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Acker- und Wiesengrund im Versteigerungswege von der neuen Schulgemeinde Aich um 900 fl. ö. W. erstanden; das Haus wurde sogleich gänzlich demolirt und nach den noch 1866 getroffenen Vorbereitungen der Neubau in Aussicht genommen. Im Frühjahr 1867 ward mit dem Bau begonnen; die Schulgemeinde leistete Hand- und Zugarbeiten gratis, konnte sich aber in Geld um so weniger besteuern, als den Mitgliedern zur Erhaltung der Schladminger und Gröbminger Gemeinde schon bedeutende Lasten auferlegt waren. Dagegen thaten die Gustav-Adolf-Haupt- und Zweigvereine, der protestantisch-kirchliche Hilfsverein in der Schweiz und die Privatwohlthätigkeit auch hier wieder ein Großes. Senior Mücke klopfte überall an und fand aller Orten offene Thüren, offene Hände, so daß die gesammten Baarkosten im Betrage von 7600 fl. ö. W. vollständig aus Liebesgaben gedeckt wurden. Der schöne Bau gelangte im Laufe des Jahres 1868 zur Vollendung und im Herbst 1868 wurde die neue Schule mit 45 Kindern durch den von der Schulgemeinde aus seinem bisherigen Lehrposten zu Gaishorn berufenen, aus Oberschüßen gebürtigen Lehrer Samuel Klenner eröffnet. Diese Schule zu Aich ist gegenwärtig noch die einzige evangelisch-konfessionelle Privatschule im steiermärkischen Seniorat. Der Lehrer bezieht seine geringe Besoldung aus freiwilligen Beiträgen, aus der Nuznießung des zum Hause gehörigen Grundstückes und aus dem Schulgelde. Das Schullokale, mit einem Harmonium versehen, dient außer den Unterrichtszeiten auch zu gottesdienstlichen Versammlungen. Lehrer Klenner hält mehrmals im Jahre Lesegottesdienst und seit 1879 werden in demselben für alte, gebrechliche Gemeindeglieder, die. den Weg zu ihrem Gotteshaus nach Gröbming oder Schladming, resp. Ramsau schwer zurücklegen, jährlich drei mit der Feier des hl. Abendmahles verbundene Gottesdienste von den Pfarrern zu Schladming, Gröbming und Ramsau abgehalten.

Gröbming.

1. Die Kirchengemeinde.

Diese Gemeinde hat eine kurze Chronik. Wir müssen aber um derselben willen über den Anfang der selbständigen Kirchengemeinde hinausgreifen. Um 1781 wohnten in der Umgebung des Marktes Gröbming 5 evangelische Familien, nemlich die des Johann Reinbacher, v. Günther in Gössenberg, des Ferdinand Neuwirth, v. Huber in Pruggern, des Peter Perhab, v. Wimmer am Michaelerberg, des Franz Neuwirth, v. Kreutner in Nerwein und des Jakob Moosburger v. Kroyer am Michaelerberg. Der Lettere war 1777 von Mauterndorf bei Schladming hieher gekommen und wurde. nachmals der Stammvater mehrer evangelischen Familien in dieser Gegend. Peter Perhab und Johann Reinbacher sollen aus dem Salzburgischen eingewandert sein.

In der Folgezeit kauften sich, meist an den Berggütern um Gröbming, immer mehr evangelische Familien an, die theils von der Ramsau oder von Schladming, theils auch von Hallstatt oder Goisern stammten, und so vermehrte sich die Zahl der Evangelischen in der Gegend dermaßen, daß sie an die Errichtung einer Schule und eines Filialbethauses (zur Muttergemeinde Schladming) denken mußten. Im Jahre 1829 richteten sie das erste Bittgesuch um Bewilligung des Bethausbaues und der Schulerrichtung an die Behörden, leider ohne den gewünschten Erfolg, dessen Vereitelung vielleicht nicht ohne Grund den lebhaften Gegenbestrebungen des kathol. Pfarrers zu Gröbming, Konstantin Keller, und des Herrschaftspflegers zu Gstatt, Maximilian Groinigg, zugeschrieben werden dürfte.

Aus Versehen war überdies im Gesuche die Seelenzahl geringer angegeben worden, als ihr wahrer Stand gewesen, und darum wurde das Gesuch abschlägig beschieden. Eine erneuerte Bittschrift enthielt die Berichtigung der irrthümlichen Angabe; man unterbreitete sie unverweilt den Behörden, allein sie blieb nicht weniger als fünf Jahre unerledigt und kam endlich 1835 mit abweislichem Bescheide zurück. Die Gemeinde sandte nun einen Bevollmächtigten an die Allerh. Hofstelle, es erschien eine freisämtliche Kommission; Alles hoffte - da kam endlich die Erledigung und verwies die Harrenden zur Geduld. Im Jahre 1847 wird abermals eingeschritten, und wieder erfolgt Nichts! Erst das Jahr 1848 warf den aufgehäuften Aktenstoß und alle seine Sperren um und legte (im August) die lang ersehnte Bewilligung zur Konstituirung einer eigenen Kirchengemeinde, sowie zum Bau einer Kirche sammt Thurm und Glocken den unermüdlichen Bittwerbern in die Hände.

Aber schon wähend der langen Zeit des Hoffens und Harrens lagen diese Hände nicht unthätig. Die Gröbminger Gemeindeglieder erbaten sichs vom Pastorate zu Schladming, daß unter dem Namen von Christenlehren an bestimmten Sonntagen Gottesdienst und späterhin auch Abendmahl bei ihnen gehalten wurde. Die Entfernung von Schladming betrug 4-5 Stunden und dazu lagen die einzelnen Wohnungen meist nicht im Thale, sondern zerstreut an den Abhängen der Berge. Die Kinder konnten nur dann die Schule besuchen, wenn sie in einer solchen näher gelegenen Häusern zu Schladming_oder auf der Ramsau untergebracht wurden; Greise, denen Fahrgelegenheit mangelte, hatten auf den Besuch des Gotteshauses ganz verzichten müssen und selbst das kräftige Alter sah sich nur zu oft verhindert, während eines vollen Tages oder gar einer Festzeit vom Besitzthume abwesend zu sein. Daß unter solchen Umständen und bei dem vorhandenen römischen Bekehrungseifer Etliche zur Lauheit, ja zum Abfalle von ihrem Bekenntnisse sich verleiten ließen, läßt sich bedauern, aber auch begreifen.

Im Jahre 1844 kauften die Gröbminger Evangelischen von J. Lichtenegger, v. Stampfbauer, zu Pruggern um 500 fl. C. M. ein Haus, bauten dasselbe von Grund aus um und richteten es zur Schule und Lehrerswohnung ein. (S. Schule.)

Bereits im März 1843 war im Bauernhause des vulgo Loy nächst Gröbming durch den in Schladming vikarirenden H. Adolf Wehrenfennig der erste Gottesdienst gehalten worden. Die Räume dieses Hauses wurden aber für die zahlreich zuströmenden Gemeindeglieder bald zu enge und man wählte die Dreschtenne des Loy' zum Versammlungsort. Allein auch dieser Ort war unzureichend und unzweckmäßig und man verlegte die Gottesdienste in die Dreschtenne beim Kreutner zu Nerwein (Besizer: Mathias Kainprecht). Gottes Wort in der Dreschtenne! Gar ein düsteres, echt toleran z mäßiges Bild, zu dem eine Begebenheit, die hier nicht verschwiegen sein soll, eine gar eigene Staffage liefert. Es hatte sich bei Gelegenheit eines Gottesdienstes in der Dreschtenne auf dem kleinen offenen Raume vor der Kanzelbühne eine Bruthenne sammt ihrer munteren Schaar eingefunden und wollte sich kaum beseitigen lassen. Menschen sind verschieden; mancher Mund verzog sich zum Lächeln und wieder Vielen standen die hellen Thränen in den Augen! Lies einmal: Matth. 23. 37.

Da konnte man füglich nicht verbleiben, und Mathias Kainprecht als Besizer des Kreutnergutes richtete mit Hilfe der Gemeinde seines Hauses Ueberhöhe" (Dachbodenraum) zu einem passenderen und geräumigen Betlokale her, in dem etwa 150 Personen Raum und Siz finden konnten. Gegen Often ward ein kleiner mit dem Bilde Christi am Delberg versehener Altar aufgestellt; vor diesem stand ein Lesepult, um die Stätte zugleich zur Kanzel geeignet zu machen. — Als Herr Vikar Wehrenfennig als Pastor nach Neukematen abgegangen war, hielt Herr Heinrich Haupter jun., als Vikar seines Vaters Senior Haupter zu Schladming, alle 3 bis 4 Wochen einen Gottesdienst in diesem Betsaale zu Nerwein, bis im Jahre 1852 sich die Filiale zur selbständigen Pfarrgemeinde konstituirt hatte.

Der Augustmond des Jahres 1848 mit seiner Freudenbotschaft von der Bewilligung des Kirchen- und Thurmbaues goß Leben und Eifer in alle Glieder der etwa 550 Seelen zählenden Gemeinde. Kirche bauen! war Eine Stimme, und wer hätte nicht beigestimmt? Aber das Wo? und das Wie erheischten ernstliches Erwägen. Jene Gemeindeglieder, welche in Pruggern, Pruggernberg, Gössenberg und Aich ansässig waren, begehrten die Errichtung der Kirche zu Pruggern, einem Dorf an der Enns, eine Stunde westlich vom Markte Gröb

ming gelegen, weil dieser Ort gerade den Mittelpunkt der Gemeinde bilde. Dagegen wollten die um Gröbming und an der Straße gegen Liezen zu Wohnenden das neue Gotteshaus in Gröbming erbaut sehen. Die Majorität in der nun erfolgten Abstimmung erhob den Wunsch der Letteren zum Beschlusse. Die neue evangelische Kirche sollte im Markte Gröbming erbaut und eine passende Baustelle angekauft werden. Noch 1848 wurden die Baumaterialien beschafft und war Alles bereit, als die Marktgemeinde Gröbming die Abtretung auch des kleinsten Fleckleins Boden an die Lutherischen rundweg verweigerte. So mußte anderweitig Rath werden und er ward. Lorenz Moosbrugger war 1837 in den Besitz des eine Viertelstunde außer dem Markte Gröbming (gegen Pruggern) gelegenen Loygutes gelangt und schenkte der Gemeinde den ganzen zur Kirche und für den Friedhof erforderlichen Grund und Boden unmittelbar neben seinem Hause. Jezt konnte es vorwärts gehen! Im Frühling 1850 wurde der Kirchbau angefangen und sämmtliche Gemeindeglieder brachten außer den gratis geleisteten Fuhren und Arbeiten auch namhafte Geldbeträge auf. Allerdings reichten diese nicht zur völligen Deckung aller Baukosten hin und die helfende Liebe der Schwestergemeinden mußte thätig mit eingreifen. Ramsauer brachten 40 Mezen Kalk und 500 fl. als Brudergruß, die Muttergemeinde Schladming reichte 600 fl. dar, ebenso spendete der Gustav Adolf-Verein ein gutes Theil. Am 1. Mai 1850 wurde feierlich der Grundstein gelegt, und iu der hohen, allgemeinen Freude achtete man wenig der Verhöhnungen, die sich eine bei einem nahen Wirthshause aufgestellte Schaar, römischer Katholiken zu Schulden kommen ließ. Sie verstummten doch endlich und sollen überdies von einem katholischen Geistlichen des Marktes strenge gerügt worden sein. Auch des katholischen „Kulmpfarrers“ von Ramsau, des sel. Kerschbaumer, soll hier nicht vergessen sein. Als nemlich bei der Zufuhr des schweren Grundsteines die vorgespannten Pferde über einen unterhalb des Bauplages befindlichen Hügel die Last nicht weiter ziehen konnten, die Stränge immer wieder abrissen, und man sich eben aufs Neue berathschlagte, kam Kerschbaumer des Weges hergewandert, erkundigte sich, was es gäbe, legte sein Buch bei Seite und rief: „Greift nur noch einmal frisch daran, es muß gehen, ich schiebe auch ein Pfund!“ und wenige Augenblicke darauf war mit vereinten Kräften die

Die

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