Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

ger Agenten der Wiener Umsturz partei *) entschieden von sich zu weisen und aufmerksam zu verfolgen.“

Wir warnen die Einwohner Prags vor den Gefahren jenes anarchischen Treibens, das Böhmen in Unglück und ewige Dienstbarkeit zu schlagen gedenkt; darum haltet fest und treu zusammen; uns Böhmen sey der geschichtliche Ruhm vorbehalten, aller Verdächtigung zum Hohn, eine treue Stüße geblieben zu seyn der Monarchie!"

,,Eintracht gibt Kraft, darum bewahret die Eintracht, in ihr liegt der Sieg über unsere Feinde, wie über unsere Verläumder." Prag, d. 9. Oct. 1848. Vom Bürgermeister und Stadtverordneter:-Collegium. Wanka, Bürgermeister. Prokop Richter. Dr. Rozkošný. Franz Dittrich. F. L. Jaroš. Dr. Josef

C. A. Fiedler.

Fryc. Johann Slawik.
Nowotny.

[ocr errors][merged small][merged small]
[ocr errors]

Johann Spott. V. J. Rott. Carl Suchy.

[ocr errors]
[blocks in formation]

Joh.

[ocr errors][merged small]
[ocr errors]

Jellačič's Lebensumriß.-Journalisten-Lügen. Neber Beerdigung der Gefallenen. — Der Reichstag proklamirt, Jellačič sey mit 2000 Mann bei Schwadorf. — Spikhitl. — Ungarische Pässe. — Der Gemeinderath proklamirt, Jellačič lagere mit 1000 Mann bei Schwadorf Reichstags-Commission geht zum Auersperg. Weble Stimmung der k. k. Offiziere gegen Borrosch. — Der Wachcommandant des Pulverthurms droht solchen in die Luft zu sprengen. — Der Reichstags-Ausschuß desavouirt die Aufbiethung des Landßturms von Seite des demokratischen Centralausschusses und überläßt alle Vertheidigungsmaßregeln dem Gemeinderathe und dem Ober-Commando. Berichte der Verwaltungs-Raths-Permanenz. Waffenaustheilung. Stärke der um Wien sichtbaren Truppen. Die Wiedner Garde will angriffsweise verfahren. — Resultate der Sendung zu Jellačič.

[merged small][ocr errors]

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Dessen Antwort. Pensionsbestimmungen für Witwen der Gefallenen. klamation der Magyaren.

Das Erscheinen der kroatisch-slawonischen Armee bei Wien unter dem OberCommando des Ban von Kroatienic, Jellačič, gibt diesem Feldherrn solch' große Bedeutung **), daß wir nicht unterlassen können, einige Andeutungen über seine Person und Character den kommenden Ereignissen vorangehen zu lassen.

*) Eben so hätte der Wiener Gemeinderath sprechen, und die Bevölkerung vor der magyarischen Umsturzparfei in Wien warnen sollen. Eine unmaßgebliche Meinung ! **) „Der Feind steht vor Wien“, schrieb der Freimüthige am 10. October, „er steht massenhaft vor uns; jene Proklamation des Reichstages, welche am 10. d. M. erschien und dem Jellachich 2000 Mann zerfahrener Truppen gab, war ohne Begründung. Jellachich hat den besten Berichten zu Folge mindestens 20,000 Mann, worunter ungefähr 8000 Mann reguläre Truppen, die andern in Führung der Waffen wohlgeübt.“ — Hieraus ist ersichtlich, daß es auch die radikalen Blätter einzusehen begannen,

Josef Freiherr Jellačič, (sprich Jellatschitsch,) von Buzim, ist zu Peterwardein am 16. October 1801 geboren, somit 47 Jahre alt. Im März d. I. ernannte der Kaiser den Baron Jellačič zum Generalmajor, zum Ban von Kroatien, Slawonien und Dalmatien, zum wirklichen Geheimrath, und einige Tage darauf auch zum Feldmarschall-Lieutenant und comman direnden General in Agram. Der Tag war gekommen, wo der biedere Mann, der treue Unterthan, der echte Sohn Kroatiens eine gewaltige Aufgabe muthig sich aufbürdete, vor welcher vielleicht jeder Andere erblassend zurückgetreten wäre. Die Zeit war verhängnißvoll, unerhört schwer; es konnte diese schwere Last nur von einer von Ergebenheit und Vaterlandsliebe erfüllten Seele übernommen werden, die an ihren Kaiser und an ihre Heimath weit mehr als an sich selbst dachte. Feldmarschall-Lieutenant Baron Jellačič hat, trog der ungünstigen Verhältnisse, Unglaubliches geleistet. Das Land wird ihm die Ruhe und Ordnung verdanken, der Monarchie hat er dadurch eine der gewaltigsten Stüßen erhalten, und dieß alles ist die natürliche Wirkung seiner höchst seltenen Gaben, wie auch der allgemeinen Liebe und Verehrung, welche er von jeher mit vollem Rechte genießt. Man sehe nur einmal den General vor der Fronte reiten, man höre ihn die Soldaten anreden, so überzeugt man sich augenblicklich und für immer, daß er zum Befehlen geschaffen ist. Der Soldat wird stets dem Jellačič gehorchen und folgen, wenn er sogar in voller wilder Empörung von seinem General überrascht werden sollte, weil der Soldat weiß und fühlt, daß Jellačič selbst ein Soldat ist. Baron Jellačič ist von kleiner Statur, seine hohe Stirne verräth Geist, Energie, Tiefe. Die schwarzen dichtbeschatteten Augen find freundlich, doch zugleich durchdringend und entschlossen. Die Gesichtszüge scharf geprägt und edel, arabischbraun gefärbt. In seinem Gange, in all seinen Geberden liegt etwas Freies und Kühnes, wie es einem echten Sohne des Südens, einem wahren Soldaten geziemt. Von einer unaussprechlichen Herzensgüte und Nachsicht für seine Untergebenen, zürnt er ihnen selten, weil er weiß, daß man von den Menschen nichts über ihre Fähigkeiten hinaus höffen und verlangen kann. Groß und Klein, Männer und Weiber, Soldaten und Kinder lieben und verehren ibn in einem beneidenswerthen Grade. Liberal im tiefsten Sinne des Wortes, aber treu seinem Kaiser, ist der Ban der Mann aller Völkerklassen und des Hofes zugleich, und seine tiefgefühlte Vaterlandsliebe, glüht eben so vernünftig und edel, als rein und warm in seiner Brust. Was will und wünscht er? Nichts als seine geliebte Heimath frei und glücklich zu sehen, und dafür gäbe er gerne tausendmal sein Leben hin. Jede Pulsader schlägt in ihm für Hingebung und

daß der Ban mehr als ein oder zweitausend wohlgeübte Truppen anführte, und daß die Reichstags- Ausschuß Nachrichten nicht alle begründet waren. Dr.

Treue, jeder Moment seines Daseyns wird ohne Bedenken dem großen Zwecke geopfert, den er Tag und Nacht verfolgt. Aber während eine ganze Nation in Begeisterung um ihn versammelt, ihm jubelnd zuruft: „Gott beschüße Dich und gebe Dir seinen himmlischen Segen!“ während alle braven Leute in Europa mit gespanntem Interesse auf ihn blicken, fallen die magharischen Wespen ihn mit ihrem giftigen Stachel an, als ob es darauf abgesehen wäre, die Nache Gottes auf das schöne Ungarland herabzuziehen, für welches die Kroaten Jahrhunderte lang brüderlich gestritten haben! Die parteiischen Vorwürfe, die böswilligen Gerüchte, die man verbreitet hat, die niedrigen Verläumdungen, die ausposaunt wurden, alles das prallt von einer solchen erhabenen Natur ab. (Böhr. Gc.)

Nachstehende Nachrichten brachte der Freimüthige, welche zur Beurtheilung mit Bemerkungen mitgetheilt werden, und zwar :

,,Mit erhabenen 1) Gefühlen blicken wir auf die jüngstvergangenen Tage zurück; was in Prag und Berlin nicht gelingen konnte, das hat Wien (?) erfochten. ) Wir haben die Vorfälle des 6. und 7. October ausführlich berichtet *) und wollen vorläufig noch einige Episoden beifügen. Eine rührende, wahrhaft erhebende Scene erlebten wir bei Uebergabe des Zeughauses. Die Soldaten, welche auf das Volk und die Garde gefeuert hatten, zählten mehre Verwundete, um die fich Niemand (?) kümmerte; man ließ sie, die fürchterlich Leidenden, unbeachtet liegen. Endlich gewahrte sie ein Student, er richtete einige feurige Worte an seine Kameraden und die Nationalgarde, und sogleich ergriffen sie die Tragbahren, legten die Verwundeten darauf und trugen fie fort. Als sie mit ihrer Bürde zum Thore hinauskamen, stußte das Volk einen Augenblick, doch sogleich machten Nationalgarden und Legionäre aus freiem Antriebe Spalier, schulterten und präsentirten. Ein nicht enden wollender Jubelruf durchtönte die Luft, und allen Umstehenden traten Thränen der Rührung in die Augen. So behandeln siegende Demokraten ihre Feinde! )"

,,Gestern, Montag, hörte man, wie Bewohner der Vorstadt Wieden verfichern, im Schwarzenberg-Garten bis zum Belvedere hinauf ein lang anhaltendes Vivat- und Bravorufen von Seiten des dort liegenden Militärs. Die Ursache kennen wir nicht, vermuthlich ist die Mannschaft von den Offizieren haranguirt oder ihnen die Nähe Jell a či č's kund gegeben worden). In welch' pitoyablem Zustande fich Jella čič (?) sammt seiner Armee befindet, hat man ihnen nicht gesagt. Tags zuvor wußte sich ein Mann, es soll ein hiesiger Bürger seyn, verkleidet in den Schwarzenberg-Garten Eintritt zu verschaffen. Wir wissen nicht,

[ocr errors]

Bemerkungen. 1) Schöne Erhabenheit das! 2) Gemordet. 3) Sollte „gelogen" heißen. *) !!?' Das abziehende Militär hat seine Verwundeten mitgenommen, und die Nationalgarden haben sie geleitet. Verwundet wurden 22, und 2 Grenadiere waren todt. *) Es war der Ban selbst da gewesen,

ob seine Aussage glaubwürdig ist, theilen daher bloß die Nachricht mit, daß er die Zahl der Kanonen auf 38 angibt. Die Mannschaft soll viel Wein bekommen, Einige waren in so rosenfarbenem Humor, daß sie ihm für ein Päckchen Zündhölzchen ihr Gewehr anboten!! -"

[ocr errors]

Unter den aus dem k. k. Zeughause genommenen neuen Gewehren sind die meisten auf Zünder eingerichtet, aber — man hat keine Zünder. Es sollen heute Nachmittag so viele vertheilt werden, als man in der Eile anfertigen konnte. Vermuthlich werden im Zeughause in dem unter die Schottenbastei führenden unterirdischen Gängen Zünder gefunden werden."

"Zum Schlusse noch ein Wort des Dankes an die Bürger-Artillerie; wenn sich in diesen Tagen der Gefahr unsere ganze Volkswehr auszeichnete, so that dieß besonders die Bürger-Artillerie in vollem Maße - sie stand 48 Stunden, ohne abgelöst zu werden, bei den Kanonen. Das thaten die,,von einer Partei unterjochten Bürger“ für ihre „Unterjocher.“ *)

Das Nationalgarde-Ober-Commando erließ folgenden Tagsbefehl :

Der Verwaltungsrath hat Betreffs der Modalitäten der Beerdigung der am 6. und 7. d. M. Gefallenen folgende Beschlüsse gefaßt:

1. Die im allgemeinen Krankenhause befindlichen Leichen der am 6. und 7. d. M. Gefallenen, welche von ihren Angehörigen nicht zur besonderen Bestattung abgeholt worden sind, sollen heute Nachmittag um 2 Uhr im Stillen zur Erde bestattet werden.

2. Es möge durch ein Plakat bekannt gegeben werden, daß später bei geeigneter Zeit eine Leichenfeier abgehalten werden solle, da deren Abhaltung gegenwärtig nicht angemessen erscheint.

3. Von jedem Bezirke und von jedem Corps soll ein Zug von 6 Rotten vollkommen bewaffnet den Zug begleiten. .

4. Die Abfeuerung von Salven hat bei der Bestattung zu unterbleiben.

5. Die geistliche Begleitung hat aus einem sogenannten ganzen Conduct der katholischen Geistlichkeit, nebst einem protestantischen Prediger helvetischer und augsburgischer Confession, und einem israelitischen Geistlichen zu bestehen. 6. Eine Musikbande begleitet den Zug.

Diese Beschlüsse werden den Commandos bekannt gegeben.
Wien, am 10. October 1848.

Braun, m. p.,

prov. Ober-Commandant."

,,An die Bevölkerung Wiens! Nach einem von dem Comitee des hohen Reichstages zur Erhaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit genehmigten Beschlusse des Verwaltungsrathes der gesammten Nationalgarde soll die Beerdigung der in den Spitälern liegenden Leichen der am 6. und 7. October Gefallenen

[ocr errors]

*) Freimüthige Nr. 159. Der Verfasser verwahrt sich gegen legtern Passus; denn von Unterjochung tam nirgends eine Spur vor. Dr.

Dienstag den 10. October 1848, Nachmittags um 2 Uhr in Begleitung von 6 Compagnien aus allen Waffengattungen der Bürgerwehr Statt finden. Der Leichenzug wird sich von dem allgemeinen Krankenhause in aller Stille nach dem Schmelzer Friedhofe bewegen."

,,Um keinen Anlaß zur Beunruhigung des Publikums zu geben, werden die bei ähnlichen Leichenbegängnissen üblichen Salven unterbleiben. Dagegen foll nachträglich bei geeigneter Zeit eine solenne Leichenfeier abgehalten werden.“ Wien den 10. October 1848.

Vom Verwaltungsrathe der Nationalgarde Wien's.“

Jene Feierlichkeit, auf welche sich obige zwei Erlässe beziehen, ist in Folge der angerückten Armee des Ban und der dadurch hervorgebrachten Bestürzung gänzlich unterblieben.

An allen Ecken war nachstehende Proklamation angeschlagen:

,,An die Bewohner Wiens! Mitbürger! Verschiedene beunruhigende Gerüchte durchirren die Stadt, erhigen die Gemüther, und erfüllen die Bewohner mit einer Aengstlichkeit und Bangigkeit, die mit der besonnenen männlichen Haltung, mit dem taktvollen Benehmen, wodurch die Bewohner Wien's sich bisher auszeichneten, im Widerspruche steht. Man befürchtet Ueberfälle, übertreibt jedes Ereigniß, und vergrößert auf diese Weise eine Gefahr, die vor der Hand nur als Wahrscheinlichkeit erscheint.“

,,Sicherer und offizieller Nachricht zu Folge, die der Reichstags-Ausschuß gestern Abends erhalten hat, ist Baron Jellačič mit beiläufig 2000 Mann gemischter Truppen, welche ganz ermattet und nicht im besten Zustande waren, in Schwadorf angekommen. Der Reichstag wird mit derselben Sorgfalt, mit derselben Energie, wie bisher, auch fortan das Interesse der Gesammtmonarchie, des Thrones, so wie das der Stadt Wien wahren; der Ausschuß derselben hat im Einverständnisse mit dem Ministerium das Ober-Commando der Nationalgarde beauftragt, alle Mittel zur Vertheidigung bei etwaigem Angriffe in Bereitschaft zu halten. Bewohner Wien's! Im Namen des Vaterlandes, der Freiheit und Eures eigenen Wohles beschwören wir Euch, nicht leichtgläubig auf die vielfältigen lügenhaften Gerüchte zu hören, sondern der eigenen erprobtenKraft und den getroffenen Maßregeln zu vertrauen.“ Wien, am 10. October 1848. Vom constituirenden Reichstage.

Smolka, erster Vicepräsident.
Wiser Carl, Schriftführer."

Sicherer, und zwar Privatnachricht zu Folge, hat man am 9. bereits ganz gewiß gewußt, daß der Ban mit einer großen Armee die österreichische Gränze überschritten, und die Vorhut von beiläufig 2000 Mann bis Schwadorf vorgeschoben habe. Daß die Truppen nach einem forcirten Marsche, und nachdem sie

« ZurückWeiter »