Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

lezte Schwierigkeit überwältigt und der Grundstein lag an seinem Plaze. Doch stockte wegen der fehlenden Mittel im folgenden Jahre 1851 das Bauwerk einige Zeit, endlich aber ist es mit Gottes und der Bruderliebe Hilfe hinausgeführt worden. (Leider hat dieser Bau einen Unglücksfall zu beflagen, da 1851 der Handlanger Josef Eggenreiter durch einen Sturz vom Gerüste das Leben verlor.) Gegen Ende 1852 wurde der Bau vollendet, der Friedhof war schon angelegt, und am Petri und Pauli-Tage, den 29. Juni 1853 wurde das Gotteshaus in Gröbming eingeweiht.

[ocr errors]

=

=

Auch der Mund hatte sich gefunden, der aus des Herzens heiligen Drange der Gemeinde das Wort des Lebens im neuen Tempel des Herrn verkündigen sollte. Im Oktober 1852 trat Josef Pultar, geb. am 6. Februar 1811 zu Wjekosch in Böhmen, ehedem durch 5 Jahre Administrator der evange= lischen Seelsorge zu Linz, als neuberufener Pfarrer sein Amt in Gröbming an. Eine Pfarrwohnung gab es nicht, und Pfarrer Pultar wohnte anfänglich zur Miethe im Hause eines Sylvester Scharzenberger zu Gröbming (Nr. 36), bezog aber schon nach Monatsfrist wegen der Nähe der Schule zu Pruggern und des Betsaales" in Nerwein im „Hammerhause“ bei Pruggern ein aus 2 Zimmern und 2 Kammern des oberen Stockwerkes bestehendes Quartier. Bald hernach kaufte die Gemeinde von dem Eigenthümer Franz Pachauer das im Markte Gröbming gelegene Unter Huterer" Haus um 2500 fl. C. M. und richtete es mit einem Kostenaufwande von ca. 100 fl. zur Wohnung für den Pfarrer, der auch am 18. Mai 1854 darin einzog und seither in dem Hause wohnt, das 7 kleine Zimmer und Kammern, eine Küche und einen Keller enthält, auch einen Garten besigt. Zugleich genießt das Pfarrhaus" in Gröbming als Bürgerhaus des Marktes das freie Bezugsrecht von jährlich 12 Klaftern Scheiterholz. Der Garten ist Ohstgarten mit einem Gemüsegärtchen. Hiezu gehören noch drei Parzellen Feld und Wiesen, die der ehemalige Eigenthümer und nach dessen Tode seine noch lebende Gattin sich zur Nuznießung vorbehalten hat. Das Haus ist ein alter, morscher Holzbau, in allen Winkeln der Baufälligkeit mehr als verdächtig und verlangt, wenn es noch länger seinem Zwecke dienen soll, einen gründlichen Umbau. Die Gemeinde trägt sich längst mit dem Gedanken, ihrem Seelsorger eine würdigere Wohnstätte in der Nähe der Kirche zu schaffen, also dort auf der reizend gelegenen

"

Höhe ein Pfarrhaus zu erbauen. Aus Mangel an Mitteln ist leider bis heute nur die gute Absicht geblieben. Noch immer hat Pfarrer Pultar, ein Mann von 70 Lebensjahren, allsonntäglich und außerdem zu den Kasualfunktionen den im Winter und bei schlimmen Wetter sehr unangenehmen Weg, 20 Minuten weit, vom Pfarrhause zur Kirche und wieder zurück, zu gehen! Der mit der Kirche zugleich im Jahre 1852 vollendete Thurm blieb 9 Jahre stumm, ohne Geläute. Am 17. März 1861 beschlossen die Gemeindevorsteher die Anschaffung dreier Glocken, welche auch alsogleich bei Franz S. Oberascher in Salzburg bestellt und von diesem, auf den Accord g, h, d gestimmt, im Herbste desselben Jahres geliefert wurden. Die erste Glocke trägt die Aufschrift: Apgsch. 16. 31. und wiegt 11 Wr. Centner; die zweite wiegt 570 Pfd., führt die Worte Röm. 13. 10. und 1. Kor. 13. 13.; die dritte, 330 Pfd. schwer, ist mit dem Spruche Röm. 12. 12. versehen. Der an Meister Oberascher zu zahlende Kostenbetrag belief sich auf fl 2217.20 ö. W. Doch kamen die sämmtlichen Auslagen für Holz, Zimmermanns- und Schmiedearbeiten, neben denen sogar fl. 3.50 für Bewachung der Glocken vor der Kirche vor ihrer Einweihung" erscheinen, im Ganzen auf fl. 2557.41 ö. W.

Am 1. November 1861, als am Tage Allerheiligen, wurde unter zahlreicher Betheiligung der Gemeindeglieder und vieler Glaubensgenossen aus den Schwestergemeinden Schladming, Ramsau, Wald das Weihefest der Glocken begangen. Senior Mücke aus Schladming, Pfr. Czerwenka von Ramsau und Pfr. Wack aus Dornbach in Kärnthen hielten die Reden über die Glocken vor ihrem Aufzug, und der Ortspfarrer Pultar predigte im Gotteshaus am Dank und Freudentage der Gemeinde. Die Kostensumme der Glocken wurde größtentheils von den Gemeindegliedern aufgebracht, doch fehlte es auch nicht an auswärtigen Hilfeleistungen, so daß mit vereinten Kräften die Schuld endlich ratenweise getilgt ward.

Die zwei Decennien von 1861 bis 1881 bezeichnen eine stille Bahn, darauf das Leben der Gemeinde ruhig seinen Gang, von der Hand des Höchsten geleitet, sollte gehen dürfen. Kurz ist die Vergangenheit, desto weiter der Ausblick in die Zukunft. Die Gemeinde, klein (660 Seelen) und weit auf den Berghängen zerstreut, wird wohl noch manche Sorge tragen, manche Beschwer der Erde fühlen müssen, aber auch sie bleibt ein Glied an dem Leibe, deß Christus das Haupt ist,

und die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden!" (Jesai. 40. 31.)

2. Die Schule.

Der Uebelstand, daß die Kinder evangelischer Eltern katholische Schulen besuchen und dann für das letzte Schuljahr oder wenigstens zum sechswöchentlichen Konfirmandenunterrichte nach Schladming oder nach Ramsau gesendet werden. mußten, hörte zum Theile mit dem Jahre 1844 auf, da in diesem Jahre das Stampfbauerhaus von der Gemeinde zum Zwecke der Schulbegründung in Bruggern angekauft wurde. Auch fand sich bereits 1844 ein Lehrer. Zu Schladming weilte Johann Hartmann, welcher die Nadel mit dem Lehramte vertauscht hatte und als provisorischer Leiter der neuen Bildungsquelle nach Bruggern berufen wurde, wo er bis 1846 etwa 30 Schulkinder in den Elementen des Wissens schlicht und recht unterwies. Hartmann dürfte mit dem ersten Lehrer zu Gaishorn wohl eine Person sein; als er von Bruggern abgegangen war, wählte die Filialgemeinde den aus Eisentratten in Kärnthen gebürtigen Josef Mayer, ursprünglich gleich seinem Vorgänger ein Kleidermacher, aber von diesem in der Laufbahn sehr verschieden. Mayer war ein vortrefflicher Lehrer und Erzieher (erhielt später in seinem Amte zu Trebesing in Kärnthen den Titel „Musterlehrer“ und war Mitglied der II. Synode). Er wirkte zu Bruggern von 1847 bis 1852 und ist hochbetagt in Trebesing am 4. August 1880 gestorben. Ehre und Segen seinem Andenken! Als Mayer das Schulamt in Pruggern antrat, ward die Schule, welche 2 Jahre als Noth- oder Winkelschule bestanden hatte, vom Min. f. C. u. U. als eine rechtlich bestehende evangelische Schule anerkannt, und wohlgeordnet, wohlgegründet überließ der scheidende Lehrer Schule und Schüler seinem Nachfolger August Lackner aus Unterschüßen in Ungarn, der, in Oberschüßen zu einer tüchtigen Lehrkraft ausgebildet, von 1852 bis 1858

an der Bruggerer Schule unterrichtete und von hier nach Ruzenmoos übersiedelte. Sein Nachfolger wurde Heinrich Ernst Fettinger aus Zell in Oberösterreich, gleich als Lehrer wie als Kantor und Organist in der Gemeinde noch im besten Angedenken. Fettinger blieb in Pruggern von 1858 bis 1860, in diesem Jahre folgte er einer Berufung nach Goisern. Die Pruggerer Lehrstelle ward hierauf mit einer einheimischen Lehrkraft besett; Johann Kiedler hatte im Lehrerseminare zu Oberschützen sich vorbereitet und unterrichtete in dieser Schule von 1860 bis 1862. Er hat das Lehramt mit der Landwirthschaft vertauscht und ist gegenwärtig als Besizer des vulgo Hocheggergutes ein Mitglied der Kirchengemeinde Schladming. Im Jahre 1862 trat Friedrich Wilhelm Fauernig aus Desterr. Schlesien ein, um vier Jahre lang, nemlich bis 1866 mit reichem Erfolg im Unterrichte der Jugend zu wirken. Nach ihm folgte sein Schwager Ernst Rudolf Schmidt, gleich Jauernig im Lehrerseminar zu Troppau ausgebildet, und hat von Allen wohl am Längsten hier Stand gehalten: von 1866 bis 1881. Der rasche Wechsel ist begreiflich, denn die arme Gemeinde vermochte nur karg ihre Schule zu dotiren; erst 40 fl., dann 50 fl., endlich 60 fl. Jahresbesoldung und ein Schulgeld von 30-40 Kindern war eben so blutwenig zum Leben, daß Jeder gerne sein Bündel schnürte, um mit Weib und Kind ein wärmer Nestlein aufzusuchen. Im Jahre 1870 wurde die Schule Pruggern in eine zweiklassige öffentliche Volksschule umgestaltet und Lehrer Schmidt konnte nun als Oberlehrer ein anderes, seinem Amt und seiner Kraft entsprechenderes Dasein genießen. Doch vertauschte er 1881 diese Stelle mit jener eines Lehrers in Pichl ob Schladming und die Schule Pruggern ward mit dem bisherigen Lehrer zu Altaussee Josef Pultar (aus Bukovina in Böhmen) als Oberlehrer neu besetzt.

Mehre Kinder aus der Gemeinde Gröbming besuchen auch die evang.-konfessionelle Privatschule zu Aich. (S. Schladming.)

Wald.

1. Die Kirchengemeinde.

[ocr errors]

1. Die Muttergemeinde. Außer dem kleinen Bethäuschen und den dumpfigen Stuben des hölzernen Aichbergerhauses konnte die neue Gemeinde ihrem berufenen Seelsorger keine Stätte bieten da er sein Haupt hinlegte" und wo er seine geistige Werkstatt aufschlagen mochte. Doch Pastor Michael Schmal wußte Rath zu schaffen, indem er aus Eigenem das ganze Aichbergergut durch Kauf an sich brachte und auf diesem Grundstücke sofort im Jahre 1796 ein neues einstöckiges Haus zur Pastorswohnung erbaute, dessen Kosten die Gemeinde bis auf den Betrag von 100 fl., welchen sie von Mathias Mitterbacher, vulgo Kainz, auf dem Tauern entlehnte, vollständig aus eigenen Mitteln bestritt. Das neue Haus wurde übrigens nur im Innern verpugt und nur zum Theil in bewohnbaren Stand gesezt, bis im Jahre 1821 sämmtliche Kammern und die Außenwände Anwurf und Verpuhung erhielten. Nach den auf einem Blatte des Taufbuches der ev. Pfarre Wald Tom. I. vorfindlichen Aufzeichnungen ist Pastor Schmal nur 14 Monate in Wald verblieben, nemlich vom August 1795 bis zum Oktober 1796, wo er mit dem Pastor Johann Georg Renner zu Watschig im kärnthnischen Gailthal einen Stellentausch einging. Der neu ange= kommene Seelsorger übernahm von seinem scheidenden Vorgänger das Aichbergergut wieder käuflich um 500 fl. in persönliches Eigenthum, auf dessen Boden die Gemeinde nur das Bethaus und die neue Pastoratswohnung besaß. Als dann Pastor Renner nach nicht vollen 13 Jahren seines Amtes in Wald am 22. Juli 1809 verstarb, schoß die Gemeinde Wald (Tauern

« ZurückWeiter »