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tvrt, Baron Wagdorf, Braun, Angerer und Kuhn berufen worden. Ueber Anfrage Rödel's, es läge die Wahrscheinlichkeit vor, daß der mit der Zuschrift des Gemeinderaths an den Fürsten Windischgräß abgesendete Parlamentär an denselben nicht gelangt sey, würde beschlossen, eine Anfrage an das Ober-Commando zu erlassen, und bei ungenügender Antwort Herrn VicePräsidenten Stifft zu ermächtigen, eine wiederholte Absendung zu veranlassen.

Martyrt stellte den Antrag, der Gemeinderath möge eine Zuschrift an das Studenten-Comitee zu dem Ende erlassen, daß von diesem dem beunruhigenden Gerüchte, als sehen ungeheure Pulvervorräthe in der Aula aufgehäuft, und daß im äußersten Falle sogar eine Sprengung der Aula beabsichtiget sey, auf eine, dem verehrlichen Comitee geeignet erscheinende Weise begegnet werde, worüber nach Bernbrunn's Antrag, daß solches durch eine Deputation geschehen möge, lezterer Antrag angenommen, und Bernbrunn und Wessely zu dieser Commission berufen wurden.

Martyrt beantragte, der Gemeinderath möge die Zuschrift des Fürsten Windischgräs, vom 22. October 1848, veröffentlichen, modificirte jedoch über Würth's Bemerkung, daß in diesem Falle auch die Plakate desselben veröffentlicht werden müßten, seinen Antrag dahin, daß die fragliche Zuschrift in dem Protokolle niedergelegt werde, Skacell wollte hingegen, daß, nachdem bisher alle Verhandlungen mit allen Behörden der Bevölkerung Wiens kund gemacht worden sind, auch folgerecht der Erlaß des Herrn Feldmarschalls Fürsten Windischgräß, sammt dem Plakate, veröffentlicht werde. Martyrt's Antrag wurde angenommen, und die Zuschrift im Protokoll eingezeichnet.

Die Bitte des Commandanten der Sicherheitswache, Hauptmanns Balen-tin, der Gemeinderath wolle eine schleunige lintersuchung der gegen ihn und das Offizier-Corps vorgebrachten Anschuldigungen veranlassen, wurde der dieserwegen bereits niedergeseßten Commission zugewiesen.

Die Permanenz des Gemeinderathes berichtete, daß sie dem Ober-Commandanten neuerlich 50,000 fl. C. M. angewiesen habe, worauf Martyrt den Antrag stellte, daß künftig von der Gemeinderaths-Permanenz keine Auszahlungen an permanente und mobile Garden geleistet werden sollen, Brodhuber das Amendement stellte: dem Ober-Commando auch die hierorts in Verwendung stehenden Liquidirungs - Beamten zuzuweisen, und Dr. Kubenik den Zusaß machte: über Martyrts Antrag im Einverständnisse mit dem Ober- Commando fürzugehen. Welcher Antrag mit beiden Amendements angenommen wurde.

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Gräff stellte im Gemeinderathe den Antrag auf Rechnungslegung von Seite des Ober-Commando, Wessely wollte blos Anfrage und Betreibung, Bernbrunn keine Anfrage, worauf über Antrag Martyrt's zur Tagesordnung übergegangen wurde.

Braun relationirte im Gemeinderathe über den Gewehrverkauf von D. Bastler, mit dem Bemerken, daß er nur 200 und nicht 400 befige, und auch diese nicht zweckmäßig wären, beantragte daher, die im k. k. Zeughause befindlichen, in 24 Stunden leicht zu reparirenden 200 Stück Gewehre in Angriff nehmen zu lassen, und dieses dem Ober-Commando bekannt zu geben, welcher Antrag ohne Debatte angenommen wurde.

Die Vorposten an den Linien hatten den gemessensten Befehl, auf die gegenüber stehenden Vorposten nicht zu feuern. Dieß war ein gar strenger Befehl für die Wiener Wehrmänner, und sie suchten alle möglichen Mittel hervor, um den Militär-Vorposten zu verleiten, daß er den ersten Schuß machte, weil sie dann im Rechte zu stehen wähnten, den zweiten abzufeuern, was immer Hoffnung auf ein kleines gegenseitiges Scharmüßel gab. Die gewöhnlichste Finte, die fie dabei gebrauchten, bestand darin, daß sie dem gegenüber stehenden Posten immer näher rückten, um ihm die Lust beizubringen, nach einem so nahen Ziele die Tragweite der Muskete, und sein gutes Auge zu prüfen. Auf diese Art attaquirte ein Vorposten von Seite der Stadt den kaiserlichen so lange, bis er ihm so nahe kam, daß er denselben ansprechen konnte, und den sich darbietenden Moment benügend, rief er ihm zu, was er hier mache. Der Soldat erwiederte, daß er als Vorposten hier wachstehe. Darauf erwiederte der Wehrmann: Das thue ich auch, und langweilig genug ist dieses Vorpostenwachstehen, gehen wir daher zusammen. Er trat zu ihm, und beide schritten so lange in Gesellschaft auf und ab, bis fie der Posten-Commandant auseinander rief. Jeßt gab der Wehrmann dem Soldaten einen gutmüthigen Handschlag auf die Schultern, und sagte ihm: „Wir treffen uns wieder," und entfernte sich ganz ruhig in die zu beobachtende Entfernung einer Schußweite. Ein zweiter Vorposten versuchte ein gleiches Manöver, und rückte ebenfalls dem gegenüberstehenden immer näher an den Leib; endlich wurde ihm das Herumschleichen zu lange, er nahm sein Gewehr,beim Fuß“ und rief dem Soldaten zu:,,Schieß zu, Kamerad!" Der Soldat wollte ihm den Freundschaftsdienst nicht vorenthalten, legte an und traf den Wehrmann nicht. Jest machte der Soldat,,beim Fuß," und blieb in salutirender Stellung stehen. Der Wehrmann schoß nach ihm, und traf ihn auch nicht. Nach die sem Gewehrduell gingen beide wieder zurück, ohne sich weiter überflüssig zu incommodiren.

Aus dem Studenten-Comitee. „Es wird berichtet, daß ein Wirthshaus in Nußdorf heute Nacht ganz demolirt wurde, weil man entdeckt hat, daß der Wirth mit dem Lager im Einverständniß und in Correspondenz stand. Drei Männer erschienen, und bringen der Legion einen Gruß von fünfzig Münchnern, die gestern zum Beistande für Wien gekommen sind. Werden mit Jubel empfangen. Der Frankfurter Deputirte Robert Blum erbietet sich, dem Comitee in

der Leitung der Vertheidigungsmaßregeln zur Disposition zu stehen. Es wird eine eigene Vertheidigungs-Commission niedergeseßt, nach Wunsch des OberCommandanten, -der Robert Blum beigegeben wird. Ein Steyermärker meldet, daß er aus ziemlich sicherer Quelle erfahren habe, daß in Kroatien der Landsturm organisirt, und die steyerische Gränze bereits von demselben überschritten werde. Das Comitee beschließt, eine Inspicirung der verschiedenen Linien vornehmen zu lassen, um die Stärke der Bewachung daselbst kennen zu lernen. Es werden zu diesem Zwecke Comitee-Mitglieder beauftragt, an den Linien diese Inspicirung vorzunehmen. Die rückkehrenden Inspicienten berichten, daß die Taborlinie sehr schwach, die Hernalserlinie zwar von zwei Kanonen, aber fast von keiner Mannschaft beseßt sey. An der Mazleinsdorfer-, Belvedere- und Favoritenlinie hielt die tapfere Wiedner Garde immer zu drei Compagnien bei jeder Linie Wache. Von den übrigen Linien ist noch kein Bericht zurück. Diese Meldungen werden sogleich dem Ober-Commando bekannt gemacht. Das Comitee-Mitglied, welches sich zur Nußdorferlinie hätte verfügen sollen, kommt zurück und meldet, daß ihm auf dem Wege dahin von reitenden Ordonnanzen berichtet worden sey, daß dort ein Angriff erfolgt, und bereits mit Kanonen gefeuert werde. Die dortige Garde fordere Aushülfe mit Leuten und Munition. Es wurde dieß bereits dem Ober-Commando gemeldet. Es kommen mehrere Berichte ein vom Kampfe an der Nußdorfer-Linie. Zwei Legionäre, die bei Beginn desselben am Orte waren, berichten, daß von feindlicher Seite in der Frühe mit Plänkeln angefangen, worauf von der Garde mit starkem Gewehrfeuer geantwortet wurde. Dann erst schoß das Militär mit Kartätschen. Ein anderer Berichterstatter meldet, daß Grenadiere von Ludwig-Regiment übergegangen seyen, deren Zahl erst auf ein ganzes Bataillon, dann auf achtzig (?) angegeben wird. Auf Antrag Fogelhus ber's wird ein Comitee-Mitglied mit einem Mediziner zur Nußdorfer-Linie geschickt, um zu untersuchen, ob sich unter den übergegangenen Grenadieren Verwundete befänden, weil dieses allein das sicherste Zeichen, daß der Uebergang nicht eine List sey. Das Comitee beschließt nachzuforschen, ob die Gesandtschaften wirklich schon alle Wien verlassen haben. Herr Hofer und Friedmann werden mit dieser Commission beauftragt. Sie kehren mit dem Berichte zurück, daß kein (?) Gesandter mehr in Wien sey. Ein Nationalgardist zeigt an, daß ein kranker Soldat, der übergegangen war, ins Militärspital transportirt worden wäre. Er macht auf die Gefahr aufmerksam, die für diesen Soldaten bei einer Wendung der Dinge erfolgen könnte. Wird dem Öber-Commando gemeldet. Es wird berichtet, daß in Salzburg ein Aufstand (?) ausgebrochen wäre, indem die Salzburger zu Bayern übertreten wollten. Ein polnischer Soldat wird von Garden eingebracht, der aussagt, daß dreißig seiner Kameraden, weil sie nicht auf's Volk schießen wollten, zu vierzig Stockprügel verurtheilt wurden, sie machten sich

daher vereinzelt auf die Flucht, er sey nun der erste hier angekommen. Wird zu den übrigen Soldaten in die Salzgries-Kaserne geführt. Ein Legionär bringt eine Kopeke, und meldet, daß sieben Fässer voll russischen Geldes aufgefangen wurden, und durch die Mariahilfer Linie eben eingeführt und auf die Universität gebracht werden. Ein Holsteiner bietet seine Dienste an, er sagt, er habe in dem legten Kriege in seinem Vaterlande im Freicorps als Offizier gedient, und sey besonders im Barrikadenbau bewandert. Wird dem OberCommando der akademischen Legion zugewiesen."

Vormittags marschirte plöglich eine starke Compagnie sogenannter Elite-Mobilgarde, aus dem Hauptquartier des Belvederės kommend, auf dem Burgplage auf, mit der Meldung, sie sey auf Requisition des Reichstages zur Beschügung der Hofburg beordert worden. Diese plögliche und unaufgeforderte Hülfe erregte bei der ohnedieß in der Hofburg befindlichen Hauptwache einiges Aufsehen, um somehr als sich diese über 200 Mann starke Compagnie gleich auf die untern Sockel-Absätze des Franzens-Monuments lagerte. Abends jedoch hörte man entfernten Kanonendonner von der Seite der Nußdorfer und Döblinger Linie her, worauf sich diese Compagnie größtentheils auflöste, um angeblich an dem Kampfe Theil nehmen zu können. Als dieselbe abgezogen war, zeigte sich das FranzensMonument muthwillig beschädiget, einige metallene Verzierungen an demselben ausgebrochen und entwendet, und die Aeußerungen einiger Zurückgebliebenen klangen keineswegs beruhigend über ihren Diensteifer zum Schuße der Hofburg.

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Es boten sich hierauf Garden des bildenden Künstler-Corps freiwillig zum Schuße des Franzensmonumentes und der Kunstschäße in der Burg an, und diese 125 Köpfe zählende Abtheilung leistete unter der Anführung des Oberlieutenants Becher, der Lieutenants Schmückel und Seidl, nachdem sie auf Verwendung der Plazoffiziere v. Heidt und Untersteiner zu dieser Dienstleistung vom Ober-Commando permanent beordert wurden, die lobenswerthesten Dienste. Neuerlich eingelangte Anzeigen von Feuerlegung in der Hofburg, und Plünderungsprojecte veranlaßten über weitere Verwendung der Burg-Plagoffiziere v. Heidt und Untersteiner durch den Einfluß des Hauptmannes Schneider neue Verstärkungen von Stadtgarden des 1. und 4. Bezirkes unter Anführung der Unteroffiziere v. Prati und Prandl, dana eine Bürger-Compagnie unter dem Hauptmann Lindner, Oberlieutenant Novatscheck und Lieutenant Quest l zu requiriren, welche sich sämmtlich zum Schuße der Burg verwenden ließen, und auch bis zur Einrückung der k. k. Truppen daselbst verblieben.

Im Bezirke Rossau waren die Garden, mit Ausnahme weniger höchst radikaler Individuen, von sehr guter Gesinnung. Bei dieser Stimmung war es auch zu erwarten, daß sie sich an dem Kampfe an der Nußdorfer und kleinen Linie zu

betheiligen nicht sonderliche Lust haben dürften, was der Erfolg auch bewährte. Durch Proletarier mehr als durch Ober-Commando-Befehle gezwungen, marschirten wohl einzelne Abtheilungen dahin; allein nur zu bald sah man die Sarden verschwinden, und nur wenige derselben Stand halten. Eben so war der dortigen Mobilgarde weniger um eine Vertheidigung als um den Fortbezug der Löhnung täglicher 25 kr., und um die reichlichen Wein- und Bier-Rationen zu thun, welche ihnen von vielen Seiten zufloßen, und nach deren Genuß sie sich dem behaglichsten Schlummer hingaben. So kam es auch, daß man in später Nacht daselbst oft nicht zwanzig Individuen finden konnte, welche die Hüther und Vertheidiger so wichtiger Punkte seyn sollten; und wären diese nur von National- und Mobilgarden des Bezirkes zu vertheidigen gewesen, so hätte das k. Militär daselbst wahrscheinlich ohne auch nur einen Schuß zu thun, einmarschiren können. Diesen Zustand mochten die Lenker der Geschicke, Messenhauser und Bem, eingesehen haben, weil sie 2 Compagnien, meist aus Fremden, Ueberläufern und Polen bestehend, und von Polen und Legionärs angeführt, dahin commandirt hatten, und obgleich sich diesen ein Theil der Mobilen und ein winziges Häuslein Nationalgarden angeschlossen hatte, so waren doch diese zwei fremden Compagnien die beinahe ausschließlichen wuthentbrannten Kämpfer an der Nußdorfer-Linie geblieben. Kaum dort zum Schrecken der gutgesinnten Einwohner angekommen, war von ihnen auch die Einäscherung des Geißlerschen Gasthauses vor der Linie vollbracht. Am 23. wurde im Gemeinderathe bekannt, daß in der Nacht desselben Tages ein Ausfall auf das k. Militär, welcher zugleich die Zerstörung der Pontonsbrücke bei Nußdorf zum Zwecke hatte, beabsichtiget werde. Der Gemeinderath Winter, früher Bezirks-Chef der Nationalgarde daselbst, von diesem Vorhaben unterrichtet, und erkennend, daß dasselbe für die dortigen Vorstädte nur die verderblichsten und schrecklichsten Folgen haben könne, eilte sogleich zu Messen. hauser und Bem, und erschöpfte sich in Bitten, Vorstellungen, ja selbst Drohungen, diese von dem Vorhaben des Ausfalls abzubringen. Obwohl Messenhauser von der Idee dieses Ausfalles abzugehen schien, so war dieß jedoch bei Bem nicht der Fall; dieser rückte vielmehr mit 2000 Mobilen und zehn Kanonen in der Nacht in die Rossau, und bezog für seine Person das Haus Nr. 122 am Thury. Er ertheilte den Befehl ihn vor halb 2 Uhr Morgens nicht zu wecken, weil diese Stunde zum Ausfalle bestimmt sey, und er sich vorerst ausruhen müsse. Auf wiederholtes Ansuchen sowohl vom Gemeinderathe, wie auch anderer Gutgesinnten beim Ober-Commando, fertigte in Abwesenheit Messenhauser's der Chef des Generalstabes Haug den Befehl aus, daß Bem unter keiner Bedingung den Ausfall unternehmen dürfe, und übergab denselben dem Oberlieutenant Kuchenbecker nebst einer besonderen Ordre, daß er an der NußdorferLinie das Commando zu übernehmen habe. Hauptmann J. Mocrette schloß

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