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rothgoldenen Fahne waren die Worte zu lesen: „Werbeplaß der Mobilgarden.“ Die Werbung ging unter Waffengetöse und Trommellärm vor sich. Die Musikbande der Legion spielte munter darein.

In der Sigung der constituirenden Reichsversammlung theilte der Präsident der Versammlung mit, daß mehrere Mitglieder in Folge der erlassenen Aufforderung vom Urlaube zurückgekehrt seyen.

Der Präsident bemerkte ferner, daß mehrere Urlaubsgesuche von Deputirten eingebracht wurden, daß er aber dieselben, bei dem Umstande, als der Reichstag mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse beschlossen hat, alle beurlaubten Deputirten zur sogleichen Rückkehr nach Wien aufzufordern, nicht zum Vortrag zu bringen erachtete, daß er jedoch hinsichtlich eines dieser Gesuche aus Gründen der Humanität eine Ausnahme beantragen zu müssen glaube; es ist dieses das durch den Schriftführer - Stellvertreter Wienkowski vorgelesene Gesuch des Johann Kruchowski, Abgeordneten für den Bezirk Horodenka in Gallizien, um einen 14tägigen Urlaub, worin angeführt ist, daß des Gesuchstellers Ehegattin und zwei von seinen Kindern an der Cholera gestorben, und daß die übrigen zwei Kinder dem Elende Preis gegeben sind, daher die Anwesenheit des Gesuchstellers in seiner Heimath dringend nothwendig sey. EinHellig bewilligt.

Den nächsten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Bericht über den Gefeßentwurf zum Schuße des Reichstages und der persönlichen Sicherheit seiner Mitglieder.

Der Antrag des Abgeordneten Borrosch, daß die Verhandlung über diesen Geseßentwurf verfolgt werden solle, wurde angenommen. Derselbe Abgeordnete verlas eine vom Abgeordneten Streit an die Reichsversammlung gerichtete Eingabe, ddo Brünn den 15. October 1848, worin leßterer gegen jeden Anwurf sich verwahrt, als sey er illegal von der Reichsversammlung abwesend, und erklärt, da sein Urlaub ohnehin bald zu Ende gehe, nach Beendigung seiner Geschäfte gleich nach Wien zurückzukehren, endlich mit der Bitte schließt, ihm die Stelle eines Schriftführers vorzubehalten.

Der Präsident erklärte, daß nach der vorgenommenen Zählung 195 Mitglieder anwesend find, und ersucht die Mitglieder, die Räume des Reichstages nicht zu verlassen, damit hinsichtlich der Beschlußfähigkeit des Hauses kein Bedenken erhoben werden könne.

Der Abgeordnete Schuselka verlas im Namen des permanenten Ausschusses:

1) Die Adresse mehrerer Abgeordneten der Linken des Frankfurter Parlaments, lautend:

„An die Wiener! Eure großartige Erhebung. hat unsere Bewunderung

erregt. Der blutige Kampf, den Ihr so glorreich bestanden habt, ist auch für uns, Eure Brüder, bestanden worden. Wir wissen, daß Ihr auch ferner, wie bisher, fortfahren werdet in Euren Bestrebungen, und daß Ihr dem übrigen Deutschland voranleuchten werdet durch Manneszucht und Energie.

Wir senden Euch vier unserer Freunde, um Euch unsere ungetheilte Hochachtung und unsere innige Dankbarkeit für Eure Verdienste um die Freiheit auszudrücken. Frankfurt a. M., den 13. Oct. 1848." (Folgen die Unterschriften.)

Die Frankfurter Linke hatte am 15. October folgenden Antrag gestellt: „Dringender Antrag. In Erwägung der großen Verdienste, welche die Majorität des constituirenden österr. Reichstages zu Wien und die heldenmüthigen Demokraten Wiens in Bekämpfung (?) der Reaction, der verrätherischen (!) Minister und der freiheitsmörderischen Camarilla an den Tag gelegt haben; — in Erwägung, daß die deutsche Stadt Wien sich durch ihren legten Barrikadenkampf um die deutsche, so wie um die Freiheit eines edlen, hochherzigen Brudervoltes unsterbliche (!) Verdienste erworben hat; erklärt die deutsche NationalVersammlung: Der constitutionelle Reichstag und die heldenmüthige demokratische Bevölkerung Wiens haben sich um das Vaterland (!) verdient gemacht.“

Dr. Berger (aus Wien), unterstüßt von Fallmeraier, Hartmann, Kolb, Robert Blum, Heisterbegh, Günther, Wiesner, Titus, Schlöffel, Hoffbauer, Simon von Trier, Marek, Bauer nschmid aus Wien, Schaffrath, Vogt für Gießen, Ziß, Martini, Esterle.

Dieser Antrag fiel in Frankfurt durch, und die Minorität wendete sich mit obiger Adresse unmittelbar nach Wien.

2) Die Adresse der Bürgerschaft in Leitmerig vom 12. October, unterzeichnet der Bürger-Ausschuß“ — wörtlich gleichlautend mit der Adresse des deutschen Bezirks-Vereins in Leitmeriß, ddo 12. October 1848, (siehe diese Seite 348).

3) Einen Bericht des Abgeordneten Löhner, lautend:

„An den Reichstags-Ausschuß! Von meiner Reise gestern Nachts zurückgekehrt, und in Folge von Verkühlung fast außer Stand, mich zu bewegen, bin ich genöthiget, schriftlich den Bericht zu ergänzen, den ich mündlich dem Ausschuß in der Nacht abgestattet.

Am 10. Nachts abgereist, war ich Früh in Brünn; von dort gab ich die erste telegraphische Depesche. Nach der nöthigen Verabredung mit Dr. Mayer, daß er mir etwaige Depeschen nach Znaim nachbringe, begab ich mich nach Znaim, wo ich nach dreistündigem Bemühen Audienz beim Erzherzog Franz Carl erhielt. Das Nähere hiervon hat der Abgeordnete Zbyszewski mitge theilt; den nächsten Morgen suchte ich umsonst noch vorgelassen zu werden.

Nach Brünn zurückgekehrt, gab ich telegraphische Meldung und erhielt die

Antwort: ich habe der neu abgeschickten Deputation nach ins Hoflager des Kaisers zu gehen. Ich fuhr also Nachts nach Selowig, und nach gepflogener Rücksprache mit der Deputation um 2 Uhr Nachts suchte ich vergebens dem Erzherzoge Franz die Nachricht zukommen zu lassen, die Ungarn seyen im Einmarsch, also Eile von Nöthen. Man gab mir die Antwort, die ich bereits gemeldet. Am nächsten Morgen kam die Deputation vor den Kaiser — ihr Bericht enthält das Andere.

Nach Brünn zurückgekehrt, ließ ich, zur Widerlegung boshafter Gerüchte, die einstweilen eingelaufene telegraphische Depesche an allen Straßen anschlagen: „Der Reichstag sey noch beschlußfähig,“ gab telegraphischen Bericht, und sah mich genöthiget, Nachmittag das Bett zu suchen. Am nächsten Morgen erfuhr ich vom Telegraphenes sey eine neue Deputation nach Olmüß gegangen, und da ich glaubte, dabei nüglich seyn zu können, eilte ich ebenfalls dahin.

Nach gepflogener Rücksprache mit derselben, ging ich zwar nicht mit zur Audienz, verwandte jedoch meine Zeit zu einem ernsthaften und vielleicht wirksamen Gespräch mit Grafen Woy na, kais. Gesandten in Schweden, dem ich die ganze Bedeutung der gegenwärtigen Umstände vorstellte, und der mir versprach, ihr geeigneten Orts volle Würdigung zu gewähren.

Von der Deputation erfuhr ich noch vor meiner Abreise Nachmittags, daß man sie an Wessenberg, als constitutionellem Minister, gewiesen, und daß sie mit demselben bereits die erste Unterredung gehabt. Nachts 1 Uhr in Wien angekommen, erstattete ich vorläufigen Bericht dem Ausschuß, ehe ich das Krankenbett aufgesucht, auf dem ich noch liege, unfähig fast die Hand zu bewegen, geschweige zu gehen.

Ein Vorschlag aber, den ich nicht unterdrücken kann, ist: Man möge den Erzherzog Johann durch Courier angehen, sogleich zu kommen, um zwischen Hof und Volk zu vermitteln; da er vor Allen die nöthige Energie und das Vertrauen beider Theile zu besigen scheint und Gefahr am Verzuge für beide Theile da ist, wie immer, wenn es sich um die höchsten Fragen handelt.

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Die Stimmung Mährens ist radikal, die der Bureaukratie wie sie immer war, die des Militärs maßlos erbittert, die des Hofes ist eine unerhörte Mischung der höchsten Furcht und der reactionärsten Gelüste, die des Kaisers ist gewiß edel wie immer. Den 17. October 1848. Löhner, m. p."

Der Abgeordnete Schufelka theilte ferners mit:

4) Daß mehrere Anzeigen an den permanenten Ausschuß gelangt seyen, über rohe und gewaltthätige Behandlung von Seite des Militärs gegen Studenten und Nationalgarden, welche in die Hände desselben geriethen, und daß insbesondere in Krems ein Nationalgardist mit dem Leben bedroht sey, und daß sich hiedurch der permanente Ausschuß veranlaßt gefunden habe, das Geeignete zur

Abstellung solcher Gewaltthätigkeiten an die Militär-Commandantur zu eclassen, und daß insbesondere nach Krems ein eigener Courier mit dem entsprechenden Auftrage an den dortigen Militär - Commandanten abgesendet wurde, worin derselbe für jedes vergossene Bürgerblut streng verantwortlich gemacht wird.

5) Daß die Direction der Nordbahn sich angefragt habe, ob es bei dem vom Reichstage erlassenen Verbote, Truppenkörper auf der Nordbahn zu führen, sein Verbleiben habe, indem die Direction schon wiederholt zur Beförderung von Militär nach Wien durch die betreffenden Militär- Commandanten angegangen worden sey, und daß der permanente Ausschuß der Direction geantwortet, es habe bei dem erlassenen Verbote sein Verbleiben, und es werden jene MilitärCommandanten, welche allenfalls den Transport ihrer Truppenkörper gegen dieses Verbot durch Gewalt erzwingen, für ihre Handlung persönlich verantwortlich gemacht, und

6) daß der permanente Ausschuß aus Anlaß der gestern von der ReichstagsDeputation eingelangten telegraphischen Depesche eine neuerliche Adresse an Se. Majestät zu erlassen erachte.

Ueber Antrag des Abgeordneten Goldmark wurde beschlossen, daß der permanente Ausschuß diese Adresse zu entwerfen, und der Versammlung vorzuLegen habe.

Ueber Antrag der Abgeordneten Borrosch und Brestl wurde ferner beschlossen, daß die in Olmüß befindliche Deputation durch telegraphische Depesche zu beauftragen sey, dort zu verbleiben, und das Einlangen der zu erlassenden Adresse abzuwarten, und selbe sohin Sr. Majestät zu überreichen.

Der Abgeordnete Brestl, als Berichterstatter des Commissions - Ausschusses, trug folgenden Geseßentwurf vor: Jeder Reichstags-Abgeordnete, der ein Staatsamt angenommen hat, so wie jeder zum Abgeordneten gewählte Staatsbeamte, der in eine höhere Diensteskategorie tritt, oder außer der graduellen Vorrückung einen höhern Gehalt erhält, oder bei seiner Wahl der Umstand, daß er aus Regierungskassen einen regelmäßigen Geldbezug genießt, verschwiegen oder verheimlicht hat, muß sich einer neuen, von den früheren Wahlmännern vorzunehmenden Wahl unterziehen, hat aber so lange Sig und Stimme, bis das Ergebnis der Wahl dem Reichstage bekannt wird.

Ueber Antrag des Berichterstatters wurde beschlossen, daß die heutige Le-sung dieses Geseßentwurfes als die zweite anzusehen sey, indem dieser Gegenstand ohnehin schon früher, bei Gelegenheit, als der Constitutions-Ausschuß in der Abfassung des vorliegenden Gesegentwurfes beauftragt wurde, berathen worden sey.

Der Antrag des Abgeordneten Borrosch, daß statt der Worte des Commissions - Antrages: „verschwiegen oder verheimlicht hat,“ zu seßen sey: ,,nicht den Wahlmännern bekannt geben würde" wurde angenommen.

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Der Commissions-Antrag wurde mit Berücksichtigung des Amendements des Abgeordneten Borrosch angenommen. Die Abstimmung erfolgte über den Antrag des Abgeordneten Cavalcabò, zuerst über die einzelnen Theile des Gefeßentwurfes, dann über das Ganze.

Der Geseßantrag des Abgeordneten Borrosch, lautend:

Die verantwortlichen Minister können nicht zugleich als Abgeordnete auf dem constitutionellen Reichstage Sig und Stimme haben, daher für Deputirte, welche Minister werden sollten, andere Abgeordnete gewählt werden müssen; wurde angenommen. Endlich wurde auch der weitere Zusaßantrag des Abgeordneten Polaczek, des Inhalts: Dieser Beschluß hat auch auf alle, in den constituirenden Reichstag bereits gewählten Abgeordneten Anwendung; genommen.

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Der Präsident eröffnete der Versammlung, daß der Abgeordnete für Beraun in Böhmen, Maximilian Berger, sein Mandat zurückgelegt habe, und daß gleichzeitig das Ministerium um die Ausschreibung einer neuen Wahl für diesen Bezirk angegangen werde.

Der Präsident eröffnete, daß die an die Deputation in Olmüg beschlossene telegraphische Depesche nicht expedirt werden konnte, weil das telegraphische Bureau in Lundenburg geschlossen wurde.

11 Uhr Vormittags. Franz Fürst, Jurist, meldete beim Ober-Commando, daß sich auf der Wieden, zwischen dem Mayerischen Kaffeehause und dem Theresianum, eine Stempelpresse befinde, und eine bedeutende Anzahl gepreßter Stußenkugeln.

1. Uhr Mittags. Wurde beim Ober-Commando gemeldet: Aus der Heumarkt-Kaserne wurden in das Fürst Liechtensteinische Palais (zum Spital benügt) 171 Leintücher, 269 Halina-Bettdecken, 146 Strohsäcke und 179 Strohsackpölster transportirt.

An der Neubrücke der Leopoldstadt gegen die Roßau wurde geschossen. Das Ziel der Kugeln war ein Hirsch, der aus dem Prater verjagt, in die Donau flüchtete, schwimmend erschossen und an der Schlagbrücke herausgezogen wurde.

21⁄4 Uhr Nachmittag. Josef Saßer aus Königsstetten, berichtete beim OberCommando, daß in dieser Gegend der Landsturm erböthig wäre, die Beamten aber seine Wirksamkeit zu hindern suchen, und den Schmiedemeistern verbiethen, Waffen zu fertigen.

3. Uhr. Heinrich Hirschfeld meldete beim Ober-Commando, daß seine Bemühungen im V. U. M. B. von Stockerau bis Reigersdorf den Landsturm aufzubiethen fruchtlos gewesen seyen, weil seine Vollmacht bloß vom Ober-Commando ausgestellt sey, und glaubt, daß die dortigen Bauern nur dann Folge leisten würden, wenn seine Sendung und Vollmacht vom Reichstage ausginge.

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