alss es einem ehrliebenden «Soldaten geziemet, und wohlanstehet, in allen occasionen «mainteniren, schützen und Beschirmen helffen, niemahlss einige gedanken schöpffen, dieselbige zu verlassen, davon «entweichen, noch weniger ausreissen wollen, so wir den mit «aufgehobenen fingern, sowohl die alhier versamblete und absente, unter freyem Himmel zu Gott Treulich Geloben «zu halten, so wahr Gott undt sein Heyl: Evangelium unss «zur Ewigen Seeligkeit verhelffen solle. Amen!

Der Stab des Regiments bestand aus dem Obristen Inhaber, Obristlieutenant, Obristwachtmeister, Regimentsquartiermeister, Auditor, Kaplan, Sekretär, Proviantmeister, Regimentsfeldscherer, Regimentstambour und Profos. Das Regiment aus 2 Bataillons zu 5 Kompagnien; die Kompagnie aus dem Hauptmann, Lieutenant, Fähndrich, Veldtweibel, 24 Rottenführer, nämlich: 6 Korporals, 18 Gefreite, 88 Muskatiere, 48 Pickenire, 8 Grenadiere, welche

auch Handgranaten warfen, ausserdem der Fourir, Fourirschütz, Musterschreiber, Feldscherer, Tambour und Pfeifer. Die Officiere waren mit Stossdegen und Partisanen, die Mannschaft mit Degen. und Flinten, darunter die Pickenire mit langen Picken bewaffnet. Adjustirung gab es eigentlich noch keine, denn diese wurde erst 1690 eingeführt, jedoch waren die Regimenter, welche um diese Zeit geworben wurden, doch schon gleichmässig adjustirt. Sie bestand in einem mit breiten Brustlappen versehenen bequemen Rock, der bis zur Wade reichte, breite Aermelaufschläge, der Kragen war bequem und niedrig, ein Kamisol, gute Schuhe, kurze Hosen von Kalbfell, wollene lange Strümpfe, der Hut an einer Seite aufgeschlagen, schwarzes Halstuch, zwei Hemden, lederne Stutzhandschuhe, einen Ranzen von rauhem Kalbfell zum Umhängen, und die bis 1868 allgemein gebräuchliche Patrontasche mit vierzig Patronen, endlich einen ledernen Leibgürtel für den Degen, der auf dem Kamisol unter dem Rocke getragen wurde.

Die Offiziere trugen graue rechts aufgestülpte Hüte mit roth und weissen langen bis auf den Rücken hinabwallenden Federn, einen gelblichen langen Rock, spitzen Brustharnisch, um den Hals feinen grossen Spitzkragen, weite kurze Hosen, Strümpfe und hohe weite Stiefel mit Manchetten, um die Hüfte den Degen und eine grosse breite Feldbinde von rothem Zeug, Rock und Kamisol waren reich mit Goldborten verziert. Die Chargengrade bezeichnete die Partisane und der Stock, welchen der Offizier als Attribut seiner Würde stets bei sich führte, die Unteroffiziere führten einen Haslinger mit Riemen, die Fähnriche einen langen Springstock, der Lieutenant eine eiserne Partisane ohne Fransen und ohne Vergoldung, ein spanisches Rohr ohne Knopf, auf dem Marsche trug, der Tambour den Stock des Lieutenants, auf dem Feldmarsche aber die Partisane desselben. Je nach der Höhe des Ranges wurde der Stock dünner. Der Hauptmann führte eine Partisane mit seidenen silbergemischten Franzen und einen Stock mit einem beinernen Knopf. Der Obristwachtmeister hatte einen Stock mit silbernem dicken Knopf und mit einem Kettchen umwickelt, in welches der kleine und vorletzte Finger gelegt werden konnte; im Reiten liess er die Spitze des Stockes auf dem rechten Schuhe ruhen. Der Obristlieutenant hatte eine Partisane mit golddurchmischten seidenen Franzen, sein Stock bestand in einem dünnen

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