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Revolution in Wien

vom

M'ai

März und Mai

1848.

Mit allen ihren Ursachen und Wirkungen
fortlaufend bis auf die nächsten Tage,

auf das

freifinnigfte nach eigener Anschauung und den besten.
Quellen dargestellt

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Aus2470.3

HARVARD COLLEGE 1159LOV

NOV. 7. 1919

Suring Frend

„Die studierende Jugend ist der lebensfrische Ausdruck des Zeitgeistes."

Prof. Füster.

Einleitung.

Weber etwas zu schreiben, wo sich die schreibselige Wiener Literatur schon so breit und tief ausgesprochen hat, dürfte uns wohl den Vorwurf zuziehen, als wiederholten wir nur. So ist es aber keineswegs, und obgleich wir keinen eigent= lichen Beitrag zur Geschichte zu liefern beabsich= tigen, da wir nur selbst Gesehenes und Erlebtes der Wahrheit getreu darstellen; so dürfte dies insofern einiges Interesse bieten als wir es zunächst aus eigener Anschauung darstellen, und die Eindrücke wiedergeben wollen, welche die Sas che in der untersten Volksschichte hervorgebracht hat.

Da im Verlaufe dieser schlichten Darstellung zuweilen auf eine geheime, aber mächtige Hand hingewiesen wird, welche muthmaßlich die Fäden aller Revolutionen, die gegenwärtig Frankreich, Deutschland und Italien bewegt, concentrirt leitet, so finden wir nothwendig, dieser Erzählung der historischen März- und Maitage Desterreichs eine kleine Einleitung vorauszusenden.

Wer erinnert sich nicht auf die große Revolution in Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts? Wer erinnert sich nicht, daß dort eine ungeheuere Theuerung in den Lebensmitteln den Unwillen der gesammten Nation gegen die bestehende Regierung aufstachelte? Wer weiß nicht, daß eben diese Noth allgemein für eine künstliche, durch Wucher herbeigeführte war?

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Wir weisen mit besonderem Nachdruck auf dieses Faktum hin, und glauben, daß die durch zwei Jahre hindurch consequent gebliebene unmäßige Theuerung in den nothwendigsten Lebensmitteln hier in Wien, wie damals in Paris, im innigsten Zusammenhang mit den folgenden Ereignissen stand.

Diesen zunächst finden wir nothwendig einige Notizen hier folgen zu lassen.

In der Silvesternacht 1847 erschien die gewöhnliche Nachtpatrouille auf der Landstraße (Vorstadt Wiens) in einer lustigen Gesellschaft, welche sich beim Punsch gütlich that, und lud diese sogleich zu Gast. Einige Tage später waren mehrere Individuen dieser Patrouille als vergiftet erkrankt und gestorben.

Bei dem stereotypen Schweigen unserer Polizei wurde es weder als Gerücht widerlegt, noch ferner bestätigt.

Gegen Ende des Monats Jänner 1848 starben plöglich, und zwar innerhalb vier oder fünf Tagen mehrere, wir wissen nicht fünf oder sechs alte Generale, so daß sogar zwei derselben an einem Tage beerdigt wurden.

Wir enthalten uns der Randglossen bis wir später darauf hinweisen werden.

Jest bereiteten sich die weltgeschichtlichen Ereignisse in Paris vor, deren Tendenzen das schwer zu bewegende Oesterreich aus seinem 600jährigen Winterschlafe aufstören sollte. Eine dumpfe Schwüle dehnte sich über Oesterreichs Gauen aus, als die beabsichtigten Reform - Banketts in Paris den Zeitungen reichen Stoff zur Polemik boten. Uls aber die Februartage den Thron eines heuchlerischen Königs zerschmetterte, und das verrathene Volk das Gespenst der Rache von anno 1790 herauf zu beschwören bereit war

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da zuckte ein elektrischer Stoß durch das Geblüt Deutschlands, und machte alle Throne ohne Ausnahme wanken. Und als der Großherzog von Baden, die Könige von Würtemberg und Baiern, die Preßfreiheit zugestanden, und die Vorgänge in München eine Revolution ohne anarchische Entfesselung der Pöbelmassen, durch Studenten nachwies, da sprach ganz Wien von den Zugeständnissen des Königs Ludwig und in allen öffentlichen Orten und Lesevereinen wurden die nachrichtbrin

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