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Gründung der ersten Gemeinden.

Die ersten Seelsorger. Allgemeines.

Gründung der ersten Gemeinden. Die ersten

Seelsorger. Allgemeines.

Am Thomastage (21. Dezember) pflegten jährlich die zahlreichen Ramsauer Unterthanen des Stiftes St. Peter in Salzburg ihre Abgaben in das herrschaftliche Pflegamt zu Pichl (ob Schladming) zu bringen. So geschah es auch am 21. Dezember 1781 und bei dieser Gelegenheit brachte der Pfleger*) den Anwesenden das Toleranzedikt zur Kenntniß. Der Reiterbauer, Jakob Brugger, konnte sich nicht enthalten, seinem freudigen Gefühl mit den Worten Ausdruck zu geben: „Herr Pfleger, das haben wir jezt aber wohl einmal gern gehört!" Der Pfleger entgegnete mit der Frage, ob denn wirklich unter den zwar längst durch und durch verdächtigen Ramsauern gar so viele Lutherische wären? Ja freilich", war die Antwort, wir sind eben Alle Lutherisch!" Wirklich gaben nun auch, bis auf drei sämmtliche Hausväter der Ramsau sammt ihren Weibern und Kindern und dem Gesinde die einmüthige Erklärung zum evangelischen Bekenntnisse ab. Vom April bis in den Juni 1782 erfolgte dann vor der in Haus aufgestellten Religions-Kommission ihre und der Schladminger Evangelischen Examinirung, von welcher das Ramsauer Pfarrarchiv noch die eigenhändigen Aufzeichnungen des geistlichen Kommissärs Dechant Eßtendorfer von Haus als eine höchst werthvolle und interessante Erinnerung bewahrt.

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Die im Toleranzpatente zur Konstituirung einer „akatholischen" Gemeinde geforderte Zahl von 100 Familien (oder *) Benedikt Weixelbauer.

500 Personen) war längst vorhanden und der Drang der Liebe zum evangelischen Worte war lebendig und kräftig über alle Maßen, darum gingen die Ramsauer gleich im Frühling 1782 daran, einen evangelischen Prediger und Seelsorger zu suchen. Zwei Männer aus der Gemeinde, Rupert Tritscher, Bauer am Tritschergute zu Vorberg, und Johann Findenigg, aus Kärnthen gebürtig, damaliger Knecht beim vulgo Grah, nachmals evang. Schullehrer in Ramsau, machten sich auf den Weg nach Deutschland und fanden zu Regensburg den gesuchten Seelsorger in der Person des Kandidaten Samuel Karl Tobias Hirschmann, aus Krailsheim gebürtig, damals Hofmeister bei dem Ansbach-Bayreuth'schen Reichstagsgesandten Theodor von Salzmann. Der neuberufene Pastor begab sich nun mit den beiden Abgesandten der Gemeinde Ramsau nach Schwabach, wo jener die Tochter des Pfarrers Dejean heirathete und diese um 3 fl. 45 kr. ein Kirchenbuch kauften. Am 24. Juni 1782 kam Hirschmann, der erste Toleranzpastor in Steiermark, in seiner Gemeinde an und präsentirte sich zwei Tage darauf dem Judenburger Kreishauptmann Freiherrn v. Jöchlinger, der eben noch im Markte Haus der Religionskommission vorstand. Der Kreishauptmann wies den Pastor nach Dedenburg, damit er zum Behuf der Erlangung der landesfürstlichen Bestätigung sich dort vom Superintendenten examiniren und ordiniren lasse. Am darauf folgenden Sonntag hielt Pastor Hirschmann in der binnen 8 Tagen einfach aber würdig zum gottesdienstlichen Lokale eingerichteten Scheune des Mayerhofergutes den ersten evangelischen Gottesdienst, welchem auch der weltliche Toleranzkommissär und Pfleger von Haus Philipp von Edlingen beiwohnte, um die Theilnahme ungeschriebener" Katholiken zu verhindern. Darauf reiste Hirschmann, wieder in Begleitung des Tritscher und des Findenigg, nach Ungarn. Doch befand sich kein Superintendent in Dedenburg, und es galt nun weiter über Preßburg nach Modern zu reisen, wo Hirschmann das gesuchte Attestat über Examination uud Ordination endlich nach Vollzug dieser Funktionen durch den dortigen Superintendenten Michael Torkos erlangte. Wiewohl diese Urkunde ohne Verzug auf dem Rückweg aus Ungarn über Judenburg an die Kreisbehörde abgegeben worden war, schob sich die landesfürstliche Bestätigung doch bis in den Herbst 1782 hinaus, endlich am 13. Oktober 1782, am

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20. Sonnt. n. Trin., war das erwartete Defret eingelangt, und der Pastor konnte am Jahrestage des Toleranzediktes das Erntedankfest mit einer Predigt über den 67. Psalm halten, wobei sich auch die Schladminger Gemeinde, damals noch ohne eigenen Prediger, fast vollzählig eingefunden hatte. Fünf Wochen später, den 17. November, wurde die feierliche Installation des Pastors Hirschmann durch den Pfleger von Haus, Phil. v. Edlingen, vorgenommen. Derselbe erschien am genannten Tage nach der Predigt in Begleitung des GrenzZolleinnehmers Maghörndl von Mandling, des Zolleinnehmers Arkert von Hirzegg und des katholischen Schulmeisters Ambrosius Unertshueber von Kulm mit dem Pastor vor der in der Mayerhofscheune versammelten Gemeinde, trat vor den Altar, machte der Gemeinde die Allerhöchste Bestätigung des Pastors bekannt und las darauf eine einstündig währende Rede vor, in der der Pfleger von den Pflichten eines treuen Seelsorgers und von den Verpflichtungen der Gemeinde gegen legteren handelte und sich in der Anrede an Hirschmann unter Anderem des Bildes bediente „daß derselbe nun ein Schiff auf unruhiger See zu lenken bekäme und als ein vorsichtiger, fluger und unerschrockener Steuermann die Direktion über dieses wankende, von den Wellen hin und her geworfene Ge= bäude führen müsse.".- Hirschmann erwiderte diese Rede mit einer kurzen Ansprache an den Pfleger die sein Versprechen und seinen Dank für die Installation enthielt, desgleichen richtete er ein Wort an die Gemeinde und schloß mit einem Gebet für den Kaiser.

Daß die Mayerhofscheune bald mit einem neuen, würdigeren Versammlungs- und Gottesdienstort müsse vertauscht werden, darüber war die Gemeinde wohl einig, doch entstanden schon unmittelbar nach der eben geschilderten Installationsfeier lebhafte Meinungsverschiedenheiten über die Stelle, auf welcher das neue Bethaus zu errichten wäre. Die Bewohner der östlich gelegenen Gegenden Vorder-Ramsau, Rössing und Leithen verlangten seine Erbauung neben dem Wirthshaus in Kulm, weil vormals auch dahin (?) ihr Kirchgang gewesen, und weil der Kulmwirth, Michael Moosbrugger, versprochen hatte, einen Bauplatz auf seiner Wiese unentgeltlich beizustellen; das gleiche Anerbieten hatte der Bauer vom Marhartergute in der vorderen Ramsau, Peter Wieser, gestellt. Allein die Bewohner der Hinter-Ramsau, die Leute von Schildlehen, Hirzegg und

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