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Wand'rer, laß dich fröhlich nieder,
Sei gegrüßt mit Herz und Hand!
Scheiden sollst du nimmer wieder
Don dem grünen Donaustrand!
Gold'ner funkelt hier die Sonne,
Heller glänzt des Himmels Blau,
Hier ist Leben, hier ist Wonne,
In den Bergen der Wachau!
Franz Keim.

Spit in der Wachau.

Das einsame, großartige Stromtal von Schönbühel bis Dürnstein, das zu beiden Seiten von hohen Felsenbergen eng umschlossen ist, auf deren Gipfel ernste Ruinen stehen, heißt die Wachau.*

3u deren Füßen bergen sich Menschenwohnungen in oft düsterer Abgeschiedenheit, scheu, als empfänden sie noch die Gewalt der 3wingherren, die einst dort oben hausten.

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Wer je den Rhein befuhr, wird eingestehen, daß die Landschaften der Wachau durch die Eigentümlichkeit der vorherrschenden poetischen Stimmung mit den schönsten des Rheins wetteifern, an welche sie in vielfacher Beziehung erinnern. Ist dort die Großartigkeit der Landschaft fast immer gleich durch den erfreulichen Anblick des unermüdlichen Kulturfleißes und des lebhaftesten Verkehrs gemildert, so erscheint hier die wilde Schönheit der Natur - man möchte sagen: noch in voller Jungfräulichkeit, und alle Versuche des Menschenfleißes scheinen an dem ehernen Trotze dieser Brunhild zu scheitern, die statt froher Menschengesichter nur schaurige, ernste Sagen zu Genossen haben will. - Schon unter Karl dem Großen wird die Wachau genannt, das Tal im Avarenland. Alles Stromgebiet von der Pielach, die gegenüber von Emmersdorf mündet, bis gegen Tule (Tulln), Zeiselmauer und Perschling schenkte jener Kaiser dem Passauer Bischof; nach dem großen Siege auf dem Lechfelde** wurde ein Burckhardt mit der Obhut der oberen „Wachove" betraut. Im XIV. Jahrhundert gab es eigene Ritter von Wachau. Der Hauptort Spitz erscheint schon urkundlich im Jahre 865. Das bayerische Benediktinerstift Nieder-Altaich

Die Wachau, auch Wagram genannt, führte schon unter Karl dem Großen diesen Namen, und zwar von den Wachrainen oder Wagrammen, deren ältester bei Nbbs, dann andere zwischen Mautern und Traismauer errichtet waren. In den ältesten Zeiten verstand man unter Wachau die Strecke vom Mißlinghofe, eine Viertelstunde unterhalb Spiß, wo sich der Mißlingbach in die Donau ergießt, bis zum Wadenstein, eine Viertelstunde oberhalb Dürnstein. Im Jahre 823, in einer Urkunde Kaiser Ludwigs I., wird die Herrschaft Wachova angeführt.

** Otto I. der Große, Sohn König Heinrich des Voglers, des Begründers des Teutschen Reiches, schlug die Ungarn auf dem Lechfelde bei Augsburg im Jahre 955. Die bayerische Østmark (aus der das Erherzogtum Österreich hervorgegangen ist) wird wieder hergestellt. Bald darauf erfolgte Ottos siegreicher 3ug gegen die Wenden, die er an der Rekeniß schlägt. Otto war ein würdiger Nachfolger seines Vaters, auf dessen Bahn er fortschritt. Er brachte die Großen zur Unterwerfung und begründete die Einheit des Reiches, besiegte die Feinde im Osten und Norden und ließ das Christentum verkünden. Den Raubzügen der Ungarn machte er für immer ein Ende. Von erhabenen Ideen getragen, erhöhte er noch den Glanz des Herrscherhauses durch die Erwerbung der römischen Kaiserkrone. Wenn sein Vater Heinrich den Herzögen der verschiedenen Stammlande eine gewisse Selbständigkeit gestattete und sich mit der Ehre begnügte, der Erste unter ihnen zu sein, so erkannte Otto seinen göttlichen Beruf darin, die geschiedenen deutschen Stämme zu einem einigen Reiche und Volke untrennbar zu verbinden und als freier König der Deutschen die höchste Richter- und Herrschergewalt in seiner starken Hand zu vereinigen.

(Altaha-inferior) besaß durch Karls des Großen Schenkung eine ansehnliche Strede Landes jenseits der Donau, welche von der Pielachmündung gegenüber bis Spit, landeinwärts aber bis an den Berg Jauerling reichte und in dessen Umfange schon Anno 830 der Ort Accusbach (Aggsbach) im Viertel ober dem Manhartsberge bestand.

Aus diesem Gebiete in der Wachau bildete sich die Herrschaft und Pfarre Spitz, die Propstei Spitz genannt, welche dem gedachten Stifte bis zu dessen Auflösung (1803) gehörte. Der Pfarrbezirk mit den pfarrlichen Zehenten erstreckte sich, wie bereits bemerkt wurde, sogar über die Donau hinüber und begriff noch Aggstein und die zum Markte Aggsbach am linken Ufer gehörige, nun längst ganz verschwundene Kirche Sankt Nikolaus.

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Kirchenplatz.

Spitz ist gleich merkwürdig durch sein hohes Alter als auch durch seine Betriebsamkeit. Der Markt rühmt sich, daß auf seinem Plate 1000 Eimer Wein wachsen, denn den Platz bildet eigentlich der in der Mitte des Marktes gelegene Burgberg. Wenig Orte im Lande können sich so vieler malerischaltertümlicher Häuser rühmen.

Die hochgelegene Kirche hat noch viele Reste alter baulicher Schönheit. Bemerkenswert sind die 12 Apostel an der Brüstung des Chores und die alten Grabdenkmale.

Schiff und Presbyterium liegen nicht in einer geraden Linie, sondern bilden einen stumpfen Winkel.

Dem heiligen Mauritius geweiht, besitzt dieses Gotteshaus von der Meisterhand des malers Johann Martin Schmidt, genannt der Kremser-Schmidt,

ein sehr schönes Altargemälde, die Marter dieses Heiligen darstellend. Das Jahr der Erbauung wird mit 1111 angegeben, doch dürfte dies nicht richtig sein. In der Erbauung des Marktes unterscheidet man sieben Abteilungen, welche in den beiden Gräben des Mißling- (Mosing) und Spitzerbaches und an den Abhängen äußerst uneben erbaut sind. Nördlich vom Markte an der Berglehne, wo der Weg nach Wolfenreith, schon im Waldviertel gelegen, führt, befinden sich Überreste einer Mauer und eine Torruine, das sogenannte „rote Tor", auch Schwedentor genannt; der Ort hatte einstens sieben solcher Pforten und sind Fragmente derselben heute noch wahrnehmbar.

Dielen Reiz verleiht dem Markte die malerische Ruine Hinterhaus, auf einem Ausläufer des Jauerling, dem sogenannten Hausberge, erbaut. Von Heinrich von Kuenring, „der Eiserne“ genannt, der schon mit 35 Jahren starb, erbte im Jahre 1287 sein älterer Bruder Leuthold I. von Kuenring-Tirnstein, oberster Schenk, die großen Besitzungen in Österreich und Steiermark, namentlich Weitenegg, Wolfstein, Aggstein und Hinterhaus zu Spitz. Er wird als ein sehr frommer Mann, als freigebiger Wohltäter der Armen und der Gotteshäuser wie auch als Stifter des Klosters der Clarisserinnen in Dürnstein gerühmt. Leider ließ er sich zur Teilnahme an einer Verschwörung

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gegen den neuen Landesherrn Her

30g Albrecht I. hinreißen.

Die feste Hand, womit der

Herzog die Zügel der Regierung führte und vorzüglich die zu großem Ansehen und Reichtum führende Gunst, welche seine aus Schwaben eingewanderten Räte genossen, erregten bei dem österreichischen Adel allgemeine Unzufriedenheit, die sogar in offene Empörung ausbrach.

Leuthold von Kuenring, durch die Menge seiner Güter, Lehensleute und Untertanen wohl der Reichste und Mächtigste unter den Landherren, galt für das Haupt des Bundes, auf die Unterstützung des römischen Königs Adolph von Nassau und Wenzels II. von Böhmen allzu voreilig vertrauend. Das Bündnis der Empörer war teils durch ihre un= schlüssige Untätigkeit, teils durch die freiwillige Unterwerfung der meisten bald getrennt, und die Häupter desselben zogen sich auf ihre festen Burgen zurück, wo sie Albrechts Heeresmacht bedrohte. Der alte Leuthold von Kuenring konnte sich noch nicht entschließen, der schriftlich gegebenen Zusage des Königs von Böhmen, der nicht mehr als fünfhundert Mann geschickt hatte, zu mißtrauen; daher eilte er, als Albrecht mit überlegenen Streitkräften gegen ihn heranzog, nach Prag, um schleunige Hilfe zu erwirken.

Pfarrkirche Sankt Mauritius.

Nachdem er tagelang umsonst geharrt hatte, den König zu sprechen, erhielt er durch einen Eilboten die bestürzende Nachricht, daß der Herzog schon eines seiner Schlösser erobert, ein anderes zur Übergabe gezwungen und den übrigen gleiches Schicksal bevorstehe.

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