Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache bon Friedrich Kluge Professor an der Universität Freiburg i. B. I. Rotwelsches Quellenbuch. Straßburg. 1901. Vorwort. Das beste, das bisher über Rotwelsch geschrieben ist, verdankt die deutsche Sprachwissenschaft einem Kriminalisten Avé-Lallemant im IV. Bande seines Werkes über das deutsche Gaunerthum" 1862. Das beste, das den rotwelschen Studien hätte widerfahren können, wäre es gewesen, wenn der im Jahre 1887 verstorbene Wiener Bibliothekar Josef Maria Wagner ein umfassendes Werk über Rotwelsch verfaßt hätte. Seine „Litteratur der Gauner- und Geheimsprachen seit 1700" (in Pegholdts Neuem Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekswissenschaft 1861) und seine Rotwelschen Studien (in Herrigs Archiv, Band 33) haben einen ersten Kenner der Gaunersprachen verraten, von dem die Sprachforschung ein abschließendes Werk über Rotwelsch wünschen mußte. Aber der ernste Gelehrte, der dem Kriminalisten Avé-Lallemant an philologisch-historischer Durchbildung, an bibliographischer und linguistischer Umsicht überlegen war und an Spürsinn und Finderglück gleichkam, hatte sich zunächst eine enger begrenzte Aufgabe gestellt: er plante eine kritische Ausgabe des alten Liber Vagatorum und diesem Werk sollten seine umfassenden rotwelschen Studien zugute kommen. Aber Wagner starb 1879, ohne seine Lebensaufgabe ausgeführt zu haben. Und so harrt der Liber Vagatorum noch heute einer kritischen Ausgabe und das Rotwelsch hat bis heute noch keinen philologisch-linguistischen Bearbeiter gefunden. So bedarf ein neues Werk über Rotwelsch keiner besonderen Begründung. Was Avé-Lallemants IV. Band bringt, ist überall der Berichtigung, Ergänzung und Erweiterung bedürftig. Der vorliegende I. Band meines Werkes ist eine rotwelsche Bibliothek. Die Urdrucke, die hier wiederholt oder im Auszug mitgeteilt werden, sind zumeist von größter Seltenheit. Wollte ich für |