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Klingel an, daß die Berichte unten in Empfang genommen und durch die Ordonnanzen weiter befördert wurden. Auf der Sternwarte der Universität, so wie im Hauptquartiere Bems im Belvedere, waren ebenfalls Leute aufgestellt, die Beob achtungen mittelst der dort aufgestellten Instrumente machen mußten. Diese drei, sich gegenseitig controllirenden Observatorien hatten durch kleine Fähnchen ein telegraphisches System unter sich eingeführt, mittelst welchem Irrthümer berichtigt, oder Wahrnehmungen bestätiget wurden.

Die Verpflegung aller waffentragenden Mittellosen betreffend. „Mitbürger! Für Eueren Unterhalt Sorge zu tragen, ist sowohl meiner Pflicht, als meinem Billigkeits- und Gerechtigkeitsgefühle die heiligste Angelegenheit. Ich kenne keine heiligere, und zwar deshalb, weil sie die menschlichste ist; allein die Herren Bezirks Chefs und Commandanten der selbstständigen Abtheilungen müssen mich in demselben Geiste der Pflicht und der Menschlichkeit thatkräftig unterstüßen. Alle Arbeiten ohne Unterschied, große wie kleine, dringende wie unwichtige, ganz allein auszuführen, überstiege am Ende eines Menschen Kraft. Eine eiserne Gesundheit müßte brechen. Ich befehle, unter strengster Verantwortlichkeit der Commandanten, daß die nominativ verfaßten Gelderforderniß-Aufsäge sämmtlich bis 9 Uhr Morgens in meinem Bureau eingelangt seyn müssen. Um 9 Uhr ens dige ich diese Eingaben alle ohne Ausnahmen. Eingaben, die später einlaufen, werden im Laufe des Tages unmöglich mehr berücksichtiget werden können.

Wien, den 15. October 1848. Messenhauser, m. p., pr. Ob.-Com."

Kundmachung. Die Mitglieder der gesammten Volkswehr, auf deren gutem Geiste, Eintracht und Ordnung das Schicksal Wiens und Oesterreichs ruht, werden hiermit Seitens der Permanenz des hohen Reichstages in ihrem eigenen, wie des gemeinsamen Vaterlandes Interesse aufgefordert, sich allen Anordnungen der Leiter der Volkswehr pünktlich zu unterziehen. Nur durch Unterordnung und aufopfernde Selbstverläugnung Aller kann das hohe Ziel, die Aufrechthaltung und Bewahrung unserer constitutionellen Freiheiten erreicht werden. Die schwerste Verantwortung wie die Verachtung aller Gutgesinnten wird das Loos Jener seyn, welche aus Gleichgültigkeit oder absichtlicher Nachläßigkeit ihre Pflichten außer Acht lassen, und sich den Anordnungen der vom hohen Reichstage wie von dem Vertrauen der Bevölkerung an ihre Stelle gesezten Führer widerseßen. Wien, 15. October 1848. Vom Reichstags-Ausschusse.

Fr. Suselta, m. p., prov. Obmann. Bioland, m. p., Schriftführer." Messenhauser's erste Zuschrift an den Ban:

An Se. Excellenz den Banus von Kroatien, Varon Jellačič. Euer Excellenz ist es bekannt, daß der hohe, nach der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung aller deutsch-österreichischen Länder — wie ich mehr und mehr klar

sehe- souveräne Reichstag, in Anbetracht der durch die Ereignisse des sechsten Octobers hervorgerufenen außerordentlichen Ereignisse, Ereignisse von vielen vorhergesehen — mit dem Auftrage betraut worden, Sorge für die Vertheidigung der Hauptstadt Wien und Umgebung, so weit der Wirkungskreis des Wiener Nationalgarde-Ober-Commando reicht, in Vertheidigungs-Zustand zu seßen. Euer Excellenz dürfte es nicht minder bekannt seyn, daß ich durch die Gewalt, welche die Geschicke und Verhängnisse des merkwürdigsten aller Jahre 1848 charakterisirt, aus der Einsamkeit eines fast einsiedlerischen Lebens durch Berufung und Sanktionirung des hohen Ministeriums und des hohen Reichstags-Ausschusses, an die Spiße der Nationalgarde von Wien sammt den Umgebungen getreten bin. Sollte bei dem bisher noch ungestörten Personenverkehr dieser Vorfall Euer Excellenz unbekannt geblieben seyn, so ist die Mittheilung desselben der erste Grund dieses meines Schreibens. Das fernere Motiv des Erlasses dieser Note an Euer Excellenz ist Folgendes: Der Inhalt des im Auftrage des Reichstages vom Reichstags-Ausschusse an Euer Excellenz unter dem 14. October erlassenen, und durch Plakat der gesammten Bevölkerung veröffentlichten Schreibens, wäre schon als Privatmann, nicht bloß der Ausdruck meiner persönlichen Ansicht, sondern auch meiner tiefsten Ueberzeugung gewesen. Seit dem 13. October, unterbrochen durch ein kurzes Interregnum — in den Centralpunkt der Geschäfte der WienerVolkswehr gestellt, belehren mich in jeder Stunde Organe der verbrüderten Volkswehr aus allen Provinzen der auf dem Reichstage durch den freien Volkswillen vertretenen Staaten, daß Euer Excellenz mit ihren unterstehenden ArmeeCorps, troß aller Versicherungen von friedlichen Absichten, als eine vollkommene feindliche Macht angesehen werden. Euer Excellenz Erscheinen, mit Theilen eines aus Ungarn weichenden Heeres, find der Gegenstand allgemeiner Befürchtung ; aber nicht jener Befürchtung, welche die ihrer Errungenschaften sich bewußte Volkswehr der Hauptstadt Wien veranlassen konnte, rath- und thatlos die Hände in den Schoos zu legen, und sich von dem Feldherrn einer Armee, in Marsch gesezt ohne Mandat eines verantwortlichen Ministeriums, sey es nun das urgarische zu Buda-Pesth, oder das unserige zu Wien, ich wiederhole, sich von dem Feldherrn einer Armee, dessen Verbindung mit dem k. k. Armee-Corps Sr. Excellenz des Herrn Grafen von Auersperg dem Verständnisse der denkenden Bevölkerung nicht klar genug vorliegt, Gesez e, oder was einerlei ist, das Verzweif lungsmittel einer Capitulation vorschreiben zu lassen. Von einem solchen Geiste des sich Selbstverlassens der unmännlichen Unterwerfung unter einen, durch SchlachtLinien fich ankündigenden Willen, der mich über die Freiheits-Gedanken meiner deutschen und nichtdeutschen österreichischen Mitbürger erröthen machen müßte, find dem gefertigten Ober-Commandanten seit seiner kurzen Amtsthätigkeit keinerlei Symptome vorgekommen. Im Gegentheile. Von allen Seiten laufen Klagen, di

rekte und indirekte Proteste von Einzelnen, Körperschaften, Gemeinden, deren Gesammt-Ausdruck als das Echo der Landesstimmen angesehen werden muß, in meinem Hauptquartiere ein. Tausende und aber Tausende erwarten von mir, dem Leiter der Vertheidigung der Hauptstadt Wien, die Losung zum Angriffe gegen die Armee Euer Excellenz, allein nicht so, auch gegen die f. f. Truppen Seiner Excellenz des Herrn Grafen Auersperg. Vertheidigung und nicht Angriff, liegt in meinem ausgesprochenen und hinlänglich bekannten Auftrage. Allein, wie dieß in dem gestrigen Schreiben des hohen Reichstags-Ausschusses Euer Excellenz eröffnet worden, die durch Ihre Truppen vollzogene Entwaffnung der geseßmäßig organisirten Nationalgarden der Dorfschaften, die drückenden Requifitionen, die Verhinderung der freien Passage, die Absperrung der Zufuhr von Lebensmitteln und die Besegung der zum Bezirke der Hauptstadt gehörigen Ortschaften, legen mir die gebieterische, unabweisliche und heilige Pflicht auf, mir von den Absichten Euer Excellenz in möglichst beschleunigter Zeitfcist volle Ueberzeugung zu verschaffen. Sind die Absichten Euer Excellenz durchaus friedlicher Natur, wird kein Angriff auf die Stadt, wozu ich jedoch immer die Umgebung rechne unternommen wird den Absichten Euer Excellenz bloß durch die Formel: aus strategischen Gründen, ein gehäßiger Schein angeklebt, so habe eben auch ich aus strategischen Gründen von Euer Excellenz die vollste, bestimmteste, dem einfachsten Verständnisse der Bevölkerung klare Verständigung über die folgenden Punkte, mir, in schon angedeuteter Zeitfrist, zu erbitten. 1. Sind Euer Excellenz geneigt, Ihre Truppen aus der Umgebung von Wien derart zurückzuziehen, daß ich im beharrlichsten Befolg meiner vom hohen Reichstage erhaltenen Mission nicht bemüssiget bin, auf der Grundlage eines scheinbaren Friedens zum Schuße der Hauptstadt und der Umgebung, zum Schuße von Personen und Dingen, zum Schuße von Nationalund Privat-Eigenthum, zum Schuße von schwer erseßbaren Gütern die außerordentlichsten Vertheidigungsmaßregeln zu treffen? Für einen Kampf entbrenne er nun in den Mauern der Hauptstadt oder in deren Außenbezirken, Rüstungen aufzubieten, welche eine, für die Beschäftigungen des Friedens und der Cultur bestimmte Bevölkerung in Soldaten umwandelt, welche den schwer gedrückten steuerpflichtigen Bürgern noch größere unerschwingliche Auslagen aufzwingen muß, welche Bestürzung ohne Maß, Befürchtungen ohne Ende, mit einem Worte, welche den edelsten Kern, der auf dem hohen Reichstage tagenden Bevölkerung, an derem Wohlstande alle österreichischen Mitbürger fremder Nationalitäten ohne Unterschied betheiligt sind, die tödlichsten Wunden auf unabsehbare Jahre schlägt? 2. Sind Euer Excellenz geneigt, jeden Akt der Feindseligkeit gegen die meinem Schuße vertraute Bevölkerung, Eingeborne wie Fremde, sofort einzustellen? 3. Sind Euer Excellenz geneigt, sich sofort aus der drohenden

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Stellung, die ihre unter absolutistischen Bannern agirende Heeresmacht unter den Mauern, man kann sagen, derzeit selbst unter den Kanonen der Hauptstadt einnimmt, in der allerkürzesten Zeitfrist, ohne Rücksicht auf strategische oder politische Gründe, von deren Richtigkeit ich die unermeßliche Mehrheit der mir anvertrauten Volkswehren völlig fruchtlos würde überzeugen wollen nach dem Süden zu, in ihr Heimathland zurückzuziehen? Die ungeheuere Verantwortlichkeit, die seit der wahrlich durch keinen demokratischen Ehrgeiß eines Emporkömmlings, sondern durch das Gebot reinster Bürgerpflicht erfolgten Uebernahme meines schwierigen Amtes auf meinem alleinigen Haupte ruht, bemüssiget mich diese meine erste Note an Euer Excellenz fast in dem düsteren Charakter eines Ultimatums abgehen zu lassen. Ich gewärtige in Bälde Euer Excellenz geneigte Antwort. Da ich sowohl als Mann des Volkes, als Vorstand des Wehrkörpers der Stadt Wien, in Entscheidungen, ob Kampf, ob Friede seyn wird, nur offen verkehren kann um darnach bloß als Organ der entschiedensten Mehrheit zu handeln — so habe ich die weitere Ehre Euer Excellenz mitzutheilen, daß ich den Inhalt dieses Schreibens der Kenntniß des Publikums nicht entziehe. Ferners, daß ich geistige Waffen, den roheren, des menschenmordenden Kampfes vorziehend die gesammte Presse der Hauptstadt des Vaterlandes, aller Culturstaaten des Welttheiles aufrufe, sich des Inhaltes meiner ersten Ansprache an Euere Excellenz zu bemächtigen. Wien, am 15. October 1848. Messenhauser, m. p., pr. D. Com.“

Auf diese lange undeutsche Zuschrift gab der Ban dem damit gesendeten Legions-Commandanten Aigner folgende mündliche Antwort:,,Sagen Sie Ihrem provisorischen Commandanten, daß sich der Ban in keine Erörterungen der überbrachten langen Note, welche sogar drohende Stellen enthält, einläßt, und sagen Sie ihm, daß wenn es seine Absicht ist, die Ruhe und Ordnung in der Residenz hergestellt zu wissen, daß eine darauf bezügliche Mittheilung von ihm, dem Commandanten, in einem zehn Zeilen langen Contexte genügt, um den Ban zur Erreichung dieses Zweckes zu unterstüßen.“

Am 15. October erhielt der Ober- Commando - Kassier Jos. Grimm einen Auftrag vom Ober-Commandanten Messenhauser, dem GeneralLieutenant Bem unverzüglich 10,000 fl. CM. auszubezahlen, welchen Befehl er unter dem Vorwande, daß er in diesem Augenblicke nicht mit der nöthigen Barschaft versehen sey, keine Folge gab, — worauf ihm bis zum Schluße seiner Amtirung, nämlich den 17. October, diese Anweisung nicht mehr vorkam. 9. Uhr Abends. Johann Plank, wohnhaft in der Rossau Nr. 23, machte beim Ober-Commando die Anzeige, daß dessen Vater in Erdberg wohnhaft, an diesem Morgen vor die Erdberger-Linie hinausgegangen sey, weil er in der Nähe, wo bereits die Militär - Vorposten standen, einen Küchengarten habe,

und Gemüse holen wollte. Als derselbe dort arbeitete, und um Pflanzen auszuschneiden sich bückte, wurde von Grenadieren des Regiments Erzherzog Ludwig nach ihm geschossen, und er in Folge dessen getödtet. Sein Sohn, der neben ihm stand und nach welchem ebenfalls geschossen wurde, ist nicht getroffen worden, und durch die Flucht entkommen. Da nun der Leichnam schon seit Morgens 9 Uhr im Garten lag, und sich Niemand getraute ihn zu holen, stellte obiger die Bitte an das Ober-Commando, ihm den Leichnam seines Vaters zuzumitteln. Von Seite des Ober-Commando wurde durch Vermittlung des General Matauscheck ein Parlamentär abgesendet, und in Folge dessen der Leichnam in die Stadt gebracht.

10 Uhr Abends. Der Verwalter einer Graf Harrach'schen Herrschaft meldete beim Ober-Commando, daß er an diesem Tage mit dem Postwagen von Kittsee über Hainburg, Bruck, Fischamend und Schwechat nach Wien gereiset. sey, und auf dem ganzen Wege nicht einen einzigen Mann vom ungarischen Heere gesehen, und erst in Wien erfahren habe, daß Vorpostengefechte zwischen den Ungarn und Kroaten statt gefunden haben sollen.

11 Uhr Nachts. Von der Hundsthurmer Linie meldete eine CavallerieOrdonnanz beim Ober-Commando, daß zur Hundsthurmer Linie die kaiserliche Cavallerie anrücke.

12 Uhr Nachts. Vom Stephansthurme wurde dem Ober-Commando gemeldet: In der Nähe des Bisamberges sey eine Feuersbrunst sichtbar; es fielen hie und da einzelne Schüsse.

Die von der Permanenz des Verwaltungsrathes beorderte Commission zur Erhebung des Munitionsvorrathes berichtete beim Ober-Commando: In dem Zeughause auf der Seilerstätte befinden sich nur ein halbes Faß Scheibenpulver, welches man zu Patronen nicht verwenden kann. Kanonen sind keine vorhanden.

An Bleikugeln: 91 Centner Infanterie-Kugeln in 91 Kisten; 333 Centner Kammerbüchsen - Kugeln in 333 Kisten. 424 Centner Kammerbüchsen-Kugeln in 424 Kisten; an Kanonen-Patronen: 636 Stück zu 6 Pfd. und 12 Pfd. in 45 Kisten ; Kartätschen- Kugeln in 71 Kisten; 310 Stück gefüllte diverse Blechbüchsen. Ein Paquet Schießbaumwolle. Hievon sind bereits verabfolgt: An Kanonen-Patronen 15 Kisten; 9200 Stück Bleikugeln in 4 Kisten.

In Baden waren die Serezaner modern gewordene Gäste. Das Hauptquartier des Ban zu Schöbrunn war mit Geschüß wie bespickt, selbst das Gloriett war mit Kanonen beseßt, — das Ganze des Lagers imposant, kriegerisch, merkwürdig zu sehen.

Die fich in Böhmen gegen die Wiener Umsturzpartei gebildete Opposition brachte Viele, besonders die Ultra ein wenig zur Besinnung, es begannen die Revolutionmacher auf Flucht zu denken, einzelne zu fliehen.

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