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Jod, sowohl mit Stärke, als mit den Produkten, welche aus ihr, durch Behandlung mit Wasser, Säuren u. s. w. erhalten werden, zeigt, sind zu gering und zu unbestimmt, als dass wir aus der Färbung des Amidins und Amideins auf die Präexistenz dieser Substanzen in der Stärke, oder ihrer Mengung mit unverwandelter Stärke oder mit Amidone, schliessen könnten. Unter andern müsste man folgende Untersuchungen anstellen: wird die Stärke in vollkommen luftfreiem Wasser durch Jod blau gefärbt? Erhält man, durch Erhitzen von Stärke in reinem oder salzigem Wasser, in verschlossenen Destillirgefässen Produkte, welche durch Jod blau gefärbt werden? Erhält man durch Behandlung von Stärke mit Diastase, in einem lufthaltigen oder luftleeren Gefässe, ein solches Produkt?

Endlich wären noch zwei Reihen von Versuchen anzustellen. Zuerst müsste man alle die unkrystallisirbaren, geschmacklosen, in Wasser löslichen Substanzen, denen man mit Unrecht den Namen Gummi beigelegt hat, mit einander zu vergleicher suchen, z. B. diejenigen, welche durch Einwirkung der Hitze, der Diastase, der Säuren auf die Stärke entstehen. Zweitens müsste man untersuchen, ob das Amidin und Amidein, genau unter denselben Umständen wie oben, dieselben Produkte wie die Stärke giebt, ob diese Produkte sich eben so wie die Stärke verhalten, und endlich, ob beide Substanzen verschiedene oder identische Produkte liefern.

III.

Ueber den Einfluss der Elektricität auf das Keimen,

von

CHARLES MATTEUCCI.

(Ann. de Chim. et de Phys. T. LV. März 1834. S. 310. 313.)

Obwohl man sich seit langer Zeit damit beschäftigt hat, den Einfluss der Elektricität auf die Vegetation zu bestimmen: so ist man dessen ungeachtet über die Natur dieser Wirkung und über die wahre Rolle, die sie dabei spielt, noch in der grössten Dunkelheit. Die neueste Arbeit über diesen Gegen

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stand ist die von Herrn Becquerel, in welcher ich nachgewiesen fand, dass im Keimungsakte stets Essigsäure sich bildet. Da wir wissen, dass das Satzmehl der Cotyledonen, der Leguminosen und anderer Saamen beim Keimen analoge Veränderungen erleidet, als wenn es der Luft ausgesetzt wird: so war es von Interesse, die Versuche zu vervielfältigen und auf eine grosse Anzahl von Saamen auszudehnen. Ich liess daher Waizenkörner, Linsen- und Hanfsaamen u. s. w. in gut ausgewaschenem kohlensauren Kalk keimen. Vom Anfang an entwickelte sich die Säure binnen sehr kurzer Zeit; dessen ungeachtet liess ich das Keimen 10 bis 12 Tage lang fortschreiten. Dann erst wusch ich den kohlensauren Kalk, verdampfte die wässerige Lösung und behandelte den Rückstand mit Alkohol. Die verdampfte alkoholische Lösung bestand in den meisten Fällen aus essigsaurem Kalke, Chlornatrium, einer zukkerigen Substanz und zum Theile aus verändertem Kleber. Der Hanfsaame lieferte nur eine sehr geringe Quantität essigsauren Kalks. Man sieht hieraus, dass, unabhängig von der durch den Kleber auf das Stärkemehl ausgeübten chemischen Reaktion im einfachen Keimungsakte stets Entwickelung von Essigsäure Statt findet. Da man nun Grund hat, mit Herrn Becquerel den Embryo und seine Umgebung als ein negatives System zu betrachten, das die Basen zurückhält und die Säuren nach Art des negativen Pols einer Säule abstösst; so wollte ich versuchen, ob es nicht möglich sei, mit Hülfe künstlich hervorgebrachter Elektricität das Keimen zu unterstützen oder ihm entgegenzuwirken.

Ich setzte zu diesem Behuf eine Säule von zehn KupferZinkpaaren in Thätigkeit und brachte den positiven Pol mit von Wasser durchfeuchtetem Linsensaamen in Berührung, und eben so den negativen Pol mit anderem. Das Keimen, das sich durch Säuerung der Saamen mir kund gab, war in denen am negativen Pol bald wahrzunehmen, während es bei den andern erst lange nachher begann. Dieses Ergebniss brachte mich auf den Gedanken, dass die, Wirkung des negativen Pols lediglich von dem Alkali abhange, welches sich an diesem Punkte abscheidet, und den Beweis dafür habe ich dann auch durch fol

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genden Versuch erlangt. Ich stellte Leinsaamen bei + 15o bis 200 C. Temperatur mit destillirtem Wasser und mit Wasser, welches durch Essigsäure, durch Salpetersäure und durch Schwefelsäure angesäuert worden war, in Gläsern zum Keimen auf; desgleichen brachte ich andere Saamen in 'mit Kali und Ammoniak alkalisch gemachtes Wasser. In dem Kali haltigen hatte das Keimen schon nach 30 Stunden sehr merklich begonnen; nach 44 Stunden war es in derselben Auflösung in der Ammoniak – Flüssigkeit, und im Wasser schon in voller Entwickelung. Nach 7 Tagen wurden einige keimende Saamen in dem Salpetersäure und Schwefelsäure haltigen Wasser bemerkt; aber nach einem Monate selbst war es mir unmöglich, deren in der Essigsäure aufzufinden. Recht artig ist die Beobachtung, dass ein Saame, so lange er in der alkalischen Lösung keimte, obwohl gut gewaschen, dennoch ebenfalls innerlich stets sauer war. Die Eigenschaft des negativen Pols, das Keimen zu befördern, ist folglich der Wirkung des Alkalis zuzuschreiben.

Endlich bleibt mir nun noch übrig, den Einfluss auseinanderzusetzen, den die Auflösungen der Metallsalzé auf das Keimen der Saamen ausüben. Ich habe dazu die Auflösungen des essigsauren Bleis, des Quecksilberchlorids, des salpetersauren Silbers und des essigsauren Kupfers angewandt. In keiner einzigen von diesen Auflösungen kamen die Saamen während zehntägiger Berührung zum Keimen. Hat die Wirksamkeit jener Salze einmal begonnen, so vernichtet sie die Keimungsfähigkeit der Saamen bald gänzlich. Wirklich waren die gut abgewaschenen und dann in Wasser gebrachten Saamen nie wieder zum Keimen zu bringen. Die nämliche Wirkung erzeugten sehr concentrirte Auflösungen von Kochsalz und von Chlorbaryum, und in Galläpfelaufguss entwickelte sich das Keimen in derselben Weise wie im Wasser.

Pai Nachschrift.

Die vorerwähnte "Arbeit Becquerel's findet sich unter dem Titel: Erste Denkschrift über die Anvendung der elektro-chemischen Kräfte auf die Pflanzenphysiologie, ausführlich abgedruckt in den Ann. de Chim. et de Phys. T. LII. März 1833. S. 260 267 und auszugsweise in dem Journ. de

Pharm. Octbr. 1833. S. 560 561. Die Hauptmomente derselben hier nachzutragen dürfte ganz an seiner Stelle sein.

Herr Becquerel hatte sich das Ziel gesetzt, die Modificationen kennen zu lernen, welche die elektrischen Kräfte in den Saamen und Pflanzen hervorbringen, indem die chemischen Wirkungen derselben die vitalen Kräfte unterstützen oder derselben entgegen wirken. Man hatte bis dahin nämlich blos vorausgesetzt, dass die atmosphärische Elektricität auf die Vegetation einen bestimmenden Einfluss ausübe, ohne Beweise dafür zu sammeln. Man sagte, dass die elektrisirten Saamen viel rascher und in grösserer Anzahl aufgingen; dass Getreidekörner schneller in positiv elektrisirtem Wasser keimten, als in negativ elektrisirtem; drang aber nicht tiefer in den Gegenstand ein. Sogar Davy, der diese Beobachtung gemacht, beschränkte sich auf den allgemeinen Ausdruck, die Elektricität sei ein Erreger der Vegetation. In Verwunderung kann es freilich nicht setzen, dass der berühmte englische Chemiker hiebei stehen geblieben, ohne die Erscheinung selbst tiefer zu ergründen, wenn man erwägt, dass er zu seinen Versuchen über die Vegetation sich derselben energischen Kräfte bediente, die er mit so glücklichem Erfolg zu den Entdeckungen angewandt hatte, denen er die Berühmtheit seines Namens verdankt. Solche aber endigen hier, nach anfänglicher Erregung, gar bald mit völliger Desorganisation; um die Beobachtungen bis ans Ende verfolgen zu können, muss man viel schwächere Kräfte wirken lassen. Energische Ströme zerstören durch Zersetzung, schwache hingegen erzeugen so eigenthümliche chemische Reaktionen, die man nicht voraussehen konnte. Das elektrische Fluidum ist ohne Zweifel von Einfluss auf das Leben der organisirten Wesen; aber man hatte bis dahin den angemessenen Weg nicht gewählt, um die Natur dieser Thätigkeit zu ermitteln, die, nach Maasgabe ihrer Intensität, bald fördersame Erregung, bald Vernichtung der Organisation herbeiführt.

Becquerel hat die Resultate seiner Untersuchungen in folgende vier Paragraphe zusammengereiht:

$. 1. Ueber den Einfluss, den die Wände der Röhren und Gefässe von kleinem Durchmesser oder die Oberfläche von beliebiger Natur auf die elektro-chemischen Wirkungen ausüben. Die Natur

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der Lebenskräfte und die Modificationen, welche die unorganischen Verbindungen bei ihrem Durchgange durch die Gewebe und Organe der lebenden Körper unter deren Einfluss erleiden, sind uns nicht bekannt; da jede chemische Reaktion indess stets begleitet ist von elektrischen Wirkungen, dergestalt, dass die sich vereinigenden oder sich trennenden Grundstoffe jederzeit in zwei verschiedenen elektrischen Zuständen sich befinden; so ist die Vermuthung natürlich, dass die Organe der lebenden Körper das Vermögen besitzen, in eigenthümlicher Weise den elektrischen Zustand der unorganischen Elemente, welche zur Bildung neuer Verbindungen zusammenwirken, zu bestimmen. Die Unmöglichkeit, diese Wirkungsart der organischen Gewebe auf direktem Wege klar zu machen, hat mich veranlasst, zu Versuchen, ob es nicht möglich sei, in Gefässen oder Röhren von sehr kleinem Durchmesser, mit Wänden von beliebiger Natur, gewisse Eigenschaften zu entdecken, denjenigen analog, die man den unter Herrschaft der Lebenskräfte stehenden Geweben zuschreibt. " Die von dem Verfasser zu diesem Behuf angestellten Versuche werden, glaubt er, die Vermuthung sehr wahrscheinlich machen, dass die organische Natur sich ganz ähnlicher Mittel bediene.

Er brachte nämlich mit Wasser zu einem Teig angerührtes Kobaltoxyd in den untern Theil eines gläsernen Röhrchens von 8 bis 10 Centimeter Länge und von 2 bis 3 Millimeter im Durchmesser, dann in den obern Theil eine Lösung von salzsaurem Chromoxyd und verschloss nun beide Oeffnungen; nach einigen Tagen wurden im untern Theile und auf der Fläche des Röhrchens selbst kleine Metalldendriten bemerkt. Die Erklärung dieser Erscheinung sei leicht, meint der Herr Verfasser; die beiden Flüssigkeiten nehmen, bei ihrer langsamen Mischung, einen verschiedenen elektrischen Zustand an; diese entgegengesetzten Elektricitäten vereinigen sich längs den Wänden der Röhre, welche in dieser Weise zu Polen dieser Säule werden. Deshalb geht auch die Reduktion am Glase vor sich. Anfangs glaubte Herr Becquerel die Kette durch einen in die Glasröhre gestellten Silberdraht schliessen zu müssen, indess überzeugte er sich bald von der Ueberflüssigkeit dieser Vorrichtung.

Man begreife nunmehr leicht, wie Secretionen in den hoh

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