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Um seinem gänzlichen Verderben zuvorzukommen und wenigstens Tirnstein und Feldsberg zu retten, ritt er schmerzlich enttäuscht nach Österreich zurück, sich der Gnade Albrechts zu unterwerfen, welcher seinem irregeführten, betrogenen Dienstherrn und Rat versöhnt die Hand reichte

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und ihn mit der Versicherung beruhigte, er wolle ihm wieder so hold sein wie je zuvor, doch müsse Leuthold später nicht bloß durch eine an Eidesstatt gefertigte Verschreibung dem Herzoge fräftigen Beistand gegen jedermann geloben, besonders gegen den König Adolph, sondern auch

durch eine zweite Urkunde, beide zu Wien 1296 gegeben, damit das Versprechen verbinden, dem Herzog für die erlangte Derzeihung beständig treu zu sein und zu dienen; zugleich überließ er zur besseren Sicherheit des gegebenen Wortes seine Burg Hinterhaus zu Spig und die Feste Wolfstein, in der Umgebung von Aggstein gelegen, auf fünf Jahre dem Schwaben Eberhard von Wallsee und viele andere Schlösser und Herrschaften als Pfand der Treue für längere Zeit seinem Herzoge und Landesherrn.

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Außer dieser Kuenringerfeste bestand und besteht noch ein zweites Schloß* in Spig im oberen Markte, welches sich aus dem Hause des Ritters Arnold von Spiß, der 1256 urkundlich genannt wird, entwickelte. Anno 1312 kommen in Urkunden beide Schlösser vor.

Seine jetzige Gestalt erhielt das Schloß durch den Wiederaufbau nach dem Brande vom Jahre 1662; mit Ausnahme der Propstei wurde fast ganz Spit abermals ein Raub der Flammen; das Feuer brach in der Nacht aus. Der damalige Herrschaftsbesizer Graf Traun vermochte sich noch zu retten, doch mußte er die Flucht so eilig antreten, daß er nur mit einem Schlafrode bekleidet die Feuerstätte zu verlassen imstande war. 18 Jahre später wütete die Pest in der Wachau; in Spitz wurde mehr als die Hälfte der Einwohner vom Tode ereilt.

Im Jahre 1438 erscheint die Burg im Markte als zerstört, wahrscheinlich durch Feuer, wurde jedoch bald wieder aufgebaut und die Feste Hinterhaus nach Aussterben der Kuenringer dem Verfalle überlassen. Im Jahre 1500, also vor nun mehr als 400 Jahren, war Hinterhaus schon eine dem gänzlichen Verfalle entgegengehende Feste; der mächtige, enorm dicke Mauern aufweisende Wartturm, welcher zugänglich gemacht ist, trozt dem Jahne der Zeit.

Das Schloß im Markte bietet insofern ein erhöhtes Interesse, als dasselbe sozusagen die Wiege eines unserer ältesten deutschösterreichischen Adelsgeschlechter ist, nämlich der Herren von Kuefstein. Der Ahnherr dieser erlauchten Familie, Hans Kuoffstainer, erblickte in der Stadt Krems an der Donau im Jahre 1274 das Licht der Welt und wurde als noch junger Mann Pfleger, d. h. Verwalter der Herrschaft Spitz. Sein Sohn Hans Georg I. wurde 1320 im Schlosse daselbst geboren.

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Der erste Besitzer des Gutes aus dem Hause Kuefstein war wahrscheinlich Hans Wilhelm, Herr zu Vesten-Feinfeld, geboren 1410, ein Urenkel des Pflegers. Wir verweisen den geehrten Leser auf das Verzeichnis der Herrschaftseigentümer in diesem Buche. Nachdem ein Hans Georg, seines Namens der 3weite, wieder im Besitz von Spitz gewesen, erscheint ein Graf von Hohen30llern als Eigentümer, dann die Kirchberge, und von diesen erwarb eine bedeutende Persön= lichkeit unter den Kuefsteinen, Hans Georg III., Spitz seiner Familie zurück.

Dieser Hans Georg, dessen Grabmonument alle Freunde der Kunst in der Kirche zu Maria-Laach bewundern, war schon ein eifriger Lutheraner, welcher unter Kaiser Ferdinand I. und dessen Sohn Maximilian II. eine hervorragende Rolle spielte.

Don seinen Söhnen wurde Hans Jakob der Begründer der Greillensteiner Linie des Hauses, Hans Ludwig, welcher als ein Haupt der evangelisch-ständischen Partei eine bedeutende

Stellung einnahm, gründete den oberösterreichischen Stamm, und Hans Lorenz residierte in Spit im Schlosse, da er vom Vater diesen Besitz erhalten hatte, wo er Anno 1612-13 die evangelische Schloßkirche erbaute, den protestantischen Gottesader erweitern und daselbst die Pastorkanzel, welche heute noch existiert, errichten ließ.

Eine Inschrift auf einer Marmortafel an der Kirche sollte das Ereignis den kommenden Geschlechtern verkünden. Dieselbe lautet:

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Tabernaculum Dei Jakob individuae Trinitati sacrum quod venturi non immemor aevi Illustris ac generosus Dominus Joannes Laurentius Kuffstainer Liber Baro in Graillenstein, Dominus in Spitz, tam in sui ac suorom quam in senatus populique Spiziani pietatis ac devotionis monumentum sic extrui curavit anno post salutem reparatam MDCXIII, die dedicationis sacra, qui erat decimus octavus calendarum Maii."

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„Kirche, dem Gott Jakobs, der unteilbaren Dreifaltigkeit geweiht, welche, des zukünftigen Zeitalters gedenkend, der Erlauchte und Edle Herr Johannes Laurentius Kueffstainer, Freiherr von Graillenstein, Herr in Spitz, zu seinem und der Seinigen Angedenken, wie auch zum Andenken der Frömmigkeit und Ergebenheit der Ratsherren und der Bewohner der Gemeinde Spitz in diesem Zustande errichten ließ, im Jahre nach der Wiedererwerbung des Heiles 1613, am Tage der heiligen Einweihung 18. Mai."*

* Diese Gedenktafel an die Einweihung der evangelischen Schloßkirche wurde im Jahre 1888 auf Veranlassung Seiner Erlaucht des Grafen Karl von Kuefstein, welcher dieses Denkmal vor den Unbilden der Witterung besser geschützt wissen wollte, im Schloßhofe untergebracht; durch 275 Jahre trotte sie den Unbilden der Elemente; nun ist dieselbe wohl schon verwittert und die Inschrift etwas schwer leserlich, auch hat man die Tafel viel zu hoch für den Beschauer in die Mauer eingelassen. Im Hintergrunde des Schloßhofes, auf der rechten Seite, oberhalb einer Pforte, befindet sich ein schönes, wohlerhaltenes Kuefsteinsches Allianz-Wappen;

Anno 1620, unter Kaiser Ferdinand II., kam der Befehl (der geheime natürlich), die evangelischen Gotteshäuser zu vernichten.

Es lag unter General Buquon ein Söldnerheer seit Monaten in Krems, welches dann

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später die Aufgabe erhielt, nach Prag zu marschieren, wo im November die Schlacht am Weißen Berge geschlagen wurde. Eine Rotte von Polaken und Kroaten, echte Raub- und Mordgesellen,

es sind die Wappenbilder Hans Lorenz II. und seiner Gemahlin Anna, einer geborenen Herrin von Puechheim zu Raabs, welche als Witwe, nachdem sie einen Prozeß gegen den Fiskus verloren hatte, mit ihren Kindern Österreich verließ und nach Bayern auswanderte. Sie war gleich ihrem Gemahle dem evangelischen Glauben getreu geblieben.

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