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terndorf, Pürgg, Haus und Schladming wies nament lich die bekannte lettere viel lutherthümliches Wesen auf.

Als die Kommission ihr Werk vollendet hatte und nach Graz zurückgekehrt war, schien es, als ob aus ihren Fußtapfen in allen Gauen des Landes nun Brünnlein der neuen Bewegung sich ergössen. Es nahm, sonderlich um die Mitte des 16. Jahrhundertes die evangelische Predigt aller Orten zu; selbst Valentin Abel, der Abt von Admont, welcher mit Luther längere Zeit in Briefwechsel gestanden hatte, wendete sich der reformatorischen Lehre zu. (Er mußte 1568 seiner Würde entsagen und lebte bis zu seinem Tode 1575 im eigenen Hause zu Admont). Wir werden im folgenden noch den Namen von Orten begegnen, denen man es wahrlich heute nicht anfähe, daß sie zu einer Zeit evangelisch waren!

Im Paltenthale hieß im 16. Jahrhundert das evangelische Bekenntniß im Munde seiner Gegner die „hofmännische Religion." Das kam so: Margaretha von Püchler, Erbin und Besizerin des Schlosses Grünbühl bei Rottenmann hatte den Mauthner zu Rottenmann, Friedrich Hofmann, geehelicht und Schloß und Wappen der Püchler ihm zugebracht. Der zweite Sohn aus dieser Ehe, Johann Hofmann von Grünbühl erhielt von Kaiser Ferdinand I. die nahe Burg Strechau und wurde wegen seiner Verdienste um Staat und Thron 1532 in den Freiherrenstand erhoben. Von dessen drei Söhnen wieder der zweite, Johann Friedrich Freiherr Hofmann auf Strechau und Grünbühl ist unserer Geschichte als warmer Anhänger und eifriger Förderer der Reformation bekannt. Von ihm ist der Name: „Hofmännische Religion." Hofmann besaß in dieser Gegend außer Grünbühl und Strechau noch das Schlößchen Thalhof vor Rottenmann und erbaute neben demselben im Jahre 1578 eine evangelische St. Salvatorkirche, die am 15. Februar 1579 eingeweiht wurde. Zum Pfarrer an derselben wurde Dr. Johann Georg Senger bestellt, welchen Hofmann zugleich zum Superintendenten der allerwärts mit evangelischen Predigern befeßten Pfarren ausersehen hatte. In Lassing hatte Hofmann den Magister Schrechsmelius aus Regensburg mit einem Hilfsdiakon angestellt und hatte ferner nach Liezen, Oppenberg, Wald, Kalwang und Mautern evangelische Prädikanten" gesetzt. Die Einkünfte der Pfarren bezog der Freiherr selbst und besoldete aus ihnen die Prediger mit einem fixen Jahres

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gehalte, dessen Hälfte nach dem Ableben eines Predigers dessen Witwe als Pension zu genießen haben sollte. Im Einver nehmen mit seinem Bruder Adam, Besizer der Herrschaft Offenburg (jezt Ruine in der Gmd. Pöls bei Judenburg) berief Johann Friedrich von Hofmann am 30. Mai 1573 den Prediger Georg Khuen aus Graz auf die große Pfarre Pöls. Khuen scheint aber der Aufenthalt in der lieblichen Hauptstadt besser als ein Amtiren auf seiner Pfarre behagt zu haben, denn aus den bedeutenden Pfarreinkünften, die er freilich bezog, bestellte er erstlich den Magister Thomas Millius und später Sigmund Minderer aus Eßlingen zu seinem Vikar in Pöls. In Folge beharrlich verschobener persönlicher Uebernahme des Amtes kam es bald zu Reibungen zwischen Khuen und seinen Gönnern und Khuen erhielt eine scharfe Rüge und Vermahnung, die der Superintendent David Chyträus in Graz am 7. Dezember 1578 an ihn erließ. Als Khuen wieder nach Deutschland zurückgekehrt war, berief Adam v. Hofmann den Nikolaus Pittorf als Prediger nach Pöls; doch wurde schon nach einem Jahre, am 15. Mai 1582 der vom Erzherzog Karl II. für diese Pfarre bestimmte katholische Priester Albert von Hornberg mit Gewalt in das Amt gesezt. Pittorf blieb mit seiner Familie noch einige Zeit im Schlosse Reifenstein, bis auch er mit allen seinen Berufsgenossen das Land verlassen mußte.

Wie Pöls, so waren auch Judenburg, Knittelfeld, Oberwelz, Groß- und Klein-Lobming, Neumarkt, Unzmarkt, Weißkirchen, Lind, Teufenbach, Murau sammt den umliegenden kleineren Orten ganz oder theilweise dem evangelischen Bekenntnisse zugethan. Das heute gewiß gut katholische Ranten ist mit seinem einstigen Lutherthum zu der Ehre gelangt, der Geburtsort des berühmten Geographen Martin Zailler zu sein, dessen Vater gleichen Namens von 1575 bis 1600 hier als evangelischer Prediger wirkte. (Martin Zailler, der Sohn, ist geboren am 17. April 1589). Gleicher Weise waren auch Eisenerz, die Radmer, Mitterndorf und Aussee zum großen Theile lutherisch, und in der Au bei Neuhaus (Trautenfels) im Ennsthale, war eine, evangelische Jakobskirche erbaut worden. Auch das alte Schladming war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundertes das „Kezernest" wie vordem. Der wolunterrichtete (1) Probst von Stainz erzählt uns: „Daselbst

saß aller Prädikanten Großvater und der ganzen in mancherlei Aberglauben zerspaltenen Nachbarschaft Abgott: Hanns Steinberger, kirchhanischer Faktor, ein böser und in der Keßerei verstockter Mann; der hatte mit Erziehung

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mehrerer sektischen Prädikanten viel Jahre großen Schaden gethan und viel Uebles gestiftet." Steinberger, der treue und eifrige Pfleger und Förderer der evangelischen Sache, nach der obigen Vermeldung seiner Thaten eine Art Vorläufer Kießlings, ein unermüdeter Verkündiger des evangelischen Wortes, wurde 1600 nach Graz „geliefert“ aber dort bald wieder frei gelassen. Allein „seine und Anderer kezerische Schriften nebst der Bürgersleuten Bücher wurden verbrannt und die Prädikanten vertrieben. Die Schladmingische Kirche ward dem Mag. Jodoco Zeller, Pfarrer zu Haus, einge= händigt, die neuerbaute Jakobskirche in der Au bei Neuhaus wurde gesprengt und verbrannt, Hochgerichte wurden aufgerichtet!" Es war 1599. Die „Ge Gegenreformation" Ferdinands II. hatte ihren Anfang genommen.

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Ein Vorspiel zu diesem Werke dunkeler Gewalt fällt schon in die Zeit der Verwaltung des Landes durch Erzherzog Ernst. Nachdem bereits 1584 eine von Karl II. entsendete Kommission unverrichteter Dinge von Aussee hatte abziehen müssen, ertheilte der Landesverweser 1592 dem dortigen Amtsverweser den Befehl, die protestantischen Prediger auszuschaffen und einen katholischen Pfarrer einzusehen. Der kräftige Widerstand von über 500 Evangelischen vereitelte aber diese Absicht und die Protestanten vertrieben dafür den Verweser, welcher sich auf das Schloß Wolkenstein im Ennsthale zurückzog und durfte sich in Aussee nicht mehr blicken lassen.

Ferdinand hatte unterdeß bei seinen Meistern zu Ingolstadt gelernt, „daß halbe Maßregeln gewöhnlich den Keim des Verderbens in sich tragen" und war nun fest entschlossen, die katholische Religion in seinen Erblanden von Grund aus wieder herzustellen. Zur Stärkung unternahm er noch im Frühjahre 1598 eine Wallfahrt nach Loretto, von wo er sich nach Rom begab, um da mit dem Papste Clemens VIII. die Maßregeln zur Vertilgung der Predigt des Evangeliums zu berathen. Alsbald nach der Rückkehr in die Heimat ging er unter dem Schatten des päpstlichen Segens an das beschlossene Werk.

Die erste zur Durchführung der Plane Ferdinands in Obersteiermark berufene Kommission bestand aus dem Freiherren Andreas v. Herberstein, dem Abte Johann IV. von Admont, dem Kammerrath Alban von Moßheim und dem Landespostmeister Friedrich von Paar. Am 14. Oktober 1599 versammelten sich die Kommissäre zu Leoben und zogen unter starker militärischer Bedeckung nach Eisenerz, wo ihnen allerdings von den lutherischen Knappen bewaffneter Widerstand entgegengesetzt wurde, der aber durch das gleichzeitige Erscheinen von 300 über das Gebirge von Aflenz her gesendeten Scharfschützen unterdrückt ward, worauf die Eisenerzer sich „ergaben“ und die Kommission nach getroffenen Maßnahmen weiter nach Aussee ziehen konnte. Dort gelang es ihr, wenngleich auch nicht ohne Unruhen, den Auftrag des Erzherzogs zu vollziehen und sodann, wie es in Eisenerz ge= schehen war, „zur Darnachachtung" und um das Volk freiwillig (1) zur Mutter Kirche zurückzuführen, an verschiedenen Punkten Galgen aufzurichten. In Schladming ist von der Kommission, wie oben berichtet, Aehnliches geschehen, der „Hauptverführer“ Johann Steinberger wurde nach Graz gebracht und die Neuhauser Kirche zerstört. Zu Rottenmann soll der vorgeschriebene Religions- und Unterthaneneid ohne Widerstreben geleistet worden sein; die vorgefundenen luthe= rischen Bücher in großer Zahl wurden verbrannt und die Salvatorkirche beim Schlosse Thalhof am 15. Oktober (?) 1599 in die Luft gesprengt. In Wald und Kalwang besetzte die Kommission die von den evangelischen Predigern bereits verlassenen Pfarren mit katholischen Priestern und kehrte darauf zur Ueberwinterung nach Graz zurück. Hier liegt die Frage nah, was nun aus Hofmann geworden ist? Sie ist damit beantwortet, daß Johann Friedrich v. Hofmann, der ehemalige Landesverweser in Steiermark, der Beförderer des Protestantismus, von 1600 bis 1610 das Burggrafenamt in Steyr bekleidete und in derselben Zeit als kaiserlicher Geheimrath und Kammerpräsident erscheint; er ist im Jahre 1617 gestorben.

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Jm März 1600 trat eine neue Kommission zusammen, bestehend aus dem „Keßerhammer" Fürstbischof Martin Brenner von Seckau, dem Landesvizthum Alban von Moßheim und dem Regierungsrath Angelus Costede, begleitet von einer militärischen Guardia, die Christoph Ritter von Prank

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fommandirte. Schon auf dem Wege nach Obersteiermark hatte die neue Kommission mit der Zerstörung einer lutherischen Kapelle in Peggan zu thun. In Bruck a. M. wurden 5 hartnäckige" Anhänger der evangelischen Lehre des Landes verwiesen, in Leoben 12.000 Bücher verbrannt, in Großund Klein-Lobming Prädikanten verjagt und katholische Pfarrer eingesetzt. In Judenburg erfolgte bei verstärkter militärischer Bedeckung die gewöhnliche „treuherzige" Unterweisung des Bischofs, zu welcher auch die Pfarrinsassen von Zeyring, Weißkirchen und Obdach vorgeladen waren. Nach dieser Unterweisung sollen nur 9 Zuhörer noch unentschieden geblieben sein; es. ward ihnen eine Bedenkzeit von 6 Wochen gegeben, nach deren Ablauf sie entweder katholisch sein oder auswandern mußten. Die von den Evangelischen benüßte Kirche zu St. Martin in Lind wurde für die künftigen katholischen Gottesdienste wiederhergestellt“ und auch der evangelische Friedhof zu fernerem Gebrauche großmüthigst unverlegt gelassen! Nunmehr begab sich die Kommission, nicht ohne ihre bewaffnete Bedeckung mit 300 Schüßen aus St. Lambrecht verstärkt zu haben, nach Neumarkt. Hier galt es einen mächtigen Streich mit dem Kezerhammer zu thun, denn zwei „sektische Synagogen," darunter eine evangelische Kapelle, die Moriz Jöbstl von Jöbstlsberg bei seinem Schlosse zu Lind (i. d. heutigen Ortsgemeinde St. Marein b. Neumarkt) erbaut hatte, mußten zerstört werden. Und es geschah. Ueberdies wurde 14 protestantischen Neumarkter Bürgern der bekannte sechswöchentliche Termin gestellt, vier Bürger jedoch wurden alsogleich ausgewiesen. Nachdem noch Murau, Stadl, Ranten und Schöder „aus der Gewalt der Prädikanten erobert" und mit katholischen Pfarrern besetzt waren, kehrte die Kommission über die Stubalpe und über Voitsberg nach Graz zurück, um schon am 23. Juni 1600 wieder in Eisenerz zu erscheinen. Die Galgen der ersten Kommission scheinen wenig Zugkraft in den Schoß der liebenden Mutter Kirche bewiesen zu haben, denn noch immer waren 18 der angesehensten Radmeister und Bürger so lutherisch gesinnt geblieben, daß sie diesmal aus dem Lande geschickt werden mußten." Eine bedenkliche Arbeit schien aber jetzt die Bekehrung der Radmer zu sein. Die Kommission zog „nicht ohne Bedenken wegen des verwilderten und vom Lutherthum aufgeregten dortigen Volkes" mit 80 Musketieren dahin,

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