Jahrbücher der Literatur, Bände 33-34

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C. Gerold., 1826
Each vol. has a separately paged "Anzeigeblatt für Wissenschaft und Kunst."
 

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Seite 20 - Repräsentation ist immer eine würdige; er kann schlecht und heillos, aber niemals geringe erscheinen; Verrath ist seine Natur, Zweideutigkeit und Treulosigkeit sein eigentliches Wesen, aber alle diese Abscheulichkeiten umkleidet er mit Adel und Liebenswürdigkeit. Er ist stark und groß, aber ein schöner Mann; der Geist selbst nennt ihn in der heftigen Anklage verführerisch, und Hamlet schildert ihn zwar hinterrücks als ganz abscheulich und niederträchtig, ist aber in seiner Gegenwart selbst...
Seite 32 - So macht Gewissen Feige aus uns allen; Der angebornen Farbe der Entschließung Wird des Gedankens Blässe angekränkelt; Und Unternehmungen voll Mark und Nachdruck, Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt, Verlieren so der Handlung Namen.
Seite 255 - König, ist, so lob ich sie. Ich will auf meine Güter gehn am Rhein, Da will ich bauen, will ich niederreißen, Daß mir der Schweiß herabtrieft, säen, ernten, Als wärs für Weib und Kind, allein genießen, Und, wenn ich erntete, von neuem säen, Und in den Kreis herum das Leben jagen, Bis es am Abend niedersinkt und stirbt.
Seite 9 - Seiten und in einem ändern Lichte dar und bringt so durch die Kraft ihrer Beredsamkeit den Zögernden zum Entschluß. Ich muß gestehen, daß dieses die einzige Stelle des Werkes ist, in der ich den Dichter niemals verstanden habe. Sie sagt ihm nichts, sie kann ihm nichts sagen, was ihm die Freunde nicht schon, er sich selbst aber weit mehr, ebenso gründlich und tief vorgetragen. Mit seinem Verstande, der so ungern andere über sich erkennt, wäre es nur eine spielende Bemühung, diese leichten...
Seite 4 - Reite heute nicht Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber Das sichre Tier, das ich dir ausgesucht. Tu's mir zulieb. Es warnte mich ein Traum.
Seite 8 - Tafelszene hat wiederum großen Charakter: nur ist es wohl nicht unbedingt zu billigen, daß das Gemälde, wie manche des Veronese, uns so geordnet vorgeschoben wird, daß Schenken und Dienerschaft als Hauptpersonen den Vorgrund füllen und die wichtigen Charaktere verkleinert mehr in den Hintergrund treten. Das kurze Gespräch der Diener hält der Dichter für...
Seite 26 - ... Dämmerungen sich äuszern. Ophelie ist nicht schuldfrei : nicht die Schuld hat sie begangen, welche ihr L. Tieck in den Dramaturgischen Blättern II, p. 86 und Freiherr von Friesen in den Briefen über Hamlet p. 298 fg. zuschreiben. Beide sehen in ihr ein gefallenes Mädchen, welches, wie Tieck sagt, 'im Rausche der Leidenschaft und Hingebung dem liebenswürdigen Prinzen schon längst so viel gewährt hat, dasz die Warnungen des Leartes viel zu spät kommen'.
Seite 9 - ... aber weit mehr, ebenso gründlich und tief vorgetragen. Mit seinem Verstande, der so ungern andere über sich erkennt, wäre es nur eine spielende Bemühung, diese leichten Sophismen in ihr Nichts aufzulösen. Der Anfang ihrer Rede erinnert sehr bestimmt an die Lady Macbeth in jener Überredungsszene der einsamen Nacht, und ich müßte sehr irren, wenn Schiller sie nicht auch im Auge gehabt hätte.
Seite 259 - Wenn Schiller damals den Entschluß hätte fassen können oder wenn sein Enthusiasmus ihm den Mut gegeben hätte, uns statt des Wallenstein in verschiedenen Stücken den unglückseligen Krieg jener furchtbaren dreißig Jahre hinzumalen, so hätte er seiner Nation etwas Ähnliches gegeben, wie Shakespeare für alle Zeiten seinen Engländern hinterlassen hat.
Seite 32 - Wer nun aber auch bis auf diese letzten Verse, sei es selbst etwas gewaltsam, die bisherige Erklärung hat beibehalten können, dem sollte es doch wohl mit diesem Schluß, wenn er aufrichtig zu Werke geht, sehr schwer, wenn nicht ganz unmöglich, fallen. Ist denn jeder Selbstmord eine Handlung, ein Unternehmen voll Mark und Nachdruck? Und könnte Hamlet sich wohl selbst so ungeheuer belügen, die gemeine Feigheit, sich jetzt unter diesen Umständen selber umzubringen, um nur seiner ihm lästigen...

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