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Toledo, noch Felix von Urgel Erfinder des Adoptianismus waren, derselbe vielmehr reiner Nestorianismus war, der von den Nestorianern nach Corduba gebracht wurde, dass zunächst „Bruder Milita" (Melito) den Elipandus für seine Irrlehre gewonnen habe. Was ich über Jacobus den Aeltern gesagt, ist Hypothese bis zum Jahre 756; von hier und vom Jahre 829 an ist es geschichtliche Thatsache. Historische Thatsache ist auch, dass im Jahre 962 fünf spanische Bischöfe erklärten: der Apostel sei keineswegs lebendig, sondern sein heiliger Leib sei nach Spanien gekommen. Es ist Thatsache, dass der zweite Toletanische Primat vom Jahre 1088 toto coelo von dem ersten Primate von 683 verschieden war. Es ist Thatsache, dass der Primas Rodrigo Ximenes vor dem 12. Januar 1216 sich in Rom aufhielt, also die grösste Wahrscheinlichkeit, dass er wegen der im November 1215 statthabenden Lateransynode in Rom erschienen war. Es ist mehr als nur Hypothese, dass die spanische Inquisition einen staatlichen Charakter an sich getragen, und dass es spanische Politik war, den Einfluss der Päpste auf dieselbe ferne zu halten. Dass der Niedergang Spanien's von den Zeiten Philipp's II., von der Abschaffung der mittelalterlichen Verfassungen, und von der sich vollendenden absoluten Monarchie herstamme, scheint nicht zu leugnen. Es ist auch historische Thatsache, dass den Autokraten Ferdinand V., Carl I. (V.), Philipp II. die Könige Philipp III., Philipp IV., Carl II., Philipp V., Carl III., Carl IV., Ferdidinand VII. folgten, welche statt ihrer ihre ersten Minister herrschen und regieren liessen.

Möge es dem Könige Alfons XII. beschieden sein, die Wunden, welche das Unglück der Zeiten Spanien geschlagen hat, heilen zu helfen und heilen zu sehen! Denn Gott hat die Nationen so geschaffen, dass sie geheilt werden können.

Sct. Bonifaz in München, 27. August 1879.

Pius Gams, O. S. B.

Inhalts-Verzeichniss.

Vorrede. S. III-VI.

Einleitung

S. 1-4.

Dreizehntes Buch.

Die Kirche in Spanien von der Eroberung Granada's bis auf König Philipp V. (1492-1700). S. 5–303.

Erstes Kapitel.

Die spanische Staatsinquisition. Der heilige Petrus Arbuès, S. 5-93.

Zweites Kapitel.

Die Spanier in Amerika (1492-1542), S. 94-121.

Drittes Kapitel.

Von der Eroberung Granada's bis zum Regierungsantritte Carl's V. (I), (J. 1492 bis 1517), S. 122-148.

Viertes Kapitel.

Die Kirche in Spanien unter der Regierung Carl's V. (I). (1517-1556), S. 149-183.

Fünftes Kapitel.

Frühere Zeit der Regierung Philipp's II. (1556-1568), S. 184-201.

Sechstes Kapitel.

Die Kirche im spanischen Amerika (1542 bis c. 1600), S. 202-220.

Siebentes Kapitel.

Die Regierung Philipp's II. im Niedergange (1568—1598), S. 221–251.

Achtes Kapitel.

Die Zeiten Philipp's III. (1598-1621) und Philipp's IV. (1621-1665), S. 252-286.

Neuntes Kapitel.

Die Zeiten Carl's II. (1665-1700), S. 287-303.

Vierzehntes Buch.

Spanien unter den Bourbonen und unter der Herrschaft der Revolution. (1700-1879.) S. 304-470.

Erstes Kapitel.

Spanien unter den zwei ersten Bourbons Philipp V. und Ferdinand VI.

bis 1759, S. 304-347.

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Zweites Kapitel.

Kirche und Staat von Spanien unter den grossen königlichen Jägern Carl III (17591788), und Carl IV. (1788-1808), S. 348-383.

Drittes Kapitel.

Die Bischöfe in diesem Zeitraum, S. 384-403.

Viertes Kapitel.

Blüthe der Literatur (1747-1808). Allmäliger Verfall, S. 404-426.

Fünftes Kapitel.

Vom Jahre 1808 bis zur Gegenwart, S. 427-470.

Recapitulation des ganzen Werkes.

Erstes Kapitel. Erster Band, 1862, S. 471–481.
Zweites Kapitel. Zweiter Band, 1864, S. 481-493.

Drittes Kapitel. Der dritte Band, 1874, S. 494-509.

Viertes Kapitel. Der vierte und fünfte Band 1876-1879, S. 510-532.

Einleitung.

Der Rückblick auf die Jahrhunderte des Mittelalters der Kirche in Spanien, auf die 780 Jahre, welche von der Entscheidungsschlacht am Guadalete im Jahre 711 bis zum 2. Januar 1492, dem Tage des Einzugs der christlichen Spanier in die lezte Burg der Mauren in Granada, verflossen, ist tröstend und erhebend. Der Rückblick auf die vier Jahrhunderte, welche seit dem Einzuge der Christen in Granada bis zu der Gegenwart verflossen, ist weniger erhebend. Die Kraft des Volkes ist seit Jahrhunderten gelähmt. Die politischen wie die kirchlichen Zustände sind traurig. Trauernd sagen die patriotischen Spanier: Wir sind ein unglückliches Volk und Land.

Die Vereinigung Spanien's, d. i. der beiden Reiche Castilien und Aragonien galt unbestreitbar für das Volk und die Kirche in Spanien als grosses Glück. Vielleicht war es nur ein scheinbares Glück, in Wirklichkeit aber ein Unglück. Wir wissen nur zwei grosse Erfolge aufzuweisen, welche dieser Vereinigung gefolgt sind, die völlige Besiegung der Mauren, und die Entdeckung, Besitznahme und Christianisirung eines Theiles von Amerika. Allein wenn die castilianischen Könige von Alfons X. an bis Isabella (1252-1474) nicht so tief von der Höhe und Grösse Ferdinand's III., des Heiligen und Alfons' IX. herabgesunken wären, so wären sie allein im Stande gewesen, die Mauren aus Granada zu vertreiben, wie sie Ferdinand aus Jaën, Cordova, Sevilla (und Cadix), wie sie Jayme I. von Aragonien aus den Balearischen Inseln und Valencia, wie die Portugiesen sie aus Algarve vertrieben hatten. In den Erwerb und die Christianisirung Amerika's aber konnten sich die Castilianer und Aragonier ebenso theilen, wie sich die Spanier und Portugiesen getheilt hatten.

Ausserhalb Spanien's besteht die Ansicht, als seien die Spanier ein einheitliches, geschlossenes, ein centralisirtes Volk. Ein Spanier aber sagt nicht so leicht: Ich bin ein Spanier, sondern: Ich bin ein Castilianer, Catalane, Baske, Asturier u. s. w. Es sind keine besondern Provinzen, sondern besondere Völker, welche nach dem Jahre 1474

Gams, span. Kirche. III. 2.

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zunächst in einer Personal-Union verbunden wurden. Sie hatten ein Recht, in ihrer Eigenart und in ihrer besondern Geschichte fortzuleben, ihre Verfassungen und Einrichtungen (Fueros) ungeschmälert zu erhalten. Der allmälig sich ausbildende spanische Einheitsstaat in seiner starren Centralisirung war das Unglück, das Verderben Spanien's. Die Könige Carl (V.), besonders Philipp II., die auf sie folgenden willenslosen Könige und omnipotenten Minister und Günstlinge, welche den spanischen Einheitsstaat gegründet, tragen die meiste Schuld an dem Zerfalle der Macht und Grösse Spanien's. Das alte Spanien war überhaupt nur ein Jahrhundert lang unter den gothischen Königen geeinigt. Die acht Jahrhunderte des Mittelalters aber hatten gesonderte und getrennte Völker geschaffen, nicht nur die Portugiesen neben den Castilianern, von denen die einen die Sprache der andern nicht verstehen, sondern auch die Valencianer, die Catalanen, die Aragonier, die Navarresen, die Basken, die Galizier, die Asturier, zulezt noch die Andalusier und die Estremoz (die von Estremadura) neben den Castilianern. Welcher Unterschied besteht heute noch zwischen dem ernsthaften und ceremoniösen Castilianer, und dem fröhlichen leichtlebenden Andalusier, welchem maurisches Blut in den Adern fliesst, welcher Unterschied zwischen dem schwerfälligen Asturier, der sich seines Königs und Ahnen D. Pelajo rühmt, und dem elastischen Catalanen?

Die Catalanen und die Basken verstehen heute noch nicht die Sprache der Castilianer. Es sind nicht verschiedene Mundarten, sondern verschiedene Sprachen, die sie reden. Die castilianische Sprache aber haben die Leonesen, Galizier, Castilianer ausgebildet; die beiden Länder Estremadura und Andalusien haben sie von ihnen angenommen.

Die Vereinigung der spanischen Lande schien ein grosses Glück für die katholische Kirche zu sein. Wir unterscheiden den Schein von der Wirklichkeit. Was man von dieser Einigung hoffte, hat sich nicht erfüllt. Die römische Kirche hat viel, unendlich viel gelitten unter den Ansprüchen und Anmassungen, unter der unersättlichen Hab- und Herrschgier der spanischen Herrscher, d. h. der Könige Ferdinand (von Aragonien), Carl V. (I.), und Philipp II., welche selbst regierten, und unter den omnipotenten Ministern der Könige von Philipp III. an, welche Sklaven ihrer Günstlinge waren ').

') Der vielgerühmte König Carl III. (1759–1788) wusste sich zu trösten mit der Hoffnung, dass nicht er, der König, sondern seine Minister Gott verantwortlich seien für die Fehler ihrer (i. e. seiner) Regierung. Ein Hofmann empfahl einst einen erklärten Günstling des Königs diesem für irgend ein Amt. Carl III. fragte, ob derselbe in der That alle zu dem Amte erforderlichen Eigenschaften besize. Auf die bejahende Antwort erwiederte der Nachfolger Philipp's II.: „Ich bin Ihnen sehr vielen Dank schuldig, dass Sie an diese Beförderung gedacht haben. Ich hätte niemals gewagt, mit Ihnen davon zu sprechen.“

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