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ja in ein endliches Wesen verwandelt hätten. S.73. Dieser Gegensatz wird so gelöst: Die Einheit bleibt in der Persönlichkeit als das lebendige Band, die Concentration in sich, aber ebenso auch die Unendlichkeit, das zu Bindende, durch lebendiges Schaffen zu Einende. Gott selbst, als Person, versöhnt jenen Widerspruch, indem er sich selbst unendlich zum Gegensatze mit sich macht. So ist Gott als Einheit das absolute Selbst. S. 74 fg.

Ist nun hier von Fichte die Einheit und die persönliche als Selbst an und in sich bestimmt, so dass sie eine bestimmte, sich als Wesen und näher als persönliches Wesen bestimmende ist, unabhängig von der Unendlichkeit? Dieses scheint so, wenn Fichte sie bestimmt als sich selbst durchdringende Einfachheit, das absolute Sichfassen, das reine Selbst, das Ich als der sich als Ich bewusstwerdende Mittelpunkt, der in sich selbst sich aufgeht, erfasst, geniesst. S. 99. 100. Aber so ist sie bei ihm in der That nur angenommen, oder bloss vorausgesetzt, und nicht durch ihre eigene Thätigkeit gesetzt. Denn Persönlichkeit, sagt uns Fichte, setzt Beziehung auf ein selbstgegebenes Andere voraus,,,dieses vermittelt sie also als Person." Die absolute Persönlichkeit Gottes ist nur als die unendliche schöpferische zu denken." S. 75. Die Persönlichkeit, als abstraktes Selbst, ist die in sich geschlossene geheimnissvolle, dem Andern unergründliche. Seine Allgegenwart ist seine Allwissenheit, die sich gründet in seinem geheimnissvollen unnahbaren Selbst. Aber dieses reine Selbst hat an sich keinen Inhalt, kann sich daher auch nicht selbst Object werden. Sein Object bestimmt Fichte ausdrücklich als das selbstgegebene Andere, und zwar als die Welt. Denn nichts anderes ist diese Unendlichkeit in der Einheit. Durch jene ist diese allein eine lebendige, concrete, sich bewegende und sich bestimmende. Daher giebt es auch nach S. 86 nur eine Dreieinigkeit in der Welt, nicht in Gott an sich. Kurz es ist das reine Wesen der Persönlichkeit, das einfache, reine Selbst bloss vorausgesetzt, und und zwar als Wesen der Welt.

Diese Ansicht hat Fichte in seinen spätern Schriften nur weiter entwickelt und näher bestimmt. So in seiner Ontologie, und der Abhandlung,, zur speculativen Theologie.' Hier stellt Fichte Bd. V S. 227 der Naturphilosophie und Hegel seine Ansicht so entgegen: Auch die absolute Vernunft, das Denken, der Begriff ist nur mona

disch, individuell, als im Bewusstseyn sich fassende absolute Substanz wirklich, selbstanschauend, zunächst nur sich in sich selbst, nicht sich in unendlich Andern. Vgl. S. 222. Weiter entwickelt ist diese Ansicht in Bd. VII S. 224 fg. Hier wird die Wesenstrinität in der Bestimmung als Vater, Sohn und Geist, als unangemessen dem Wesen Gottes betrachtet, und nur die sogenannte ökonomische Trinität in dieser Bestimmung gefunden; dagegen aber eine Wesenstrinität in anderer Form geltend gemacht. S. 233 fg., und zwar noch S. 246 ohne Beziehung zum Weltbegriff, und in Unterscheidung derselben von der Offenbarungstrinität. Fichte zeigt, wie die neueste Philosophie Gott als ein denkendes Subject zu erfassen fortgegangen ist (S. 222) und wie sich die Identificirung des denkendschaffenden und des Welturbildes aufgehoben, und man das Einurdenkende Subject von dem unendlichen Inhalte seiner (hinzugedachten, im absoluten Denken zur Ausdrücklichkeit des Gedankens erhobenen) Objectivität nothwendig unterschieden hat. Diese Unterscheidung ist die des Weltgedankens und denkenden Subjects. So Göschel. Diese Weltansicht nimmt aber an, oder muss vielmehr annehmen, dass das Denken allein die Weltschöpferische Macht in Gott sey. S. 223. Darüber geht nun Schelling hinaus; nach ihm ist Gott nicht nur die Allmacht des actuell unendlichen Denkens, er ist zugleich die des Willens. Ohne einen solchen in der Unendlichkeit (des Denkens und Wollens) zugleich vermittelten Gegensatz, dessen lebendig - geistiges Band eben die Person Gottes ist, wäre die Schöpfung schlechthin unbegreiflich. S. 226 fg. Erst beide Principien zusammen: das Denken und der Wille, aber als universale; zugleich göttliche und Weltmächte; in Gott vermittelt durch seine Einheit, erklären die Weltwirklichkeit. Die unendliche übergreifende Subjectivität ist in sich selbst substantiell, monadisch, sich in der Ureinheit zusammenfassend zu denken, sie ist selbstanschauend zunächst nur sich in sich selbst, nicht sich im unendlich Anderu. S. 227. Die Einheit des Allbewusstseyns führt in die Einheit des Selbstbewusstseyns als in ihren Grund zurück. Gott ist, ehe er als Allwissendes gedacht werden könnte, Selbstbewusstseyn, Urich in ewiger Selbstanschaung. S. 228-233. Gott ist zu fassen als Einheit (das substantiell lebendige und selbstbewusst geistige, d. h. persönliche Band) vom unendlichen Seyn unendlichen Willen. S. 238 fg. Es bleibt nun aber der

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Widerspruch zu lösen, wie das Allgemeinste, das unendliche Wesen zugleich das höchste, besonderste seyn könne. Bd. VI. H. 2. S. 163. Es ist der Begriff der (eben darum absoluten, ein Unendliches in sich seyenden) Persönlichkeit, dass sie den Gegensatz, den der Unendlichkeit gegen die absolute Einheit, selbst an sich trägt und ihn durch eigene Macht in sich vermittelt; kurz der Gegensatz, die Grenze muss an der absoluten Persönlichkeit in sie selber fallen. Gott unterscheidet sich von der eigenen Unendlichkeit in ewig unveränderlicher Einheit. Dies macht ihn zum absoluten Ich. Aber sich mit sich vereinigend, setzt er damit, als ebenso ewig, den Gegensatz davon in sich voraus: dies ist seine Unendlichkeit, die reale Seite in ihm, die Natur in Gott. Beides zuletzt in seiner unendlichen Selbstausgleichung macht ihn zur ewigen Person. Der Gedanke des Ich setzt nothwendig eine Mehrheit derselben, ein Ich, nur dem Du und Er gegenüber. Das Ich, wie das Urich ist an sich selbst monadisch zu denken, es ist seiner Idee nach das auch in der Einsamkeit, sich Vollgenügende; denn es besitzt Alles in sich selbst, in der Selbstanschauung der eigenen, aus seiner Lebendigkeit (Natur) sich entwickelnden Unterschiede. Die Mehrheit göttlicher Personen oder Iche, das persönliche Sichselbstgegenüberstehen Gottes in einem Ebenbilde seiner selbst gehört nicht in den dialectischen Begriff der Person. Wie nämlich der Begriff des Urichs, der sich reflectirenden Einheit des Unendlichen also gefasst jede Mehrheit oder Verdoppelung desselben geradezu ausschliessen würde, so ist es auch mit dem creatürlichen Ich. S. 160. 163.

Hiermit ist aber das reine Wesen der Persönlichkeit von Fichte bloss vorausgesetzt, nicht begründet, und es kommt diese Ansicht über die bisherige nicht hinaus. Nur die christliche Idee Gottes, die Kabbalah und J. Böhme suchen cine Vermittlung des reinen Wesens der Persönlichkeit. Die Selbstunterscheidung ist bei Fichte nicht die Unterscheidung des reinen persönlichen Wesens, im Unterschiede von der Organisation oder Natur des Wesens; diese findet hier gar nicht Statt, sondern es ist nur die Unterscheidung der Einheit in Bezug auf die Unendlichkeit; es ist nur die sich in der Beziehung auf die Unendlichkeit setzende Einheit. Diese hat mithin nicht sich selbst zum Object, sondern nur die Unendlichkeit, oder Natur, aus der sie sich in sich reflectirt, oder wie es Fichte aus

drückt: ist nur die sich reflectirende Einheit des Unendlichen.

Die Persönlichkeit ist hiernach nicht die sich selbst setzende, producirende Einheit ihrer selbst, sondern ihrer Natur. Daher Fichte auch eine persönliche Verdopplung, Objectivirung und daher auch eine immanente Wesenstrinität in diesem Sinne für unzulässig erklärt. Es wird daher (Bd. IX. H. 1. S. 11.) die eigne Natur und Objectivität zur bewussten Selbstunterscheidung für nothwendig erklärt. Daher auch Fichte bei Hegel, besonders aber bei Schelling so leicht das Princip der Transcendenz findet. Vergl. Beiträge zur Characteristik der neuern Philosophie 2. Aufl. S. 748. f. 753. 754. 758. ff. Hier ist offenbar das transcendente Princip in der Immanenz,, die Einheit in der Unendlichkeit", nur jene abstracte Einheit, wie sie in dem ersten Theil dieser Schrift bei Schelling nachgewiesen worden ist. Damit stimmt auch Fichte's Ansicht über den Begriff des Ich, der Seele in dieser Schrift zusammen, wie sie z. B. gleich aufangs S. 54. ff. ausgesprochen ist. Hier ist überall der Geist nur die Einheit der Natur, nicht ihrer selbst.

In der Abhandlung über den bisherigen Zustand der Anthropologie und Psychologie in seiner Zeitschrift, Bd. XII. S. 246. geht Fichte auf die Kantische Unterscheidung des reinen Selbstbewusstseyns von dem realen zurück, und bezeichnet jenes mit. Recht als das Ich, welches sich in seiner reinen Einheit vorstellt, und meint, es sey damit nicht bloss der Fortschritt vom Bewusstseyn zum Selbstbewusstseyn bezeichnet, sondern es sey auch darauf hingewiesen, dass das Ich selber nichts Reales, sondern lediglich die Grundvorstellung desjenigen Realen sey, welchem die Eigenschaft des Bewusstseyns (das Prädicat,,ich denke" sich beilegen zu können) zukomme. Die Seele ist daher nicht dem Ich gleichzusetzen. Ich ist überhaupt gar nicht Substantielles, sondern eine das Substantielle, Reale, welches die Seele ist, begleitende Allgemeinvorstellung derselben. Nicht einmal das entspricht genau der Wahrheit, zu sagen: Die Seele ist ein Ich, sondern die Seelensubstanz, indem sie ist, weiss sich zugleich, hat die Ich-Vorstellung. Indem man sich gewöhnte, das Ich und die Seelensubstanz für lediglich dasselbe zu halten, hat man ferner die letztere, weil sie die reale, beharrliche Einheit in ihrem gleichfalls realen Wechsel ist, sofort nun für gleichbedeutend gehalten mit dem reinen,,Ich, mit jener formalen Einheit des Sichwissens in dem rea

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len Wechsel: die leere Form des Ich, die nun abstract gewordene Einheit des Seelenwesens wurde als die Seele selber bestimmt. Dadurch war man zuvörderst schon bis dahin gekommen, dem Realen die Form, als das Wesen desselben, unterzulegen, diese somit zu hypostasiren; dieses ist der Grundfehler der nachkantischen, Fichteschen, Schellingschen und Hegelschen Lehre" S. 245. ff.,,Die Substanz ist der reale Träger des Ich, wie das Ich nur Merkmal, Selbstankündigung der Substanz. Es selber ist nur die Allgemein-Vorstellung, in welcher jenes Reale seine zugleich vorgestellte Zuständlichkeit zusammenfasst, und deren Mannigfaltigkeit so auf Sich, als das Eine, bezieht. ,Reines" Ich giebt es demnach überall nicht, für sich gefasst, nicht befestigt an einem Realen, das, im Bewusstseyn sich ergreifend, die Ichvorstellung, als das seine reale Einheit begleitende, dadurch stets producirt, ist es ein blosses Abstractum, dessen Widerspruch Herbart nachgewiesen hat." S. 253. ,, Beseelung heisst Aufhebung des Raumes, in seiner trennenden Bedeutung, Idealisirung des Leibes, und Seele ist diese Macht als Einendes des Leibes, seinen Raum zu durchwirken, aber eben damit auch seine Trennung aufzuheben. Diese Raum (und Zeit) überwindende, schlechthin ideelle Einheit des Organismus nennen wir Seele im weitesten Sinne. S. 259.

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Hieraus ist klar ersichtlich, dass das reine Wesen der Persönlichkeit von Fichte direct und ausdrücklich geläugnet wird, und es wird seine früher vorgetragene Ansicht jetzt erst völlig klar, und mein Urtheil über sie auf das entschiedenste bestätigt. Hätte hierüber noch ein Zweifel obgewaltet, so wäre er nun völlig verschwunden.

ist keineswegs ein wahrhaft freies, selbständiges, zeit- und raumfreies, und sie beherrschendes WeDiese Ansicht erhebt sich kaum über die Aristotelische Bestimmung der Seele.

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Wenn aber das Wesen an sich als Princip der Organisation, welches als Wesen lediglich in sich, und die Organisation, durch es in ihm besteht, oder wenn das Wesen, als die Einheit seiner selbst, nicht bestimmt ist, welche Einheit, oder welches Wesen es ist, wie kann es überhaupt die Einheit seiner Organisation oder Natur seyn, da es als abstracte Einheit nicht thätiger, lebendiger, lebenskräftiger Grund der Natur überhaupt, und als an sich nicht bestimmte Einheit auch nicht bestimmter realer Grund der Organisation seyn kann! Es kann daher auch aus ihm nicht eine bestimmte Organisation abgeleitet werden. Die Natur Gottes, als geistige, ist daher mit dem geistigen Wesen bloss vorausgesetzt, nicht begründet.

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Was ist aber die Natur Unendlichkeit" Gottes nach Fichte? Fichte geht (Bd. IX. H. I.) in eine nähere, entschiednere Bestimmung derselben ein, der wir hier folgen wollen. ,, Selbstanschauung, Denken und Wille sind die drei geistigen Principien in Gott. S. 5. Aber sollen sie nicht ein abstract Subjectives, Unreales bleiben, so müssen sie in einer Objectivität Gottes gründen, welche der Pantheismus nur in dem Weltdaseyn finden zu können glaubte. Das Universum ist unendliche, aber in sich geschlossene zum System der Mittel und Zwecke vollendete Einheit, ist realisirtes Vernunftsystem. Dem entsprechend ist in Gott, dem Urgrunde, beides: reale Unendlichkeit und absolute Einheit, jedoch sich gegenseitig durchdringend und nur in einander zu denken. Die bloss substantielle Einheit im Unendlichen ist die reale, oder objective Seite in Gott. Dieses substantielle Band, die substantielle Einheit ist nur im Geiste, als selbstbewussten zu finden. Dieses führt zur idealen, subjectiven Seite in Gott. Er kann nur dadurch begreiflich werden, als die Macht über die eigene, wie über die Weltunendlichkeit, indem er in jener Unendlichkeit nicht nur die Eine Substanz ist, sondern als der Eine in ihr sich weiss und in dieser, seine Macht durchdringenden, Selbstanschauung ewig und unbewegt ruht. Dieses enthält wieder für seine Idealität das Doppelte: a) seine Unendlichkeit zu wissen und zu beherrschen: Allbewusstseyn seiner selbst von Weltallwissenheit zu unterscheiden. Jenes schliesst alles eigentliche Entstehen und Vergehen aus, ist als ewiges (überzeitliches) Bewusstseyn Gottes an sich selbst zu denken, und tritt an die Stelle dessen, was im bisherigen das Welturbild (Idealuniversum) hiess. Diese, die (Weltallwissenheit) muss dagegen auch für Gott die Zeitunterschiede als reale und bewusste enthalten. b) Dieses Allbewusstseyn seiner selbst ist aber nur möglich, wenn gehalten von der einfachen und einenden Selbstanschauung. Die reale und ideale Seite einigen sich in Gott zur Person. (Die Fortsetzung folgt.)

Nicht darin lag der Grundfehler Kants, Fichte's Schellings und Hegels, dass sie das reine Ich an die Stelle der Seelensubstanz gesetzt, und so hypostasirt haben, sondern dass sie es gar nicht gesetzt als die Einheit seiner selbst, sondern nur seine Natur an seine Stelle gesetzt und hypostasirt haben. Vergl. in dem ersten Theile von des Ref. Schrift:,, Die Idee Gottes' die ausführliche Kritik dieser Lehre. Diese gilt auch von dem jüngern Fichte. Das reine Wesen der Seele ist in der That bei Fichte eine blosse abstrakte Einheit, ein unbekanntes Ding an sich, es ist das bloss zu Grunde liegende, das Substrat des Erkennens und Wollens. Damit, dass es die sich aus ihrer Natur in sich reflectirende Einheit ist, ist es nicht freic, selbständige, positiv einfache Einheit seiner selbst, und durch sie die über die Organisation, Natur wahrhaft hinübergreifende, und in ihr wahrhaft freie, sie beherrschende Einheit derselben. Es ist als blosse Einheit der Natur nicht wahrhaft aus, durch und in sich, und frei von der Organisation. Das persönliche Wesen ist lediglich aus, durch und in sich selbst als solches, und reflectirt sich nur aus und durch sich in sich selbst. Die Seele, nach der Bestimmung Fichte's,

ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG

Monat März.

Philosophie.

1847.

1) Die speculative Idee Gottes und die damit zusammenhängenden Probleme der Philosophie von Dr. J. U. Wirth u. s. w. 2) Zur speculativen Theologie von Dr. J. H. Fichte

u. s. w.

(Fortsetzung von Nr. 69.)

Diese Einheit des Realen und Idealen in Gott

ist die vorweltliche Persönlichkeit S. 6-8. Zur Persönlichkeit ist nicht die Annahme einer Mehrheit von Personen, sondern nur die Selbstunterscheidung von seiner Andern, Objectiven nöthig, die aber ebenso gut in, als ausser ihr liegen können, wie beim Endlichen. S. 11. Die wahre Wirklichkeit Gottes ist 1) die reale oder objective Seite in Gott. Die wahre Wirklichkeit Gottes ist immer nur als das (wahre) Universum zu denken. S. 14. Der Inbegriff der Monaden als Urpositionen in ihrer innern Einheit und Wechselbeziehung ist so an die Stelle des Absoluten im Pantheismus getreten. S. 14. 15. Dieses Monadenuniversum ist der Gedankenkosmos, das Welturbild in Gott. Gottes Wirklichkeit ist sein Erhalten jenes Monadenuniversums. S. 14 -16. Das gegebene raumzeitliche Universum ist nicht ursprünglich, sondern das ideale, wo keine Trennung und Isolirung ist, und dieses hat man seit Platon erkannt. S. 16-32. Gott erzeugt sich selbst. Die aus der ewigen Selbsterzeugung hervorgehende Unendlichkeit in Einheit ist die Wirklichkeit Gottes, seine Natur. Die Unendlichkeit der ewigen Urpositionen ist eben seine Wirklichkeit. Auch diese bedarf daher der unablässigen Selbstvermittlung aus dem Gegensatze der eigenen Schiedlichkeit und Unendlichkeit in die ewig daraus sich wiederherstellende Einheit. Auch Gottes Leben kann daher auch als Process, Dialektik unterschiedener Momente bezeichnet werden, nur dass jene Wechseldurchdringung der Gegensätze stets völlig gelingt: darum ist es ewiges, vollendetes, während in unmittelbar endlichem Daseyn die Lebenseinheit es nie vermag, alle

Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

ibre Momente und Bedingungen zugleich und zu Einem Schlage der Verwirklichung, also in sich zu versammeln, dass die Wirklichkeit ihrem Vorbilde gleich käme, wo dann das Endliche selbst ewig, unvergänglich in die Urständlichkeit und Rube in Gott eingekehrt wäre. S 33. 34. Die real – objective Seite des göttlichen Wesens ist selbst jedoch, damit es Lebon sey, als eine Dreiheit von dialectischen Momenten zu unterscheiden. a) der Eine, aber noch unaufgeschlossene Urgrund, das Radicale, Einende in Gottes Wesen, die noch gegensatzlose Einheit; b) es ist in Gott ein sich selbst erzeugendes Leben, welches man mit der Welt wirklichkeit verwechselt, und so den Pautheismus erzeugt. Aber unsere Theorie von Dauer und Zeitlichkeit schliesst die Zeitlichkeit der erscheinenden Weltexistenzen von Gottes Wirklichkeit aus, setzt aber die ewige Dauer lebendigen Selbsterzeugens in ihr. Es ist in Gott ein Realuniversum von dem idealen, den, im Denken Gottes bestehenden Ideen, entsprechenden Grundkräften und Potenzen zu denken. Sie haben Schiedlichkeit und Individualität, aber vor der Schöpfung treten sie nicht als gesonderte aus ihm hervor, gewinnen für sich keine Existenz, sondern sind durchdrungen und getragen von der ewigen Einheit Gottes. Das Weltschöpferische besteht nur in der Auflösung jenes cinenden, temperirenden Bandes. Es ist der Fortschritt von dem Unterschied zur Sonderung und Geschiedenheit der Potenzen. S. 38-39. Der Begriff der Unendlichkeit und Schiedlichkeit des göttlichen Universums reicht aber in den der ausdrücklichen verwirklichten Einheit hinüber. Sie ist nicht mehr bloss das unaufgeschlossene Eins des Anfangs, nicht mehr bloss die Gliederung der Grundkräfte und Potenzen im innern, realen Leben, sondern die frei durch sie hindurchwirkende, sich aus ihm herstellende Einheit dieses ist aber nur möglich und begreiflich durch und im Geiste Gottes, führt also 2) zur idealen oder subjectiven Seite des göttlichen Wesens. S. 35. 41. Nur dadurch vermag Gott die Einheit jenes eigenen Universums von Grundkräften zu seyn,

Das

dass er in seiner Unendlichkeit der einende Geist, das Ursubject ist in unwandelbarer Selbstanschauung. Es sind hier wieder drei Momente, wie bei der realen Seite Gottes zu unterscheiden. Die Selbst anschauung wird Selbstbewusstseyn, als Einheit des schon unterschiedenen Gegensatzes von Subjectivität und Objectivität. Gott macht hier seine Unendlichkeit, die Natur in ihm zugleich zum Object seiner Selbstanschauung, und so sich von sich unterscheidend, gelangt er zu wirklicher, erfüllter Selbstanschauung, zum Selbstbewusstseyn. Objective in Gott, der Reichthum des (im ersten Moment noch potentialen) Lebens wird hier im Bewusstseyn, in die eigene Schiedlichkeit, auseinandergelegt. Das (bisher verschlossene) innere Universum gliedert sich in die gesonderten Anschauungen einer Ideenwelt, und wird hier ins Licht des Gedankens erhoben. Dieses Real- und Idealuniversum des Wesens Gottes wird also nicht bloss angeschaut, sondern gedacht. S. 50 f. Also anschauend - denkend vermag Gott seiner Wesenfülle durch Selbstbewusstseyn Herr zu werden. Dadurch wird diese zugleich zu Ideen, zu einer gegliederten Ideenwelt, welche die Einheit Gottes darstellt. S. 53. So ist die Objectivität (Unendlichkeit) des göttlichen Wesens völlig in das Subject erhoben, und ihm gleich geworden. Es macht sich so Gottdenkend zum Ebenbilde seiner selbst, es spiegelt sich seine Objectivität völlig in dem Subjecte; Gott als Eines Subject schaut sich an in seiner realidealen Unendlichkeit, und ist sich dadurch unendliches Object, unendlicher Unterschied. Weil er aber darin ganz sich erkennt, sein Objectivseyn ins Subject erhoben ist durch den Act idealer Selbstverdopplung, hat man Letzteres sein Ebenbild genannt. Der Unterschied des anschauenden Subjects in seiner Objectivität, der im endlichen Geiste sich nie völlig auszugleichen vermag, ist hier ebenso bestätigt, als ausgeglichen. Jene urbildliche Gedankenwelt ist die Natur Gottes, in der er seine ewige Wirklichkeit besitzt. S. 54-56.

Durch alles Bisherige ist der Uebergang in den dritten Moment des göttlichen Wesens begründet: 3) nur sein Real- und Idealuniversum als Einheit, als Sich selbstfassend, lebt und erkennt sich Gott darin. Erst in der aus dem unendlichen Unterschiede sich erneuernden (ihn in sich überwindenden) Einheit ist der Selbsterzeugungs- und Selbsterkenntnissact vollendet. Die doppelte Dreifachheit seiner Lebens- und Selbsterkenntnissmomente in unendlicher Vereinigung machen die vorweltliche

Wirklichkeit Gottes aus. Und zwar ist diese Einheit der drei im doppelten Sinne gültig. Sich aus seinem einen Lebensgrunde in die Unendlichkeit (Schiedlichkeit) durch Selbsterzeugung ewig entfaltend, diese Unendlichkeit aber wieder zur ausgeführten (nicht mehr abstracten) Einheit zusammenfassend, ist Gott realer Seits lebendige (wirksame) Einheit, bewältigend die eignen, ins Unendliche hinausstrebenden Lebenskräfte, welches aber selbst nicht möglich wäre, ohne die durchgreifende Einheit der Selbstanschauung, als ersten Moment von idealer Seite. Diese ist jedoch abermals nicht leer und abstract, sondern die eigene reale Unendlichkeit zum All (zur Alleinheit) vermittlend, (was wieder nicht ohne die Macht des Durchdenkens erklärbar wäre,) ist sie Allbewusstseyn, als zweiter Moment; diess hebt sich aber wiederum, alle vorhergehenden realen und idealen Momente zusammenfassend, in die Einheit des (erfüllten) Selbstbewusstseyns auf. Erst hiermit ist Gott weder überhaupt bloss absolutes Leben, (somit nur weltseelenartige, blinder Weise wirkende Macht), noch umgekehrt eine Geistigkeit oder Selbstheit; sondern er ist beides in einander. S. 61. 62, d. h. die reale und ideale Seite oder Natur und Selbstbewusstseyn. S. 70. Damit ist die Lehre vom innern, voroder überweltlichen Wesen Gottes beschlossen, und es ist damit das Wesen Gottes an sich ohne alle Beziehung auf die Welt gedacht. S. 75. Es ist dem Wesen Gottes noch ausser dem Verstande das Gemüth und der Wille, als ihm wesentlich beizufügen (S. 78) und es wirken nicht nur die Natur, sondern auch seine Intelligenz und sein Gemüth in seinem Willen, kurz die ganze ungetheilte Persönlichkeit im Acte der Weltschöpfung zusammen. Bd. IX. H. 2. S. 196.

In dieser Darstellung geht Fichte weiter und tiefer, entscheidender als früher, auf die Idee Gottes ein. Es ist nun aus ihr völlig klar, dass auch in dieser neusten und reifsten Entwickelung das reine Wesen der Persönlichkeit bloss vorausgesetzt ist; denn die ideelle Seite in Gott, das Ursubject ist an sich inhalts- und substanzlos, sein Inhalt oder Object ist die Natur Gottes. Diese schaut an, denkt und erkennt das Ursubject, nicht aber sich. selbst, sein reines Wesen, als Princip der Natur. Es trifft also diese Theorie die Kritik über die Systeme des abstracten und concreten Monotheismus im ersten Theile dieser Schrift. Denn über diese ist Fichte in diesem Punkte nicht hinausgekommen. Der Geist, das Urich, soll nach Fichte das Ur

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