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3war sind es nicht diese Eigenschaften, mit denen man Staaten regiert, wiewohl jene Leutseligkeit, die zugleich Majestät ist, niemals ihre Wirkung verfehlt. Den Geschäften selbst aber widmete sich Maximilian mit ebensoviel Fleiß als Talent. Wie er sogleich, wenn sich etwas zu tun fand, von seinen Erholungen abbrach, so hörte er stundenlang, unermüdlich; seine Antworten,

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seine Einreden trafen in der Regel den rechten Punkt. An keinem Hofe gab es so rasche und leichte Expeditionen wie damals zu Wien. Die Lage der großen Geschäfte hatte vielleicht kein anderer Fürst noch Staatsmann besser begriffen und durchdrungen. Gewiß äußerte sich niemand mit einer größeren Freimütigkeit, mit unbefangenerem Lob und Tadel. Die fremden Gesandten

mußten sich inacht nehmen, von ihm nicht in eine Richtung fortgerissen zu werden, die ihrer eigenen Absicht zuwiderlief. Nur über die Angelegenheiten, die ihn selber berührten, hielt Maximilian an sich. Über diese drückte er sich mit sorgfältiger Überlegung aus.

Vor allen Sprachen besaß er die deutsche vollkommen. Wäre er Kanzler geworden, sagte Dr. Weber, sein Dizekanzler, so würde er uns Schreiber alle beschämen. In der Tat haben seine eigenhändigen Briefe einen lebhaften und angemessenen Ausdruck. Vornehmlich hatte er die seltene Gabe der Beredsamkeit in deutscher Sprache.

Auf so vielen Landtagen und Reichsversammlungen, die er hat besuchen müssen und auf denen dann allemal schwierige Gemüter zu bearbeiten gewesen sind, hat er sie zu üben gehabt. Seine Rede war mild; wie ein paar brennende Lichter glänzten ihm die hellen Augen.

Es versteht sich schon, daß eine solche Seele voll von Ehrgeiz sein müsse. Sie war es nicht von jenem, der sich mit Lob befriedigen läßt, sondern von dem, den nach großen Unternehmungen und trefflichen Taten dürstet.

So gehorsam und ergeben Maximilian seinem Vater sonst auch war, so verhehlte er doch nicht, daß ihm die Politik desselben allzu friedfertig und noch immer, sei es von den Umständen oder von den zufälligen Meinungen einiger Räte oder von fremdem Einfluß, allzu abhängig scheine. Jene Richtung gegen Spanien war zum Teil von ihm selber ausgegangen und noch viel strenger wollte er sie einschlagen.

Wie bitter hat er sich beklagt, daß Kaiser Karl V. die jüngere Linie schon bei der Erbteilung verkürzt und darnach öfter beeinträchtigt habe. Er selber, dessen Schwiegersohn, hatte durch seine Verheiratung gewisse Ansprüche auf Mailand oder die Niederlande zu erhalten geglaubt, doch mußte er sich mit einer kleinen Pension begnügen, die ihm nicht einmal regelmäßig bezahlt wurde. Unmittelbar und am härtesten griff ihn jener Plan des Kaisers an, die Nachfolge im Reiche Philipp II. zuzuwenden. Wie? Das höchste Diadem der Welt, das ihm von selber zufallen mußte, sollte dieser hochgesinnte Mensch aufgeben, um eine untergeordnete Rolle neben Philipp II. zu spielen, neben diesem Philipp, dessen Fähigkeiten ihm zu unzureichend, dessen Eitelkeit ihm so abgeschmackt vorkam, von dem er nur mit Widerwillen und Geringschätzung redete? Man darf vielleicht annehmen, daß er gerade aus Abneigung gegen seinen Vetter die Talente und Richtungen ausbildete, die diesem so auffallend abgingen.

Geflissentlich entfernte er denn alle Spanier aus seiner Umgebung und von seinem Hofe. Er betrug sich so, daß es schien, wie man sagte, als wolle er von allen andern Nationen geehrt, von den Spaniern aber gefürchtet sein. Er wendete dafür seine Neigung dem deutschen Wesen zu. „Gute, runde deutsche Worte und Werke, nicht spanische," versprach er den Nachkommen des Landgrafen Philipp von Hessen. Dem Herzog Christoph von Württemberg bezeugt er, wie er nur würdig zu sein wünsche, nicht allein in einer Sache, sondern, wie er sich ausdrückt, in allen des geliebten Vaterlandes ob- und angelegenen Beschwerungen Mittel und Wege zur endlichen Abhilfe derselben entdecken, befördern und ins Werk richten zu können, das würde seine größte Freude sein.

Dieser Fürst bestieg im Jahre 1564 den kaiserlichen Thron.

Etwas anderes ist es, Talente haben, denken, überlegen, entwerfen; etwas anderes, ausführen und ins Werk sezen. Die Hoffnungen, die er erweckt, er hatte nunmehr die Aufgabe, sie wahr zu machen

Es konnte nicht lange dauern, so mußten jene beiden großen Fragen, die innere und die äußere, an ihn gelangen.

Betrachten wir, wie spöttisch er zu wiederholten Malen von dem Papst und dem säuberlichen Conciliabulum zu Trient, aus dessen Dekreten man wenig Trost schöpfen könne, an Herzog Christoph schreibt, wie sorgsam er die Bücher Luthers verzeichnet, die er hat, und jenen seinen Freund bittet, ihm die übrigen sowie die Schriften von Melanchton und Brenz zuzuschicken, wie er nicht allein zum Druck der slawischen Bibelübersetzung beiträgt, sondern auch die Proben derselben von kundigen Männern prüfen läßt, wie er Furcht bezeigt, daß die Papisten den jüngeren König von Frankreich verführen möchten, wie er endlich geradezu die protestantische Partei die seine nennt und die päpstliche die feindliche: so überzeugen wir uns, daß er dem Protestantismus von Herzen zugetan war.

Es fragte sich, inwiefern er dies auch als Kaiser bewahren würde. In einem seiner Briefe. vom Jahre 1557 beschwert er sich, daß sein Vater damals in der Sache der Freistellung nicht etwas mehr getan habe und sagt denen einen üblen Lohn voraus, die ihn daran verhindert hatten. Auf jeden Fall ließ er von sich eine größere Willfährigkeit, ein förderliches Eingehen auf diese große Aufgabe erwarten.

Auch für die zweite aber durfte man alles hoffen. Wie ganz anders dachte er einen Türkenkrieg zu führen, wie viel kriegerischer gesinnt zeigte er sich überhaupt als sein Vater. Er redete am liebsten von Befestigung, Angriff und Schlachtordnung. Die beschränkte Herrschaft, die er zu erwarten hatte, meint der kluge Venetianer, welcher Gesandter an seines Vaters Hofe war, werde ihn nicht befriedigen; man müsse ihm Raum geben und ihm eine Laufbahn eröffnen, wo er seine Begierde vergnügen könne, ohne eine allgemeine Verwirrung in der Christenheit hervorzubringen. In einer großen Unternehmung gegen die Türken hatte er diesen Raum, diese Bahn vor sich. Seine religiöse Stellung bezeichnet Tiepolo auf folgende Weise: Non si alienando in tutto da cattolici si ha guadagnato una gran gratia con luterani.

Im folgenden wollen wir dem geneigten Leser die Szene im Audienzsaale der Wiener Hofburg mitteilen, wie sie Raupa ch erzählt:

„Er hätte (Maximilian) einen Beichtvater gehabt, der Johannes geheißen und ein Dorfprediger gewesen, welchen er allezeit in großen Ehren gehalten und sich öfters mit ihm in ein vertrauliches Gespräch eingelassen, da viel vornehme Herren und Hofbediente zugegen gewesen und es angesehen. Eins mahls als dieser Pfarrer nach Wien gekommen und sich in die Burg in den Audienzsaal des Kaysers verfüget, woselbst eine große Anzahl von Herren und Räten versammelt gewesen, mit denen der Kayser über Sachen von Wichtigkeit geredet, er aber hinter dem ganzen Hauffen gestanden, da sen der Kayser von ohngefehr seiner ansichtig geworden, habe sich den Augenblick durch die Menge durchgedrungen und zu ihrer aller Verwunderung, mit entblößtem Haupt dem Mann die Hand geboten, ihn freundlich gegrüsset und angeredet:

„Mi Domine Johannes, seid ihr zu Wien; und wollet mich nicht salutiren und bleiben jetzt dahinden stehend, Ir solt herfürtreten, ich sehe und habe euch gerne." Worauf er ihn ben der Hand gefasset und ihm Angesicht aller Hof-Leute mit sich in sein Cabinet (interius conclave) geführet."

Maximilians II.

Religionskonzession und Assekuration an die beiden evangelischen Stände

der Herren- und der Ritterschaft.

„Wir Maximilian der 3weite von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kayser 2. 2 bekennen,

Nachdem Unsere getreue zween Ständt von Herrn und der Ritterschafft Unsers ErzHerzogsthums Österreich unter der Enns nun viel lange Jahre, sowohl ben Regierungs-Zeit weyland Unsers lieben Herrn und Vaters, Kanser Ferdinanden, gottseeliger und hochlöblicher Gedächtnis, als nachmahls bey Uns selbst, nach Eintretung Unsers Kayserthums und Fürstlichen Regimentes unterthänigst und unaufhörlich gebeten, Ihnen gnädiglich zu vergönnen, daß sie sich des Exercitii Religionis, als in Verkündigung des göttlichen Wortes, Reichung der Sacramenten und Anstellung der Ceremonien, nach Ausweisung der Augspurgischen Confession, wie die Anno 1530 Unserm auch in Gott ruhenden lieben Herrn Vattern, Schwäher und Vettern, Kanser Carolo dem Fünften, hochlöblicher Gedächtnis, von etlichen Churfürsten, Fürsten und Städten des Reiches überreicht worden, gebrauchen möchten, und Wir darauf die Sachen mehrmahlen zu zeitlichem Raht gezogen, dass wir darauf ietzlich ermeldten beyden Ständen, aus vielen hochbeweglichen Ursachen, sonderlich aber, damit den beschwerlichen ißt hin und wider schwebenden Secten destomehr in Unsern Nieder-Osterreichischen Landen gewehret würde, gnädiglich bewilliget, vergönnet und zugelassen, daß sie sich auf und in allen ihren Schlössern, Häusern und Gütern (doch ausser Unserer Städt und Märckt) für sich selbst, ihr Gesinde und ihre Zugehörigen, auf dem Lande aber und bey ihren zugehörigen Kirchen zugleich auch für ihre Unterthanen, solcher Confession und uns überreichter, durch sie die Stände gefertigter Agenda fren gebrauchen mögen und derselben gemäß und nicht zuwider, sowohl die Lehr, als die Ceremonien anstellen und in das Werck ziehen mögen; Alles bis zu einer allgemeinen Christlichen Reformation und gottseeligen Vergleichung der Religion in Teutscher Nation.

Darauf sich gemeldte zween Stände gehorsamlich erboten, keine andere Lehre, Gottesdienst, noch Ceremonien, als die angeregte Augsburgische Confession und Agenda in ihrer der zween Stände Kirchen, weder einzuführen noch zu leyden! Auch sich eines andern Gebrauchs weder in der Lehre noch Ceremonien, dann wie solche Confession und Agenda ausweiset und mitbringet, anzumassen: sondern, daß gegen denen, so sich eines andern unterstehen würden, mit ernstlicher Strafe verfahren werden soll. Und dann auch die gedachten zween Land-Stände, noch jemands

der ihrigen, den Geistlichen und Weltlichen der Tatholischen Religion zugethan, in Geistlichen und Leiblichen gar nicht zuwider sein, oder von Unterscheid wegen des Glaubens was gegen ihnen fürnehmen oder thun. Sondern es mit ihnen, als ihren lieben Mitgliedern, treulich meynen, und sonderlich an ihren Kirchen-Übungen, keinen Troß, Gewalt, noch Frevel beweisen, noch an ihren zeitlichen Einkommen ichtes ausser Recht entziehen. Wie sie dann dergleichen von den andern in gleichem Fall auch allenthalben gewärtig sein mögen und sollen.

Und Wir sie, und jeden insonderheit, auch ihre Erben und Nachkommen, sammt ihren Pfarrherrn, Kirchen und Schulen, alle ihre Unthertanen und Zugehörigen, solcher Unser Bewilligung halber, mit rechtem Wissen und zeitigen guten Bedacht, aus Kayserlicher und Landes-Fürstlicher Macht, für Uns, alle Unser Erben und Nachkommen, hiemit assecuriren und versichern:

Also und dergestalt, daß sie sich derhalben weder bey Uns, Unsern Erben und Nachkommen, und Unsern und derselben Unserer Erben nachgesetzten Obrigkeiten, einiger Ungnade, Gefahr oder anderer Wiederwärtigkeiten zu besorgen haben, sondern derwegen vor männiglich geistliches und weltliches Standes versichert und vergewissert seyn und bleiben sollen. Alles bey Unsern Kayserlichen Worten, dawieder izt noch künftiglich weder aus Kayserlicher oder Landes-fürstlicher Macht, Dispensation, Induct oder Absolution, nicht zu thun, noch zu thun gestatten. So lange und viel, bis zu einer allgemeinen Christlichen Reformation und gottseeliger Vergleichung der heiligen Religion in Teutscher Nation.

Ohn Gefährde zu Urkund besiegelt mit Unsern anhängenden Kayserlichen Insiegel; Und gegeben auf unsern Königlichen Schloß Prag, den 14. Tag des Monats Januari, Anno 1571 Unserer Reiche des Römischen im Neundten, des Hungarischen im Achten und des Böheimischen im 3wen und 3wanzigsten.

Marimilian II.

vt. Joh. Bapt. Weber Dr. Ad mandatum Sac. Caes. Majestatis proprium W. Unverzagt.

Hierauf folgte die schriftliche Gegenversicherung der Stände (1571). Wir N., der zween Stände von Herren und Ritterschafft des Erz-Herzogthums Österreich unter der Enns, c. bekennen samt und sonderlich, für Uns, unsere Erben und Nachkommen.

Nachdem wir viele lange Jahre bei weyland dem Aller-Durchlauchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ferdinanden, Römischen Kayser, auch in Hungarn und Böhmen König, Ertz-Herzogen zu Österreich, hochlöblicher und seeliger Gedächtnis, und dann auch bey der itzigen Römischen Kayserlichen Majestät beyden unsern allergnädigsten Herrn und Erb-LandesFürsten, ganz unterthänig, unaufhörlich, flehentlich angehalten und gebeten, Uns gnädigst zu vergönnen und zu bewilligen, dass wir uns des Exercitii Religionis, als in Derkündigung des göttlichen Wortes, Reichung der Sacramenten und Anstellung der Ceremonien, nach Ausweisung der Augspurgischen Confession, wie die Anno 1530, weyland Kayser Carl den Fünften, auch Hochlöblicher und seeliger Gedächtnis, von etlichen Churfürsten, Fürsten und Städten des Reichs überreicht worden, gebrauchen mögen. Darauf die jetzige Röm. Kayserl. Majestät die Sachen mehrmahlen zu zeitigen Raht gezogen, und demnach Uns obgemeldeten zween Ständen, aus vielen hochwichtigen Ursachen, sonderlich aber, damit den schwerlichen jezt hin und wieder

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