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3. Grünbühl. Im Jahre 1865 hörte die Halbwochenschule zu Bärndorf zu bestehen auf, denn es ward eine eigene evang. Schule im Schlosse Grünbühl errichtet. Prinzessin Elise v. Hohenlohe-Schillingsfürst hatte bei J. M. der verwitweten Königin von Preußen, Elisabeth, eine Unterstützung von 240 fl. erwirkt und so wurde die Möglichkeit angebahnt, einen exponirten Gehilfen des Lehrers von Wald auch in Grünbühl anzustellen; der Besitzer des Schlosses, Mathias Schupfer sen. gewährte zugleich dem Lehrer die freie Wohnung und unentgeltlichen Tisch.

Der erste Lehrer in Grünbühl war Hermann Matschoß, aus preuß. Schlesien gebürtig, in der von Löhe begründeten Missionsanstalt zu Neuen-Dettelsau in Baiern ausgebildet. Sein eigener Wunsch und der Plan der N.-Dettelsauer Anstalt, die ihn entsendete, ging dahin, daß er die Ordination als evangelisch-lutherischer Prediger in Oesterreich erhalte, weil aber dieser Wunsch nach den in Desterreich bestehenden kirchlichen Verhältnissen ihm nicht erfüllt werden konnte, verließ Matschoß 1866 wieder den Posten im Schlosse Grünbühl, um einen anderweitigen Wirkungskreis aufzusuchen und in Preußen (Prov. Posen) zu finden. Nach ihm wirkte durch ein Jahr Rudolf Schmidt, welcher nach Pruggern berufen wurde, diesem folgte Hermann Ebenberger aus Wels, der später an der evang. Schule seiner Vaterstadt und hernach zu Wiener - Neustadt eine Anstellung fand, endlich Johann Klenner aus Oberschüßen, nach dessen Abgang 1869 die Schule wieder aufgelassen wurde. Gegenwärtig wirkt im Lehrkörper der öffentlichen Schule zu Rottenmann, die von den Kindern der Filialgemeinde besucht wird, ein evang. Lehrer, Herr Josef Artner.

Die Kinder auf dem Tauern, nur wenige zwar, besuchen die Schulen zu St. Johann und Hohentauern, welch' letztere von dem jeweiligen kath. Pfarrvikar geleitet wird. Im Uebrigem besuchen die evang. Kinder überall die öffentlichen Schulen und werden zum Konfirmandenunterrichte in oder bei Wald untergebracht. Die regelmäßige Ertheilung des Religionsunterrichtes ist für den Pfarrer von Wald ein unmöglich Ding, die Eltern haben das heilige Amt der Wahrung des evangelischen Bewußtseins auf sich.

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Gustav-Adolf-Verein.

(Steiermärkischer Zweigverein.)

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Der steiermärkische Zweigverein der Gustav

Adolf-Stiftung.

Am 6. November 1832 hatte zu Leipzig der sel. Superintendent Großmann eine „Gustav Adolf - Stiftung" ins Leben gerufen als ein Liebeswerk zum Dienste der brüderlichen Hilfeleistung an die evangelischen Glaubensgenossen in der Zerstreuung. -9 Jahre darauf gründete der Hofprediger Dr. Karl Zimmermann in Darmstadt einen Verein zur Unterstüßung hilfsbedürftiger evangelischer Gemeinden, und diese beiden Genossenschaften vereinigten sich am 16. September 1842 zum Verein der GustavAdolf-Stiftung", dem allbekannten „Gustav-Adolf-Verein", und gaben ihrer Gemeinschaft das Apostelwort zum Wahlspruche: Lasset uns Gutes thun an Jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen!" (Gal. 6. 10.)

Hatte schon ein Hilferuf aus der bitter armen evang. Gemeinde zu Fleißen in Böhmen im Herzen Großmanns den ersten Anstoß gegeben, in dem Liebeswerke der nach ihm benannten Stiftung dem Helfer der bedrängten Evangelischen ein lebendiges Friedensdenkmal a re perennius zu setzen, so lenkte der Gustav-Adolf-Verein sehr bald seine Aufmerksamkeit den österreichischen evangelischen Gemeinden zu und reichte ihnen die hilfespendende Hand. Schon seine VIII. allgemeine Versammlung, die am 25. und 26. September 1850 auf der Wartburg bei Eisenach tagte, gab ihre große Liebesgabe der österreichischen Gemeinde zu Wels, und seither ist neunmal noch das große Liebeswerk nach Oesterreich gespendet worden.

Bis 1859 war den Evangelischen in Desterreich nur das Nehmen, nicht aber auch das Geben öffentlich gestattet und auch der Gabenempfang war laut Hofkanzleidekret vom

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2. Juli 1845 an die Bedingung geknüpft, daß die Verwendung an den Verein und die Entgegennahme von Geldbetheilungen erst nach erlangter Bewilligung der Hofstelle zu erfolgen habe, und zwar ausschließlich durch Vermittelung des Konsistoriums zu Wien. Im Herbst 1852 wurde die obige erstere Beschränkung aufgehoben, aber die Weisung wiederholt, daß das Konsistorium der „Kanal" bleiben müsse, durch den die Verwendung um Unterstützungen an den Verein und der Empfang der Gaben von Seite der Gemeinden zu leiten sei. Noch im August 1858 war eine Bitte der österreichischen Protestanten um Genehmigung der Gründung eines GustavAdolf - Vereines im Kaiserstaate an Allerhöchster Stelle abgeschlagen worden und der ultramontane österreichische Volksfreund" gab seiner Befriedigung hierüber Ausdruck, indem er schrieb: Der Kaiserstaat ist vor der Schmach bewahrt ge= blieben, deutsche Männer das Andenken des Reichsfeindes innerhalb seiner Marken feiern zu sehen, wie es im Norden leider geschieht" u. s. w. Allein schon am 14. Aug. 1859 geruhten Se. Maj. Kaiser Franz Josef I. zu gestatten, daß in sämmtlichen evangelischen Kirchen der deutsch-slavischen Provinzen eine Sammlung freiwilliger Beiträge für den GustavAdolf-Verein jährlich einmal eingeleitet werde. So war den österreichischen evang. Gemeinden die Gelegenheit gegeben, sich auch mittheilend dem Gustav-Adolf-Vereine anzuschließen; sofort nach Ertheilung des kaiserl. Patentes vom 8. April 1861 begründeten sich aber nach einander in den einzelnen Kronländern die Zweig- und Ortsvereine, die wieder zusammen den österreichischen Hauptverein ausmachen, welcher in der am 27., 28. und 29. August 1861 zu Hannover abgehaltenen allgemeinen Versammlung sich dem Gustav Adolf - Verein als rechtlich bestehendes Glied einreihte.

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Im Jahre 1862 thaten sich die evangelischen Glaubensgenossen in der oberen Steiermark zusammen, und brachten gleich im ersten Jahre den Betrag von fl. 224.27 auf, welcher voll an den Hauptverein zu Wien abgeliefert wurde. Im folgenden Jahre 1863 konstituirte sich der „steiermärkische Zweigverein" der Gustav - Adolf - Stiftung auf Grund eigener Statuten und hielt am Pfingst Dienstag, den 28. Mai 1863 in der neuen schönen evangelischen Kirche zu Schladming seine erste Jahresfeier. Wohl zählte derselbe für den Anfang nur 4 Ortsvereine, da Wald bis 1869 als 1 Ortsverein - gezählt

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