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scheinung hervorzubringen, und glaubte dass sie dadurch viel Wasser aufnehmen werde, um sich in Gallussäure zu verwandeln; es gelang mir aber nicht und ich erhielt beständig Ellagsäure wieder. Ich zweifle aber nicht dass, wenn man den Versuch mehrmals wiederholt und bald die Flüssigkeit mehr oder weniger concentrirt, oder sie mehr oder weniger ansäuert oder alkalisch macht, sich doch endlich die genannte Erscheinung wieder zeigen werde.

Der Mangel an Substanz verhinderte mich meine Versuche hierüber fortzusetzen.

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Wie es schon der Name besagt, ist dies diejenige Säure, welche man erhält, wenn Gallussäure der Einwirkung der Hitze ausgesetzt wird. Ich habe bemerkt, dass die hierzu nöthige Temperatur 210 bis 2200 ist, und dass, wenn man sie höher steigert, z. B. bis zu 240o oder 250o, gar keine Spur von Pyrogallussäure mehr gebildet wird, sondern dass diese dann durch eine andere Säure, Metagallussäure genannt, ersetzt wird.

Die Darstellung der Pyrogallussäure erfordert viele Vorsicht; man thut am besten sie im Oelbade vorzunehmen, worin man eine zur Hälfte mit Gallussäure gefüllte Retorte einsetzt, so wie ein Thermometer, um beständig den Stand der Temperatur beobachten zu können. Diese so durch Sublimation erhaltene Pyrogallussäure ist schneeweiss, und bildet sehr lange, in Wasser ausserordentlich leicht, in Alkohol und Schwefeläther weniger lösliche Schüppchen oder Nadeln; sie röthet nur schwach Lackmus und die Färbung ist kaum sichtbar r; sie schmilzt gegen 115o, und siedet etwa bei 220o; ihr Dampf ist farblos und sehr schwach stechend. Bei 2500 schwärzt sie sich stark, entwickelt Wasser und giebt einen reichlichen Rückstand von Metagallussäure.

Kali, Natron und Ammoniak bilden mit der Pyrogallussäure in Wasser leichtlösliche Salze. Das pyrogallussaure Kali krystallisirt in glänzend weissen rhomboedrischen Tafeln.

Die Pyrogallussäure trübt Baryt und Strontianwasser nicht, und färbt sich unter Einwirkung der löslichen Oxyde nur wenn zugleich Sauerstoff zugegen ist.

Eine kalte oder warme Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxyd zu einer Auflösung von Pyrogallussäure gebracht, wird sogleich zu Oxydul reducirt, und die Flüssigkeit färbt sich sehr schön roth, ohne jedoch nur die geringste Spur von einem Niederschlag abzusetzen. Es bildet sich dabei keine Kohlensäure, wie dies beim Tannin oder bei der Gallussäure der Fall ist.

Nimmt man statt freier Säure, ein pyrogallussaures Salz, oder Eisenoxydhydrat, so erhält man eine stark dunkelblaue Flüssigkeit mit einem ebenfalls stark dunkelblauen Niederschlag.

Die krystallisirte Pyrogallussäure verliert nicht an Gewicht, wenn man sie schmilzt. Die Krystalle welche man durch schwache Destillation von Tannin erhalten hat, haben dieselbe Zusammensetzung und dieselben Eigenschaften als die, welche man durch Sublimation der Gallussäure dargestellt hat.

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Die beiden ersteren Analysen geschahen mit aus Gallussäure dargestellter Pyrogallussäure; die dritte mit Pyrogallussäure, durch Destillation des Tannins erhalten.

Diese drei Versuche geben die Formel C H 03; sie ist ganz dieselbe wie sie Berzelius schon vor langen Jahren gegeben hat. Seine Untersuchung geschah aber blos mit einer Säure, welche durch Destillation der Gallussäure erhalten worden war; diejenige, welche das Tannin liefert, war bis jetzt ununtersucht geblieben. Einige Chemiker hatten sogar behauptet, die auf letztere Art erhaltene Säure sei von der erstern verschieden.

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Die Sättigungscapacität wurde aus der Analyse des neutralen Bleisalzes berechnet, und sie gab, in zwei Versuchen die Zahlen 791 und 795, was mit der Formel ziemlich genau übereinstimmt; denn

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Diese neue Säure wird erhalten, wenn man das Tannin oder die Gallussäure einer Temperatur von 250o aussetzt; sie bleibt als Rückstand im Destillirgefäss und bildet eine schwarze, sehr glänzende, geschmacklose, im Wasser vollkommen unlösliche Masse. Von Kali, Natron, Ammoniak und Glycin wird sie hingegen mit Leichtigkeit aufgelöst; setzt man eine Säure zu der Auflösung, so fallen schwarze Flocken heraus, welche die nämliche Zusammensetzung haben, wie die auf trockenem Wege bereitete Säure.

Das metagallussaure Kali, welches erhalten wird, wenn man eine alkalische Auflösung mit einem Ueberschuss von gallertartiger Metagallussäure kocht, reagirt neutral auf die Pflanzenfarben. Es bildet schwarze Niederschläge, mit den Salzen von Blei, Eisen, Kupfer, Magnesia, Zink, Silber, Kalk, Baryt Strontian.

Die Metagallussäure treibt die Kohlensäure unter Aufbrausen aus dem kohlensauren Kali und Natron, sie ist aber ohne Einwirkung auf den kohlensauren Baryt, selbst auch auf das Barytwasser, was ohne Zweifel von der sehr grossen Unlöslichkeit der Metagallussäure so wie des metagallussauren Baryts herrühren mag.

0,285 durch Destillation von Gallussäure erhaltene Metagallussäure gab

0,693 Kohlensäure und 0,101 Wasser;

0,380 durch Destillation von Tannin erhaltene, gab 0,123 Wasser und 0,920 Kohlensäure.

0,458 in Kali aufgelöste, und durch Salzsäure ausgefällte Metagallussäure, gewaschen und bei 1200 getrocknet, gab 1,110 Kohlensäure und 0,158 Wasser.

Man könnte diese Säure auch Melagallussäure nennen, wodurch man an ihre schwarze Farbe erinnert würde.

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Dieser entspricht sehr gut die Formel Ce H1 O2, welche genau mit den Erscheinungen bei Einwirkung der Hitze auf die Gallus und Pyrogallussäure und das Tannin übereinstimmt.

0,780 metagallussaures Silber gaben eine Quantität Silber, welche 0,420 Oxyd entsprach; hieraus ergiebt sich für das 1,273 meAtomgewicht der Metagallussäure die Zahl 1243. tagallussaures Silber gab 0,170 Wasser und 1,592 Kohlensäure; zieht man hiervon die Quantität Oxyd ab, so ist die Zusammensetzung der Metagallussäure in ihrem Silbersalze, folgende:

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8

300,000 23,92 1254,694

100,00

Das Atom der Metagallussäure, welches die Formel C1, Hs 04 giebt, wird, weun die Säure isolirt ist, d. h. wie man sie aus den Salzen erhält, in welchen sie durch Saturation 1 Atom Wasser verliert, C12 Hg 03.

6

P. Boullay hat vor einigen Jahren bekannt gemacht, dass das Ulmin dieselbe Zusammensetzung wie die Pyrogallussäure habe und mit ihr isomerisch sei. Da mir sehr viel daran lag die Verhältnisse, welche zwischen diesen beiden Körpern Statt finden, genau kennen zu lernen, so habe ich das Ulmin mit grosser Sorgfalt analysirt, aber eine Zusammensetzung gefunden, welche weit von der, welche Boullay angiebt, verschieden ist.

Das Ulmin enthält viel mehr Kohlenstoff und Wasserstoff, Diese Verschiedenheit in als dieser Chemiker gefunden hat. der Analyse rührt von der ausserordentlich-schweren Verbrennbarkeit des Ulmins her, deun es erfordert beinahe Weissglüb

hitze um vollkommen verbrannt zu werden. Boullay, der an der Genauigkeit seiner Analysen wohl zweifelte, nahm sie wieder vor als ich ihm meine Resultate mitgetheilt hatte; übrigens hatte er sich schon selbst von der ausserordentlich schweren Verbrennbarkeit des Ulmins überzeugt.

Werden Tannin, Gallussäure und Pyrogallussäure gleichzeitig der Luft und einem Ueberschusse von Alkali ausgesetzt, so werden diese Körper schnell zerstört und in eine rothfär-` bende Substanz umgewandelt, welche mit einer gewissen Quantität von Kohlensäure, die immer geringer ist als das Gewicht des absorbirten Sauerstoffs, aufgelöst bleibt.

Chevreul ist der erste, der die Chemiker auf diesen Gegenstand aufmerksam gemacht hat.

Die rothfärbende Substanz, die unter diesen verschiedenen Umständen gebildet wird, scheint immer dieselbe zu sein, und fällt nicht aus der Auflösung, wenn diese mit einer Säure behandelt wird. Im freien Zustande kann man sie erhalten, wenn man die rothe alkalische Flüssigkeit mit Chlorwasserstoffsäure sättigt, zur Trockenheit abdampft und den Rückstand mit Alkohol behandelt; die färbende Substanz wird allein aufgelöst.

In einer spätern Abhandlung werde ich von ihren Eigenschaften sprechen, so wie vom Ulmin, dem sie sich mehrfach zu nähern scheint, Ich habe mir auch vorgenommen, die verschiedenen Arten von Tannin zu untersuchen und zu sehen, ob die Substanzen, welche man mit diesem Namen belegt, wirklich existiren, oder ob sie nicht Verbindungen sind von einem einzigen Tannin mit verschiedenen organischen Substanzen, welche darin die Stelle von Basis vertreten.

Fassen wir die Hauptthatsachen zusammen, so ergeben sich folgende Schlussätze ;

1) Das Tannin kann leicht in grosser Quantität und vollkommen rein, auf die oben angegebene Weise dargestellt werden.

2) Es ist eine Säure von höchst einfacher Zusammensetzung, welche sich vollkommen mit den verschiedenen Basen verbindet, dieselben sättigt, und mit ihnen genau bestimmte Salze bildet,

3) Die Gallussäure präexistirt nicht in den Galläpfeln; sie ist das Product der Einwirkung der Luft auf das darin enthaltene Tannin.

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