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nen kleinen Ueberschuss von Kreide setzt, er ebenfalls einen Verlust an Farbestoff erleidet. Es lässt sich also daraus schlies

sen 2 dass der Krapp unter seinen löslichen Theilen eine Substanz enthalten muss, welche, während des Färbens, bei Gegenwart von kohlensaurem Kalk die Auflösung des Farbestoffs begünstigt,

Der von mehreren Fabrikanten angenommene Gebrauch, die verschiedenen Krappsorten zu meliren, hat einen doppelten Vortheil, denn ausser dass die Wurzeln in ihrem Färbevermögen verschieden sind, enthalten sie noch Kalksalze in ungleichen Proportionen, wodurch man ein mittleres Resultat erhalten muss. Ein Gemenge von gleichen Theilen Elsasser Krapp mit gutem Avignoner Krapp giebt, ohne Zusatz von Kreide, eine sehr solide Farbe, was daher rührt, dass der letztere Krapp oft mehr Kalksalze enthält als nöthig ist, um solide Farben hervorzubringen,

Diese sonderbare Eigenschaft, dass der Krapp glänzendere und solidere Farben beim Zusatz von kohlensaurem Kalk giebt, lässt uns hoffen, dass wir einst auch noch die Mittel auffinden werden, wodurch wir die Farben anderer Substanzen, welche wir bis jetzt für vergänglich gehalten haben, dauerhaft machen können. Es sind mir oft Elsasser Krappsorten vorgekommen, welche wahrscheinlich auf einem weniger kalkreichen Boden gebauet worden waren, und mit welchen man, beim Färben mit reinem Wasser, Farben erhielt, welche nicht viel dauerhafter waren als die mit Fernambuk oder Quercitron.

Schluss sätze.

Aus diesen Versuchen geht nun hervor:

1) dass der kohlensaure Kalk (oder eine von den Substanzen, welche ihn ersetzen können) beim Krappfärben unentbehrlich ist, um solide violette und rothe Farben auf einem, mit Thonerde und Eisenoxyd gebeizten baumwollenen Zeuge hervorzubringen.

2) Dass, beim Färben mit Avignoner Krapp, welcher schon

von Natur kohlensauren Kalk enthält, der Zusatz von diesem Salze oder von Alkalien nicht nöthig ist, um solide Farben hervorzubringen, wenn diese Krappsorten schon sehr kalkreich sind, wie z. B. die vom Palud und einige andere.

Indessen findet man auch bisweilen Avignoner Krapp von weniger kalkreichem Boden, der einen ganz geringen Kreidezusatz erforderte.

3) Dass, beim Färben mit Elsasser Krapp, welcher für sich nur eine sehr geringe Quantität von Kalksalzen enthält, man eben so schön und dunkel färben kann, als mit Avignoner Krapp; dass aber diese Farben dem Aviviren nicht widerstehen, wenn man reines Wasser anwendet, während man bei Zusatz von Kreide Farben erhält, welche auch nach dem Aviviren mit den schönsten Avignoner Krappfarben wetteifern können.

4) Dass der Elsasser Krapp mit einer concentrirten Eisenoxydbeize ein schöneres und dauerhafteres Schwarz liefert, wenn das Färbebad rothe und violette Farben giebt, die dem Aviviren nicht widerstehen.

5) Dass der Elsasser Krapp, bei Zusatz von Kreide, eben so tauglich zum türkisch Rothfärben ist, als der Avignoner Krapp.

6) Dass, beim Färben mit Elsasser Krapp das Verhältniss des Kreidezusatzes sich nach dem grössern oder geringern Kalkgehalte des Wassers richten muss, indem man bei ganz reinem Wasser davon bis zu 5 vom Gewichte des Krapps zusetzt, und endlich bei sehr kalkhaltigem Wasser dieses ganz weglässt.

7) Dass Aetzkalk, neutraler phosphorsaurer Kalk, kohlensaure Magnesia, Bleioxydhydrat, Zinkoxyd, kohlensaures Zink, Manganoxydul, Manganoxydhydrat, Kobaltoxydhydrat, essigsaurer Kalk und phosphorsaures Kobalt, die Eigenschaft, mit dem Farbestoffe des Krapps dauerhafte Farben hervorzubringen, mit dem kohlensauren Kalke gemein haben. Dieses Vermögen ist bei allen verschieden, und wird, vom ersten Körper an gerechnet, bei allen nachfolgenden immer geringer.

8) Dass das kalkhaltige Wasser vermöge eines Gehaltes an dop

pelt kohlensaurem Kalk die Farben des Elsasser Krapps dauerhaft macht, indem dieses Salz durch die Hitze des Krappbades in neutrales Carbonat und in Kohlensäure zersetzt wird.

9) Dass der Avignoner Krapp seine Dauerhaftigkeit verliert, wenn man ihn mit einer Säure behandelt, welche auf die darin enthaltenen Kalksalze wirkt.

10) Dass die auf einem wenig kalkreichen Boden gebauten Krappwurzeln, wenn sie ein Jahr in der Erde gestanden haben, eben so reich an Farbestoff sind, und hei Kreidezusatz eben so solide Farben geben, als solche Wurzeln, die mehrere Jahre in der Erde verweilten.

11) Dass der Unterschied des Avignoner und Elsasser Krapps nur vom grössern oder geringern Kalkgehalt des Bodens, auf welchem dieselben gebaut werden, herrührt.

II.

Ueber die Fabrikation des Runkel rübenzuckers,

von

FRIEDRICH KUHLMANN.

(Annales de Chimie et de Physique. Nov. 1833. p. 323.)

Vorigen Winter beschäftigte ich mich mit einigen Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung der Runkelrübe und über die Processe, welche in den Zuckersiedereien vor sich gehen, und zwar in der Absicht, um zu einem für die Wissenschaft oder Technik interessanten Resultate zu gelangen. Folgendes sind die Hauptresultate meiner Versuche.

Einige analytische Versuche lassen mich glauben, dass das Zellgewebe oder der feste Bestandtheil der Runkelrübe gröss→ tentheils, wenn nicht ganz, aus einer Verbindung von Gallertsäure mit Kalk bestehe.

Der Rübensaft enthält eine stickstoffhaltige Substanz (Pflanzeneiweiss), welche, bei der Berührung mit Luft oder Sauerstoff, sich schwarz färbt und niederschlägt, woraus sich das schnelle Verderben des Safts vor dem Klären erklärt. Ich habe bemerkt, dass sich diese Schwarzfärbung durch Berührung mit desoxydirenden Körpern aufheben lässt. Durch die Einwirkung der Wärme gerinnt die Eiweisssubstanz unvollständig; auch wendet man immer Kalk an, um die Trennung zu begün

stigen. In der Kälte übt der Kalk kaum eine Wirkung aus; in der Wärme aber bildet sich schnell eine Gerinnung durch die Verbindung der Eiweisssubstanz mit dem Alkali. Diese Verbindung, mit freiem Kalk gemengt, bildet beinahe grösstentheils den Schaum und den Bodensatz, welche in den Klärungskesseln entstehen. Ich sage beinahe, denn da der Saft der Runkelrüben auch etwas freie Säure enthält, so könnte sich dadurch ein unauflösliches Salz bilden, welches mit dem Niederschlage vermengt bliebe.

Ist das Klären gehörig geschehen, so ist alle stickstoffhaltige Substanz niedergeschlagen; der Saft färbt sich nicht an der Luft und kann sich lange halten. So habe ich welchen mehr als sechs Monate lang in einer mit einen Korkstöpsel verschlossenen Flasche aufbewahrt, ohne dass er merklich gelitten hatte; der Geruch, die Farbe und der Geschmack waren dieselben wie vorher.

wenn

Da die stickstoffhaltige Substanz, welche durch Klären vom Rübensafte getrennt werden soll, in Alkohol unauflöslich ist und davon gefällt wird, so scheint es zweckmässig zu sein, man sich von der vollkommenen Klärung überzeugen will, den geklärten Saft mit einer gehörigen Quantität Alkohol zu mengen, wodurch man sieht, ob noch eine Fällung Statt findet. Durch diese Angabe könnte man aber irre geführt werden, denn der Alkohol giebt auch mit dem vollkommen geklärten Saft noch einen Niederschlag, da immer eine gewisse Quantität von Zucker-Kalk, welcher sich ebenfalls in Alkohol nicht löst, vorhanden ist. Jedenfalls ist es leicht, sich zu überzeugen, ob die Klärung gut ist, denn wenn der Niederschlag noch Eiweiss enthält, so färbt er sich an der Luft braun oder grünschwarz; er färbt sich aber nicht, wenn er nur Zuckerkalk enthält, Das Eiweiss wird im Niederschlage dadurch erkannt, dass es, durch Erhitzen mit etwas Kalk in einer Glasröhre, Ammoniak entwickelt.

Man mag so vorsichtig als möglich beim Klären verfahren, so verbindet sich doch immer ein kleiner Antheil von Zucker mit dem Kalk, Diese Verbindung bildet sich in grösserer oder geringerer Quantität, je nach der Dauer der Berührung und des Kochens des Saftes mit Kalk: es ist also natürlich, dass man dieses so viel wie möglich abkürzen muss, Diese klebrige Ver

bindung des Zuckers mit dem Kalk ist der Folge der Operation, besonders dem Sieden sehr nachtheilig. Daniel glaubte, dass in dieser Verbindung der Zucker sich zersetze und dass sich kohlensaurer Kalk auf Kosten seiner Elemente bilde; diese Meinung ist aber neuerdings von Pelouze widerlegt worden und kann nicht mehr gelten.

Da die Krystallisation des kohlensauren Kalkes nur bei Luftzutritt und Absorption von Kohlensäure Statt findet, so kann man geklärten Runkelrübensaft lange Zeit in verschlossenen Gefässen aufbewahren, ohne dass der Kalk nur einen Anschein von Krystallisation zeige. Setzt man hingegen vierundzwanzig Stunden lang den Saft in kleinen Portionen der Luft aus, so scheidet sich der grösste Theil des Kalkes ah.

Da bei der Fabrikation des Runkelrübenzuckers' eine sehr grosse Quantität Kohle verbraucht wird, um die Trennung des Kalkes zu bewirken, so suchte ich die Arbeit durch Abscheidung des Kalkes auf eine leichtere und ökonomischere Weise zu beschleunigen. Ein ziemlich gutes Mittel hiezu gab mir Galläpfelabkochung; der sich bildende Niederschlag ist aber sehr voluminös, und löst sich durch einen Ueberschuss von Galläpfelinfusion zum Theil wieder auf. Die Flüssigkeit bleibt dann trübe und färbt sich blau.

Das oxalsaure Ammoniak würde ein vollkommnes Resultat geben; es ist aber zu theuer, um es mit Vortheil anwenden zu können, im Grossen kann man es also nicht brauchen; ich versuchte es dann mit Kohlensäure; der Erfolg war günstig, und ich glaube dass, nach den im Laboratorium angestellten Versuchen zu urtheilen, die Anwendung dieses Trennungs-Mittels, im Grossen bei den Zuckersiederei, von Nutzen sein dürfte.

Lässt man kohlensaures Gas in geklärten Runkelrübensaft strömen, so erfolgt in der Kälte keine deutliche Wirkung, in der Wärme aber setzt sich sogleich sehr viel kohlensaurer Kalk ab. Ein Strom von Kohlensäure trennt aber den Kalk doch nicht so gut wie das oxalsaure Ammoniak; ich glaube aber dass das, was noch zurückbleibt, beim Sieden nicht von Nachtheil sein wird und dass man zum Entfärben des Zuckers nicht mehr so viel thierische Kohle brauchen werde, wie jetzt. Ich bin überzeugt, dass im Grossen über diese Methode angestellte Ver

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