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sammenberufen *), und wurde von diesen einmüthig zum Ober-Commandanten der Nationalgarde erwählt. **) Hiermit bin ich meiner Pflichten als wahrer Patriot (!) entledigt und zeige Ihnen meine Herren an, daß ich nichts mehr mit den militärischen Maßregeln zu thun habe." — „Nichts da, Sie müssen Ober-Commandant werden," ruft man dem tiefverlegten Fenneberg nach dieser pathetischen Rede entgegen,,,Messenhauser muß fort, wir müssen einen Ausfall machen." Indessen stürzte abermals ein Legionär ins Zimmer; den Stürmer auf dem Kopf, die Arme auf sein Gewehr gestüßt, stellt er sich erschöpft in die Mitte der aufgeregten Gruppe und ruft mit jugendlichem Feuer: „Wir sind verloren, wir sind verrathen! Messenhauser will nicht mehr kämpfen lassen, und wir haben noch Munition in Massen, und die Ungarn schlagen sich bereits bei Schwechat und unser Volk ist kampflustig. Ein Königreich für einen neuen Commandanten!" — „Mäßigen Sie sich, bester Freund, man wird ja alles in Ruhe berathen können, bemerkte Fröbel dem jungen Legionär, der aber in seinem ungeheueren Pathos fortfährt: Mäßigung? wie Mäßigung in solchen verhängnißvollen Augenblicken? Das Volk braucht einen Mann zu dem es Vertrauen hat, einen Mann, wie Herrn Fenneberg. O, wir müssen etwas thun, wir müssen Alles thun, für das Volk und für das Vaterland!" ‚Nun so geh zum Teufel, und schau einstweilen auf den Posten wo du hingehörst," ruft ihm endlich ungeduldig ein anderer Legionär zu. „Ia ich soll auf meinen Posten, aber kann ich den Alles thuen?! Das Volk, vergessen Sie auch das Volk nicht; bin ich denn das ganze Volk?!" Und mit diesen Worten stürzte der patriotische Jüngling wieder zur Thüre hinaus. (Grzb.)

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Bericht an Se. Durchlaucht den k. k. F. M. und Armee-Ober-Commandanten Fürsten Windischgräß zu Heßendorf. Rothneuftedel, am 30. Oct. 1848.

Am 25. d. M. hatte ich eine Brücke über den Donaukanal in dem Prater schlagen und am folgenden Tage leßteren durch die Brigade Grammont mit fünf Bataillons Gränzer und zwei Batterien beseßen lassen. Sie drang vor bis zum Cirkus de Bach. Hierdurch wurde der Besiß des Nordbahnhofes gesichert.

Am 28. wurde mir der Auftrag ertheilt, mit sieben Bataillons und drei Batterien unter F. M. L. Ritter von Hartlieb die St. Marger Linie zu neh men, durch die Landstraße wo möglich einzudringen und das Invalidenhaus, das Mauthgebäude ic. beseßen zu lassen. Diese Linie war stark mit Geschüß versehen und mußte genommen werden. F. M. E. Hartlieb stand mit dem Gros auf seinem linken Flügel, die Brigade Karger am rechten. Zur Direktion der Angriffskolonne entsandte ich den Chef meines Generalstabes, General Zeisberg, auf die Hauptstraße vor. Derselbe seßte sich sogleich mit dem Direktor

*) Wie vorne Seite 833. gezeigt, hat dieß Messenhauser nicht gethan. **) Nicht erwählt, sondern abzudanken verhindert.

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der Artillerie, Generalen Dietrich, ins Einvernehmen, und nachdem durch leßteren mittelst der kräftigsten Beschießung der Linie durch schweres Geschüß die feindliche Artillerie zum Schweigen gebracht ward, wurde der Angriff angeordnet und die Marxer Linie nach Anleitung des Generalen Zeisberg in wenigen Minuten mit Sturm genommen. Fünfzig freiwillige Jäger des 5. Bataillons unter dem Lieutenant Ziellach und zwölf Seressaner General 3eisberg, um ein Beispiel aufopfernden Muthes zu geben mitten unter ihnen, hatten mit gänzlicher Todesverachtung die ungeheuere Barrikade, welche diese Linie sperrte, erobert. Noch standen einige hundert Vertheidiger dahinter, als sie aber die Jäger und Seressaner diese langen kräftigen Gestalten wohl bewaffnet, in rothen Mänteln erblickten, ergriff sie panischer Schrecken und alles floh in wilder Flucht; selbst die wohlbeseßten Häuser wurden nach einigen Schüssen verLassen. Nun war die erste Linie von Wien erobert! Dieser Sieg hatte uns wegen seiner Raschheit nur einige Todte an Jägern, Gränzern und Pionieren gekostet, unter welchen sich auch der tapfere Oberlieutenant Gabriel befindet. Gleichzeitig war der umsichtige Oberstlieutenant Knesewič mit drei Compagnien des 3. Oguliner Bataillons durch hölzerne Thore und Umfassungen in die linke Flanke des Feindes eingedrungen und erleichterte dadurch wesentlich das Vorrücken auf der Landstraße und dem Rennwege. Mittlerweile hatte Herr F. M. L. Hartlieb den Wiener-Neustädter Kanal und die Linie passirt und drang unaufhaltsam auf der Landstraße vor, wo er alle Barrikaden bis zum Invalidenpalais theils erstürmen, theils umgehen ließ. Die Brigade Karger drang auf dem Rennwege vor. General Zeisberg schritt am Kanal fort, ließ durch Pioniere und Zimmerleute die Planken und Umfassungen durchbrechen, wodurch es ihm möglich wurde, die Gärten und Häuser am Kanale zu passiren und die feindlichen Abtheilungen, welche Barrikaden vertheidigten, mit Jägern und Sereffanern im Rücken anzugreifen, welches den Generalen Kriegern u. Karger das Vordringen auf dem Rennwege erleichterte. Das glänzende Resultat dieses Tages war, daß der F. M. L. Hartlieb noch vor dem Abende das Invali denpalais, das Mauthgebäude voll mit sehr werthvollen Gegenständen, das Thierspital, das Belvedere und das Schwarzenberg'sche Palais besegen konnte. Auch wurde hiedurch die Vorrückung in der Leopoldstadt erleichtert, woselbst Oberst Grammont mit fünf Gränz - Bataillons noch an demselben Abende mehrere Barrikaden nahm, in der Jägerzeile bis an die Schlagbrücke vorirang. Sobald ich die abverlangten Eingaben erhalte, werde ich mich beeilen, Euer Durchlaucht die erforderlichen Detailsberichte zu unterbreiten.

Jellačič, m. p., F. M. L." Am 30. kam eine angesehene Deputation von Prag nach Olmüß und überreichte drei Adressen dem Kaiser zu Gunsten der Stadt Wien. Die Deputation

bestand aus: I. 11. D. Wanka, Bürgermeister; J. U. D. E. Eiselt, Ferles, J. Jaroš, J. U. D. Rozkošný, V. Rott, K. Suchy, Deputirten des Stadtverordneten - Collegiums; Bernt, J. 11. D. Kliebert, Popler, Teiß, Uhljř, Deputirten des Verwaltungs-Rathes der Nationalgarde; L. Aull, J. Jaroš, Palliardi, Kuß, W. Våter, Deputirten der akademischen Legion; J. U. D. Chrudimsky, J. 11. D. Gauc, J. 1. D. Fr. Hawljček, W. Seidl, J. U. D. Swestla, Wysek, Deputirten der Slowanká lipa; Christl, Güttling, J. 1. D. Fr. Klier, Seutter, Zintl, Deputirten des deutschen Vereines.

Die bezüglichen Adressen sind schöne Beweise, daß Prag die einzige Stadt der Monarchie ist, die das Schicksal von Wien mit Kummer erfüllte, und eine angesehene Deputation bittend vor der Thron des Kaisers abzusenden, für gut fand.

31. October.

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Die Nacht verging sehr unruhig; solche war eine der qualvollsten des Octobers, die persönliche Freiheit war gefährdet, von Redefreiheit keine Spur. Das Proletariat übte eine drohende Herrschaft aus, das übergegangene Militär reizte aus erklärlichen Gründen zum Wiederstande auf, eben so die gemeinen Dirnen. Privateigenthum wurde nicht bedroht, es wurden Privathäuser — als anzuhoffendes zukünftiges Eigenthum respektirt. Man glaubte, im Falle eines in Aussicht stehenden Sieges, die Neichthümer der Bewohner zu theilen. Mancher Gauch von einem Hausmeister, der früher nichts weniger als für das Eigenthum seines Herrn besorgt war, hüthete das Haus mit einer exemplarischen Sorgfalt, denn er wollte sein zukünftiges Eigenthum gut erhalten wissen. Der Gemeinderath verlebte die sorgenvollsten Stunden, die Geflohenen hatten keine Ahnung von den Sorgen, Mühseligkeiten und Gefahren der in Wien Zurückgebliebenen. Es find Fälle vorgekommen, daß man gutgesinnte Männer am Rücken mit Kreidestrichen bezeichnete; solche waren als Opfer der Volksrache bestimmt.

„Nachricht. Die nachstehende Proklamation ist dem Nationalgarde-OberCommando von Seiten des Herrn Feldmarschalls Fürsten zu Windischgräß durch einen Parlamentär in mehreren Exemplaren zugesendet worden. Wien, am 31. October 1848.

Messenhauser, m. p., provisorischer Ober-Commandant."

„Kundmachung. Ein Corps der ungarischen Insurgenten hat es gewagt, österreichischen Boden zu betreten und heute Früh bis gegen Schwechat vorzurücken. Ich habe solches mit einem Theile meiner Truppen, vereint mit jenen des Banus, angegriffen und zurückgeworfen, wobei sie beträchtliche Verluste erlitten. Einige Abtheilungen find in Verfolgung derselben begriffen. Dieses zur beruhigenden

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Kenntniß für alle Gutgesinnten, die vielleicht aus dem Erscheinen dieser Corps Besorgnisse schöpfen könnten, aber eben so auch zur Warnung für jene lebelgefinnten, die hierin allenfalls neue Hoffnung für ihre Plane zu finden glaubten, und in der That sich nicht scheuten, die bereits eingegangene Unterwerfung auf das Schmählichste hinterlistig zu brechen. Heßendorf, den 30. October 1848.

Fürst zu Windischgräg, m. p., k. k. Feldmarschall." Nachstehender Bericht des Feldherrn Ban an den Oberbefehlshaber Windischgräß gibt näheren Aufschluß über das Treffen bei Schwechat:

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,,Hauptquartier Rothneusiedel, 1. November 1848. Da sich die Ereignisse in diesen Tagen so schnell folgen, so bin ich nicht im Stande Ew. Durchlaucht Detailberichte zu erstatten, und kann nur in Kürze über die Vorgänge der legten vier Tage relationiren. Am 28. v. M. mußten sich meine Vortruppen jenseits Schwadorf und Fischament gegen weit überlegene feindliche Streitkräfte zurückziehen. Am 29. war es deutlich, die Ungarn rückten mit ihrer ganzen Macht vor, um den Rebellen in Wien Hülfe zu bringen und uns am Einschließen der Stadt zu hindern. Am 29. Abends hatten sich meine Vortruppen, den gegebenen Befehlen gemäß, fechtend und in geschlossener Ordnung bis zu meinem Gros in der Stellung hinter der Schwechat zurückgezogen. Am 30. erfolgten die von Ew. Durchlaucht angeordneten Offensivbewegungen der Cavallerie unter dem General Fürsten Liechtenstein vom rechten Flügel aus. Mittlerweile griff der Feind Schwechat Rannersdorf, Mannswörth und Kaiser-Ebersdorf - Mannswörth wurde vom Feinde in Brand gesteckt — mit Nachdruck an. Ich ließ meine Infanterie, um fle dem starken Geschüßfeuer zu entziehen, auf das linke Ufer der Schwechat übergehen. Als aber bis Nachmittags 2 Uhr wegen eingetretener Hindernisse die Umgehung des feindlichen linken Flügels durch unsere Cavallerie nicht erfolgt war, so ergriff der Chef meines Generalstabes, General Zeisberg, bei Schwe chat die Offensive, und rückte mit dem Regimente Wallmoden-Kürassier und zwei Bataillons von Khevenhüller Infanterie, einer zwölfpfündigen und einer sechspfündigen Batterie vor. Diese Batterien placirte er so vortheilhaft auf einer Höhe rechts von Schwechat, daß er nach einer sehr lebhaften Beschießung von kaum zehn Minuten das Geschüß des feindlichen Centrums zum Schweigen und zum Rückzuge brachte. Hierauf rückte er mit den benannten Truppen rasch vor. Die Batterien hatten einige Pferde und Leute verloren, ingleichen das Kürassier-Regiment, dessen feste und ruhige Haltung während des heftigen feindlichen Geschüßfeuers der General vorzüglich belobt. Auch General Kempen rückte nun rasch mit dem linken Flügel vor, und ich befahl dem Fürsten Liechtenstein eine gleichzeitige Vorrückung mit der ganzen Cavallerie. Da der Feind alle Terrainvortheile, nähmlich die Anhöhen, auf welchen sein zahlreiches Geschüß sehr vortheilhaft placirt war, für sich hatte, wir aber aus dem Schwechatthale emporstei

gen mußten, so rettete dieß und das Eintreten der Nacht den Feind vor einer gänzlichen Niederlage. Er wurde von uns biz eine Stunde von Schwadorf verfolgt. Die Nacht benüßte der Feind zu einer eiligen Flucht. Gestern den 31. war Früh ein sehr starker Nebel, ich hatte die Armee concentrirt und in Schlachtordnung, allein als das Weichen des Nebels gegen 10 Uhr die Uebersicht gestattete, sahen wir keine feindliche Armee mehr; ihre leichte Reiterei hatte eine schwachhe Postenkette bezogen, welche sich in größter Eile zurückzog. Der Feind hatte seine frühere Stellung bei Parendorf hinter der Leitha wieder eingenommen. Einige Geschüße wurden am 30. dem Feinde demolirt, sein Verlust an Todten mag einige hundert Mann betragen. Gefangen wurden vier Offiziere und fünfzig Mann eingebracht. Unser Verlust kann in 40-50 Mann bestehen. Verwundet wurden 15 Offiziere, worunter der tapfere Rittmeister Voß von Carl Auersperg Kürassieren, dem eine Kanonenkugel den Fuß zerschmetterte. Major Rodin von Hardegg Kürassieren verlor ein Pferd unter dem Leibe. Der Gemeine John dieses Regimentes starb einen schönen Heldentod; eine Kanonkugel ging durch den Kopf seines Pferdes und mitten durch Küraß und Brust des Mannes. General Zeiss berg lobt das feste und umsichtige Betragen der beiden Batterie-Commandanten Oberlieutenant Hartlieb und Unterlieutenant Reichhardt, durch deren kräftiges Feuer auch der schöne Markt Schwechat gerettet wurde. Der Feind hatte angefangen, selben mit Granaten zu bewerfen und ein Haus und eine Scheune standen bereits in hellen Flammen; ferner rühmt der General die gute Führung des Generals Baltheser und des Obersten Fejervari von WallmodenKürassieren, des Majors Müller von Khevenhüller-Infanterie; auch OberstLieutenant Herdy des Generalstabes hat viel Einsicht und Tapferkeit bewiesen. Die Posten Elend, Arbesthal, Stirneusiedel, Wilfleinsdorf, Trautmannsdorf und Somerein sind stark von meinen Vortruppen beseßt, die Vedettenkette ist fast bis an die Leitha vorgeschoben, das Gros der Armee steht hinter der Fischa, in der vortheilhaften Stellung bei Schwadorf, mit dem linken Flügel an die Donau bei Fischament gestüßt. Jellačič, m. p., F. M. L."

,,Aus dem ungarischen Lager wurde berichtet: „Das Glück war uns vor Wien nicht so günstig, wie es die Tapferkeit unserer Armee verdient hätte, oder vielmehr nicht das Glück war uns nicht günstig, sondern wir wurden in unseren gerechtesten Erwartungen getäuscht, denn die hartbedrängte Stadt Wien, zu deren Entsag unsere tapfere Armee herbeieilte, hat dem Kampfe, den wir fast unter Wiens Mauern um Wiens Freiheit (?) mehr als acht Stunden lang gefochten, unthätig zugeschaut, und nicht nur mit keinem Ausfall uns unterstüßt, sondern nicht einmal einen Schuß von den Wällen gethan, um den Feind einigermaßen zu beschäftigen. Unsere schnell improvifirte, größtentheils ungeübte Armee kann stolz (1) auf diesen Tag des Kampfes seyn. Ueberall, wo sie mit dem Feinde zusam

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