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Wiener Neustadt, hauptsächlich zum Schuße der in der dortigen Nähe befindlichen Raketenanstalt und Pulverdepots, entsendet werde, und übertrug dem G. M. Fürsten Franz Liechtenstein den Befehl über die Kavallerie des 1. und theilweise des 3. Corps, bestehend aus:

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drei Kavallerie- und eine Raketen-Batterie, welche bereits nächst dem Schußengelkreuz oberhalb Unter-Laa versammelt waren, mit dem Auftrage, am andern Tage zeitlich abzukochen, sodann die Schwechat bei Ober - Lanzendorf zu überschreiten, und nach Umständen die Ungarn in ihrer linken Flanke oder im Rücken anzugreifen.

Nach einem Berichte waren am 29. bei der Belagerung von Wien: 58 Bataillone Infanterie, 64 Eskadronen Kavallerie, 264 Geschüße und 14 BrückenEquipagen, zusammen an 115,000 Mann Militär beisammen.

Als in der Leopoldstadt an einigen Orten von den Kroaten geplündert wurde, fanden sich gleich Juden ein, die ihnen die gestohlenen Sachen abkauften; allein diesen wurde das Gekaufte gleich wieder von andern Kroaten weggenommen, und so hatten sie weder Waare noch Geld.

In der Leopoldstadt war nachstehendes Plakat angeschlagen :

„Kundmachung. Von Seite des Truppen-Divisions-Commando des Herrn Feldmarschall-Lieutenants von Ramberg ist an die Grundgerichte Leopoldstadt und Jägerzeile folgender hoher Auftrag gekommen, als:

„„Nachdem die unter mir stehenden Truppen heute und gestern alle Theile der Leopoldstadt besezt haben, so mache ich sämmtlichen Bezirks-Obrigkeiten der Leopoldstadt anmit bekannt, daß dieselben nach dem Wortlaute der erlassenen Proklamationen Sr. Durchlaucht des Feldmarschalls Fürsten zu Windischgräß, in Folge des eingetretenen Belagerungszustandes der Stadt Wien und ihrer Vorstädte, mir, als der obersten Militärbehörde der Leopoldstadt in Allem und Jedem untergeordnet und verantwortlich sind. Demnach hat alsogleich die Entwaffnung sämmtlicher Einwohner der Leopoldstadt von den Bezirksobrigkeiten eingeleitet zu werden und es ist durch den Druck sogleich zu veröffentlichen:

1. Daß alle Schuß-, Stich- und Hiebwaffen jeder Art, so wie auch Munition, gleichviel, ob sie Privateigenthum oder nicht Privateigenthum find, also

gleich von Jedermann: Nationalgarde oder Nicht-Nationalgarde, bei den Bezirksobrigkeiten deponirt werden müssen. — Eigene Waffen, so wie jene der Nationalgarde, find mit angehefteten, vom Eigenthümer mit der eigenen Namensunterschrift bezeichneten und dessen Siegel versehenen Zetteln abzuliefern.

2. Alle nicht in diese zwei Kategorien gehörigen ärarischen Waffen find von der Bezirksobrigkeit, als aus dem Zeughause entwendet, mit Specification sogleich ins Neugebäude bei Schwechat abzuliefern.

3. Die Lokale der Waffendepots find anzuzeigen, um durch Pikets bewacht zu werden.

4. Derjenige, welcher Waffen und Muniton versteckt hält, verfällt dem Standrechte. Es werden deßhalb militärische Visitirungen Statt finden.

5. Für heute hat jeder Bezirk für die in seinem Bereiche dislocirten Truppen die Verpflegung zu liefern. Das Fleisch wird von der Mannschaft baar be zahlt werden. Die Bezirksobrigkeiten wollen sich ins Einvernehmen seßen, um die geseßliche Ordnung herzustellen und aufrecht zu erhalten.

Ramberg, m. p., F. M. L."" Wovon Jedermann zur genauesten Darnachachtung und Befolgung hiermit

in Kenntniß gesezt wird. Wien, am 29. October 1848.

Bom Grundgerichte Leopoldstadt.

Klang, Richter."

Der Plaß-Oberlieutenant Dunder erfuhr, daß in der Praterstraße alle Häuser, auch jenes, worin derselbe wohnt, geplündert worden seyen, und daß kein Mann, wohl aber Frauenzimmer in die Leopoldstadt gelassen werden. Derselbe sendete die Frau des Communalgarden, Baron Riedesel, in seine Wohnung. Nach drei Stunden kam die muthige Frau in die Stadt zurück und bestätigte das Gerücht als eine traurige Thatsache.

Im Bezirke Josefstadt, war so zu sagen die frühere Ordnung und Ruhe hergestellt, daß gegen Mittag die Linienwälle beinahe ganz verlassen waren, die Bewaffneten in den Straßen verschwanden, und die Waffen in Massen abgelegt wurden. Mittags brachte man ganze Wagen mit Gewehren aus dem Krankenhause in das Transport-Sammelhaus, welche aber zur Sicherheit des Hauses von den Plazoffizieren Ruf und Edtbauer nicht angenommen werden konnten, sondern auf das Grundgericht verwiesen werden mußten.

Gegen Abend aber kamen Emissäre aus der Stadt, die sich gewöhnlich in dem Bezirke herumtrieben, allarmirten aufs Neue die entzündbaren Stoffe der Nationalgarde desselben, und es erwachte der Geist des Widerstandes, und des andern Tages tobte die Gewaltherrschaft ärger wie früher, da der gemäßigte Theil der Garde die Waffen nicht mehr ergriff, dieselben daher nur in den Händen der Mobilen und der unbezähmbarsten Schreier befindlich waren.

„Alle jene Arbeiter, welche bewaffneten Corps oder der Mobilgarde eingereiht wurden und bestimmte Bezüge bisher von der Commune empfangen haben, ebenso die unbemittelten Nationalgarden, welche ebenfalls von der Commune unterstüßt wurden, erhalten nach Ablieferung der Waffen an die hiezu näher zu bestimmende Commission, von dem Tage, als dieß erfolgt ist, insolange die bisher bezogene Unterstüßung, bis die gegenwärtig gestörten Gewerbsverhältnisse wieder geordnet und ihnen der selbstständige Erwerb wieder möglich geworden seyn wird. Wien, am 29. October 1848. Bom Gemeinderathe der Stadt Wien."

Vorstehende Proklamation ist auch mit dem Datum vom 30., jedoch mit dem Zusage veröffentlicht worden: „Diese Zusicherung wird vom Gemeinderathe wiederholt ertheilt, und unbedingt zugehalten werden."

Am Stephansthurme. Am 29. befand sich Messenhauser mit dem größten Theile seines Generalstabes oft auf der Warte am Stephansthurme; sehnsüchtig blickten Aller Augen in der Richtung gegen Schwechat; da ertönte der Ruf vom großen Tubus: „Wir sehen das Lager der lingarn hart bei Schwechat!“ -Einer nach dem andern richtete die Instrumente dahin, und troß des Nebels wollte Jeder die Ungarn erkennen. Umsonst erklärte der Leiter: „Es seyen nicht die Ungarn, sondern die österreichischen Truppen, die jenen gegenüberstehen, er fönne nichts anderes telegraphiren lassen." Schon stürmte Alles auf ihn ein, er müsse berichten: die Ungarn seyen da, er müsse Sturm läuten lassen. Schon durchläuft das falsche Gerücht die ganze Stadt, und seßte Alles in Bewegung ;. da erschien der Hauptmann Endhofer vom Generalstabe, der Chef des Generalstabes Haug kam etwas später nach; der Himmel klärte sich etwas auf, und nun stimmten diese beiden ebenfalls der Angabe bei, daß die bei Schwechat Lagernden Truppen zur kaiserlichen Armee gehören.

Auf die von Messenhauser vor seinem Weggehen vom Thurme gemachte Aeußerung: „Alles seh aus, jeder könne hingehen, wohin er wolle, da morgen Früh die Uebergabe der Stadt erfolgt, und jede weitere Observation nußlos sey,“ löste fich das ganze Observations Corps auf. Die Instrumente wurden fortgetragen, und Abends war der Thurm wie verödet.

Wie erwähnt, rückte das Militär den 29. Früh bei der Nußdorfer und kleinen Linie in die dortigen Vorstädte ein. Bei Gelegenheit dieses ohne Widerstand erfolgten Einrückens muß eine Erwähnung der dortigen Arbeiter geschehen. Die bei dem Donaukanale beschäftigten Wasserarbeiter, namentlich in der Rossau, Lichtenthal, Thury, Himmelpfortgrund und Althan, dann Weißgärbern und Erdberg haben viel Takt, Biedersinn und gute Haltung bewiesen. Bezüglich derjenigen aus dem Bezirke Lichtenthal liefern folgende Fakta den kräftigsten Beweis. Schon in den Märztagen hatten sich dieselben als sogenannte Feuerwache

gebrauchen lassen; man hieß sie, weil sie dicke Stöcke trugen, Staberlgarde, und fie leisteten für Ordnung und Ruhe die trefflichsten Dienste. Der Bezirks-Chef und fürstlich Liechtenstein'sche Justiz-Amtmann Winter, dann der HauptRechnungsführer Hausotter hatten unter diesen Leuten einen so trefflichen Geist zu erregen und zu erhalten gewußt, daß man über deren Haltung erstaunt war, besonders da sie sich bei keiner, wo immer vorgekommenen Bewegung betheiligten, und am heimischen Herde blieben. Eines Tages erschienen vom Brünnelfelde bei 400 Arbeiter im Lichtenthaler Bräuhause mit der bescheidenen Bitte um Bier, welches schon Einer bezahlen wolle. Bier wurde in offenen Zubern herabgeschleppt -man tranf etwa dreißig Eimer und ging. Die Bezahlung erfolgte nicht. Schon auf den Ruf: im Lichtenthaler Bräuhause geschehe eine Sturmpetition, hatten sich bei 100 Mann der treu erprobten Staberlgarde in ruhiger Haltung versammelt, um Excesse, würden sie begangen, abzuwehren. Des andern Tages kamen wieder 200 Mann, vorgebend, daß sie von einer andern Arbeiterpartie seyen, die auch Bier begehre. Es kam Bier, es kam die Lichtenthaler-Staberlgarde; die Einen tranken, die Andern sahen dem Treiben stumm zu, und Alles lief ruhig ab. Tags darauf ließen sich wieder dreißig Mann von der großen Werkstätte am Brünnelfelde beikommen, zu den beim Wasser be schäftigten Arbeitern zu gehen, und diesen die vertrauliche Mittheilung zu machen," daß man wieder eine Bierpetition in Masse beabsichtige, daß man diese aber im guten Einvernehmen, und mit Hülfe der dortigen Arbeiter auszuführen wünsche. Die braven Wasserarbeiter gaben sich den Schein, in diesen Vorschlag einzugehen, versammelten schnell eine Zahl von dreißig bis vierzig nächst beschäftigter Strobler und Holzscheiber, und peitschten die Bierstürmer durch alle Vorstädte bis auf das Brünnelfeld hinaus, und bläuten sie im Angesichte von Tausenden dermaßen durch, daß ihnen für die Zukunft um so mehr alle Luft Sturmpetitionen zu machen verging, als sie ihnen vor allen Andern die ernste Drohung zurückließen, daß eine gleiche Behandlung allen jenen werde zu Theil werden, welche sich mit solch' communistischen Tendenzen wieder im Lichtenthal sehen las sen würden. In den Tagen des Bombardements waren sie meist im Bräuhause und den Bürgerhäusern vertheilt, wo sie mit seltener Hingebung und Aufopferung oft mitten im Kugelregen die zahlreich ausgebrochenen Feuersbrünste nicht selten im Augenblicke des Aufloderns schon löschten. Brave Arbeiter!

Dringender Aufruf. Es haben allsogleich von allen Compagnien der Nationalgarde, der akademischen Legion, und der Mobilen Vertrauensmänner bis längstens 4 Uhr Nachmittags im Bureau des Ober-Commando's mit unumschränkter Vollmacht sich einzufinden. Das Votum eines Jeden muß einfach Ja oder Nein seyn; nämlich: Der Kampf mit allen seinen unabsehbar schrecklichen Folgen wird sortgesetzt, oder er wird durch die übliche Convention einer kapituli

renden Besaßung, unbeschadet der feierlichen Verwahrung unserer heiligen, unveräußerlichen Rechte aufgegeben. Diejenige Compagnie, welche keinen Vertrauensmann schickt, von derselben wird angenommen, daß sie mit einer Uebergabe der Stadt unter den obwaltenden Verhältnissen einverstanden sey. Dieses Plakat ist von jedem gutgesinnten Bürger, und jedem aufrichtigen Freunde unserer Errungenschaften auf das Schnellste zu verbreiten. Der Feldmarschall hat eine vorläufige Waffenruhe bis 12 Uhr Mitternachts bewilligt, falls von unserer Seite kein Angriff erfolgt. Wien, am 29. October 1848.

Messenhauser, m. p., prov. Ober-Command." Die Parteien wurden mehr sichtbar, und die sogenannte „Schwarzgelbe“ trug wieder ihr Haupt höher. Die Vorstadt Landstraße wurde vom Volke des Verrathes beschuldigt, und der Umstand hervorgehoben, daß dieser Bezirk keine Verstärkung durch Mobilen wollte, und doch zuerst die weiße Fahne ausgesteckt hatte. Unter den obwaltenden Umständen war dies jedenfalls das Vernünftigste.

Das Studenten-Comitee berieth in einer geheimen Sißung, was unter den jezigen Umständen zu thun sey. Die Meinungen waren getheilt, wodurch eine heftige Debatte entstand. Robert Blum und Julius Fröbel standen mit C. Grüner am Gange, und hörten die lebhafte Sigung, als Blum zu Grüner sagte: „Gehen Sie doch hinein, und sagen Sie den Leuten, sie mögen nicht den Kampf wieder beginnen und sich fügen." Sierauf ersuchte ihn Grüner, er möge selbst hineingehen und sprechen. Anfangs weigerte er sich, gab aber den Bitten doch nach, und ging mit Fröbel hinein. Beide wurden stürmisch empfangen, und sogleich um ihre Ansicht und Meinung gefragt. Blum sprach angeblich ungefähr Folgendes, für welches, sagt Grüner, viele Zeugen vorhanden seyn sollen. „Meine Herren! Als ich von Ihrer glorreichen Erhebung hörte, eilte ich zu Ihnen, um die Sympathien von Deutschlands Demokraten zu überbringen; aber mit so viel Erwartungen, Hoffnungen und Bewunderung ich hieher kam, so wurde ich doch sehr enttäuscht, als ich in der Mitte Ihrer Bewegungen selbst als Beobachter stand. Ich habe bemerkt, daß Sie ohne Plan, ohne Ziel, ja ohne Berechnung auf einen wahrscheinlichen Sieg Ihre Kräfte, Ihr Leben einer Bewegung weihen, deren Tragweite Sie selbst nicht kennen; wo Sie auf Kräfte rechnen, die Sie nicht besigen, und die durch 15 kr. hervorgerufene Kampflust als wahre Begeisterung des Volkes sehen. Meine Herren, ich kenne die Tapferkeit und staunenswerthe Hingebung der akademischen Legion, eines großen Theils der Vorstadtgarden und Proletarier an, aber Sie dürfen nicht vergessen, daß viele Hunderte um 15 oder 30 kr. täglich die Waffen ergriffen, und beim Ausschlage da von gelaufen waren. Ich habe Beweise davon, Sie haben einen innern Feind, und gegen den äußern sind Sie nicht geschüßt. - Sind das Vertheidigungs-Anstalten, wie wir sie hatten? Ist für Munition gesorgt worden? Nein! Meine

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